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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 26.01.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-192101268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19210126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19210126
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1921
- Monat1921-01
- Tag1921-01-26
- Monat1921-01
- Jahr1921
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 26.01.1921
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Die Mirrefomt« Bsrlin, 25. Jan. Nach Erledigung verschiedener „kleiner Nn- fragen" versagt das Haus die Genehmigung zur Strafverfolgung des Abg. Düwell (Kom.) Zur Frage, ob dem Strafverfahren gegen den Adg. Erzbergers stattgegeben werden solle, le lt Dr. Kahle (Ttsch. Vp.) als Berichterstatter mit, daß der Ausschuß sich einstimmig für Aufhebung der Immunität ausgesprochen habe. Nachdem der HeUferich-Prozeß ergeben habe, daß 5 Fälle auf die Fragen hin nachzuprüfen waren, ob grund sätzlich Meineid oder fahrlässiger Falscheid vor liegt, erfordert die Würde und Ehre des Hau ses die Auslieferung. Auch daS Zentruin sei für die Genehmigung der Strafverfolgung cm- getreten. Tas Verfahren solle aber unverzüglich ausgenommen werden. Abg. Pfeiffer (Zenrr.) stellt fest, das; Abg. Erzberger selbst die Untersuchung gewünscht hat tm Interesse seiner selbst und seiner Frak tion. Er hoffe, daß die Untersuchung bald die allgemein gewünschte Klärung schaffen werde. Nach dem Schlußwort des Berichterstatters Abg. Dr. Kahl (Disch. Vp.) erieM das HauS mit allen Stimmen gegen die der Unabhängigen und Kommunisten die Genehmig«»« ,«r Strafverfolg«»« Erzberger» Die Genehmigung zur Einleitung einer Straf verfolgung gegen den Abg. Bruhn (DüN.) wird nicht erteilt. Die Gesetzentwürfe über du »oeiteve vorläufige Regelung des Reich-Haushalt» etat» von 1920 und der Ergänzungen hierzu werden debattelos an den Ausschuß verwiesen. Es folgt die Weiterberatung des Retchsjusttzrtat» und der dazu gestellten unabhängigen mü kom munistischen Interpellationen wegen des Amne- stuerlasseS Reichsjusrizminister Heinze: Der Neuauf bau unseres Landes bedingt in erster Lim« den Wiederaufbau der Rechtspflege. Die Kriminalität ist getvachsen, und das Volk hat sich dem Rechts bewußtsein entzogen, weil wir während des Krie ges eine Neberproduktwn an Gesetzen harten und die einzelnen Bestimmungen dem Volke entfrem det wurden. Tie Gesetzgebung muß weniger kom pliziert gestaltet und zum Teil ganz abgebaul werden. Die Moral muß gehoben werden und das N«cht«be»»ßtsei» wieder t» Fleisch »»d Bl»t übergehe». Die Angriffe gegen die Praxis der Gerichte nch- reu sich kaum gegen die Ziviljusttz, als vielmehr gegen die Strafjusttz. Der Fall Marlch ist auf ein KriegSgerichtsurteil zurückzuführen. Gegen General Ludendorff hat sich nichts Belastendes ergeben; gegen Leutnant Vogel ist aus Grund lage der neuen Aussagen des Jägers Runge ein neue- Verfahren eingelötet worden. Die drei Ar beiter sind abgeurteilt worden, weil ihre Sache geklärt ist. Das Kammergencht hat die Amnestie gegen Oberleutnant Vogel nicht für zulässig er klärt- Tic Gerichte müssen umgebaut werden, damit sie in ein« engere Verbindung mit dem VolkSempsinden kommen. Volksgerichte halte ich nicht für geeignet, denn ein Richter muh doch die Gesetze kennen. Außerdem muh er kühl und unvoreingencmmen jeder Sache gegenüberstehen Das kann nur der geschulte Richter. Die Reform muh schon beim Studium beginnen, namentlich müssen die neuen Rechtsgebiete der sozialen mE Arbeiterfragen beim Studium berücksichtigt wer- den. Wir kannten auf unsere Rechtsprechung stolz fein, namentlich auf die de- -Reichsgerichts. Auf den Entwurf zur Umgestaltung der Strafrechtspflege, di« seit 20 Jahren sich nicht weiter entwickelt hat und die di« neue Zeit in Eticklang mit den vor -m Reichstag. Strafbestimmungen bringen soll, w;e aus ein Strafvollzugsgesetz rechnen wir. Das Bürgerliche Gesetzbuch bedarf einiger einschneidender Aende- rungen. Im Rechte des Miet- und Dienstver trages gilt es, neue Gedanken zur Geltung zu bringen. Ein Gesetz über di« Stellung der un- ehelrchen Kinder ist in Vorbereitung. Die Frage nach Einführung einer Mobiliarhypothek! wird geprüft. Auf das Handelsrecht bezieht fich der dem Reichstag versiegende Gesetzentwurf über die Vetriebsbllanzeu. Was daS Recht des ge lverblichen Eigentums, Patentrechts usw. angeht, so liegen Entwürfe aus dem Jahre 1911 vor, dich umgearbcitet werden müssen. Von gewisser Bedeutung ist eine Reform des gesamten Pro zeßrechts und der GerichdSverfashmg. Eine neue Strafprozeßordnung liegt beim ReichSamtc. Eine neue Zwilprozeswrdnung ist in Vorbereitung. Die Gerichtsverfassung bedarf einschneidender Aenderungen. Es gilt, die Gerichtsbarkeit der Sondergerichte möglichst mit der ordentlichen Ge richtsbarkeit zu vereinigen, den Jnstanzenzug zu vereinfachen und dafür zu sorgen, daß nicht jede Bagatelle durch den kostspieligen Apparat des Gerichtsverfahrens durchgetrieben werden muh. Da die großen Reformen noch längerer Zeir be dürfen, wird den; Reichstag in diesen Tagen ein« Novelle zur Entlastung der Geruhte zu gehen. Auch ein Gesetz über die JrlgendgerichtS- barkeit wird hoffentlich bald an den Reichstag kommen. Wa» die Veh«»»!»»« tz« s»ge». Krte,«»erbrech«, durch den Oberreiäksanwali anlangt, so find in 32 Fällen bereits im August Ersuchen um Be lastungsmaterial an die fremden Regierungen ab- gegangen Sobald die Aussagen vorliegen, wer den neue Schwierigkeiten erwachsen, d;e wir jetzt noch gar nicht überleben können. England bat bisher seine Fälle erledigt. Die englischen Zeu genaussagen sind aber nicht so abgefaht, daß sie gerichtlich verwendet »vcrden können. Wir ha- ben uns nun bereit erklärt, einen Vertreter des Reichsanwalts ins Ausland zu senden, um die dortigen Regierungen Ub«r die Erfordernisse un serer Prozeßführung aufzuklären. Nach England reist ein Vertreter bereits in den nächsten Tagen ab. Ter Vorwurf der Verschleppung trifft uns allo nicht. Abg. Radbruch (Soz ): Der Justizminü iter macht es sich sehr beginn, wenn an der Rechtspflege Kritik geübt wird. Wenn Verfahren noch schweben, so erklärt er, er dürfe nicht in schwebend« Verfahren eingreifen. Liegt aber ein Nrtetlsspruch vor, so erklärt er wiederum, er müsse sich eine Kritik au dem Gerichtsurteil ver sagen Auf Grund der Marburger Studenten- affäre wird ein« Neuordnung der Auswahl der Schöffen und Geschworenen verlangt, ähnlich wie bei den Gewerbe- und Kauimannsgerichtcn. Abg. Dr. Bell (Zentr ): Anstelle deö Pa tentamtes ft NW ein Reichsamt für gewerblicher; Rechtsschutz errichtet werden. Ein außerordentlich bedauerlicher Zrrfall, der in; Zusammenhang mit der schwarzen Schmach stebt, hat sich im Rhein land ereignet. Nach zuverlässigen Nachrichten hat im französischen Polizeigericht in Landau wäh rend 7 Monaten ein französischer Offizier schwär zcr Rasse fungiert. Mg. Dr. Barth (D.-N ): Die Zeit null unS tvenig geeignet erscheinen für die Durchfüh rung großer Justizreformen. Was man früher Kabinettjustiz nannte, wollen die Linksparteien wieder einführen, wenn ihre Interessen im Spiele sind. Die bayerischen Volksgerichte Haber; zur Gesundung der Verhältnisse in Bayern beigetra gen. Die Frauen sollt« man auch zu Schäften- und Schwttrgerichten zulassen. Die deutsch« Ju stiz wird allen Stürnnn staudHalten. Pastor Klinghammer. Raman von Wilhelm Hegeler. «1. Fortsetzung (Nachdruck verboten.) Schwarzgeschuppte Wölkchen säumten breiter und breite; den Horizont. Es lag etwas Angst volles in der Luft, als mühte rrgendwo eine Feuersbrunst lein. In ferner Näh« herrscht« blei erne Schwüle, aber dahinten auf der Landswaß« wirbelten Staubsäulen und der Hahn auf der Ktrchturmspitze drehte sich aufgeregt. .Ich weiß alles?* durchhuschte es Daniel, wie er an der Kirche vorüberging. „Alles, was ge- schrieben steht. Aber Worte sind das alles." — Und plötzlich durchzuckte es ihn triumphierend: .Wo steht geschrieben: Wenn jemand dein Weib besudelt, dann segne ihn! Wo steht das?" Ta dröhnte der Uhrfchlag. Seme Angst stieg mft einem Ruck höher, diese Angst, die ihn w>« ein Gürtel umgab, der sich fester und fester zog. „Was wird geschehen? Was wird in einer Stunde sein?" — Er konnte kaum atmen. Er blieb stehen, zog die Stirn zusammen mW starrte den Gedanken nach, die wie sein eigener Schatten weghuschtiHi, wenn er sie ergreifen wollt«. „Was habe ich vor? Ich will —Die Hel ligkeit blendete ihn Das Licht fraß seine Ge« danken auf. „Ich will — wenn er mir sagt, daß siH noch rein ist, mag er gehen. Ich tu ihm nichts. Schwören soll er. Sonst — — —- Sein Mut schwoll an. Trüber Dunst umwogie ihn und vor seinen Augen spielten sich schreckliche Vorgänge ab. Durch einen Hohlweg erreicht« er den Wald, Hier war's noch schwüler. Es roch nach faulen Pilzen. Laut kreischend flog eine Elster vor ibm auf. Die Bäume knirschten und ricben sich dos; es wie Stöhnen der Wut klang- Nach einer Stunde kehrte er um, mit düsterer Glut erfüllt Am Waldrand lag unter einer Gruppe hellgrüner Lärchen eine umgeworfetw Karr«, auf die er sich niederließ Ter Himmel war grau verhaken. Breit ruhte der Talgrund, in dem hier ;md dort dunkle Schatlenflecke wie tiefe Löcher gähnten. Da klang Abendläuten. Jetzt kehrten die Bauern vcm Feld heim. Bald saßen sie bei der Abendsuppe. Mam;, Weib und Kinder. — „Warum habe ich keine Kinder? Wann;; habe gerade tch ein solches Los?" dachte Daniel, und furchtbare Mut Liber sein Schicksal ergriff chn. „Ach, du — sitzt da oben — Mfrfluchter!" murmelte er und schüttelte drohend die Faust. Mer dann stützte er den Kopf auf und ver fiel in Brüten. Von morgen ab versank sein Leben in Dunkel. Mochte kommen, was wollte, er hatte keine Hoffnung mehr. „Aber was küm mert das mich?" dachte er- „Was geht mich Marianne an? Ob es einen Gott gibt, das macht« tch wissen. Ob das Leben Sinn hat oder nicht?" Er warf sich lang hin. Die düsteren Wolken über ihm zeigten seltsame Gebrlde- Eine Ge- stalt, ähnlich einem Manne mit riesenhaft aus- gestrecktem Arm, stand Uber dem lwlben Him mel, wie fern eigener, vergrößerter Schatten. Grauen erfüllte ihn, zugleich aber hehrer Gleichmut. Die Läpperschulden der Menschlich keit störten ihn nicht mehr. Dies eine mutzte noch beglichen sein, dann hielt chn nichts mehr auf der Welt. Er richtete sich aus. Neber ein Brachfeld zog ein Schäfer mit seiner Herde. Non dem Hund umkreist, drängten sich die Tiere zusammen, klag- lich klang ihr vielstimmiges Blöke;;, hell und t;ef. Unter den dunkel getürmten Wolken rauschte eine Schar Raben heran. In »vettem Bogen kreisten sie. Aufgeregt klang ihr Raah, Raah, dam; schienen sie sich vom Wind ergreifen zu lasser; und waren wie sortgestobcn. Es schlug vom Kirchturm sieben. Daniel sprang auf und ging mit großen Schritten durch den Hohltveg unter der Bahnüberführung zum Steinbruch hinunter. „Gott steh' mir bei!" betete er. Er trug schwer an sich, wie mit Blei be lastet. Voll Furcht und Schrecken war di« Land schaft in weiter Runde, Am Himmel verzerrte AWmiiz. Di« RegierungSkommission in Oppeln hat fol gende für di« Abstimmung wichtige Entscheidung getroffen: 1. ?llle Stimmberechtigten der Kategorie B (gebürtig«, aber nicht ansässige Personen) erhal ten von dem paritätischen Ausschuß eine Benach richtigung, ob sie in die Stimmliste eingetragen sind oder nicht, und zwar durch die Post gegen Rückschein. 2. Für die Schreibweise der Namen wird am besten diejenige der Geburtsurkunde gewählt. In; übrigen sollen die paritätisckM Ausschüsse in dre ier Frage nicht peinlich genau, sondern entgegen kommend sein-. Es soll ausreichen, wenn durch di« Schreibwerse der Klang des Namens wieder- gegeban wird, 3. In dem Antrag auf Einwägung in die Stimmliste ist anzugebcn das Datum, an wel- ;h«m ter Stimmberechtigte leinen Wohnort in Oberschlcsien verlassen hat. Eine ungefähre An gabe des Zeitpunktes genügt, wenn eine genaue Angabe nicht möglich ist. -1 . Ter Service du Plebiscite ist damir ein verstanden, daß die Einwägungen der Abstim mungsgäste durch die Organisationen des deut schen und des polnischen PlebttzMommissariates den paritätischen Ausschüssen übermittelt werden. Dit S»t'S«ftrn>r in Srertn. sz. Am Montag ist in Dresden die Inter nationale Elbekommission zur ersten Sitzima zu- sa-mmengetreten, um nach dem Beschluß des Ver trages von Versailles neue Bestimmungen für den Elbeverkehr zu treffen. Ministerpräsident Buck führte in einer Am iprache an die Mitglieder der Kommission aus, welch hohe Aufweichungen Sachsen und di« an deren Elbe- Uferstaaten an Unterhaltungskosten für die Elbe aufgewendet haben. Im ganzen feien für die laufende Unterhaltung bis jetzt 110 Mil- lionen Mark ausgewendet worden. Daneben feier; laufende Mittel für die Regulierung aufgewandt worb«;;, die bis 1915 den Bewag von nahezu 08 Millionen Mark erreicht haben. Seit 1879 sn zur schnellen Förderung der Elbregulierung von den deutschen Uferstaate;; ein Bewag von 22 Millionen Mark bercitgestellt worden, so daß die Elb« jetzt durchweg einen geregelten festge- legten Lauf hab«. Im Laufe der Jahre sei der Siromlauf zur Erlc;chterung der Schiffahrt an bescnders gekrümmten Steller; durch Ausführung von Durchstichen gerade gelegt worden. Zahl reiche Schutzhaft;; seien vorhanden, in welchen die Schiffe gegen Hochwasser und EiSgefabr Zu flucht finden können. Erhebliche Mittel seien für Nbgmbungen zur Verbesserung der Hochwasser- und EisaLführmig aufgewendet worden. Nach allen diesen Arbeiten könne mar; die Elbe einen wobl regulierten und für die Schiffahrt in hohen; Maße nutzbringenden Strom nennen. Dement sprechend sei der Verkehr auf der Elbe auch recht erheblich. So seien z. B. nach der letzten, für d«n norrnalen Verkehr maßgebenden Statistik im Jabre 1913 in der; 19 wichtigsten Häsen der Elbe 121 -M> Personen- und Gütettchifft ein und ausgegangen. Der bisherige Präsident der Elbekommission, der Delegierte der Tschechoslowakei Professor Klir, erwiderte, daß er überzeugt sei, daß daS Ziel der Arbeiten der Kommission die Erleich terung der Schiffahn und somit die wittscha'r- liche Entwickelung im Interesse aller se;, so daß die Elbe eine der wichtigsten Verkehrsadern werde. Gebilde. Tas Tal voll gähnender Löcher Die Silberpappeln sträubten sich im Srurm, laß die milchweißen Kehrseiten der Blätter nach oben lagen. Angstvoll wimmerten die Schaft. Ge duckt lag das Schilf an den Usern der Schwalm. Am Horizont klaftte, breiter und breiter wer- dcnd, ein langer blutroter Swei en. „Da sitzt er," dachte Daniel plötzlich beim Anbl;ck der ihm den Rücken Mehrenden Gestalt und trat schnell näh«. Fritz Iiaite gegessen und getrunken, doch gu ten Mutes war er nicht. Wie der Himmel mit schwarzem Gewölk, war fein H«rz mit Schwer mut belastet. Was er sein lebelang nicht ge launt: abergläubische Furcht — davon war er jetzt überwältigt. Jetzt in diesem Augenblick, wo er den kühn «trotzten Raub beinah in der Hand hielt, wc. ;hm das Glück lachte, fühlte cr sich schlaft, markloS und krank. „Herrgott, was ist daS nur!" dachte er verzweifelt. Die Gewitter schwüle macht mich kaput, dazu das Rabenge kreisch. Wenn ich nur 'ne Flinte hätte, die würde ich gern vertreiben." Er rieb sich die trüben Augen, wischte den Schweiß von der Stirn und dehnte die zerschlagenen Glieder. „Zum Kuckuck noch mal: Courage? Morgen, sitze ;ch mit Marianne im Frankfutter Hof, und über morgen geht'ö nach der Schweiz, nach Ostende, irgendwohin, wo's lustig und schön ist * ?lb«r die störrische Seele ritz sich gewaltsam los von allen leckenden Vorstellungen und führte ihm andere Bilder vor Augen: leine Mutter — ihren Tod — seine eigene Schuld. P ötzttch hörte er Schritte hmter sich. Als cr sich hastig nmwcndetc und seinen Bruder erkannte, drehte sich ihm das Herz beinahe im Leib« nm. Ohne seinen Bruder zu begrüßen, blieb Da niel stehen und sagt« stoßweise: „Mattanne hat mir gesagt, »vas zwischen euch txissiert ist. — Ich frag« dich — ist das »vahr?" „Womit kann ich dienen?" erwiderte Fritz gedehnt „Marianne will mit dir fort — Sie wäre Rundschau. Bn der Pariser Koafere«, liegen entscheitende Beschlüsse noch nicht vor. ES soll eine — neue Konferenz am 21. Februar in London abgehalten werden, an der Griechenland und die Türkei beteiligt sind, um die Onent- lrage zu lösen. Deatschlaud» Brotoersors««- ist ins Anfang Mai gesichert. Tie Einkaufs« Möglichkeiten sind in Anbetracht der überaus ho hen Warenvorräte nicht ungünstig. Im Zusam menhang damit steht auch das Sticken des Dol larkurses, der die Eindeckung für die Versorgung des laufenden Jahres zu einem günstigeren Preise ernröglicht. Ta auch für den Bezug von australischen; und argentinischen; Getreide der Dcllar die Grundlage bildet, ist eine Kris« in der B r o t v e r s o r g u n g wie im Vor jahre, die zur Streckung des Brotgetreides mit umvertigen Stoffen sühne, in diesem Jahre nicht zu befürchten. Glu» luteruatlBnale Konferenz der Bergarbeiter fand in London unter dem Vorsitz von Rodert Smillie statt Deutschland war durch Hus und einen zweiten Delegierten vertreten. S;e prote stierten gegen die Bestimmung des Versailler Ver trages. der Deutschland verpflichtet, an Frank reich als Kriegsentschädigung Kohlen zu liefern. Der Kongreß der Bergarbeiter faßte eine Reso lution, wonach die Bergwerke in allen Ländern sofort verstaatlicht werden sollen. Dl» Auflösung de» m»Kl»ud«»-lfch»a Landtages auf Antrag der Deutjschnattonalen fand Annahme. Die Neuwahlen sind auf den 13. März festge setzt werden, bis zu »velchem Tage der alt« Landtag Wetter tätig bleibt. Die sächsischen Eisenbahner sind mit der Regelmrg der Lohnfrage nicht zu- frieden. Tie Bezirksleitui^ Sachsen des Deut schen Eisetzchahnerverbandes hatte eine Konferenz der Bezirksvorstandsmitglieder mrd der OttSgrup- penleiker cinberusen, um zu den Verhandlungen m« der Reichsregierung Stellung zu nehmen. Die Konferenz lehnte die von der ReichSregierung gemachten Zugeständnisse mit all« Entschieden heit ab und beharrte auf den von den Eisen bahnern ursprüglich gestellten Forderungen. Der VerbandSvorftand wird aufgefordett, den jetzigen Rcichslohntarif möglichst sofort zu kündigen, die für Sachsen dringend nötige bessere Ausgestal tung deö Ortsklassengefttzcs anzustreben,, den wirk samen Abbau der Existenzmittelpreift zu fordern und deswegen mit der Reichsregierung sofort wieder in Verbindung zu treten. Es wurde aber beschlossen, von einem Streik adzuftdizn. Kleine Nachrichten. Justizrat Viktor Fränkel in Ber in teilt in der „Roten Fahne" mit, daß bei ihm vier Be amte der Berliner und Dresdner Polizei erschie nen wären, um im Auftrage der Dresdner Staatsanwaltschaft elwa vorhandene Korrespon denz mit dem K o m m u n i st c n Hölz zu beschlagnahmen. — Ter 3. Band Bismarcks Erinnerungen «schein; nun doch noch, und z;var Mitte Mai. — In Kronstadt ist an geblich ein antibolschcwistischerAuf« rubr angebrochen. Petersburg wurde in den verschärften Kriegszustand verletzt — Der Mi- nisler des Innern Lipinski ist erkrankt und wird durch den Bttniflerpmsidenlcn Buck vcttre ten. — Tie Franzosen haben die Abhaltung von M anövern M Elsaß-Lothringen und ter Ost see beschlossen. — Die Amnestierung Ober leutnants Pegel ist aufgehoben und die j Verurteilung von; Berliner Kamurergcricht als teine Geliebte. — Du hättest sie verführt. — Ist das wahr?" „Na — wenn sie's selber sagt" „Von dir will ich's wissen. — Ist sie deine Geliebte?" Anstatt zu antworten, fragte Fritz.: „Warum ist Marianne nicht gekommen? Was, zum Teufel, willst du hier?" „Ist sie deine Geliebte, will ich wissen " „Darauf antworte ich überhaupt nicht." „Wenn sie nicht deine Geliebte ist, dann — antworte! — Höre? — Wenn du das schwören kannst, wenn du jetzt versprichst, daß du augen blicklich abreist — auf Nimmerwiedersehen — dann — —" „Mir scheint, du bist total übcrgeschnoppt," antwortete' Frttz. „Willst du das nicht?" Mch, wirklich? Ist das dein Ernst? Du — elender Hahnrei." „Dann mach dich gefaßt — — Gott steh' mir bei." „ „Mach du dich geiaht. — Wenn du nicht — — O du Hund!" schrie er ans einmal, als cr gewahrte, daß fem Bruder den Revolver auf ihn richtete. „Feigling? — Feiger!! Aschgrau gefärbt vom plötzlichen Todcsschrcck sprang er mit zerbrochenen Knien auf. Da warf Danrel die Waffe sott, daß fie zischend ins Wass« ftihr. Mit emporgestrcckten Annen stürzte cr sich am seinen Bruder und schleuderte dessen Kopf mit so surchtbar« Gewalt über die Bank- fthne, daß das Genick wie ein Holzscheit zer brach. ' „Steh' mir bei!" leucht« er, ohne noch zube- greiftn, was er getan hatte. Plötzlich aber fühlte er den lose baumelnden Kopf schwer in seiner Hand. Ta warf « sich auf du: Knie und schrie laut: „Gott se; Tank! — Gott sei Dank! — Ich danke dir, Gott!* (Fottfttzunq sowt)
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