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Zwönitztaler Anzeiger : 26.10.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-188910268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-18891026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-18891026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-10
- Tag1889-10-26
- Monat1889-10
- Jahr1889
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 26.10.1889
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— Ehrenfriedersdorf. Die in der soge nannten Trögerfabrik wohnenden Seidel'schen Eheleute konnte am vergangenen Freitag ein entsetzliches Un glück treffen. Die Eltern hatten sich früh zum Kartoffel ausmachen nach dem Felde begeben und ihre drei kleinen Kinder, von denen das älteste 4 Jahre ist, in der Wohnung eingeschloffen. Der älteste Knabe hatte sich auf irgend eine Weise ein Zündholz ver schafft, mit dem er gespielt hatte, kurz, es entstand in der Wohnung ein Brand, der bereits das Bett erfaßt hatte, als der Besitzer des Hauses das Feuer wahrnahm und nach Einschlagen der Thür dasselbe löschte. Hätte der Hausbesitzer den Brand nur um wenige Minuten später bemerkt, so wären die Kinder in dem starken Rauche erstickt. — Döbeln. In großer Sorge und schwerer Angst befand sich ein hiesiges Elternpaar, dessen jüngstes Kind, ein dreijähriges Mädchen, während der Zeit von früh 10 Uhr am 22. October bis am anderen Tage früh 8 Uhr spurlos verschwunden war und es trotz des angestrengtesten Suchens auch blieb. Alle aufgebotene Mühe brachte keinen Nachweis über den Verbleib des Kindes, als der Zufall es den Vater um die letztgenannte Zeit auf den Oberboden, im Taubenschlage, in einer Kiste liegend, finden ließ. Das Kind war in die Kiste geklettert und hatte die selbe nicht wieder allein verlassen können. Hier hatte es geschlafen, war munter geworden und rief nack seinem Papa, diesen damit aus seine Spur lenkend. Erfreulicher Weise hat die lange Abwesenheit dem Kinde nichts geschadet. — Dresden, 18. October. Mit grober Spann ung sah man dem Ergebniß der Musikprooe» für den vacant gewordenen Dirigentenposten bei dem Musik chor des k. 2. Grenadierregiments Nr. 101 an Stelle des kgl. Musikdirector a. D. Trenkler entgegen. Wäh rend von den zahlreichen Bewerbern für die Function des Stabshautboisten beim Leib-Grenadierregiment Nr. 100 nur der inzwischen auch gewählte frühere Musikdirector beim Infanterie-Regiment Nr. 139, Her mann, in Frage kam, waren im vorliegenden Falle von den 34 Bewerbern 6 zur engeren Wahl und Prüfung vorgeschlagen worden. Letztere leitete der kgl. Generalmusikdirector, Herr Hofrath Schuch und wurden vorgestern drei Bewerber ohne Erfolg geprüft. Die weiteren drei Herren kamen gestern an die Reihe und unter denselben befand sich neben dem Musik director von einem preußischen Garderegiment der Musikmeister des in Aschaffenburg garnisonirenden kgl. bayrischen Jägerbataillons, Schröder. Letzterer, der mit seiner musikalischen Tüchtigkeit ein imposantes Aeußere verbindet, ist, wie man vernimmt, zum Stabs hautboisten gewählt worden. — Vor einigen Wochen verlor ein jetzt in Dres den wohnender Kantor einer, aus der Provinz auf dem Wege von der Ministerialkaffe bis in seine Wohn ung in der Johannstadt die vierteljährliche Pension im Betrage von fast 400 Mk. Der Schreck war groß, die Hoffnung, der ehrliche Finder werde sich melden, vergeblich. Ein Tag nach dem anderen verging in Unruhe und Sorge. Da kam ein Bries von dem ältesten, auswärts amtierenden Sohn, in welchem die ser seine Eltern bat, sich zu beruhigen; beigesügt war die ganze enorme Summe als Geschenk der vier Ge schwister, welche, obgleich nicht wohlhabend und meist in bescheidenen Stellungen, durch eine Reduction ihrer Der Kamps um eine Million. Criminalnovelle von W. Roberts. (Fortsetzung) Diese verlockende Aufforderung war Sirenenmusik für die Ohren einer Anzahl unverwüstlicher Zecher, und in den nächsten Secunden näherte sich dem Tische, an welchem Ralph und Richard saßen, eine auserlesene Schaar internationale Zechergestalten in der wunder lichsten Gangart. Ein französischer Matrose kam auf einem Bein herangehüpft und gab seiner Freude über das winkende Zechgelage durch das Krähen eines jungen Hahnes, welches der Franzose täuschend ähnlich nachahmte, Ausdruck. Ein heruntergekommener Irländer kam auf Händen und Füßen herangetrollt und erklärte, daß von jetzt ab keine Feindschaft zwischen den Nationen mehr existire, auch zwischen Engländern und Ir ländern nicht, denn es würde jetzt internationale Brüder schaft getrunken. Ein Amerikaner umarmte gleich brüderlich die beiden Spender des trinkbaren Nasses und schwor ihnen ewige Freundschaft, die selbst in Judien gehalten werden solle. Von ausgelassenen und zudringlichen Zechern umringt, die in allen Zungen das Lob der neuen Freunde und Kameraden verkündeten, hatten Ralph und Richard bald nichts mehr zu thun, als fort während den seltsamen Zechgenoffen zuzutrinksn. Aber Ralph war dabei sehr schlau, er that selten einen tiefen Zug aus seinem Glase, sondern nippte meistens nur daraus, während Richard, dem die tollen Launen dieser internationalen Zechgesellen großen Spaß be reiteten, sich vergaß und ein Glas Punsch nach dem andern leerte. So kam es, daß Richard bereits nach einer Stunde einen schweren Rausch hatte und nach Sparpfennige das Leid der Eltern in Trost und Freude verwandelten. — Waldenburg. Am Sonntag wurde Wolken burg von Zigeunern schwer heimgesucht. Dieselben zogen zu 3 und 4 Personen im Dorfe bettelnd um her und waren so ausdringlich, daß die Leute Noth hatten, die Bande los zu werden. Angeblich soll auf der Siebenwinkelwiese zwischen Wolkenburg und Schlagwitz ein Hochzeit stattgesunden haben. Die Zigeuner wiesen sich als Pferdehändler aus Sieben bürgen aus. Wochenschau. Deutsches Reich. Das stattliche deutsche Ge schwader, welches von Genua aus Kaiser Wilhelm und seine erlauchte Gemahlin den klassischen Gestaden Griechenlands entgegentrug, wird wohl zur Stunde an seinem Bestimmungsorte, Piräus, der Hafenstadt von Athen, angelangt sein. Von hier aus begebe» sich die Majestäten mittelst Sonderzuges nach der griechischen Hauptstadt, um daselbst der Vermählungs feier der geliebten Schwester und Schwägerin, der Prin zessin Sophie von Preußen, und des griechischen Thron folgers beizuwohnen. Die hohe Braut selbst, welche mit ihren Angehörigen die Ueberfahrt nach der künftigen Hei- math bekanntlich an Bord des österreichischen Lloyd- dampfer „Jmperatrix" gemacht halte, betrat am Freitag in dem altberühmten Korinth zum ersten Male den griechischen Boden und wurde sie hier vom König Georg, dem Kronprinzen Constantin und deni Prinzen Georg, dem Erzbischof von Korinth, sowie den Spitzen der Civil- und Militairbehörden em pfangen. Die sämmtlichen fürstlichen Herrschaften be gaben sich alsbald mittelst Exlrazuges nach dem an der Landenge von Korinth gelegenenkleinen Hafenorte Kalamaki, woselbst die griechische Kriegsflotte die Prinzessin-Braut und die hohen Gäste durch Salut schüsse begrüßte. Von Kalamaki aus erfolgte auf dem Panzerschiffe „Admiral Miaulis" die kurze Uebersahrt der Prinzessin-Braut nach Athen, wo die Ankunft am Freitag Nachmittag geschehen sollte und der Empfang sowie der Einzug der deutschen Kaisertochler in Athen dürste sich zu einem glänzenden und festlich bewegten Bilde gestaltet haben. Von den übrigen fürstlichen Hochzeitsgästen war der Großfürst-Thronfolger von Rußland bereits Anfang der Woche in Athen einge troffen, ihm folgten am Dienstag die dänischen und am Mittwoch die englischen Herrschaften. Im Ganzen werden bei den Vermählungssestlichkeiten am grie chischen Königshofe 30 Fürstlichkeiten vereinigt sein. Der nunmehr erfolgte Wiederzusammentritt des Reichstages hat einen neuen und voraus sichtlich sehr bewegten Abschnitt in der innern deutschen Politik eröffnet und schon jetzt überstürzen sich fast die mit der Wiedereröffnung des Neichsparlamentes in Zusammenhang stehenden Nachrichten. Wie immer, so gab auch diesmal der Inhalt der Thronrede zur Eröffnung der Reichstages der inländischen wie auswärtigen Presse Anlaß zu allerlei Betrachtungen und die sämmtlichen Preßurtheile begegnen sich we nigstens in dem einen Punkte, daß die in der Thron rede so bestimmt ausgesprochene Hoffnung auf fernere Erhaltung des Weltfriedens aufs Freudigste zu be grüßen sei. Denn der betreffende Passus der Rede hat durch seinen klaren Hinweis auf die bestehenden Verträge ein besonderes Gewicht erhalten und um so bedeutungsvoller und begründeter erscheint daher einer Zeit der ausgelassensten Fröhlichkeit ost schläfrig den Kops in die Hand stützte und still am Tische saß. Auf das Eintreten dieses Zustandes bei seinem Vetter Richard Johnson hatte der verschlagene Ralph Lockwell seinen teuflischen Plan gebaut, an dessen Ausführung er nun ging. Zunächst reizte er Richard sowie die um ihn sitzenden Zecher noch immer mehr zum Trinken, so daß die selben bald kein vernünftiges Wort mehr reden konnten und besinnungslos am Tische saßen oder sich auf den daneben stehenden Bänken niederlegten. Dann fragte Ralph einen der angeworbenen Soldaten, der noch ein bischen bei Besinnung war, nach seinem Legiti mationsschein als angeworbener Soldat. Dieser, ein junger verbummelter Mensch von guter Herkunft, zog seinen Werbeschein aus der Tasche und reichte denselben seinen freigebigen Zechgenoffen. Ralph griff hastig nach dem Papier und prüfte dessen Inhalt. Er enthielt den Namen des Angeworbenen, William Hutting aus London, und das Signalement daffelben: Alter 22 Jahre, Statur groß, Augen blau, Haare blond, Mund und Nase proportinal. „Wir trinken doch noch ein Glas von dem besten Punsch, lieber Freund," sagte Ralph zu dem jungen Manne und stieß mit ihm auf gute Freundschaft an. William Hutting trank nur und trank immer wieder und bekümmerte sich nicht um seinen Werbeschein, den Ralph noch immer in den Händen hielt und eifrigst betrachtete. „Vortrefflich, vortrefflich," murmelte er dabei ganz leise, der Werbeschein paßt ja auch ganz gut auf den Herrn Universalerben, der dort auf der Bank im tiefen Rausche liegt. Alter 22 Jahre, Statur groß, Augen blau, Nase und Mund proportional. Es stimmt die ausgesprochene Friedensversicherung. Was die sonstigen Mittheilungen der Thronrede anbe langt, so ist in den meisten Commentaren der Zeitungen mit Recht hervorgehoben worden, daß sie sich durch einen gewissen Geschäftsstyl kennzeichnen und keinerlei besondere Ueberraschungen bringen, die indessen auch schwerlich zu erwarten standen. Von den in der Thronrede angekündigten Ge setzentwürfen sind dem Reichstage außer einigen unwesentlicheren Vorlagen bereits der Etat nebstdem Anleihegesetz und die neue Militair-Vorlage zuge gangen. Der Etat entrollt wiederum ein buntes Ziffernbild, aus welchem die Hauptsumme, nämlich die Bilanz von 1,208,664,739 Mk. in Ausgaben und Einnahmen, welche der Reichsetat für 1890/91 auf weist, selbstverständlich bei Weitem hervorragt. Außerdem heben sich noch besonders scharf die unge mein hohen Mehrforderungen für Heer und Marine ab, von denen wiederum der Militairetat große Specialposten aufweist, wie vor Allem ca. 61 Mill. Mark für artilleristische Zwecke und ca. 46 Mill. M. für „Ausgaben in Folge der Aenderungen der Wehr pflicht", wie sich der Etatsentwurf recht unbestimmt ausdrückt. EcwähnenSwerth ist ferner noch, daß die von den Einzelstaaten für das Etatsjahr 1890/91 zu leistenden Matricularbeiträge eine Erhöhung um4li/z Mill. Mk erfahren haben. Im innern Zusammen hangs mit den militairischen Posten des Etats steht die neue Militärvorlage, welche in ihrem Kern die Errichtung zweier neuen Armeecorps, des 16. in Lothringen und des 17. in Westpreußen, vorschlägt, doch soll sich diese Organisationsänderung ohne we sentliche Abweichungen von der seitherigen Friedens- präsenzstürke des deutschen Heeres vollziehen. — Es würde demnach das dem Parlamente bereits vor liegende Arbeilsmaterial zu seiner einstweiligen Be- Beschäftigung voll genügen, doch wird dasselbe als bald durch die weiteren angekündigten Gesetzentwürfe eine Vermehrung erfahren. Denn inzwischen ist dem Bundesrathe auch das neue Bankgesetz zugegangen, ebenso haben seine Ausschüsse die Vorberathung des Socialistengesetzentwurfes beendigt und beschäftigte sich der Bundesrath dem Vernehmen nach in seiner Wochenplenarsitzung vom Donnerstag mit dem Ent würfe. Schließlich sind auch von den einzelnen Fractionen schon Initiativanträge im Reichstage ein gebracht worden, darunter nicht weniger als sieben von deutschfreisinniger Seite. Jedenfalls wird das Parlament tüchtig arbeiten müssen, wenn es das ihm gestellte Pensum voll erledigen will und da bedeutet es leider keine sonderlich günstige Einleitung der Reichstagsarbeiten, daß das Haus in seiner Eröff nungssitzung am Dienstag wie in der Mittwochs sitzung, in welcher die Präsidentenwahl erfolgen sollte, nicht beschlußfähig war, es mußte daher dieser Act auf Donnerstag verschoben werden. Am nächsten Montag beginnt die Generaldebatte über de» Etat. Der Reichskanzler empfing am Dienstag in Friedricysruh die Gesandschaft des Sultans von Zanzibar und gelangte hierbei das Verhällniß zwischen Deutschland und Zanzibar zur freundschaftlichsten Erörterung. Die Gesandten treten demnächst die Heimreise an. DaS glücklicher Weise erfolglos gebliebene Atten tat auf den württembergische» Thronfolger ist in seinen Beweggründen noch immer nicht vollständig aufgeklärt. Doch steht jetzt wenigstens fest, daß der Alles, es stimmt meine Berechnung hat mich nicht betrogen." Ein dämonischer Blick Ralphs flog jetzt hinüber zu seinem Vetter Richard Johnson, der schwer betrunken und fest eingeschlafen aus einer Bank lag. „Noch zwei Gläser Punsch, Kellner, aber vom besten!" ries darauf Ralph und trank abermals seinem Nachbar William Hutting zu. „Der Kerl ist zähe in Bezug auf das Trinken," dachte dabei Ralph, „doch ich mußte ihn anfangs schonen, damit er etwas bei Sinnen blieb, aber nun, wo ich seinen Werbeschein habe, muß er sich unter den Tisch trinken." Der Kellner setzte zwei Glas dampfenden Punsch vor Ralph hin. „Auf unser baldiges Avancement in der indischen Armee," rief Ralph und stieß aus'S Neue mit William Hutting an, „aber gleich ausgetrunken muß ein solches Glas werden, sonst hat der Trinkspruch keinen Segen!" William Hutting, der schon stark bezecht war, gurgelte das ganze Glas Punsch mühsam hinab, während Ralph nur nippte und dann unbemerkt von den Umsitzenden sein Gla» unter den Tisch goß. Dieser letzte schwere Trank gab auch William Hutting den Rest. Mit lallender Zunge pries er nochmals den neuen Freund und sank dann besinnungs los berauscht mit dem Kopf auf den Tisch. „So, der schläft nun auch fest," dachte Ralph und ein böses Lächeln spielte um seinen Mund. „Nun können wir ja ganz beruhigt an die Ausführung des Werkes gehen." Behend und leise wie ein Raubthier schlich sich Ralph auf die andere Seite des Tisches, wo Richard Johnson fest schlafend auf der Bank lag. Ralph that, als wollte er den Freund aufrichten und wecken, was
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