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Zwönitztaler Anzeiger : 03.01.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-188901032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-18890103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-18890103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-01
- Tag1889-01-03
- Monat1889-01
- Jahr1889
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 03.01.1889
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nächsten Augenblick im Straßengewühl verschwunden. Der kleine Knabe ist so freudig erregt, er hat kaum Zeit zum Dank gehabt. Da sieht er sich das Geldstück an, und siehe, es ist ein — glänzendes Gold,..ick, ein Zwanzigmarkstück, so wie es der Kleine vielleicht noch niemals in seinem Leben besessen hatte. Was thut nun der Knabe? Was hätte manch' anderer gethan? Manch' anderer hätte das Gold stück in seine Tasche gesteckt und sich mit allerlei rabulistischer Be weisführung eingeredet: „Dir wollte die gütige Weihnachtsfee ein Goldstück descheeren!" Nicht so unser armer Kleiner vom Altmarkt. Sein Ehrgefühl sagte ihm sofort, daß die gütige Dame sich geirrt, er lief zur Polizei und bat, daß die gütige Geberin ermittelt werde. Hoffentlich meldet sich die gütige Geberin recht bald, damit der kleine ehrliche Mann auch bald seine Belohnung erhalte. Meldet sich die Dame nicht auf der Polizei, so würde der Knabe nach einem Jahre erst den Fundgegenstand erhalten. — Ein entsetzlicher Unglückssall ist vor mehreren Tagen in Jena vorgekommen. Frau Oberlehrer Heuschkel, eine verwittwete Dame von etwa 40 Jahren, wollte sich in der Küche Thee auf einer Spiritusmaschine zubereilen. Da die Flamme aus Mangel an Nahrung beinahe erlosch, beabsichtigte sie, aus einer Flasche Spiritus hinzuzugießen; hierbei erfaßte das Feuer die Flasche und es erfolgte eine Entzündung. Das Feuer ergriff sofort die Kleider und den Körper der unglücklichen Frau und verletzte sie in schrecklicher Weise. Die oberen Theile des Körpers sahen wie verkohlt aus. Frau Heuschkel scheint bei der Explosion die Besinnung verloren zu haben, denn ihre alte, etwas schwerhörige Mutter, welche sich in der Wohn stube befand, hat keinen Hilferuf vernommen. Personen, welche im untersten Stockwerke des Hauses den Brandgeruch verspürten, drangen in die 2. Etage bis zur Küche; als die Thür geöffnet wurde, siel der furchtbar verbrannte Körper heraus. Aerztliche Hilfe war bald zur Stelle, aber sie vermochte nicht mehr viel auszurichten. Frau Heuschkel ist in der folgenden Nacht ihren Verletzungen erlegen. Der traurige Fall enthält abermals eine Mahnung zur Vorsicht beim Gebrauche von Spiritus für Brennzwecke. Kundschau. Deutsches Reich. Am Neujahrstage Vormittags fand im Weißen Saale des königlichen Schlosses zu Berlin, der bekanntlich nur bei besonderen Aniäffen benutzt wird, große Gratulations cour vor dem Kaiserpaare statt. Eine zahlreiche und glänzende Versammlung war es, die den kaiserlichen Majestäten ihre Glück wünsche anläßlich des Jahreswechsels darbrachle und bestand sie aus den preußischen Ministern, den Vertretern der Neichsämter, den Spitzen der Behörden, den Präsidien des Reichstages und der beiden Häuser des preußischen Landtages, den Mitgliedern des Bundesrathes, den deutschen Corpscommandeuren, der Generalität u. s. w. Dagegen wurden die am Berliner Hofe beglaubigten Botschafter zur Abstattung ihrer Neujahrsglückwünsche vom Kaiser und der Kaiserin in einer besonderen Audienz empfangen. Es ist noch nicht bekannt, ob Kaiser Wilhelm beim Neujahrsempfange politische Aeußerungen hat fallen lassen; sein verewigter Großvater, Kaiser Wilhelm I. pflegte, wie erinnerlich, beim Neujahrsempfange der Generalität der allgemeinen Lage mit einigen Worten zu gedenken. In kommender Woche beginnt im Reichstage wiederum die infolge der Weihnachtspause unterbrochen gewesene Thätigkeit. Be sondere Aufmerksamkeit werden die Verhandlungen der arSdann zu sammentretenden Reichstagscommission zur Vorberathung der Alters versicherungsvorlage auf sich ziehen. I« parlamentarischen Kreisen nimmt man an, daß auch bei günstigem Verlaufe die Berath- ungen frühestens zu Ostern zu Ende kommen können. Die Fractionen stehen .meist noch in sich ziemlich gespalten da und sind sich über ihre Haltung gegenüber den wichtigsten Bestimmungen der Vorlage noch immer einigermaßen unklar. Als die entscheidendsten Punkte dürften zunächst die Organisation — Neichsanstalt, territoriale Ver sicherungsanstalten, Berussgenossenschaften — und das Quittungsbnch in den Vordergrund treten. In letzterer Hinsicht sind Vorschläge zu erwarten, welche die Gefahr beseitigen, daß das Ouittungsbuch zu einer mißbräuchlichen Ueberwachung der Arbeiter verwendet werden könnte. Ueber die Aussichten, das Gesetz noch in der gegenwärtigen Session zu Stande zu bringen, läßt sich zur Zeit noch nichts sagen. Die „Köln. Ztg." läßt sich aus Berlin melden, daß von der Einbringung einer Nachtragsforderung für militärische Zwecke im Reichstage Abstand genommen worden sei. Die Meldung läßt es unentschieden, ob unter der Nachtragsforderung, von der die Regierung angeblich absehen will, diejenige für die Artillerie zu ver stehen ist, doch wird man hierüber hoffentlich bald Bestimmteres erfahren. Ueber die Affaire Gesfcken sind in letzter Zeit eine Reihe von sich widersprechenden Nachrichten und Gerüchten aufgetaucht, die sich namentlich auf den Beginn des Protestes gegen Professor Geffcken vor dem Reichsgerichte zu Leipzig beziehen. In Berliner juristischen Kreisen nimmt man an, daß dieser Protest wahrscheinlich erst im März beginnen werde; die Voruntersuchung gegen Geffcken soll da gegen noch im December zum Abschlusse gelangt sein. Da zweifellos sich bis zum Beginne des Protestes ein reiches Actenmaterial gehäuft haben wird, so wird eine reichliche Zeit angesetzt werden müssen, in der sowohl der Oberreichsanwalt wie der Vorsitzende der beiden zu vereinigenden Senate, als auch der eine oder die beiden zu ernennenden Referenten sich für die mündliche Verhandlung ausreichend vorbereiten können. Ob der Protest durchweg öffentlich wird geführt werden, steht noch dahin. Ueber tren Gesundheitszustand unter den Offizieren wie Mannschaften des deutschen Blokadegeschwaders in Ostafrika sind in letzter Zeit einigermaßen beunruhigende Nachrichten einge gangen. Zunächst sind 3 Offiziere und 1 Zahlmeister des Geschwaders wegen stärkerer Erkrankung nach Deutschland zurückbeordert worden, während sich der Ersatz für dieselben bereits auf dem Wege nach Zanzibar befindet. Auch von den Mannschaften des Geschwaders ist ein nicht unerheblicher Procentsatz am ostafrikanischen Fieber erkrankt und soll dasselbe durch die Landungstruppen an Bord der einzelnen Schiffe verschleppt worden sein. Einstweilen sollen die erkrankten Geschwader-Mannschaften nach Zanzibar gebracht werden, woselbst sich ein deutsches Hospital befindet und wo außerdem deutscherseits umgehend ein Lazareth angelegt werden wird. — Ueber die Lage in dem aufständischen Küstengebiete von Zanzibar sind noch immer keine neue Nachrichten von Belang eingelroffen. Dagegen hat sich die portugiesische Negierung jetzt den Blokademaßregeln Deutschlands und Englands vollständig angeschlosten und über den unter portu giesischer Oberhoheit stehenden ostafrikanischen Küstenstrich den Blokade- zustand verhängt. Auch die Theilnahme Spaniens an den« gegen die Sclaverei gerichteten Vorgehen steht zu erwarten, da die Königin- Regentin Christine auf einen ihr vom Afrika-Reisenden SoreSa über reichten Brief des Cardinals Lavigerie hin erklärt hat, bezüglichen Schritten ihre Unterstützung leihen zu wollen. * Frankreich. In Paris sind die republikanische«, Gruppen anläßlich der am 27. Januar bevorstehenden Deputirten-Ersatzwahl noch immer auf die Suche nach einem gemeinsamen Candidaten gegenüber der Candidatur Boulanger'S. Das Gerücht, der Minister präsident Floquet werde bei der Pariser Ersatzwahl als alleiniger Candidal der Republikaner auftreten, ist inzwischen vom „Nadical", dem Organe Floquet's, formell dementirt worden und da es auch Herr Antoine, der Metzer Abgeordnete zum deutschen Reichstage, abgelehnt hat, Boulanger entgegenzutreten, so erweist sich demnach diese Candidatenfrage für die Republikaner als noch immer ungelöst, natürlich zum großen Gaudium der Boulangisten und Monarchisten. Rußland. Die russische Negierung scheint gleich der französischen von der Spionenfurcht befallen worden zu sein. Wie die „Nowoje Wremja" zu melden weiß, ist den russischen Zollämtern vorgeschrieben worden, voin 1. Januar 1889 ab ausländischen Schiffen, die Bergungsdampfer mit inbegriffen, keine Pässe mehr zur Berechtigung der Küstenschifffahrt in den russischen Gewässern ausrustellen. Diese Maßregel wird damit begründet, daß die Küsten schifffahrt in den russischen Gewässern ein ausschließliches Recht der russischen Unterlhanen sei, es scheint indessen fast, als ob die russische Regierung aus politischen und militärischen Gründen den Eintritt fremder Schiffe in die russischen Küstengewässer von nun an be schränken will. Zu dem Capitel der russischen Vorkehrungen für einen etwaigen Krieg gehört ferner die kaiserliche Verordnung, der zufolge in die Etats der Militärbezirke von Kiew und Wilma Positionen für Gehilfen der Hauptchefs der genannten Militärbezirke im Range eines GenerallieutenantS oder Generals einzustellen sind. Nach einer amtlichen Bekanntmachung des Gouverneurs von Charkow sind die bei der Eisenbahnkatastrophe von Borki abhanden gekommenen Effecten der Kaiserin ausgefunden und nach PelerS- buag abgesandt worden. Merkwürdig bleibt nur, daß sich diese Sachen erst jetzt miedergefunden haben. Bulgarien. Die bulgarische Sobranje-Session ist Ende voriger Woche mit einer politisch bedeutungslosen Thronrede des Fürsten Ferdinand geschlossen worden. In der Schluß-Sitzung ge« nehmigte die Sobranje noch da» Budget und die Eisenbahn-Vorlage. Die Ervin von Wallersbrunn. Original-Roman von Marie Romany. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Alice seufzte still. Mit Bangen ergriff sie die zu ihr ausge streckten Hände; ihre Wange erglühte, heroorgerufen durch die namen lose Furcht, die sie bei den so fieberhaft hervorgestobenen Jrrereden — wie sie seit Monaten glaubte — des Vaters empfand. Betest Du. Alice? begann der Gutsherr wiederum; flehst Du mit mir um Erbarmen? Oder fühlst Du nicht mit mir? Du siehst nicht die Pein, die mir Leib und Seele verzerrt? Vom tiefsten Mitleid ergriffen preßte sie heiße Küsse auf die welken Finger des Gutsherrn, die sie in kindlicher Liebe umklammert hielt. — Ich flehe zu Gott, erwiderte sie mit Innigkeit, daß er Deine Sünde vergebe. Habe Vertrauen, lieber Vater; die Liebe der Tochter ist es die ihre Bitten für Dich voraus in das Himmelreich schickt. Ein Seufzer entrang sich Herrn v. Waldheim's Brust. Die Liebe der Tochter! stotterte er; der Tochter, deren Haupt ich mit Schande beladen, deren unschuldvolles Dasein mein Frevel in die Niedrigkeit des Lebens hinabstürzt, indeß meine Seele für die Ewigkeit ver loren ist! Glühend hingen Alicens Blicke an der Miene des Vaters. Ob sie gleich seit lange gewöhnt war, derlei Reden als ein Erzeugniß der ihn aufreibenden Krankheit anzunehmen, so erfaßte doch eine unaussprechliche Furcht ihre Seele, als sie den Ausdruck wilder Ver zweiflung in seinen Zügen sah. Sie weinte bitterliche Herrn v. Waldheims Brust fieberte schwer. Es mußte eine entsetzliche Qual sein, die ihn zerwühlte. Es währte lange, bis die Pein des Augenblicks ihn den Faden seiner Rede von Neuem auf- nehmen ließ. Alice, stotterte er endlich, wir sind am Scheiden! O, Vater! Die Ewigkeit winkt mir; habe Mitleid sei barmherzig! Wallers brunn — die Besitzung — es muß heraus — Wallersbrunn ist nicht Dein Eigenthum! Er stöhnte; in athemloser Spannung hing sein Auge^ an der Miene der Tochter. Du hörst nicht, Alice? stammelte er wieder. Ist der Fluch, mit dem ich Dich belade —
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