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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 23.08.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190808235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19080823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19080823
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1908
- Monat1908-08
- Tag1908-08-23
- Monat1908-08
- Jahr1908
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 23.08.1908
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»<r»d«rs« Rückreise Nach den auS Südwestafrika eingetroffenen Berichten wird sich Staatssekretär Dernburg Ende dieser Woche in Swakopmund einschiffeu; er kann AuSgang September in Berlin erwartet werden. Die Reise wird dann im ganzen über fünf Monate gedauert haben. Bia «>f»a»dD-«efahr in Dentsch Oft-frika scheint doch bestanden zu haben. Ein Telegramm deß Gouverneur- meldet, daß die Unruhen in Juru und Jyambi durch konzentrischen Einmarsch von drei Abteilungen der Schutztruppe in dies Gebiet ohne allen Kampf im Keime erstickt wurden. Zwei Großzauberer, die den ganzen Rumor ange- stiftet hatten, find hingerichtet, achtzehn Rädelsführer find verhaftet worden. Die Truppenabtetlungen bleiben in diesem Gebiet, bis ste sich davon über zeugt haben, daß nichts mehr zu befürchten ist. Belgien Die belgische Volksvertretung hat es vorgezogen, wegen deS Kolonialgesetzes es nicht zu einem Kon- flikt mit dem Könige Leopold kommen zu lasten; sie hat schließlich die Annektion deS KongostaateS angenommen, der also von jetzt ab belgische Kolonie ist, ohne daß Belgien freilich für die Schulden desselben, die bisher gemacht worden find, haftet. OertNcheS und «Schflsches. n August 1»W. * — Grutewetter. DaS Wetter der letzten Tage ermöglichte eS, daß die durch das ungünstige Wetter der vergangenen Wochen »och rückständigen Felder zum großen Teil abgeerntet werden konnten. Schwerbeladen schwankten die Wagen mit dem kostbaren Gut den Höfen zu, um in der schützenden Scheune geborgen zu werden. Hoffentlich beschert unS der Spätsommer noch einige sonnige Wochen, denn auch die Kartoffel, daS Brot des armen Mannes, ist in Gefahr zu mißraten, wenn wieder nasses Wetter eintreten sollte. Aber auch der Mensch braucht noch viel Sonne, wenn er den langen Winter durchhalten soll. Schon raunt der Abendwind, wenn er durch die Zweige der Bäume fährt oder über die Heide streicht, ein vernehm bares Lied vom kommenden Sterben. Noch will er nur warnen vor dem Unabänderlichen und mahnen, jede Stunde Sonnenschein auszunützen, die der Himmel noch in Gnaden bietet, ehe die Frost- und Eisriesen deS Winters alles erschauern lasten. Wie viele werden überrascht von ihnen. Wie viele leben nur, um zu erwerben; ste ver gessen, daß es umgekehrt richtig ist: Man arbeitet, um zu leben. Bei aller Arbeit, bei der peinlichsten Pflichterfüllung soll man nicht vergessen der gütigen Natur, die unS alles ist. Und kein Fehler rächt sich so bitter, als der, den man in dieser Beziehung macht. * — Welterausficht für Sonntag, den 28. August: Veränderliche Winde und Bewölkung, Gewitterneigung. * — Kircheuuachrtchte«. Morgen, Sonntag, wird eine Kollekte zum Besten der Mission unter Israel und der EoangelisationSarbeit im heiligen Lande an den Türen der eo.-luth. Kirchen veranstaltet. * Hoheußein-Erußthal, 22. August. Die Chemnitzerstraßr zeigt bereits ihr neues Gesicht. Der Granilfußplattenbelag an der Nordseite ist nahezu vollendet und die Häuser an dieser Seite machen gegen früher einen recht netten und ein ladenden Eindruck. Auf die halbe Straßenbreite ist auch auf der Teilstrecke Neumarkt-Oststraße das Packlager fertiggestellt und die Beschotterung in Angriff genommen. Die Packlagerarbeiten an der Strecke Kroatenweg-Aktienstraße werden nächstens ausgesührt werden; das nötige Steinmaterial ist schon angefahren und harrt der Verwendung. Man darf wohl annehmen, daß die Fertigstellung beider Teile in einigen Wochen erfolgt sein wird. * — Lie Platzmufik fiidet morgen auf dem Altmarkte von 11 bis 12 Uhr mittags statt. Es werden gespielt: 1. „Gut Heil," Turner-Festmalsch von Seidel; 2. Ouvertüre z. Op. „Pique-Dame" von SuppS; 8. „Tropfen aus der Dechenhöhle" von E. Wahl; 4 „Kocnblümchen," Polka-Mazurka von Sahan; 5. „Ecinnerungsblätter," Potpourri von Stettfeld; 6. „Grand-Galopp militaire" von Herfurth. * — Goldene Hochzeit. In geistiger und kölperlicher Frische feierte heute das Wilhelm Krausesche Ehk paar, aus der hiesigen Bergstraße wohnhaft, daS Fest der goldenen Hochzeit. Eine zahlreiche Nachkommenschaft beglückwünschte das würdige Jubelpaar, dem auch wir einen langen, gesunden Lebensabend wünschen. * — Stadt-Theater. Am Dienstag, den 2S. August, hat Herr Otto Schmidt seinen Ehren- und BorteilSabend. Der hier in allen Kreisen sich großer Beliebtheit erfreuende Künstler hat zu seinem Benefiz das nach dem gleichnamigen Roman dra matisierte Schauspiel in 5 Akten „Am Altar" ge wählt, daS sicher hier auch eine ganz besonders große Anziehungskraft auSüben wird. „Am Altar," der namentlich vom Damenpublikum mit fieber- Hafter Spannung gelesene Roman, hat durch seine Bühnenbcardeitung nur gewonnen, da die ganze äußerst interessante und spannende Handlung in knapper Form durchaus wirkungsvoll verarbeitet worden ist. Am Dienstag dürfte sich mithin wohl endlich einmal ein solch zahlreiches Publikum im Theatersaal versammeln, daß die Stühle kuuin ausreichen werden. Da nur noch wenige Vorstellungen stattfinden, möchten wir den Besuch derselben, be sonders da die Leistungen des Ensembles allseitig als wirklich gut anerkannt werden, nochmals allen Theaterfreunden warm empfehlen. * — Etuaelirferte Ausreißer. Die Geschwister Koppe sind heute nach 14lägtger Entfernung aus der elterlichen Wohnung bei der hiesigen Polizei eingeliefert worden. Sie haben sich in den 14 Tagen vagabondicrend in der Umgebung herum- getrieben und wurden gestern vom Otternsänger Fischer im Kuhschnappeler Teil der Schönburgischen Waldungen angetroffen und nach hier gebracht. Oberlungwitz, 22. August. DaS Ernte- danksest der hiesigen Gemeinde soll Sonntag, den 18. September, gefeiert werden. Wie alljährlich, so tragen jedenfalls auch diesmal wieder recht viele Gemeindeglieder zum würdigen Schmuck unserer Gotteshäuser bei, sodaß eS ein rechtes Freuden- und Danksest wird. — Der Bau der Poststraße macht erfreuliche Fortschritte. Schon ist die größte Steigung abgetragen und das gewonnene Materia zum Ausgleich der sich in der Richtung nach Hohenstein-Ernstthal zu anschließenden Einsenkunz verwendet worden, sodaß Steigung und Fall gegen früher wesentlich geringer find und der Verkehr bedeutend erleichert und sich bequemer gestalten wird. Jetzt beginnt man da mit, auch den letzten Teil der Straße, der in Hohenstein-Ernstthal einmündet, auf dieselbe Weise zu verbessern. Mit Freuden werden Geschirrsührer und Passanten, die auf die Poststraße angewiesen find, die dadurch entstehende Verkehrserleichterung begrüßen. Zu beklagen ist nur, daß die unter vieler Mühe großgewordenen Straßenbäume dem jetzigen Bau zum Teil zum Opfer fallen mußten. Hoffentlich werden die Lücken recht bald wieder ausgefüllt. * Lichteufteiu-T., 21. August. Ein hiesiger Einwohner, der bis vor ca. vier Jahren immer verschiedene Teiche der Umgebung gepachtet hatte, erhielt vor einigen Tagen, anscheinend aus Thurm, einen interessanten Brief, der dem Sprichworte: „Ehrlich währt am längsten" sein gutes Recht beläßt. Wir kaffen den Brief in seinem Wortlaut folgen: „Geehrter Herr R ! Vor etlichen Jahren bin ich mit noch zwei anderen Personen an Ihren Teichen vorüber gegangen. Da sahen wir am Rande einer Wiese, die neben den Teichen ist, die Sie gepachtet haben, zwei Fische liegen, die vermutlich nur aus demselben irgendwie herautgekommen sind. Eines von uns hat dieselben mit genommen und gekocht; ich aber habe mit davon gegessen. Da nun der Herr demjenigen, der seine Sünde bekennt und läßt, vergibt (I. Joh. 1, V. 9), darum bekenne ich Ihnen dieses und bitte Sie freundlichst, mir um des Herrn willen diese böse Tat zu vergeben. Den Schaden aber, welchen Sie dadurch gehabt haben, will ich reichlich be zahlen und lege Ihnen zwei Mark in Briefmarken bei. Aus irgend einem Grunde will ich meinen Namen nicht darunter setzen. Des Herrn Gnade sei mit Ihnen. Hochachtungsvoll N. H." Wie schwer mögen dem reuigen Sünder diese Fische in den letzten Jahren im Magen gelegen haben? Nun hat er sein Gewissen erleichtert. * Luga«, 21. August. Am 15. dss. abends gegen 9 Uhr ist eine hiesige Bergarbeitersehesrau auf einem Feldwege in der Nähe der Karlschacht- Ziegelei von einem hier beschäftigten italienischen Ziegrleiarbeiter zu Boden geworfen und vergewaltigt worden. Auf ihre fortgesetzten Hilferufe ist ein in der Westhofziegelei beschäftigter Arbeiter hinzuge- eilt und hat sie von dem Unholde befreit. Der Täter wurde gestern von der hiesigen Gendarmerie verhaftet und dem Kgl. Amtsgericht zugeführt. * Chemnitz, 22. August. Die Abtragung des Neustädter Marktes, soweit er als Vorplatz für Theater und Museum in Frage kommt, ist nahezu beendet. Die Terrassenmauer an der Köuigstraße ist fertiggestellt, ebenso die breite Treppe, die von hier aus auf den mit gärtnerischen Anlagen um säumten Platz führt. Die als Schmuck der Treppe ausersehenen Schillingschen vier Tageszeiten werden hoch zu stehen kommen, sodaß sie schon von der Carolastraße aus in die Augen fallen. — Ein 33jähriger Dachdecker, der in der Ludwigstraße die Dachrinne eines 3stöckigcn Hauses reinigen sollte, war bei dieser Arbeit, aus dem Dachrand sitzend, die Beine über die Dachrinne herabhängend und den Oberkörper an den Schneesang anlchnend, eingeschlafen und drohte jede Minute abzustür zen. Durch die herbeigerusene Feuerwehr und einen Schutzmann wurde der Gefährdete, der, nachdem er gewcckt worden war, sich allein vom Dache be gab, vor Schaden bewahrt. * Oederan, 22. August. (Privat-Tele- gramm.) Der etwa 36 Jahre alte Tischler Kirbach erschien heute früh im benachbarten Thiemendorf bei seiner seit etwa einer Woche von ihm getrennt lebenden Ehefrau und brachte ihr mehrere Stiche bei. Die Krau ist schwer verletzt und dürste kaum mit dem Leben davonkommcn. Der Täter wurde verhaftet. * Frankenberg, 21. August. Von dem ver mißten Chemnitzer Bauschüler Gotthard Krinitz von hier, der seit dem 1. August d. I, auf einer Fertenreise in Böhmen verschwunden ist, hat man bis heute noch nicht die geringste Spur aufzufinden vermocht. Obwohl sein Vater auf Grund einer Ansichtspostkarte, die aus Rosendorf bei Letschen an einen hiesigen Schulfreund gelangt war, sich sofort nach Rosendorf begab, um Nachforschungen anzustellen, ist doch nichts weiter zu ermitteln ge wesen, als daß Krinitz jun. am 31. Juli in Rosen dorf angelangt ist und in Gemeinschaft zweier Annaberger Seminaristen und eines Breslauer Gymnasiasten in der dortigen Schülei Herberge über nachtet hat. Der Breslauer Gymnasiast ist am anderen Morgen abgereist mit dem Bemerken, die Tour abbrechen zu müssen, weil er kein Geld mehr habe. Auch der junge Krinitz ist am 1. August frühmorgens abgewandert. Seitdem fehlt jede Spur von ihm. Die Nachforschungen werden von der österreichischen Gendarmerie und dem Forst- personal des Bezirks tatkräftig unterstützt. So hat dieser Tage nach hierher gelangter Nachricht eine mit allen Hilfsmitteln ausgerüstete Bergsteigergruppe die nähere und weitere Umgebung von Rosendorf abgesucht und alle Berge, Schluchten, Felspartien und Schlupfwinkel durchforscht, ohne irgend etwas zu entdecken, was auf den Verbleib des Verschollenen hindeuten könnte. Nur ein weitausgedehntes Ge strüpp ist undurchsorscht geblieben, denn dieses »st so dicht und wildverwachsen, daß höchstens Polizei hunde, die aber nicht zur Stelle waren, hier Dienste zu leisten vermöchten. Man darf heute annehmen, »aß der junge Mann das Opfer eines Verbrechens geworden und beiseite geschafft worden ist. Denn einer ganzen Veranlagung nach ist es nicht wahr- cheinlich, daß er sich zu gewagten touristischen Experimenten herbeigelassen, sich vielleicht in den Helsen verstiegen hätte und schließlich abgestürzt wäre. Der junge Mann hatte lediglich den Plan, in Böhmen alte charakteristische Bauten zu Studien- zwecken zu skizzieren. * Waldheim, 21. August. E >r Insasse der Strafanstalt, der nach langer Buße heute nach Leipzig entlassen worden war, kehrte in Döbeln wieder um und fuhr nach hier zurück, um sich die ihm zur zweiten Heimat gewordene Stadt auch von außen zu betrachten. Eist am Nachmittax konnte er sich trennen. * Anuaberg, 21. August. Der gestern unter Leitung der Herren Geheimrat Schubart-Euba und Oekonomierat Wilsdors-Chemnih stattgesundene erzgebirgische Zuchtvieh, und Zuchtochsenmarlt war mit gegen 200 Ochsen, mehreren Bullen und Kühen, 22 Kalben und einer Anzahl Ziegen be- schickt. Man war mit der Qualität deS Auftriebes sehr zufrieden. Auch war daS Kaufgeschäft ein befriedigendes, bei dem für Ochsen für daS Lebend gewicht im Durchschnitt 38 Mk. gezahlt wurden. Die dem erzgebirgischen Zuchtideal am nächsten kommenden Tiere wurden prämiiert. Insgesamt wurden 900 M. für Preise vergeben, außerdem standen 225 M. zur Verfügung zur Auszahlung als Wegegelder. Mit dem Markle war eine Ver losung von Simmenthaler und Erzgebirgischen weiblichen Zuchtrindern verbunden. Die Lotterte enthielt 10 000 Lose L 1 M. Als Gewinne standen 20 Rinder zur Verfügung, mit denen den betreffenden Losinhabern große Freude bereitet wurde. Die Lotterie soll belebend auf die erzge birgische Rinderzucht wirken. * Buchholz, 21. August. Der Gasthof „Zum sächsischen Hos" ist in der vergangenen Nacht durch Feuer zerstört worden. Bis gegen 1 Uhr waren Gäste im Gastzimmer anwesend, kaum eine halbe Stunde später stand bereits der ganze Dachstuhl in Flammen. Es wird böswillige Brandstiftung angenommen. Während glücklicherweise die Familie des Besitzers, sowie Dienstpersonal und die im Gasthof übernachtenden Fremden gerettet werden konnten, ist an dem Mobiliar großer Schaden an- ger-ichtet worden. Der Gasthof befand sich im Umbau und war zu diesem Zwick noch mit einem Gerüst umgeben. — In einer hiesigen Fabrik hatte sich ein 15 Jahre aller Arbeiter seine Beinkleider mit Terpentin gereinigt. Durch herabtropfenden Siegellack gerieten die Beinkleider sowie die übrigen Kleider in Brand, durch den der Aermste derart verletzt wurde, daß er nach mehreren qualvollen Stunden seinen Geist aufgab. * Leipzig, 21. August. Das schwere Brand unglück im „Hotel Kratzsch" in der Zeitzerstraße, bei dem bekanntlich zwei junge Mädchen ums Leben kamen, ist wahrscheinlich durch die grobe Fahrlässigkeit eines Kellnerlehrlings entstanden. Unter dem Verdachte der fahrlässigen Brandstiftung wurde gestern der 15 Jahre alte Kellnerlchrling Peterhänsel auS Plauen i. V. festgenommen. Peter hänsel hat vor dem Einschlafen bei dem Scheine eines Stearinlichts im Bett noch gelesen. Darüber ist er dann eingeschlafen. Als er plötzlich ausmachte, brannte sein Kopfkissen, das jedenfalls durch das Umfallen des Lichtes oder durch sonst welchen Umstand in Brand ges.tzt worden war. Der junge Mensch löschte die Flammen, warf dann das Kissen, um die Spuren seines Leichtsinns vor dem Lehr. Herrn zu verbergen, hinten auf den Boden und legte sich dann wieder schlafen. Jedenfalls hat aber das Federkiffen doch noch weiter geglimmt, die Flammen haben mehr Nahrung gefunden, und so ist wahrscheinlich durch den Leichtsinn des jungen Lehrlings, der zum Teil seine unüberlegte Hand lungsweise schon zugegeben haben soll, das Feuer entstanden, das so verhängnisvoll für zwei junge Menschenleben werden sollte. — In der elterlichen Wohnung in der Hohenzollernstraße Nr. 8 in Leipzig-Reudnitz stürzte der 10jährtge Sohn des Buchdruckereibesitzers Reinhold beim Spielen vom Balkon der in der ersten Etage gelegenen Woh nung in den Hof herab. Der Knabe trug einen Schädelbruch davon und wurde nach dem Kinder krankenhause gebracht, wo er verstorben ist. — Gin ähnlicher Unglücksfall trug sich Ungcrstraße 9 in L.-Anger-Crottendorf zu. Dort stürzte das 4jährige Söhnchen des Metalldrückers Adelung bet einem kurzen Alleinsein aus einem Fenster der im vierte»» Stock gelegenen elterlichen Wohnung in den Hof hinab und war sofort tot. Das Kind hatte wahr scheinlich nach der Mutter sehen wollen und sich zu weit zum Fenster hinausgebeugt. Kurz nachdem die Mutter zurückgekehrt war, brachte man ihr den toten Sohn in die Behausung. * Coswig, 21. August. Ein schwerer Auto mobilunfall trug sich gestern vormittag hier zu. Auf der Landstraße Meißen-DreSden kam von Meißen her ein größeres Auto in raschem Tempo gefahren. Als eö kurz vor dein Standsußschen Gasthofe die Biegung des Weges nehincn wollte, stürzte es um. Das linke Hinterteil deS Wagens wurde vollständig zertrümmert. Die Insassen waren Meißner, die sich auf einer Geschäftsreise nach Schlesien befanden. Schwer ve»l tzt wurde der Besitzer des „Ciss König" in Meißen, Talstraße, Herr Augst. Er saß auf dem zertrümmerten Teile des Wagens. Augst, der aus dem Wagen ge schleudert worden war, wurde aus einem von Dresden kommenden Automobil nach Meißel» zu einem Arzte und später ins städtische Krankenhaus gebracht, aus dem erst am Tage zuvor seine Gattin nach überstandener Krankheit entlassen worden war. Augst hat mehrere Rippen gebrochen, die zum Teil in die Lunge gedrungen sind. An seinem Aus kommen wird gezweifelt. * Radeberg, 21. August. In Lotzdorf ist gestern nachmittag ein 3'/, Jahre altes Mädchen, ras daselbst in Pflege war, verbrannt. Die Kleine -alte während der Abwesenheit der Pflegemutter mit Streichhölzern gespielt, wobei ihre Kleider Feuer gefangen haben. * Bautze«, 21. August. Am 22. Juli 1905 wurde das damals 16 Jahre alte Waisenmädchen Jenny Pillack an Hüftgelenk- und Kniegelenktuber- !ulose leidend in das hiesige Sladtkrankenhaus «ingeliefert; es war keine Hoffnung, daß das Mädchen die Anstalt lebend wieder verlassen würde. Durch Heißluftbäder, Festlegung deS BeineS in Zelluloidkapseln, Einspritzungen usw. ist e» gelungen, daS Mädchen wieder herzustellen, sodaß eS gestern, also nach reichlich 8 Jahren, als geheilt wieder entlassen werden konnte. DaS Mädchen war während der drei Jahre im Krankenhause stets fröhlich und zufrieden. — Dem Dachdecker Berger aus Schirgiswalde, der kürzlich auf Bahnhof Groß postwitz infolge eigenen Verschulden« überfahren worden war, sind im hiesigen Stadtkrankenhause beide Beine abgenommen worden, und zwar daS rechte oberhalb deS Knies, daS linke in der Waden- gegcnd. Berger ist 34 Jahre alt * Eilenburg, 21. August. Gestern nachmittag gegen 5 Uhr entstand, wie schon telegraphisch ge meldet, in der Bleicherei-Abteilung der Deutschen Crlluloidsabrik A -G. infolge Selbstentzündung von Nitro-Cellulose, das in großen Kübeln dort lagerte, ein Feuer, daS unter mächtiger Rauchentwickelung etwa 18 der Kübel vernichtete. Ein weiteres Um sichgreifen deS Feuers wurde durch die energische Arbeit der Feuerwehr verhindert. Bet dem Löschen des Brandes erlitten 20 Werkmeister und Arbeiter der Fabrik Rauchvergiftung, die sie aus da« Krankenbett warf. Einer von ihnen, der Schmied Otto Göbel ist bereits gestorben. Drei, darunter ein Werkmeister, liegen so schwer darnieder, daß an ihren» Auskommen gezweifelt wird. Neueste Nachrichten und Depeschen vom 22. August. Berlin. Gestern abend gegen '/,6 Uhr er schienen der Kronprinz und die Kronprinzessin im Automobil vor der Halle deS MtlitärlustschiffeS in Tegel, wo sie vom Major G»oß empfangen wurden Der Ballon wurde dann nach dem Uebungsplatz geschafft und der Kronprinz bestieg den Luftschiffkreuzer, worauf sich dieser erhob und dann eine Stunde lang Manöver in der Höhe ausführte. Der Ballon landete glatt an der Aus- fahrtSstelle. Der Kronprinz sprach dem Major Groß seine Anerkennung aus und versprach die nächste Fahrt im Parsevalballon mitzumachen. Braunschweig. Das hiesige Landgericht ver urteilte um 3'/, Uhr nachts nach siebentägiger Verhandlung dcn Pastor Albin Lang aus Heckenbcck wegen Beleidigung in 10 Fällen und versuchter Nötigung zu 1 Jahr und 6 Monaten Gefängnis. Der Antrag deS Verteidigers aus Haftentlassung wurde abgelehnt. Friedrichshafen. (Privat - Telegramm.) Graf Zeppelin hat folgende Erklärung abgegeben: „Die mir von dem ganzen deutschen Volke in ein- wütiger Opferwilligkeit gespendete Gabe übertrifft schon heule weitaus die unmittelbaren Kosten deS Ersatzbaues für mein zerstörtes Luftschiff. Mit dem mir von den Spendern bewilligten Versügungs- recht bilde ich aus dem Uebelschuß eine Zeppelin- Lustschiff-Stistung, welche bestimmt ist, die Ent wickelung und den Bau neuer Luftschiffe zum Vorteile der deutschen Industrie zu begünstig n und die deutsche Luftschiffahrt zur Erhöhung der Wehrkraft und ihre Verwendung im Dienste der Wissenschaft zu erleichtern und zu erhalten." München. Der jüngste Sohn deS Fürsten Philipp Eulenburg, Karl Graf zu Eulenburg, hat sich in London mit der Münchner Varieteesängerin Tilly Maix vermählt. Kitzinger» (Bayern). Bei Renovterungsarbeiten an der hiesigen Synagoge stürzten ein Malermeister, zwei Gehilfen und ein Lehrling vom Gerüst. Der Lehrling war sofort tot, der Meister und die Ge hilfen trugen schwere Verletzungen davon. Kaiserslautern. Die Sozialdemokraten haben zur bevorstehenden Ersatzwahl im LandtagSkreise Kaiserslautern an Stelle des verstorbenen Erhardt den Volksschullehrer Hofmann aufgestellt. Es ist dies der erste aktive Volksschullehrer, der als sozialdemokratischer Abgeordneter im bayerischen Landtag vertreten sein wird. Bern. Durch das unvermutete Herabstürzen einer Glocke wurde im Parkhotel zu Mentone daS 19 jährige Fräulein Kittel, als eS zum Essen läuten wollte, erschlagen. Budapest. Der ehemalige Honvedleutnant Paulick stach seiner Koustne, weil sie das Verlöb nis mit ihm aufgelöst hatte, ein Messer in die Brust und verwundete ste schwer. Hierauf schoß er sich selbst eine Kugel in die Brust und verletzte sich tödlich. Paris. Das französisch« lenkbare Luftschiff „Rspubliquc" machte gestern früh einen Ausflug nach dem 50 Kilometer von Paris entfernten Ram bouillet, um dort den Präsidenten der Republik zu begrüßen. Die Reise war tadellos, die Be wegung des Luftschiffes dank dem leichten Wind sicher. Loudon. Die Rettungsarbeiten bei dem Gruben unglück werden noch fortgesetzt. Aus Wigan wird telegraphiert, daß aus dem Schacht Maypole dichte Rauchwolken dringen. Sachverständige glauben, daß eine lieue Explosion staltgefunden Hal. Die Düektion der Grube hat gestern beschlossen, dieselbe unter Wasser zu sehen. Sie glaubt damit wenigstens einen Teil der Leichen in vier bis sechs Wochen zu Tage fördern zu können. Peking. Die Gefangennahme und tödliche Verletzung eines Chinesen, der ehemals japanischer Offizier war, durch japanische Soldaten im Hause eines Beamten des Kriegsministeriums in der Chinesenvorstadt hat einen ernsten Zwischenfall mit Japan verursacht. Die Differenzen sind noch nicht beigelegt, da die bisherigen Entschuldigungen in keiner Weise genügen. Rewyork. Die hiesige Polizei hat bei der Landung deS Dampfers „Deutschland" eine Bande von Einbrechern, Dieben und Raubmördern v r- haftet, der eS gelungen war, mit dem Amerika dampfer zu entkommen. Die Neuyorker Polizei wird die Verbrecher unverzüglich nach Hamburg zurückschaffen. Die letzte Missetat der Bande war die Ermordung des Kaufmanns Vasccz, wobei ste vierzigtausend Kronen raubte.
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