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Zwönitztaler Anzeiger : 27.11.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-188611272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-18861127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-18861127
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-11
- Tag1886-11-27
- Monat1886-11
- Jahr1886
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 27.11.1886
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lich stark gewesen und es hat deshalb der Ertrag für Wildpret gegen das Vorjahr um 550 Mk. geringer angesetzt werden müssen. Aus diesem Grunde werden im nächsten Jahre auch keine größeren Jagden abgehalten werden. — Leipzig, 23. November. Gestern Abend in der sechsten Stunde ereignete sich auf Station Gaschwitz der Bayerischen Bahn ein schwerer Unglücksfall. Während des Rangirens von Güterwagen auf dem Bahnhofe entgleisten unvermuthet zwei dergleichen Wagen, wobei der beim Rangiren mitbeschäftigte dasige Hilssweichensteller Göttlich unter die Wagen gerieth, überfahren und auf der Stelle getödtet wurde. — Eine mustergiltige Betheiligung an Gemeindewahlen hat sich in voriger Woche in Apolda gezeigt: von 2700 Wahlberechtigten haben 2500 ihre Stimmen abgegeben. Wochenschau. Deutsches Reich. Im Mittelpunkte der Wochenbegebenheiten auf innerpolitischem Gebiete stand diesmal die am Donnerstag seitens des Staatssecretärs v. Bötticher vollzogene feierliche Reichstags- Eröffnung, welche, wie schon vorher angekündigt, im weißen Saale des königlichen Nefidenzschlosses zu Berlin erfolgte. Auch die hier mit eröffnete letzte Session der laufenden Legislaturperiode des Reichstages birgt hochwichtige Entscheidungen in ihrem Schooße, an deren Spitze diejenige über die neue Militär-Vorlage steht, welche noch vor dem Zusammentritte des Parlamentes bereits die Zu stimmung des BundesratheS gesunden hat. Außerdem ist der Reichs tag diesmal in einer auch auf auswärtigem Gebiete bewegten Zeit zusammengetreten, noch immer harren die Völker Europas der Lösung des jüngsten orientalischen Problems und bei der Machtstellung Deutschlands ist cs begreiflich, daß man allseitig den Aeußerungen der Thronrede über die europäische Lage mit Spannung entgegensah und sowohl nach dieser Richtung hin als auch bezüglich der den Reichstag erwartenden Aufgaben dürfte die Thronrede dem Interesse, mit welchem man ihrer harrte, entsprochen haben. — Die Eröffnungs rede motivirt die Militär-Vorlage durch die Entwickelung der Heeres- Einrichtungen in den Nachbarstaaten. - Die Bedürfnisse sollen durch die Erhöhung der Matricularbeiträge und im Creditwege gedeckt werden. Die Reichspolitik sei bei friedlichen Beziehungen zu allen Staaten bestrebt, für die Erhaltung der Einigkeit aller Mächte ihren Einfluß zu verwerthen, der aus ihrer bewährten Friedensliebe und den Mangel an eigenem Interesse in den schwebenden Fragen und aus der engen Freundschaft des Kaisers mit den beiden benachbarten Kaiserhöfen erwächst. Auf eine Steucrresormvorlage wird verzichtet, bis das Bedürfniß allseitig anerkannt sei und bei den Wahlen Aus druck gesunden habe. In der Weiterführung der socialpolitischen Gesetzgebung wird die Unfallversicherung für Seeleule und Bauarbeiter vorgelegt werden. Entgegen anderweitigen Gerüchten soll die erste Lesung des Reichshaushaltsetats doch noch vor derjenigen der Militär-Vorlage erfolgen und zwar heißt es, daß die Generaldebatte über den Etat am Dienstag beginnen werde. Auf kirchenpolitischem Gebiete liegt die bemerkenswerthe Mel dung vor, daß der Papst der Bitte des kranken Fürstbischofs von Breslau um Einsetzung eines Coadjutors zur Zeit nicht stattgegeben habe. Der „Schles. Volksztg.", welche diese Mittheilung bringt, muß hierfür die Verantwortung überlasten bleiben; bekanntlich war der Bischof von Fulda, Dr. Kopp, als Vertreter des Fürstbischofs Robert in Aussicht genommen worden. In Breslau ist bis jetzt kein weiterer Cholerafall vorgekommen, doch werden die daselbst getroffenen umfassenden Vorsichtsmaßregeln bis auf Weiteres noch streng aufrecht erhalten und dasselbe gilt von sämmtlichen größeren oberschlesischen Eisenbahnstationen mit Einschluß der Grenzstationen. Hoffentlich bleibt nunmehr Deutschland von einem Besuche des ungebetenen asiatischen Gastes verschont. Zwischen den deutschen und englischen Dampfschifffahrts-Gesell schaften wurde eine Erhöhung der Passagepreise nach New-Jork vereinbart. Dieselben betragen fortan auf den englischen Linien 45 Mk., beim Norddeutschen Lloyd, der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft und der „Union" 110, 100 und resp. 90 Mk., wobei jedenfalls die Zwischendecks-Passage gemeint ist. Die Schutzfrage der russischen Staatsangehörigen in Bulgarien wird nachgerade zu einer mysteriösen Angelegenheit. Erst kürzlich wurden in einem hochofficiösen Berliner Telegramme die über eine angebliche Ablehnung der Uebernahme des Schutzes der russischen Unterthanen seitens Deutschlands colportirten Gerüchte als völlig unbegründet erklärt. Jetzt erklärt nun ein zweites Berliner Dementi die Mittheilung der „Times", es hätten in dieser Angelegenheit resultatlose Verhandlungen zwischen dem deutschen Vertreter und General Kaulbars stattgefunden, ebenfalls als unwahr, mit dem Hinzufügen, daß derartige Verhandlungen nur zwischen den Negier ungen selber gepflogen würden. Endlich wird auch die Nachricht, daß Frankreich den Schutz der russischen Unterthanen übernommen habe, wieder dementirt und somit scheint diese verzwickelte Ange legenheit m der That noch der Regelung zu harren. Oesterreich-Ungarn. Im österreichischen Kaiserstaate con- centrirt sich das öffentliche Interesse noch immer auf die Delegations verhandlungen. Nachdem dieselben endlich einmal das Thema der hohen Politik verlassen haben, kommen in ihnen die inneren Fragen auf'S Tapet. Ob sich hierüber zwischen den beiderseitigen Dele gationen eine ebensolche Uebereinstimmung ergeben wird, wie dies hinsichtlich der auswärtigen Politik der Fall war, dürfte noch abzu warten sein. Bis jetzt deutet der glatte Verlauf, den die Special- berathung des Budget« in der österreichischen wie in der ungarischen Delegation nimmt, allerdings nicht darauf hin, daß besondere Schwierigkeiten existiren. — In Pest erwartet man dieser Tage den Besuch des Serbenkönigs Milan, dessen politische Bedeutung unter den obwaltenden Umständen sich nicht leugnen lassen würde. Bulgarien. In der Entwickelung des orientalisch-bulgarischen Dramas ist seit der Abreise des Generals Kaulbars und der russischen Consule aus Bulgarien wiederum eine Pause eingetreten, die sich in einem gewissen Mangel an wichtigeren Nachrichten kundgiebt. Offen bar ist durch die Abreise vor allem des Generals KaulbarS aus Bulgarien ein störendes Element aus dem Lande entfernt worden und zur weiteren Lösung der bulgarischen Wirren kann das Ende der Kaulbars'schen „Mission" nur von Nutzen sein; wie sich freilich diese Lösung vollziehen wird, ist vorläufig noch unerfindlich — viel leicht wissen es die Herren Diplomaten selber noch nicht! Uebrigens glaubt das „Journ. de St. Petersb." zu wissen, daß infolge der Abreise Kaulbars' und der russischen Consule aus Bulgarien und Ostrumelien die russische Regierung den Schutz ihrer Unterthanen in Bulgarien Deutschland anvertraute und daß nur die russischen Staatsangehörigen in Ostrumelien dem Schutze Frankreichs unter stellt worden seien, da es daselbst keine deutschen Consule gebe. Auf schwankendem Grunde. Roman von Ed. Wagner. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten! 3. Capitel. Das unterirdische Gemach. Als Elsie das Zimmer betrat, in welches Kapitän Negus sie führte, sah sie sich mit Erstaunen um, kaum ihren Angen trauend. Denn das, was sie hier erblickte, war so verschieden von dem An blick des Raumes, den sie soeben verlassen hatte, daß es kein Wunder war, wenn sie einen Augenblick vollständig verwirrt schien. Statt des rohen Fußbodens in dem anderen Zimmer sah sie hier einen kostbaren Teppich ausgebreitet; an Stelle der hölzernen Bänke dort befanden sich hier weiche Sophas und Sessel. An den Wänden hingen werthvolle Bilder und prachtvolle Statuen, — wahre Kunstgegenstände, — waren an verschiedenen Stellen des geräumigen Zimmers, theils einzeln, theils in Gruppen aufgestellt. In der Mitte des Raumes stand ein großer Tisch, auf welchem Bücher lagen und dar über hing eine schöne Lampe, welche das Gemach vollständig er leuchtete. An verschiedenen Stellen hingen und standen Käfige mit ausländischen Vögeln, deren buntes Gefieder in den Strahlen des Lichts erglänzte. Seltene Gewächse, besonders prachtvolle Blatt pflanzen, zierten in harmonischer Abwechselung mit den Statuen die Ecken und Nischen, während ein auf der Mitte des Tisches in einer prachtvollen Vase stehendes und mit wohlriechendem Wasser getränktes Bouquet getrockneter Blumen einen angenehmen Geruch durch das ganze Zimmer verbreitete. Eine kleine Treppe von vier Stufen am zurückliegenden Ende des Zimmers führte offenbar in ein anderes Gemach, welches dem Blick durch zwei Vorhänge von schwerer, grüner Seide entzogen war. Große, von der Decke bis zum Fußboden reichende Spiegel strahlten die reiche Ausstattung dieses Zimmers vielfältig zurück und erhöhten den zauberischen Eindruck, den das Ganze auf jeden zum ersten Male Eintretenden machen mußte. Auch Elsie war auf's Höchste überrascht von dem Luxus, den sie hier zu finden nicht erwartet hatte. Sie sah sich eine Weile verwundert um, dann wandte sie sich zu dem jungen Kapitän, halb im Zweifel, ob er nicht etwa ein Zauberer sei, der dieses reichge schmückte Zimmer durch seine magische Geschicklichkeit plötzlich so auS- gestattet hatte. Er bemerkte ihren verwirrten Blick und ein Lächeln glitt über sein Gesicht, als er eine kleine auf dem Tische stehende Glocke in Bewegung setzte. Die lieblichen Töne der Glocke brachten eine neue Ueberraschung für Elsie. Der Vorhang vor der Thür wurde auseinandergeschlagen und ein junges Mädchen kam die Stufen herab. Sie war sehr schön. Ihre Gestalt mar wohl proportionirt und von mittlerer Größe, mährend zwei große, leuchtende schwarze Augen auf Elsie blickten. Ihr schwarzes Haar rollte in leichten Ringeln über ihre schön geformten bräunlichen Schultern hernieder. Ihr Schritt war leicht und elastisch und ihre Bewegungen anmuthig durch ihr eigene Grazie. Elsie erkannte jedoch auf den ersten Blick, daß in ihren großen dunklen Augen der Ausdruck schlummernder Hinterlist und glühender Leiden schaftlichkeit lag. Es war dem jungen Mädchen, als blicke sie auf eine schöne Schlange, deren Farbenpracht einen Augenblick vergessen läßt, daß ihr Biß giftig und verderbenbringend ist. Es war sofort zu sehen, daß das feurige Blut des heißen Südens durch ihre Adern floß. Das Mädchen näherte sich leichten Schrittes dem Kapitän, ver beugte sich tief vor ihm, kreuzte die Arme über die Brust und blieb stehen, die Augen zu Boden gesenkt, so daß die langen schwarzen Wimpern fast ihre Wangen berührten. In dieser Stellung erwartete sie seine Befehle. „Sylla," sagte der junge Kapitän, „Du wirst diese junge Dame als Deine Herrin betrachten, so lange sie hier bleibt. „Lab' es ihr an nichts fehlen und begegne ihr mit dem größten Respect. Während ihres Verweilens hier werde ich ihr mein Zimmer überlassen." „Ich werde thun, was Kapitän Negus befiehlt," antwortete das Mädchen ruhig, ohne aufzublicken. „So ist es gut. Einstweilen Adieu, Miß Liddon!" Er verbeugte sich und ging. Jetzt schlug Sylla ihre Augen empor und sah ihm nach, bis er durch die geheime Thür verschwunden war; dann wandte sie sich zu Elsie, sah sie einen Augenblick prüfend an und sagte mit tiefer, klangreicher Stimme:
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