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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.03.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191003105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100310
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1910
- Monat1910-03
- Tag1910-03-10
- Monat1910-03
- Jahr1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.03.1910
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«l» »ul,arische« „«vtzltLtt»r<it»«i»i»eri«m". Wie aut Sofia gemeldet wird, hat die Königin Eleonore von Bulgarien, die schon während de» russisch-japanischen Kriege- als Krankenpflegerin B werse ihres aufopfernden Sinnes gegeben hat, die Errichtung einer Art „Ministerium der öffent- ltchen Wohltätigkeit" beschlossen, d,ff n Ausgabe sein soll, den Arbeitslosen Arbeit, den Unglücklichen Hilfe zu verschaffen und Asyle für Blinde, Taub« stumme und Krüppel zu errichten. Die bestehenden WohlfahrtSorgamsationen Haden sich bereit- zur Ausführung des Plane- miteinander in Verbindung ges tzt. Die Zarin von Rußland wurde ebenfalls von dem P ojekte durch Königin Eleonore in Kenntnis ges tzt und hat ihr, Abficht «„gekündigt, da- Werk jährlich mit einer beliächtlichen Summe zu unterstützen. Wahrscheinlich wird sie auch in Rußland «ne ähnlich - Schöpfung inS Leben rufen. Deutscher Reichstag. bl. G.tzung vom 8. März. Die Beratung drS MarineetatS wird sortgt setzt. Beim Kapitel Intendanturen bedauert Adg. Werner (R>p) den in der Kommission erfolgten Abstrich von 4 neuen Intendantur- SekretLrsttllen. Kapitän Capella schließt sich diesem Be dauern an. Dte Arbeitszeit der Jntendanturbeamten wurde von S auf 7 Stunden erhöht. Das Kapitel wird nach den KommrssionSbeschlüff-n genehmigt. Bei dem Kop'til Jndtrnsthaltungrn hat die Kommission an B pfl.gung-zulagen (Lasel- und M>ff gelde«) 271 S74 Mk. abgesktzt. Dar Hau- tritt diesem Brschtuff- bei unter Ablehnung eines Antrag- Arendt (Rpl), den Abstrich auf S1,b74 Mk. zu beschränken. Angenommen werden ferner zwei Re- solut onen der Kommission wegen Neuregelung deS M>ff gelderwesenS und Vorlegung einer Denkschrift über das ganze Zulagenwesen. Beim Abschnitt SchiffS-Veipfl-gung bedauert Abg. Har»«»» (sortschr. Vp.) dte Bevor- zugung der ausländischen Labakfabrikate, besonders der holländischen, an Bord der Sch ffe. Kapltäu Copella: Die Beschaffung von Labak ist bei den Offizieren Prtvatsachr, bei den Mann schaften Sache der Kantinen, dte sich dabet nach dem Geschmack der Mannschaften richten. Gegen den G-schmack der Raucher läßt sich nicht ankämpfen. Abg. Leouhart (sorlschr. Vp): Den Kantinen läßt sich doch befehlen, deutsche Labake anzuschoffm. ES ergehen doch auch über dir Beschaffung von Extrauniformen Vorschriften. Kapitän Capella r Der Labak wird doch aber nicht auS fiskalischen Geldern angeschafft. Abg. Hormau» (fortschr. Vp): Ich höre aus allem nur da- Nein. Ich wünsche eine bündige Antwort, ob angeordnet werben kann, daß auf deutschen Schiff n deutsche Labake anzuschafffn find. Wenn nicht jetzt, so bei der dritten Lcsung. Abg. Paasch« (ntl): Kann nicht von der Kohle zur flüssigen Feuerung übergrgangen werdrn? Petroleum-Feuerung hätte den Vorteil der Raum- ersparnis. Die englisch» Marine hat sich dazu entschlossen. Auch Amerika trifft entsprechende Maßnahmen. Staatssekretär p. Lirpitz: Der Darstellung des Vorredner- über dte Nachteile unserer Kohlen- feuerung habe ich nicht- htnzuzufügrn. Der Uebergang zur Oelfeuerung ist aber doch nicht so ganz leicht, wie sich bei gemachten versuchen er geben hat. Wir «erden aber die Angelegenheit im Auge behalten und ihr die größte Sorgfalt zuteil »erden lassen Beim Kapitel Bekleidung fragt Abg. Görcke (ntl ), ob nicht der direkte Ankauf von Leber beim Gelber Vorteile bieten würbe. Kapitän Capella: Den Gerberveretnigungen, bei denen wir kaufen, gehören auch mittlere und kleinert Gerber an. W>r haben unS aber im Ver trage gesichert, daß wir, wenn wir anderwfttig billiger kaufen können, dazu in der Lage find. Im allgemeinen hat sich durch 12jährtgi Ersah- rung hecauSgestellt, daß die Geiberveretntgung als solche eine gute und praktische Idee war. Wir sparen dadurch viel an Reisekosten und Zeit. B im Kapitel Instandhaltung der Flotte und Werften liegt eine R solutton Albrecht (Soz.) und Gen. vor auf Ems tzung einer parlamentarischen UntersuchungSkommlssion, deren Aufgabe sein soll, die inSb-sondere durch die Kieler Schwurgerichl-- verhandlungen bekannt gewordenen Unregelmäßig keiten in der Verwaltung der Reich-wersten auf ihre U sach n hin zu untersuchen und geeignete Reformmuß,lahmen zu beraten und vor zuschlagen. Abg. Severing (Soz): Admiral Br.ustng gab in der Kommission .u, daß schon im Vmjahr» umfangreiche Unregelmäßigkeiten in Wilhelmshaven festgestellt wurden. Es handelt sich also in dem Kieler Falle nicht um eine vereinzelte Erscheinung. Umsomehr ist eine genaue Unteisuchung unter Be teiligung von Mitgliedern deS Reichstag- erforder lich. Eine R form ist namentlich auch auf sozial politischem G biete ei forderlich, gegen den Wider stand der Werften gegen Tarife und ArbeilerauS» schüfst. Die Mißstände in den A beitsverhältniffm auf den Wersten müssen aufgedickt werdrn. Die Beamten dürfen in ihrem Verkehr mit Abgeordneten nicht b>schränkt werden. Der Staatssekretär von Lap tz, welcher meint, daß dadurch der Denunzia- tion Tür und Lor gröff iet werden würde, hätte als Mitglied deS preußischen StaatSmintstcrium« dann doch auch auf selnen Kollegen Moltke »in- wirken sollen, dte politische Polizei m>t ihren Schnüff l-ten abzuschaffm. Auf den Werften herrscht G.finnungSschnüffelet. So wurde der Ar beiter Gernoff in Danzig entlasten, «eil er Sozial demokrat war, sreilich auch, weil er sich darüber beschwert hatte, daß amtliche Gelder der Kranken kaffe für da- uneheliche Kind etneS Leutnant- ver. wendet wurden. Redner bespricht dir angebliche Versenkung wertvoller Gegenstände in Wafferlöchern bet Danzig und tadelt die mrschw«ndenjche Will- schäft auf der Kieler Werft. Geh. Admiralität-rat Harms: Auf dir politisch« Gesinnung der Arbeiter wird nicht gesehen, sondern nur darauf, daß sie nicht sozialdemokratisch agi tieren. Die Larife können wir in der Marine- verwaltung nicht allein regeln; daS ist Gache aller R ffortS. Dte Arbeitsnachweise auf den Wersten find durchaus nicht so ungünstig, wie der Vor redner sie darstrllte; andernfalls würden die Werften auch nicht so mit BeschästigungSgesuchen überlaufen werden. Löhne und Arbeitszeit sind angeunsten geregelt; auch an UnterstütznngSkasten fehlt e» nicht. Urlaube werdrn erteilt; ihre von der Linken gewünschte Erweiterung würde Kosten verursachen. Die Martneverwaltung kann daher nur Hand in Hand mit den anderen R ffortS dte Angelegenheit regeln. Jnbezug auf das Danziger W-sterloch konnten wir nichts andre- tun, al- den zuständigen Beamten onweisen, die Untersuchung zu führen. DaS Wafferloch wird seit vielen Jahren als Müll- qiube benutzt. WaS gefunden wurde — Redner grht eS Stück für Stück durch, zum Teil unter Heiterkeit deS HauseS — ist ohne irgendwelchen Wert. Wollen Gle gleichwohl Ihre Beschuldi gungen aufrechterhalten, so brauchen Eie sie nur in der Orffentlichkeit zu wiederholen. Antwort werden Sie dann sicher bekommen. Auch in Wil helmshaven sollen Waren verbrannt worden sein. Die befragten Beamten erklärten: Wir haben doch nicht eine solche wahnsinnige Leidenschaft ,ürS Verbrennen! Hier ist da- Protokoll! Die be- fragten Beamten sagen: Wir wiffcn von nichts! (Lebhafter Beifall rechts ) Abg Mommsen (sortschr. Vp): Die sozial- demokratischen Beschuldigungen wurden schon in der Kommission zurückgewiesrn. N-ues wurde hier nicht oorgebracht. Der Reichstag sollte sich doch hüten, in dte Ex kutlon einzugretsen. Die Arbeiter- Verhältnisse auf den W rstrn find günstig. Staatssekretär v. Tu Pitz: Die Leistungsfähig- keit einer Werft hängt wesentlich von ihrem Over- Werftdtreklor ab. Ich habe mich immer bemüht, hierzu di» tüchtigsten Männer heranzuziehen. Die Unzunmtät spielt dabei keine Rolle. Abg. Schirmer (Ztr): Es ist gleichgültig, welchen Wert dte be» Danzig versenkten Stücke hatten; das Wesentliche ist, daß überhaupt Sachen abhanden kamen. Nach weiterer Debatte wird der Marineetat erledigt. Mittwoch 1 Uhr: Etat für Kiautschou, Postetat. — Sächsischer Landtag. Dresde», 8. März. Dte Zweite Kummer besprach heute zunächst mehrere Egcnbahnpctitwnen. Bei dieser Gelegenheit teilte dec Fi»«nz«i»tst»r mit, angesichts de- fortwährenden Steigen- deS Personenverkehrs sollen wiederum ZugSvermthrungen in den Sommerfahrplan ausgenommen werden. Er sagte weiter für dte nächste Session eine Vor- läge wegen des zweigleisigen Ausbaues der Stricke Großbothen—Döbeln zu. Dann beriet man über den konservativen An trag des Abg. Friedrich und Genostrn aus Wieder» etuführuug de» Abrufe»» der Ctfesdahuzüg- Abg. Friedrich (kons.) »erste- auf die Miß stimmung de- Publikum- über den Wegfall der früheren Einrichtung. ES lasse sich, selbst wenn da» Abrufen nicht mehr beliebt wird, leicht da- Einlaufen d»r Züge durch rin elektrisches Läutewerk oder automatisch« Errichtung erkennbar machen. Die Wartesäl« hätten sich seit der Neuerung be deutend geleert. Eine Ersparnis werde nicht ge macht, da doch das Personal vorhanden sei. Abg. Va»»r (natl.) meint, daß das Publikum sich bald an die Beseitigung deS Abrufen« ge wöhnen werde, wenn nur auf allen Bahnhöfen Uhren angebracht wären. In England werde auch nicht abgerufen. Abg. Wirth (Soz.) glaubt dem Abrufen keinen großen Wert bcimeffm zu sollen. Man sollte daS Adfahren der Züge durch automatische Einrich tungen anzeigen. Abg. Dr. Roth (freis.) erklärte, die freisinnige Partei stimme dem Anträge zu. Abg. Gl»iSderg (natl.) sucht den Hauptgrund der Klage in der Verschiedenartigkeit der Einrich tungen, daß an diesem Ott« abgerufen werde, an jenem nicht. Abg. Schiebler-Frankenberg (natl.) möchte, daß da- Abrufen möglichst auf den Kreuzung-stationen wieder ring,führt werde. Finanzminister Dr. von Rüger erwiderte, in neuerer Zeit hätten sich dir Beschwerden wesentlich verringert. Bezüglich der Verspätungen werde autnahm-loS adgerufen. Die Eisenbahnverkehr«» ordnung bestimm», daß bet großen Stationen in den Warte, Summ zum Sinstetgen aufzufordern ist; dabei kommen SO Bahnhöfe in Betracht. Die Regierung sei bereit, zu erwägen, ob nicht auf einer weiteren Anzahl von Stationen der Abruf wieder einzuführcn sei. Der Antrag wird einstimmig an die Finanz, deputation vei wiesen. Es folgt dir Beratung über den Antrag des Abg. Claus auf die Vermehr«»- der Wahlkreise zu« L«»be»k»lt«rrat. Abg. Clau» (natl.) erklärt, es liege im Inter esse aller BerusSstände, vor allem unseren mittleren Bauernstand zu heben. Der Landeskulturrat habe nicht mehr die Interessen der kleinen und mittleren Landwirte gewahrt. Da« Körgesetz habe unheilvoll gewirkt. Er beantrage Verweisung an die Gesetz gebung-Deputation. SlaalSmimster des Innern Graf Vitzthum v. Cckßädt erwidert, im Hinblick auf die «rchselnde Wahlbeteiligung und da bisher derartige Anträge nicht an dte Regierung gelangt find, glaubt die Regierung eS bei dem bisherigen Zustande belasten zu sollen, zumal die Zahl der Landwirte in Sachs.n sich verringert habe und man Nicht gut ein Gesetz heute schon ändern könne, nachdem e- erst vor vier Jahren «lasten worden ist. Abg. Schulze (Soz.) wünscht eine Erleichterung de- aktiven Wahlrecht- durch Herabsetzung der Steuereinheit und eine Vertretung der Arbeiterschaft im Lande-kulturrat. Abg. Fre»zel (kons) erklärt, die Konservativen ständen diesem Antrag zurzeit noch skeptisch gegen über, da eine sachliche Prüfung die Vermehrung nicht rechtfertige, viclmehr rein äußerliche Gründe für st» sprächt», die aber eine erhebliche Mehrbe lastung der besonder- B tetligten zur Folge haben würde, und weil Lie Dringlichkeit einer solchen GesrtzaebungSänderung nicht anzuerkennen sei, da dre nächsten Wahlen «st in drei Jahren statifindrn. Trotz dieser Bedenken stimme die Fraktion der Verweisung an die Deputation zu. Dec Landes kulturrat sei seiner Pflicht bisher stets nachgekommen. Von den 13 gewählten Vertretern braucht schon heute kein einziger Vertret« des Großgrundbesitze- zu sein. Man scheine hier einen Gegensatz zwischen kleinen und großen Landwirten konstruieren zu wollen, habe aber nicht den Beweis erbracht, daß der Landeskulturrat seine Aufgabe nicht erfüllt habe. DaS Körgesetz wurde dort einstimmig an genommen und in der Zweiten Kammer stimmten zwei Vertreter deS Bauernstandes dagegen, der Abg. Greulich und er, Redner, selbst. Dir Natio nalliberalen haben aber einstimmig dafür gestimmt. (Hört, hört!) Abg. Göpfert (natl.) wendet sich gegen den Vorredner. Wenn der LandeSkulturrat unter 21 Mitgliedern 17 Rittergutsbesitzer zähle, so könne er nicht mehr als Vertretung der Landwirtschaft gelten, sondern nur noch als eine solche der Ritter- gutSbesitzer. In wichtigen Fragen habe er voll kommen versagt. Bedauerlich sei auch die Stellung, „ahme der Regierung. Abg. Dr. Hähuel-Kuppritz (kons) bedauert, baß durch die Dringlichkeit, die man dem Antrag Ewuß beilege, die politische Agitation in die Wahlen zum Landeskulturrat hineingelragen werde. Abg. Donath (kons.) spricht sich kräftig für den Antrag auS. Eine Aenderung der Wahlkreise sei notwendig im Interesse einer Erhöhung der Wirk samkeit deS Landeskullurrats. Abg. Dr. Dietel-Annaberg (frs.) erklärt namenS seiner Freunde die Zustimmung zu dem Anträge C auß. Sie seien auch mit Verweisung an die G-s.tzgebungsdeputation einverstanden. Es sei aber nicht allein eine Vermehrung der Wahlkreise nölig, sondern, wi« schon Abg. Schulze au-geführt Hube, auch cine Erweiterung des Wahlrechts. Die Abgg. Schönfeld (kons.) und Sieber (kons.) sprechen sich gegen den Antrag auS, während Abg. Gode (kons.) dafür ist. Abg. Langhammer-Chemnitz (natl.) tritt für den Antrag ein und beweist durch Verlesung der Mitgliederliste dr» Landeskulturrat-, wi» notwendig eS sei, daß dem kleinen Landwirt mehr Gelegenheit geboten werde, im LandeSkulturrat vertreten zu sein. Grgen die Ausnahmebestimmungen im Kör- gesetz hätten die Nationallibsralen gestimmt. Die sämtlichen Grundbesitzer der Rechten mit Ausnahme von zweien hätten den Nattonalliberalen aber klar- gemacht, daß das Körgesetz eine Notwendigkeit sei, daS habe die Nationalliberalen veranlaßt, in der Schlußabstimmung für daS Körgesetz zu stimmen. Abg. Dr. Hähnel (kons.) tritt in Einzelheiten dem Vorredner entgegen, hofft aber, daß in der Deputation ein gangbarer Wez zur Verständigung gefunden werde. Abg. Wunderlich (kons.) schließt sich den AuS. sührungen seiner Fraktiousgenoffen Sobe und Do- nalh an, die sich für den Antrag ausgesprochen hatten. Abg. Göpfert (natl) weist den Vorwurf zurück, daß der Antrag von den Nationalliberalen nur aus agitatorischen Gründen eingebracht worden sei. Abg. Dr. Böhme-Pirna (kons.) polemisiert gegen den Abg. Langhammer und wirft ihm dabei vor, die Nationalliberalen hätten mit der Ein bringung des Antrages nur Spiegelfechterei ge trieben. Abg. Hett»er (natl ): Wir haben von jrher betont, daß wir der Landwirtschaft freundlich sind. Man kann uns nicht vorwerfrn, daß wir mit un- screm Anträge agitatorische Absichten verfolgt haben. Ich bitte die Herren auf der Rechten, sachlich zu bleiben. Nach persönlichen Bemerkungen deS Abg. Böhme (kons.), Langhammer (natl.) und Hettner (natl.) schließt die Debatte. Der Antrag Clauß wird ein stimmig an die Gesktzgebungsdeputation verwiesen. Es ist bereits 4 Uhr nachmittags. Die Kammer kommt nunmehr zu dem Antrag Biener, Spieß und Genoffen, dir königliche Staatsregierung zu ermächtigen, den bereit- mit 2 Millionen dotierten Fond» zur Gewährung von Darlehen au ge werbliche Geuoffenschafteu und juristische Per- sonen de» öffentlichen Rechts um 1 Million zu er höhen mit der Maßgabe, daß '/, der Gesamtsumme den gewerblichen Gsnoffenschasten Vorbehalten bleibt. Abg. Bteuec (Reformer) betont, die gewerblichen G-moff-nschasten würden von den Trusts mit allen Miuem bekämpft und »«dienten eine bessere Unter stützung als bisher. Minister Graf Vitzthum von Cckstädt: Die Negierung habe schon früher zu «kennen gegeben, daß sie eine Stärkung der wirtschaftlich Schwachen einer Schwächung der Stärkeren z. B. durch eine Umsatzsteuer vorzirhe. Sie sei deshalb trotz der Schwierigkeit, den Etat zu balaneieren, bereit, von der in Aussicht genommenen Ermächtigung Ge- brauch zu machen und den Fonds in der gewünschten Weise zu erhöhen. Abg. Dr. Roth (Frs) erklärt kurz die Zu stimmung seiner Fraktion zu dem Anträge. Abg. Beda-Wurzen (Natl.): S:ine Freunde seien mit der Tendenz des Antrags einverstanden. D-e Frag», ob nur die gewerblichen Genoffen- schaffen unterstützt werden sollten, müsse in der D-putation geprüft werden Seine Freunde schlöffen sich dem Antrag Bien« auf Verweisung an die Frnanzdkputation an. Sie bedauerten nur, daß angesicht- der Finanzlage nicht eine Erhöhung um 3 Millionen möglich sei. Abg. Aleiß»rr-Dce-den (Soz): Der Antrag entspringe einer Verkennung der Tatsachen, und deshalb verhalte ferne Fraktion sich ablehnend. Den wirtschaftlichen Genossenschaften ständen seine Freunde durchaus sreundlich grgenüber, sie feien aber der Ansicht, daß all» Genossenschaften gleich behandelt werdrn müssen. Selbsthilfe sei da-einzig richtige Prinzip der Genossenschaften. Abg. Dr. Spie- (kons.) wirft dem Vorredner vor, er habe zum Fenster hinau-geredet (w»lchrn Vorwurf ihm Abg. Fräßvorf (Soz.) zurückgibt mit dem Hinzufügen, die Konservativen hätten den Lon in diesem Hause heruntergebracht). E» sei mit Freuden zu begrüßen, daß da» ganze Hau» dem Anträge zustimme, mit alleinig« Au-nahm» der Sozialdemokraten, die zwar dem Handwerk sehr viel versprechen, aber nicht verstehen, positiv mit- zuarbeilen. Abg. Fräßdorf (Soz) antwortet in «rregtrm Tone, er verzichte, gleiches mit gleichem zu ver gelten. Ec verlange aber von der Regierung, daß sie die Arbeiterschaft von der ungerechten Umsatz steuer befreie. Abg. Kleinhempel (Natl): Seine Freunde be grüßten es freudig, daß der Abg. Spieß und Ge noffen j'tzt den Weg gehen wollten, den Redner- Freunde schon früher bezeichnet hätten. Der Aus fall der Landtagswahlen beweise, daß für den Tpießschen Umsatzsteuerantrag keine Meinung im Lande vorhanden sei. Abg. Dr. Roth (Freis.): Die Freisinnigen seien, wie er gegenüber dem Abg. Fleißner be merken wolle, nicht von den eingeschlagenen Bahnen abgebracht, fondern stünden auch auf dem Boden der Selbsthilfe; aber aus Gründen der Parität zwischen Gewerbe und Landwirtschaft stimmten sie für den Antrag Biener. Stach weiteren Ausführungen der Abgg. Ateitz- ver (Soz ), Biener (Respt), Dr. Spich (Kons.) und Schreiber (Mittelst.) schließt die Debatte um 6 Uhr. Der Antrag wird gegen 20 sozialdemo kratische Stimmen an di« Finanzdrputatton ver wiesen. Nächste Sitzung Mittwoch 10 Uhr. Lage»- ordnung:G,fftz über die Gemeindeverbände, Eisen- bahnangelegenheiten, Petitionen. Oertliches und Sächsisches. *— »Auf die Promenaden, Plätze «»d Straßen!" so kann man jetzt rufen, wenn un» das Märzwetter mit lachenden Sonnenstrahlen in- Freie lackt. Denn wir können nun schon wieder etwas schauen, sehen, wie der junge Frühling sich breit macht und mit kecken Ellenbogenbewegungen den Winter in die Ecke drängt. Bet solchen Wanderungen können wir wahre Entdeckungen machen, ein Lenzbote nach dem anderen kommt unS vor Augen. Die kühlen Nächte treten ja der Wirkung der TagcSsonne hemmend in den Weg; wenn die allein zu sagen hätte, blühten Ostern wohl zum Teil die Obstbäume. Aber sagen wir nur eilig „unberufen", damit eS nicht gerade um gekehrt kommt. Wie die Wangen der Kinder rosig blühen, wenn die Jugend nur ein paar Tage fich forsch in frischer Luft hat tummeln können; da verschwindet die Influenza- und Stubenlustfarbe tm Nu. Bunt wird eS auch in den Modewaren- iäden. Die hervorstechendsten Modefarben sind ein matteres Rot in verschiedenen Abstufungen und ein leuchtendes Blau. Beide» geht von der Damen- robe und den Federn des FrühlingShutes bi» zu den Herren-Krawatten. Im Großen gesehen, er innert es an ein mit Mohn- und Kornblumen durch- sehteS Feld. Jedenfalls sehen beide Modefarben vergnügt genug aus, und man kann nur wünschen, daß dieser Lrnzheiterkeit kein Reif in der FrühltngS- nacht folge. An dem beginnenden Selbstbewußt sein erkennen mir unschwer auch alle die jungen Menschenkinder, die nun bald inS Leben der Arbeit treten. Wie malt sich doch daS künftige Schaffen und Treiben so schön im Hellen Sonnenlicht! Ja, das Leben ist schön, wenn man nur die Kraft hat, alle trüben Schatten aus ihm fernzuhalten. * Wettsrau-ficht für Donnerstag, den 10. März: Ausfrischende östliche Winde, heitrc, ver ändert trocken. * — Durchschnittspreise. Die Durchschnitts preise für Weizen, Roggen, Mehl und Fourage- artikel in den letzten 10 Friedensjahren find für die Lieferungsoerbände des Regierungsbezirks Chem nitz auf di» Zeit bis zum 1. April 1911 festgesetzt worden. Für den Lieferungsoerband der Amts hauptmannschaft Glauchau betragen die Preise für Weizen Mk. 8,78, für Weizenmehl inkl. Mahllohn Mk. 10,78, für Roggen Mk. 7,90, für Roggen mehl inkl. Mahllohn Mk. 10,29, für Hafer Mk. 8,79, für Hm Mk. 4,26 und für Stroh Mk. 2,50. * — Krci-versammlung de» Bunde» der Landwirte. Im geräumigen Saale des Theater- lokals in Glauchau sand am Montag nachmittag eine gut besuchte Versammlung deS Bundes der Landwirte statt. Der Einberufer, Herr Schubert- Falken, c> öffnete gegen '/,4Uhr dk Versammlung mit Begrüßung und einem Hoch auf Kaiser Wilhelm und König Friedrich August, sowie mit der Auf forderung, immer fest und treu zum Bunde zu halten. Zur Mitteilung kam ein Telegramm deS Geh. Oftonomicrates Andrä in Dresden, der durch dringende Geschäfte verhindert war, zu kommen. Herr Landlagsabgeordneter Schrempf-Stuttgart sprach sodann in gewandter, teilweise mit Humor gewürzter Rede über daS Thema: „Welche Auf gaben stellt die politische Lage dem Bund der Landwirte?" Der schönste Erfolg de» Bundes der Landwirte sei der gewesen, daß fich sämtliche Gaur des D-utschen Reiches in ihm zusammengefunden hätten. Der Redner ging zunächst auf die Ursache der Gründung dcs Bundes, die Caprivischen Han delsverträge und deren ruinierende Folgen für dte deutsche Landwirtschaft, sowie dir Geschichte des Bundes näher ein, zeigte, wie unter den Schutzzöllen die dcmsche Industrie einen beispiellosen Aufschwung genommen habe und wie dieser Schutz der deutschen Landwirtschaft nur in bescheidenem Maße zuteil geworden sei. Eine Folge sei die Landflucht. - Er bezeichnete cs als einen Hauptfehler, daß wir keine Doppeltarife hätten, die z. B. beim portugiesischen Handelsvertraa gute Dienst, geleistet haben würden. Der deutsche Zolltarif enthalte unter 922 Positionen
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