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Der Grenzbote : 06.03.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1836929153-189803062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1836929153-18980306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1836929153-18980306
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer Grenzbote
- Jahr1898
- Monat1898-03
- Tag1898-03-06
- Monat1898-03
- Jahr1898
- Titel
- Der Grenzbote : 06.03.1898
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-L» Dev tz>venzvoLe. großer Gründlichkeit ausgearbeitete Bericht giebt in allen Zweigen der Forstwirthschaft klare Aus kunft. Es wird hierbei der Beschluß gefaßt, daß Herrn Rathsförster Lohse der freihändige Verkauf von Reisig gestattet werden soll, wenn für den Meter mindestens 20 Pfg. gezahlt wird. — Be züglich einer persönlichen Gehaltszulage an Herrn Lehrer Ficker beschließt das Collegium einem An trag des Herrn Dr. Heckel gemäß gegen 5 Stim men, von solchen persönlichen Gehaltszulagen überhaupt abzusehen, vielmehr den Stadtrath zu ersuchen, die Gehaltsstaffel unverzüglich in die Wege zu leiten und in einer gemeinschaftlichen Sitzung zur Vorlage zu bringen. — Dem Gesuch des Schulhausmanns, Herrn Ed. Dotzauer um Gehaltsaufbesserung wegen vermehrter Arbeit in folge neuerrichteter Klassenzimmer usw. wird mit einer Zulage von 50 Mk. stattgegeben, so daß dessen Gehalt 600 Mk. beträgt. — Die Untermauerung der Hausmanns-Wohnung im städtischen Armen hause soll nicht, wie der Bauausschußbeschluß be sagt, im Tagelohn, sondern dem Anträge des Herrn Aug. Müller gemäß in Accord vergeben werden. — Das Collegium erhöht den an den Hilfsverein deutscher Reichsangehöriger in Prag gewährten Unterstützungsbeitrag von 5 auf 10 Mk. und stimmt dem Rathsbeschluß zu, daß bei den sich nöthig machenden städtischen Bauten czechische Arbeiter nicht beschäftigt werden sollen. — Weiter stimmt das Collegium dem Rathsbeschluß zu, wo nach von den städtischen Collegien eine Begehung des städtischen Quellengebiets mit einem Sachver ständigen, und zwar dem Herrn Ingenieur Opitz in Zwickau, vorgenommen werden soll. — Zur Bestreitung der Kosten für das Elektrizitätswerk macht sich zu der bereits erfolgten Anleihe von 150,000 Mk. noch eine solche von 50,000 Mk. nothwendig, da Herr Dir noch eine Forderung von 43,184 Mk. 11 Pf. an die Stadt hat. Das Collegium stimmt der Aufnahme einer Anleihe zu obigem Betrage zu, verweigert jedoch vorläufig seine Genehmigung zur Erweiterung der Accumu- latoren und zum Ankauf größerer Dynamos. Dabei giebt man dem Rath zur Erwägung an heim, ob es nicht rathsamer sei, die Anleihe, statt beim landwirthschaftlichen Creditverein zu 4'///, mit Amortisation, bei der Versicherungsanstalt für das Königreich Sachsen, die 3'/?/g Zinsen ohne Amortisation berechne, zu machen. — Zur Ver breiterung des Elsterflusses oberhalb der Mehlthau brücke will das Collegium aus Stadtmitteln Bei hilfe nicht gewähren, zumal nicht einmal alle An wohner Beiträge hierzu leisten wollen. Der Stadtrathsbeschluß will die Beitragshöhe erst dann feststellen, wenn die Preise für Arealabtretungen seitens der betroffenen Anwohner bekannt gegeben worden sind. — Herr Vaumstr. Lehmann hat vom Rathhausbau her noch eine Forderung von Aschenbrödel. Novelle von Fanny Stöckert. fNachdruck verboten.f 1. Der Wind fuhr brausend durch die Bäume und Sträucher des herbstlichen Gartens, letzte Sonnenstrahlen warfen glühende Lichter auf den wilden rothen Wein, auf die in allen Farben leuchtende Blumenpracht der Beete. An einem Rosenstock zitterte im Sturm noch eine letzte Rose, fremd und blaß nahm sie sich aus in den glüh enden, leuchtenden Farbentönen rings um sie herum, wie ein letzter Scheidegruß aus sommer lichen Tagen. Ein junges Mädchen, das am Fenster der Villa lehnte, blickte sinnend auf diese Rose. „Nun ist es vorbei mit deiner Schönheit, du holde Königin der Blumen," sagte sie mit müder Stimme, „aber du durftest doch einmal blühen, dich voll entfalten. Noch vor wenigen Tagen standest du in strahlender Blüthenpracht, unbe rührt von Sturm und Wetter, unsereins aber hat keine Blüthezeit. O wenn man nur ein Mal, ein einziges Mal frei leben dürfte! Frei leben gleich den anderen Glücklichen vom Schick sal bevorzugten Menschen, und wäre es auch nur eine kurze Spanne Zeit. Man hätte doch wenigstens eine freundliche Erinnerung, zu welcher man in Gedanken immer wieder zurückkehren könnte: aber dieses Dasein, welche Erinnerungen bietet es, was ist es weiter als ein Vegetiren ohne Selbständigkeit, abhängig von den Launen Anderer!" „Fräulein, Sie müssen sofort nach der Stadt hinein fahren!" tönte da plötzlich eine etwas harte Stimme in ihre Betrachtungen hinein. „Soeben erhalte ich eine Einladung zu einer Gesellschaft morgen zu Frau von Bühren. Meine Schneiderin hat mich wie gewöhnlich wieder in Stich gelassen mit dem neuen Anzug, ich muß ihn aber ganz unbedingt haben zu morgen. 9591 Mk. an die Stadtkasse. Da die Revision der Abrechnung des Herrn Lehmann aber bis jetzt noch nicht erfolgt ist, beschließt das Collegium ge mäß dem Stadtrathsbeschluß, die Revision durch Herrn Raumftr. Stöber in Chemnitz mit mög lichster Beschleunigung vornehmen zu lassen, falls Herr Lehmann damit einverstanden ist und für die Kosten aufkommen will. — Tanzbelustigungen finden Heuer noch bis mit Sonntag Lätare (20. März) statt, dann tritt bis mit 1. Osterfeiertag (10. April) die geschlos sene Zeit ein. Bad-Elster. Die Schleußenbauaussüh- rung vom Hotel de Sare bis zum Hotel Post hier wurde in der am Mittwoch Abend stattge fundenen Eemeinderathssitzung einem Herrn Kern aus Plauen als Mindestfordernden übertragen. Sieben Bewerber hatten Kostenanschläge ein gereicht, die zwischen 3300 und 4900 Mark schwankten. Oelsnitz, 4. März. Bei der hiesigen städtischen Sparkasse wurden im Monat Februar 1898 938 Einlagen mit 118 056 Mk. 67 Pfg. und 409 Rückzahlungen mit 70 891 Mk. 77 Pfg. bewirkt. Der Gesammtumsatz bezifferte sich auf 269 843 Mk. 46 Pfg., nämlich 146 066 Mk. 23 Pfg. Einnahme und 123 777 Mk. 23 Pfg. Ausgabe.—Unter den Berathungsgegenständen der gestrigen gemeinschaftlichen Sitzung der beiden städtischen Collegien befand sich auch das Ange bot der Firma Kramer u. Co. in Berlin, eine elektrische Bahn Oelsnitz-Hof zu erbauen. Unsere Stadtvertreter stimmten dem Plane einhellig zu, und hofft man in allen Kreisen der in Frage kommenden sächsischen bezw. bayerischen Be völkerung auf eine recht baldige Verwirklichung desselben. Klingenthal. Auf eine von Herrn Kantor Schneider hier öffentlich ausgesprochene Bitte um milde Beiträge für den durch Raub mord und Feuersbrunst schwer geschädigten Land mann Sandner in Schönau i. B. sind als erste Gabe 50 Mk. von einem Menschenfreunde in Leipzig eingegangen. Falkenstein. In der Nacht zum Mitt woch erschoß sich im benachbarten Werda der in den fünfziger Jahren stehende Gutsbesitzer Au gust Zimmer. Die Wirthschaft des dem Trünke ergebenen Mannes ging in letzter Zeit immer mehr zurück und dürfte darum Schwermuth zu dem bedauerlichen Schritt veranlaßt haben. Aue, 3. März. Dieser Tage geriethen 2 in einer hiesigen Fabrik beschäftigten Arbeiter aus Schneeberg, die auf dem Nachhausewege be griffen waren, in Streit, der schließlich in Thät- lichkeiten ausartete und damit endete, daß der Kernmacher Schmidt dem Former Tuchscheerer die halbe linke Ohrmuschel abbiß und ihm noch Bitte fahren Sie mit dem nächsten Zug hinein nach Berlin, und bringen Sie, wenn es irgend angeht, das Kleid gleich mit; denn Frau Braun's Versicherungen kann man nie trauen. Sie können vielleicht noch die Oper besuchen. Die Oper Lohengrin wünschten Sie ja schon längst einmal zu sehen, es schadet ja nichts, wenn Sie auch erst spät zurückkommen." In Fräulein Jsidorens Augen leuchtete es auf, das war ja gleich eine sehr angenehme un verhoffte Unterbrechung ihres so sehr geschmähten Daseins. Allerdings würde Frau von Barnewitz ihr nur ein Billet zum dritten Rang in der Oper anbieten, aber wo anders gehörte ein ar mes Gesellschaftsfräulein, wie sie es war, wohl auch nicht hin. Und die von ihr so sehr geliebte Musik umrauschte sie dort eben so wie im ersten Rang, und trug sie wenigstens auf kurze Zeit hinweg über das langweilige, alltägliche Dasein einer Gesellschafterin. Einer Gesellschafterin! Wer Isidoren so in der eleganten Haltung neben der jungen Wittwe Frau von Barnewitz gesehen hatte, ohne Nähe res über ihre Verhältnisse zu wissen, hätte wohl eher der letzteren die untergeordnete Stellung zu geschrieben. Wohl waren sie beide groß und schlank, aber Frau von Barnewitz besaß nicht jene Eleganz der Haltung und Anmuth der Be wegungen, wie sie der Professorentochter Isidore Behrens eigen waren; auch lag in Frau von Barnewitz etwas gewöhnlichen Eesichtszügen nicht der lebendige, geistig rege Ausdruck, der das blasse, feine Gesicht Fräulein Jsidorens so an ziehend machte. Doch Frau von Barnewitz war die vom Schicksal bevorzugte, war reich, war unabhängig, konnte sich ein Gesellschaftsfräulein halten, und dieselbe mit ihren Launen quälen. Gehorsam begab sich letztere jetzt nach ihrem Zimmer zu der kleinen Fahrt von dem nahen Vororte nach der Residenz zu rüsten. Wenige Minuten darauf trug sie das Dampfroß hinein in die Metropole. einen derben Schlag mit einem Stocke auf den Kopf versetzte, so daß sich T. in ärztliche Behand lung begeben mußte. Neustädtel, 3. März. Mittwoch Abend ereignete sich hier ein recht beklagenswerther Un glücksfall. Die junge Ehefrau des Stickers Bauer hier war mit einer Arbeit beschäftigt, als ihr Kind die Tischlampe umstieß, welche hierbei er- plodirte und das brennende Petroleum über die arme Frau ergoß. Sofort stand diese über und über in Flammen, und da nicht augenblickliche Hilfe zur Stelle war, erlitt sie so schwere Brand wunden am ganzen Körper, daß es unwahr scheinlich ist, sie am Leben zu erhalten. Werdau, 3. März. Einen raffinirten Dieb stahl führte hier eine 17 Jahre alte Fabrikar beiterin aus. Dieselbe begab sich in die Wohnung zweier kranker Personen, die beide infolge Läh mung das Bett hüten mußten und bestahl die selben, und zwar in einem Falle um 6 Mk. und Konsummarken im Werthe von 12 Mk. und im anderen Falle um einen Geldbetrag von gegen 3 Mk. und ein Werthpapier von über 15 Mk. Der einen Kranken hatte die Diebin, während sie den Diebstahl mit der linken Hand ausführte, mit der rechten Hand ein Kopfkissen ins Gesicht ge drückt. Der Polizei gelang es, die Diebin zu er mitteln und festzunehmen. Oelsnitz i. E. Daß es kinderreichen Vätern oft schwer fällt, Taufpathen aufzutreiben, wird Mancher vielleicht an sich selbst erfahren haben; daß aber ein Pathen-Stellvertreter für seine Gut- müthigkeit sogar vierzehn Tage Gefängniß ver wirft, dürfte zu den Seltenheiten gehören. Der 29jährige Bergarbeiter Carl August Friedrich in Niederwürschnitz hatte bei einem Kinde seines Bruders Pathenstelle vertreten, und zwar für den Handarbeiter S. in Oelsnitz, der die Annahme des „Gevatterbriefes" verweigert hatte. Friedrich hatte dabei 5 Mk. Unkosten gehabt und schrieb, um diese wieder zu erlangen, etwa 14 Tage nach der Taufe an S. einen Brief des Inhalts, er habe im Pfarramt zu Stollberg erfahren, daß er, der Adressat, und sein Weib, durch Ausschlagen des Gevatterbriefes das Recht verwirft hätten, jemals wieder an einen Taufstein zu treten, er, Friedrich wolle es 8 Tage lang im Oelsnitzer Blatte bekannt machen; er sei vom Pfarrer be auftragt worden, ihn nochmals zu fragen, ob er ihm die erwachsenen Kosten von 5 Mk. ersetzen wolle oder nicht, wenn nicht, so gehe die Sache vorwärts, er habe bis 1. Januar 1898 Zeit zur Ueberlegung." Der Adressat, in dessen Besitz der Brief gelangte, zahlte nicht, brachte dis Sache aber zur Anzeige und veranlaßte dadurch eine Anklage gegen Friedrich wegen versuchter Er pressung. Friedrich wurde für schuldig befunden und mit 2 Wochen Gefängnißstrafe belegt. Hier war Fräulein Jsidorens Element, mit dem Gang, der Haltung einer echten Großstädterin eilte sie hinein in das Gewogeder Straßen, um zunächst Frau Braun, die Schneiderin, aufzu suchen. Das Costüm wäre fertig, theilte ihr die auf ihre Nachfrage mit, nur einige kleine Arrange ments am Rock müßten noch befestigt werden. Vielleicht wäre das Fräulein so freundlich, das Kleid einmal anzuziehen, die jungen Mädchen wären alle so beschäftigt heute, und sie hätte ja fast dieselbe Figur wie Frau von Barnewitz. Isidore war sofort bereit dazu, in wenigen Minuten hatte sie das elegante Costüm angelegt, und Frau Braun erging sich in Bewunderung, wie wundervoll es säße, wie ausgezeichnet die lachsfarbene Seide und der rothe Sammt der Garnirung ihr stände. „Alle Welt würde Sie für etwas sehr Vor nehmes, für eine Prinzessin halten, wenn Sie in dem Costüm im Opernhaus erschienen!" rief sie ganz begeistert, indem sie noch einige kleine Än derungen vornahm. „Prinzessin Aschenbrödel," meinte Isidore spöttisch. „Das Geld zu einem Billet fürs Opern haus hat mir die gnädige Frau gegeben, aber nur zum 3. Rang, da würde solche Eleganz nicht hinpassen." „Ja die reichen Leute," erwiderte Frau Braun, „sie glauben, ihnen allein gebührt Alles, und besonders Frau von Barnewitz ist eine der Hoch- müthigsten. Eigentlich müßte man ihr einmal ein Schnippchen schlagen. Behalten Sie das Costüm an, Fräulein Behrens, und gehen Sie damit nach dem ersten Rang, ich lasse gleich ein Billet besorgen und bringe Sie selbst nach dem Opernhaus. Von dem dritten Rang aus kann ich dann mein Werk bewundern, wozu ich sonst doch keine Gelegenheit habe." (Forts, f.j
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