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Zwönitztaler Anzeiger : 02.10.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-190410023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-19041002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-19041002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-02
- Monat1904-10
- Jahr1904
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 02.10.1904
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Kuntes Allerlei. Gemütlich. Baron (der zu einem Jagd- abenteuer über Land gefahren): „Nun, Johann, trink nicht zu viel in der Schenke, damit wir den Weg in der Dunkelheit gut zurückfinden." — Kutscher: „Das hab' ich mir schon auf der Herfahrt gedacht: Einer muß nüchtern bleiben!" (Lach. JahrhL Gute Seele. Hausfrau (zu dem abziehen den Dienstmädchen): „Warum weinen Sie denn in einem fort, Marie, und küssen das neue Mädchen, ihre Nachfolgerin, immerzu ab?" — Dienstmädchen (schluchzend): „Mir tut das arme Wesen so leid!" c,N. F,/) als Mulden. Gericktskalle Menschenhaut verlangt '. Miß Emma Ärzte versucht, neue Haut darauf zu verpflanzen. Beyer wegen gemeinschaftlich verübter Urkunden« Tödlicher Unfall. Am Donnerstag ver unglückte auf dem Staatsbahnhofe in Mühl hausen, Thür., der Bahnarbeitcr Hildebrand aus Vollstedt. Beim Rangieren geriet er zwischen die Puffer zweier Wagen und wurde erdrückt. Der Tod war sofort eingetreten. Der Ver unglückte war verheiratet und Familienvater. Siner größeren Unterschlagung ist der Herzog von Cumberland zum Opfer gefallen. Aus seinem Penzinger Schloß ist seit einigen Miß Gallagher hat dabei 23 Operationen durch gemacht. Die Haut wurde von 23 verschiedenen reinen lateinischen Rasse ist. Die Frau hat sich schriftlich verpflichtet, zwei Jahre lang mit ihrer unter Liaujang, abgesehen von den prachtvollen Mandschugräbern, die wenige Meilen von der Familie keinerlei Verkehr zu pflegen, und sie ist ganz in das Schloß übergefiedelt. Sie er hält während dieser Zeit monatlich 500 Mark; nachher bezieht sie bis zu ihrem Lebensende eine wöchentliche Pension von 20 Mark. Natürlich wird sie mit allem erdenklichen LuxuS umgeben, und eine besondere Dienerschaft steht zu ihrer Verfügung. Sie steht unter der unmittelbaren Oberaufsicht von Miß Dickens. Der kleine Prinz bewillkommnete seine Pflege mutter lebhaft. Er ist kein großes Kind, aber von guter Konstitution und gesund. Sobald er seine Amme sah, ergriff er ihre Hand, und die abergläubische Frau meinte sofort, das wäre ein Beweis dafür, daß ihm in seinem späteren Leben alles gelingen würde. Die kleinen Prinzessinnen.Jolanda und Mafalda, die jetzt In der russische« Abteilung der Welt ausstellung von St. Louis wurden mehrere wertvolle Ölgemälde des Kaisers Nikolaus von den Wänden herabgerissen und beschädigt. nach Nacconigi zurückgekehrt find, haben, wie erzählt wird, großes Interesse für ihr Brüder chen bekundet. Jolanda betrachtete ihn eine Zeitlang im Zimmer der Königin. Sie stellte zahllose Fragen: ob er Englisch oder Italienisch sprechen würde, oder garnicht, wie das Schwester chen. Aber dann war sie sehr enttäuscht von dem kleinen Prinzen. Sie versuchte, nach seinen Zähnen zu fühlen, aber er schrie, und darauf erklärte sie, daß er wie ein Affe aussähe, und daß fie ihre Schwester lieber habe, da sie nicht soviel schreie und sie mit ihr spielen könne. Der kleine Prin2 Lumbert, der Erbe des italienischen Königsthrones, soll von einer Engländerin, einer Miß Dickens, er zogen werden. Diese hat durch ihre Güte und Festigkeit bei den beiden Töchtern König Viktor Emanuels sehr erfreuliche Ergebnisse erzielt. Nach unendlichen Mühen hat Dr. Querico auch die schwierige Aufgabe, eine Amme für den kleinen Prinzen zu finden, gelöst. Es ist die 24 jährige Frau eines Försters bei Nacconigi, Personen genommen, die fünfzehn verschiedenen Nationalitäten angehörten. Jetzt wird noch ein Quadratsuß Haut gebraucht, und Miß Gallagher hat ein Inserat erlassen, in dem Leute gesucht werden, die — buchstäblich — ihre Haut zu Markte tragen wollen. Sie meinte: „Die Haut kostet durchschnittlich 4000 Mk. pxo Quadratfuß. Sie wird in Streifen von 9 Zoll Länge und Tagen der als Buchhalter angestellte Heinrich I - IS schon Evers verschwunden, nachdem er aus der Kasse 20 000 Mk. für Haut ausgegeben. Oldenburg. Redakteur Schwehnert vom.Resi denzboten', dessen Verhaftung in Erfurt und alS- Gallagher,' ein 'reiches junges Mädchen in I ^8° Evanston, einer Vorstadt von Chicago, wurde der Strafkammer in Oldenburg zu einem Monat vor mehreren Jahren bei einer Gasolin-Explosion Gefängnis verurteilt. vom Hals bis zur Taille verbrannt. Um die Görlitz. Die hiesige Strafkammer verurteilte entstellende Narbe zu beseitigen, haben die den Eisenbahnsekretär Modrach und den Techniker Mut-ens wechselnde Schicksale. b. Die Stadt Mukden, um die jetzt bald ein heißer Kampf entbrennen wird, hat schon eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Das Wort „Milden" ist aus der Maudschu-Sprache entnommen, nicht aus dem Chinesischen und bedeutet etwa „Glück". Die Stadl erhielt diesen Namen um die Mitte des 17. Jahr hunderts. Vor dieser Zeit hatte sie mehrere Namen geführt, denn fie ist schon 2000 Jahre oder mehr eine berühmte Stadt gewesen. Die Chinesen haben sie nie Mulden genannt, sondem Shenking oder Shenyang, während der offizielle Name Fengtien ist, wie ja auch der Name deS Bezirkes lautet, von dem Mukden die Haupt stadt ist. Dieser ist einer der vier Provinzen oder Distrikte, in die die ganze Mandschurei geteilt ist. Im Beginn des 17. Jahrhunderts war es eine berühmte chinesische Stadt, aber die Mandschu-Stämmc eroberten die Städte und breiteten ihren Einfluß über die ganze I Gegend aus, in der jetzt der Krieg tobt: Liaujang, Haicheng, Kaiping rc. Die Mandschus machten die Stadt zu ihrer Residenz und bauten schöne Paläste und Tempel und legten schöne Gärten an, und selbst als die Mandschus ge siegt hatten und nun ihre Residenz nach Peking verlegten, blieb Mukden die zweite Hauptstadt mit einem kaiserlichen Palast und hatte eine ausgezeichnete Stellung vor allen andern Städten. Der Kaiser Kien Lung schrieb einen begeisterten Lobeshymnus auf die Schönheiten der Stadt in der Maudschu- Sprache, der dann in 64 verschiedenen Arten der chinesischen Schrift weithin verbreitet wurde. Nach dem Urteil des amerikanischen Konsuls in Antung, Davidson, steht freilich Mukden in allem fälschung zu fünf Monat bezw. zwei Monat Ge fängnis. Modrach hat Beyer bei einer Aus schreibung die niedrigste Submissionsofferte verraten, worauf BeyerS Offerte geändert und ihm der Zu schlag erteilt wurde. bürg der Zweig SchleSwig-Holstein-Augustenburg, ! Stadt in einem LValde rauschender Pinien ein- dessen Chef Ernst Günter, der Bruder der Kaiserin, gebettet liegen. Die Mauern Mukdens tragen ist. Dieser hat denn auch gegen die bevorstehenden die Spuren ehrwürdigen Alters in ihren ver- Entschließungen der oldenburgischen gesetzgeberischen witterten Zügen und find noch imponierender Faktoren Einspruch erhoben - In Lippe-Detmold als die Pekings. Uber den Palästen und den Magazinen liegt ein Hauch von Graf Leopold, Hat tie Regentschaft auf Gnmd -incs und finkender Größe; darinnen ruhen LandeSgcsctzeS angetreten. Seine Berechtigung dazu ^ltene Bronzen, Stickereien und Porzellan, wird jedoch von dem fürstlichen Hause Schaumburg» und wenn über die alten schlummernden Ge» Lippe bestritten, das die seinerzeit unter Vorsitz des mäuer der Lärm des Krieges rasen wird, wenn Königs Albert von Sachsen gefällte Entscheidung, sich die geschlossenen Tore den Händen von daß Graf Ernst rechtmäßiger Regent sei, nur aus Plünderern öffnen, werden gewaltige Schätze dessen Person, nicht aber auf seine Nachkommen bc- diesen anheim fallen. Mukden hat nicht nur z?, der ^ine geschichtliche Vergangenheit, es hat auch des K?<^^ vor dem Er- vorzügliche Lage für den Handel, da es "'»"- das Z«ru°m M-r°d-r imafi m ^ppc ^eimow gesuyri. der Welt ist und die meisten Land- und Wasserstraßen hier zusammenlaufen. Tieling, des Herzogs 10 000 Kronen veruntreut hatte. Eine Fabrik spiritistischer Bedarfs- Evers ist als Sohn des herzoglichen Leib- gegenstände ist in Chicago entdeckt worden, kutschers und einer Reichsdeutschen im Hause Der Fabrikant, der vollständige Ausstattungen des Herzogs geboren. Er hinterließ einen Brief, j für spiritistische Vorführungen einschließlich worin er schrieb, er werde sich das Leben nehmen. Der bekannte Pariser Deutsch hat einen Preis von 500 000 Frank sür den ausgesetzt, der eine Flugmaschine herstellt, mit der man ohne Ballon-Vorrichtung die Strecke von einem Kilometer durchfahren kann. Über eine neue englische Tafelsitte be richtet der.Hannoversche Courier': In vielen Häusern der oberen Zehntausend in England findet die Sitte immer mehr Eingang, bei jedem Tafelgerichte den Partner zu wechseln. Ein Gast, der seine Gattin oder Braut einsührt, nimmt an ihrer Seite sitzend die Suppe ein. Nach Beendigung des Gerichts drückt die Haus herrin auf die Tischglocke, und die anwesenden Herren rücken einen Platz weiter. Auf diese Weise erhält jede der anwesenden Damen bei einem neuen Gang einen neuen Partner, aber obgleich das Tischgespräch dadurch eine Ab wechselung erfährt, wird doch die Unterbrechung mancher anregenden Unterhaltung zuweilen un angenehm empfunden. Eine eigentümliche Episode aus den Kämpfen in der Mandschurei erzählt der Kor ¬ respondent einer Londoner Zeitung: „Es war während der kühnen Umgehungsversuche de« Generals Rennenkampf, als bei einem kleinen Gefecht einem jungen russischen Leutnant ein Ohr abgeschlagen wurde. Er kümmerte sich nicht viel um die Wunde, aber cS lag ihm außerordentlich viel daran, sein Ohr wieder zu bekommen, weil er sich sagte, daß es wieder anwachseu würde, wenn man cS früh genug wieder fände. Er sandte drei Kosaken aus, um das Ohr zu suchen, aber diese kamen nach langem Suchen unverrichteter Dinge wieder zurück. Schließ lich, als cs schon Abend wurde, machte er sich selbst noch einmal auf die Suche. Am andern Morgen fehlte er, und als man auf den Kampfplatz schickte, I In zwei deutschen Bundesstaaten sind Streitig fand man ihn tot mit einem Säbelhieb über den ketten über die Thronfolge auSgebrochen. Der erste Kopf. Er war ein Opfcr seiner Eitelkeit geworden." Streit dreht sich um die Thronfolge in Oldenburg. 70V VVV Gallonen Whisky haben eine nach Diese Thronfolge ist in diesem Lande insofern in schottischen Begriffen entehrende Verwendung als Frage gestellt, als nur ein einziger direkter Nach- Brennstoff gefunden. In Aberdeen brach nämlich komme der jetzt regierenden Linie in der Person des in einer Whisky-Brennerei Feuer aus, das sich in jugendlichen ErbgroßherzogS Nikolaus vorhanden ist. dem Gebäude mit gewaltiger Geschwindigkeit vcr- Die nächstberechtigte Lime ist der seit Generationen breitete. Veranlassung zu dem Feuer gab das in Rußland beheimatete Zweig des Hauses ^lden- Herausfallen des Bodens aus einem der Fässer, bürg, der mit dem russischen Kaiserhause ver- Der ausströmcnde Whisky entzündete sich an einer schwägert ist. Dann folgt nach dem Grade der Ver- Lampe, und der feurige Strom hatte bald sämtliche wandtschaft das russische Kaiserhaus selbst; dieses angrenzenden Whiskylagcr ergriffen. Aus allen aber hat, wie erinnerlich ist, vor einigen Monaten Türen und Toren stossen Ströme brennenden Whiskys auf die Erbfolge verzichtet, zugunsten des HauseS in die Straßen, so daß die Feuerwehr harte Arbeit Schleswig - Holstein - Glücksburg, dessen eventuelle hatte, eine Ausdehnung deS Brandes zu verhindern. Nachfolge auch von der gegenwärtigen Negierung in Mauern und Häuser stürzten ein. Aus einem der Oldenburg und dem Landtage in Aussicht genommen Magazine wurde eine schwere eiserne Tür durch ist- Genealogisch näher aber als dieser Zweig des eine Explosion zwischen die Feuerwehrleute ge- I holsteinischen Hauses stände zur Thronfolge m Olben- schleudert, aber glücklicherweise ohne jemand zu ver- letzen. Die Hitze war so gewaltig, daß eine An- —, .. , .... , , Näherung der Feuerwehrleute an die Brandstätte Medien lieferte, erklärte: „Bei mir war alles unmöglich war. Eine Ausdehnung deS Brandes ZU haben. Ich ließ Hände durch die Lust wurde schließlich nicht so sehr durch die Bemühungen schweben und wieder im Dunkeln verschwinden, der "Feuerwehr, als dadurch verhindert, daß der ein Gesicht oder eine ganze Gestalt erstehen und Wind plötzlich umsprang und die Flammen auf die Stimmen aus dem Geisterreich ertönen." Er bereits ausgebrannte Stätt^ Der sagte weiter, er kenne auch echte Medien (?), Mirkinsr 1^ (Ul glaube aber, daß die Schwindelmedien das meiste sicherm-g^ ' § ^r- ! ^ld verdienten. . das auch durch den Krieg bekannt geworden die sehr gesund und „einträchtiger Typus der ist, ist ebenfalls ein wichtiges Handelszentrum und in letzter Zeit fast bedeutender geworden Lager geworfen. Lange Zeit wälzte er sich au demselben umher, ehe er in einm unruhigen Schlummer fiel. Kaum aber war er eingeschlafen, so schreckte ihn heftiges Klopfen an der Türe auf. Er sprang von dem Lager auf und starrte um sich, als sei er aus einem schreckhaften Traume er wacht, doch daS wiederholte Klopfen brachte ihn bald in die Wirklichkeit zurück. Er sah durch das Fenster und ein wilder Fluch kam über seine Lippem Er hörte den Baron mit lauter Stimme den Befehl erteilen, die Türe zu sprengen und gleich darauf erdröhnte ein gewaltiger Stoß gegen dieselbe, die krachend nachgab und in Stücken in den engen Flur stürzte, noch ehe Placzewski Zett gefunden, den Riegel zurückzu schieben. Im nächsten Augenblick stürmte der Baron herein, dem der Inspektor auf dem Fuße folgte. „Elender Schuft," wütete Gernokowski, „wo ist mein Kind?" Mit stoischer Frechheit trat ihm PlaczewSki entgegen. „WaS kümmert mich Euer Kind." entgeg nete er trotzig, „ich hab' mich um andre Sachen zu kümmern, als um solcherlei. Wenn Ihr Euer Kind sucht, warum geht Ihr da nicht zur Wärterin, soll ich's vielleicht hüten?" — Er lachte ordinär auf. — „Ihr habt sonderbare Einfälle." „Räuber!" knirschte der Baron, den die Frechheit PlaczewskiS außer sich gebracht hatte. Er drang auf letzteren ein uud Mr daS schnelle Dazwischentreten des Inspektors verhinderte, daß die geballte Faust den Verbrecher traf. „Natürlich," höhnte Placzewski, wütend geworden, „arme Leute müssen zufrieden sein, wenn fie Räuber und Verbrecher geschimpf werden, und sollen sich gefallen lassen, daß man bei ihnen einbricht wie Banditen, ja noch viel ärger." „Hund!" Der Baron war nicht mehr zu hatten, er stürzte auf Placzewski und ein fürchterliches Ringen entstand. Placzewski hatte dem plötz lichen Anfall weichen müssen, so daß er zu Fall kam, doch klammerten sich seine Hände wie ein Schraubstock um den HalS deS BaronS, der sicher erwürgt worden wäre, wenn nickt seine Leute ihn MS der gefährlichen Situation be freit hätten. „Bindet ihn!" befahl der Inspektor. Placzewski schien unempfindlich gegen alles zu sein, nur der Gewalt wich er, und selbst als man den Baron aus seinen Händen gerissen, bedurfte eS der ganzen Kraftaufwendung, ihn zu fesseln, da er sich wie rasend wehrte und absolut daS Freie zu gewinnen suchte. An Armen und Füßen gefesselt, trugen ibn vier Arbeiter hinaus und nach dem GutShofe, während der Inspektor sich mit dem Baron be schäftigte, der sich nur langsam von der Er- würgungsprozedur erholte. Während dieser Vorgänge in der Hütte war )ie Batonin vor einem Kruzifix in die Knie ge- unken und mit gerungenen Händen barg fie ckluchzend daS Gesicht in den Polstern eines Sessels. Der Tumult auf dem Hofe weckte fie aus ihrem Jammer, dem fie sich willenlos hin gab, und veranlaßte fie, ans Fenster zu treten. Sie sah hinab und gewahrte, wie ein Ge fesselter dahergeschleppt wurde, fie hörte sein ohnmächtiges Wüten und sofort wußte fie, um waS eS sich handelte. Ein unsagbarer Schmerz durchschnitt ihre Brust, fie wußte, daß man in dem Gefesselten den Verbrecher gefangen zu haben glaubte, der ihr Kind geraubt, und doch mußte fie sich sagen, daß eS der richtige Täter nickt war und daß fie ihr Kind nicht wieder bekommen würde. Sie erinnerte sich der furchtbaren Drohung Pe- trowitschs — und konnte fie da noch zweifeln, wer ihr Kind geraubt und daß eS für immer verloren? 8. Mit Placzewski wurde vor den Gerichten nicht viel Aufhebens gemacht, die Sache wurde einfach untersucht, bestätigt gefunden und schon nach wenigen Wochen wurde über den Ge fangenen daS Schuldig und seine Verbannung ausgesprochen, obzwar weder ein überführendes Moment gefunden worden, noch der Gefangene die ihm zur Last gelegte Schuld im entferntesten einräumte. Bis zum letzten Augenblick leugnete er alles und selbst als er in die Verbannung abgesührt wmde, hatte er Mk eine furchtbare Drohung für die, welche ihn soweit gebracht. DaS Kind des BaronS aber war und blieb verschwunden, nicht die geringste Spur war zu entdecken, und ebenso spurlos war Petrowitsch verschollen. Baron Gernokowski ließ kein Mittel unangewendet, waS zm Entdeckung deS Ge ¬ suchten hätte führen können, doch immer mit dem gleichen Resultat. Auf HauS Klein-Nischny hatten sich seitdem die Verhältnisse sehr geändert; die Baronin kränkelte und ihr Gatte war finster und ver schlossen geworden, es schien, als ob mit dem Kinde deS BaronS auch daS Glück der Familie verschwunden wäre. Jahre waren vergangen und noch war alles wie kurz nach dem Raube, nur stand Gurlow auf festeren Füßen, da ihm der Baron nach und nach fast die ganze Verwaltung des Gutes übertragen. Plötzlich sollte die Eintönigkeit unterbrochen werden und zwar durch ein Nach spiel zu dem vor Jahren verübten Raube auf Klein-Nischny. War Petrowitsch auch nicht zu ermitteln, verschollen war er deshalb nicht, wenigstens ließ da? VoickommniS die Annahme zu, daß er seine Hand auch da im Spiele habe. Gurlow befand sich auf dem Felde bei den Arbeitern, alS in seiner Wohnung ein Polizist erschien und erklärte, Befehl erhalten zu haben, eine Haussuchung vorzunehmen. Haussuchung? — Aber mein Gott, warum denn?" fragte Frau Gurlow eychrocken. „Einfach, weil Ihr Mann im Verdacht nihi listischer Umtriebe steht. Wenn 'ch Ihnen raten kann, Frau, widersetzen Sie sich dem Be- fehle nicht, der Verdacht würde dadurch nur be stärkt werden." „Ach du meine Güte, wer hat unS das an getan?" jammerte die bestürzte Frau. «a, (Fortsetzung folgt.)
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