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Der Grenzbote : 21.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1836929153-189604210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1836929153-18960421
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1836929153-18960421
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer Grenzbote
- Jahr1896
- Monat1896-04
- Tag1896-04-21
- Monat1896-04
- Jahr1896
- Titel
- Der Grenzbote : 21.04.1896
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MsMmMtiiAtkn Unterhaltungsblatt. Dienstag, den 31. April 188« 47. Dunkle Pfade. Roman von P. Smetta. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Gilbert blickte rathlos um sich, doch endlich vernahm er Schritte und gleich darauf wurden Bernhard und zwei Leute mit einer Bahre sicht bar, die sie aus dem dicken Stamme eines ge» fällten Baumes, über den sie ein paar Aeste und Röcke geworfen, schnell hergestellt hatten. Noch während sie damit beschäftigt waren, die Bewußtlose auf die Bähre zu heben, kamen auch die zwei anderen Reiter herbei. „Gerechter Gott! was ist geschehen?" ries Maud, als sie und Saville herbeigesprengt kamen. „Netto, meine arme Freundin! O, Bernhard, was hast Du gethan? Sie ist doch nicht todt?" wehklagte sie, als ihr Blick auf Nettas farbloses Gesicht und ihre regungslose Gestalt fiel. „Nein, nein, sie sprach soeben noch," sagte Gilbert in heiserem Tone, „aber, wenn sie stirbt, weiß ich, wer sie getödtet hat," setzte er erregt hinzu. Und im nächsten Augenblick stürmte er mit einem bitteren Gefühl in der Brust davon. „Er soll dafür büßen — er soll dafür büßen," murmelte er, „ich kenne ihn, ja, ich kenne ihn von einer Seite, die Anderen fremd ist!" Inzwischen waren die Zurückbleibenden um die noch immer Ohnmächtige besorgt. „Ich will nach einem Arzt reiten, wenn Sie mir den nächsten und besten sagen wollen," sprach Saville, der zuerst die Fassung wieder gewann. „Bernhard, Sie thäten besser, Ihre Schwester und Fräulein Netta heimzubegleilen, während ich so schnell wie möglich davon reite. Mein Pferd ist das schnellste." „Seltsam, wie sich mich, als sie so ohnmäch tig dalag, an irgend ein mir bekanntes Gesicht erinnerte," dachte Saville, während er eilends davonsprengte. Noch bevor er sein Ziel erreichte, hatte man die Leidende vorsichtig m das Haus zurückge- bracht, das die kleine Gesellschaft noch vor Kurzem so heiter und fröhlich verlassen hatte. Netta wurde in ihr Zimmer gebracht, und Frau Fentons und einer Dienerin Fürsorge über geben, die sie eilends zu Bett brachten. Bald gewann sie auch das Bewußtsein wieder, und als der Arzt cintraf, erklärte er, daß die Kranke bei völliger Ruhe binnen wenigen Tagen wieder hergestellt sein werde, nur möge man Alles von ihr fernhalten, das sie im Geringsten aufregen könnte! 21. Kapitel. Es war wenige Tage nach Nettas Unfall, als Maud, die in ihrem Boudoir in einen bequemen Stuhl zurückgelehnt war und ihren Gedanken nachhing, plötzlich durch das Oeffnen der Thüre aus ihren Sinnen gestört wurde. „Maud! Kousine Maud!" drang es ganz leise an ihr Ohr. „Gilbert, was in aller Welt führt Dich so geheimnißvoll zu mir?" sragte diese etwas ärger lich, als dieser leise durch die Balkonthüre ins Zimmer trat, die Thüre vorsichtig hinter sich schloß, und mit düsterem, erregtem Blicke näher kam. „Nichts weiter, als daß ich allein mit Dir sprechen, Dir eine Frage vorlegen und Dir Lebe wohl sagen wollte," versetzte er düster. „Lebewohl! Gilbert, was soll das heißen?" sragte Maud in höchster Verwunderung. Gilbert fuhr, ihrer Frage nicht achtend, fort, „ist es wahr, daß Dein Bruder — daß Bernhard Fräulein Loraine heirathen will, und Deine Eltern ihre Erlaubniß zu der Verbindung gegeben haben ?" „Und wenn nun, was dann?" fragte sie leise. „Dann werde ich demgemäß handeln," ver setzte er. „Maud, ich bin wie ein Bruder mit Dir ausgewachsen, Dir kann ich das Geheimniß meines Herzens anvertrauen," fuhr er erregt fort, „mir liegt ja auch wenig daran, ob Du mich verräthst oder nicht." „Du liebst sie, Gilbert?" sprach Maud. „Ich liebe und verehre sie," rief dieser hef tig aus, „es bleibt mir kein Wunsch, keine Hoff ¬ nung mehr im Leben übrig, wenn sie einem An deren angehört. Ich werde auf lange Jahre in die Welt gehen und nicht hierher zurücktehren." „Wie anders wird es dann werden," mur melte Maud, „möglich, daß auch ich dann fort bin, Gilbert." „Um der jungen Frau Platz zu machen," er widerte dieser bitter. „Doch was liegt daran? Ich weiß genug und will Dir nur Lebewohl sa gen. Golt schütze Dich, und — auch sie!" „Gilbert, begehe keine Thorheit. Wo willst Du hin? Was kannst Du erwarten, wenn Du alle Deine besten Freunde in dieser Weise kränkst?" sprach sie ernst. „Ich verlange, ich erwarte nichts," antwor tete er. „Versuche nicht, mich zurückzuhalten, Maud; ich passe nicht mehr unter Euch, die Ihr nur den Sonnenschein des Lebens kennt und nichts vom Schatten wißt!" Während er so sprach, ruhten seine Augen aus ihrem plötzlich halb abgewendeten Gesicht. Der Ausdruck desselben erschreckte ihn fast. „Maud, wäre es möglich, daß Du nicht glück lich bist, Du, die Du am Vorabend des höchsten Wunsches eines Mädchenherzens angelangt bist?" fuhr er erregt fort, „oder ist es Mitleid mit mir, daß Du so bekümmert dreinschaust? Ich brauche kein Mitleid. Lebe wohl, Maud, es ist besser, ich gehe, um größeres Unglück zu verhüten." Und bevor sie in ihrer Bestürzung noch ein Wort hervorbringen konnte, hatte er sie verlassen. Er eilte in sein Zimmer, packte die nöthigen Effekten zusammen und gab einem Diener Wei sung, seine übrige Garderobe und anderen Sa chen nach London zu schicken. Dann schwang er sich, ohne noch von irgend Jemand im Hause Abschied genommen zu haben, auf sein Pferd und schlug die Richtung nach dem Bahnhofe ein. Doch als er durch das Parkthor ritt, ward er in seinem Entschluß wieder schwankend. Immer und immer wieder sah er nach dem Hause zurück, das die Heimath seiner Jugend gewesen war und das jetzt das Theuerste barg, das er auf Erden hatte. „Soll ich sie jetzt verlassen, da sie sich blind lings in ihr Verderben stürzt?" murmelte er und zog dabei den Zügel so plötzlich an, daß sein Pferd sich bäumte und dann in so rasendem Galopp davonjagte. Gilberts Schmerz trieb ihn aber fort. Eine halbe Stunde später befand er sich in dem Kourierzug, der nach London fuhr, und wo er dann Hinreisen wollte, das galt ihm gleich, wenn er nur vor den Erinnerungen fliehen konnte, die ihn verfolgten, vor dem Schmerz, der Eifersucht der Reue, die — das wußte er — an ihm zehren würden, bis die Zeit ihn beruhigen und das Feuer, das in seiner Brust brannte, löschen würde. — Auf der Station L . . . ., wo der Zug längeren Aufenthalt hatte, begab er sich in das Wartezimmer. Es befand sich momentan nur eine fremde Person darin, die Gilberts Aufmerksamkeit ganz besonders auf sich zog. Der Fremde saß auf einem der Ecksopha's, halte eine kleine abgenutzte Reisetasche neben sich und die Augen auf die Eingangsthür gerichtet, als erwarte er Jemand. Gilben hatte Zeit, die Züge des Fremden zu studieren, bevor derselbe ihn bemerkte. Seinem ganzen Aussehen nach hatte er müh seliges Leben hinter sich. Trotz seiner fast bekiagenswerthen Magerkeit hatte er doch kräftige Glieder. Er war schäbig gekleidet und Alles an ihm trug die Spuren ei nes schweren kümmerlichen Daseins. Doch lag etwas in den Augen und dem ganzen Ausdruck und Wesen des Mannes, das durchaus nicht den Stempel einer gemeinen, unedlen Geburt- oder Erziehung trug. Gilbert wußte selbst nicht warum, aber der Mann flößte ihm unwillkürlich ein solches In teresse ein, daß er beschloß, sich in eine Unter haltung mit ihm einzulassen. „Wie lange das dauert, ehe man hier etwas zu essen bekommt, Hub er nach einer Weile an, als des Fremden Augen sich ernst auf ihn rich teten^ „Sind Sie vielleicht in gleicher Lage und warten auf etwas erfrischendes?" „Ich? Nein," erwiderte der Fremde mit einer gewissen Hast - und einer eigenthümlich rauhen Stimme. sForts. s.s Die Bekämpfung des unlautern Wettbewerbs. Der Reichstag hat die zweite Lesung des Ge setzentwurfs zur Bekämpfung des unlautern Wett bewerbs in seinen beiden ersten Sitzungen nach den Osterlagen beendet. Bekanntlich richtet sich die an dieser Stelle wiederholt in ihren Einzel heiten erörterte Vorlage nicht gegen den unlautern Wettbewerb als solchen, sondern nur gegen be stimmte Erscheinungsformen desselben, gegen un wahre Angaben über „geschäftliche Verhältnisse", gegen die schwindelhafte Reklame, die Quantitäts- Verschleierung, die üble Nachrede, den Eingriff in das Firmenrecht und den Verrath von Geheim nissen. Die Mehrheit der Abgeordneten war dem Gesetz von vornherein gesichert. Eine längere Er örterung knüpfte sich zunächst nur an Z 1 des Entwurfs, namentlich an die Frage, inwieweit die Presse wegen Anzeigen mit unrichtigen Thatsachen in Anspruch genommen werden könne. Es wurde beschlossen, die Redakteure und Herausgeber von periodischen Druckschriften nur soweit haftbar zu machen^ als sie die Unrichtigkeit der Anzeigen kannten. Beschlossen wurde ferner, die Verwen dung von Namen, die, wie z. B. „Frankfurter Wurst", „Harzer Käse", nur zur Benennung ge- Wisser Waaren dienen, ohne deren Herkunft be zeichnen zu sollen, für straflos zu erklären. Die Berathung wurde sodann bis zu dem vielumstrit tenen Paragraphen vom Verrath von Geschäfts geheimnissen ohne nennenswerthe Erörterung fort gesetzt. Die Kommission hatte vorgeschlagen, mit Geldstrafe bis zu 3000 Mk. oder mit Gesängniß bis zu einem Jahre den Angestellten, Arbeiter oder Lehrling eines Geschäftsbetriebs zu bestrafen, wel cher Geschäfts- oder Betriebsgeheimnisse während der Geltungsdauer des Dienstvertrages unbefugt an andere zu Zwecken des Wettbewerbes oder in der Absicht, dem Geschäftsinhaber Schaden zuzu fügen, mittheilt. Gestrichen hatte die Kommission die Bestimmung, daß denselben Strafen unterliegen solle, wer solche Geheimnisse auch nach Ablauf des Dienstvertrags verräth. In der Debatte wurde zu Gunsten des Kommissionsbeschlusses besonders hervorgehoben, daß es im Auslande Bureaus gebe, die durch Bestechung die gewerblichen Geheimnisse deutscher Häuser in Erfahrung zu bringen suchten und sie dann verkauften. Bei der Abstimmung wurden die Kommissionsbeschlüsse angenommen. Die Einwendung des sozialdemokratischen Redners Singer, daß die Handlungsgehilfen durch diese Bestimmung unter ein Ausnahme- und Klassen gefetz gestellt und zu Sklaven der Prinzipale ge macht werden sollen, blieben mit Recht unberück sichtigt. Ebenso wurde der Vorschlag des Abg. Schmidt, die sogenannte Konkurrenzklausel zu be seitigen und einem Angestellten nur dann den Eintritt in ein Konkurrenzgeschäft zu untersagen, wenn ihm für diese Beschränkung eine Entschädi gung gewährt werde, auf die Erklärung des Staats sekretärs Nieberding abgelehnt, daß diese Frage bei der Revision des Handelsgesetzbuchs geregelt werden solle. Der Rest des Gesetzes fand ohne erhebliche Debatte Annahme. Spanisches. Kürzlich wurde berichtet, daß der Staats sekretär der Vereinigten Staaten in einer vom 4. April datierten und am 8. April überreichten Note an den spanischen Gesandten in Washington die Einführung von Reformen auf Kuba ange regt und für den Fall, daß sie genügend seien, die amerikanische Unterstützung zur Beruhigung der Kubaner angeboten habe. Zwischen dem Datum der Note und dem Tag ihrer Uebermitte« lung liegt der Beschluß des amerikanischen Kon gresses auf Anerkennung der kubanischen Insur genten als einer kriegführenden Partei. Man hat in diesem Schritte eine Bestätigung der Ansicht finden wollen, daß Präsident Cleve land den Beschluß des Kongresses nicht auszu führen und in den Gang der Dinge auf Kuba
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