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Zwönitztaler Anzeiger : 27.10.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-190410270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-19041027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-19041027
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-27
- Monat1904-10
- Jahr1904
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 27.10.1904
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japanische unheimliche Flottille wonach habe der Dampfer die durch daS internationale Werften ist eine Von unci fern zwanzig Minuten. Nach Einstellung des Feuers fuhren die russischen Schiffe schnell davon. Ein Bezirksamtmann übergeben und um deutsche Soldaten gebeten. Unruhig find die Bethanier und die Leute von Warmbad (die Bond el- -wart 8).* Kompanieführers v. Burgsdorff, von dem es vor kurzem hieß, er sei von Hendrik Witboi als Geisel festgenommen worden. Außerdem wird wieder eine leider zu lange Totenliste rissen. Feinde trel. Dieser sammelt sich hauptsächlich I den in dem Lazarett der Fischerflottille Auf- bei Marienthal. Geitsabis ist stark vom Feinde nähme. Die Docks in Hull mußten, da sich besetzt. Die Station Pforte, deren Besatzung^ die Volksmassen hineindrängten, geschloffen fich nach Dassiefontein zurückgezogen hat, ist werden. Die Namen der russischen Schiffe find zerstört. Die Besatzung von Falkenhorft be- nicht festgestellt. In Hull ist die Entrüstung findet fich in Gibeon. Die Gochasleute über den Vorfall allgemein; die Bevölkemng find aufständisch. Die Veldschoendrager hofft, daß die russische Flotte werde aufgehalten und Bersabaner find noch ruhig. Der Kapitän werden, nm eine Erklärung des Vorfalles zu der letzteren hat Hendrik Witbois Brief dem geben. Gesetz vorgeschriebenen Lichter geführt. Einige Fischdampfer fehlen noch; die Zahl der bisher geborgenen Verwundeten beträgt 29. eröffnet. Einige Boote wurden getroffen. Der Fischdampfer „Mino" war von vorn vis hinten vollständig durchlöchert, glücklicherweise aber nicht unter der Wasserlinie. Das Feuer dauerte politische Kunälchau. Ler r«fftfch-japa«ifche Krieg. * Damit dem blutigen KriegSdrama, das die Welt seit acht Monaten in Spannung hält, auch daS Satyr-Zwischenspiel nicht fehle, hat die b a lti s ch e Fl o t t e in der Nordsee ein nettes Kasperlestückchen aufgeführt. Ihre Schein werfer entdeckten plötzlich nachts eine kleine Not sei; dies war der Dampfer „Crane*, der am Sinken war. Der Maschinist halte eine schwere Verwundung an der Brust, einem Matrosen war die Hand abgeschossen. Auf Deutschland. * In Gegenwart des Kaisers wurde am Montag in Berlin das Denkmal für den früheren Kriegsminister v. Roon enthüllt. (Vor dreißig Jahren wurde Roons Name immer mit denen von Bismarck und Moltke zusammengenannt.) -Die Braut des deutschen Kronprinzen, Herzogin Cecilie zu Mecklenburg, wird bis Ende des Monats Oktober im Neuen Palais bei Polsdam verbleiben. * Obgleich offiziell über den Stand der Beratungen betreffs der lippischen Thron streitigkeiten nichts verlautet, wissen einige Blätter doch mancherlei zu melden, das allerdings unkontrollierbar ist. Das eine Blatt behauptet, der Bundesrat habe fich am 23. d. drei Stunden lang mit der Frage beschäftigt, und einem andern Blatt wird berichtet, daß der BundeSrat nach seiner Sitzung weit entfernt von einer Entscheidung sei. übrigens, heißt eS weiter, schweben zurzeit Verhandlungen in der Deck lagen die Leichen des Kapitäns und eines Matrosen, beiden war der Kopf abge- " . Die Leichen wurden an Bord des „Moulmein*, die Verwundeten an Bord andrer Wegs zurückgehen, sondem sich drei Kilometer südlich des Schaho-Flusses ver schanzen. Dadurch, daß sie noch immer Liuschipu halten, erscheint Kuropatkins rechter Flügel noch immer durch eine Umgehung bedroht. * Das Bombardement vonPort Arthur wird nunmehr in der Hauptsache gegen die Schiffe im Hafen gerichtet und zwar mit größter Heftigkeit. Das Hauptbombardement kommt von der Taubenbai aus. -Die Verluste der Russen in der Schlacht am Schahe werden von russischer Seite auf 45 000 Mann, von japanischer sogar auf 60 000 Mann geschätzt. Mit Begin« deS Winter-HalbjahreS ist der erste weibliche Student an der Technischen Hochschule zu Aachen eingezogen. 30 S88 Blitzschläge trafen nach der,Köln. Volks-Ztg.' in den Jahren 1892—1901 ver sicherte Gebäude und bewegliche Gegenstände, die bei öffentlichen Versicherungsanstalten ver sichert waren. Auf die Stadt fielen davon 3825, auf das Land 25 563. Insgesamt zündeten 32,9 Prozent, nämlich 16 Prozent gleich 9391 in Städten, 35,4 Prozent gleich 10 003 aus dem Lande. Windmühlen, Ställe und Scheunen wurden mit Vorliebe vom Blitz aufgesucht, in geringem Umfange Wohnhäuser, noch weniger Kirchen, Türme und Schulen. In der BebelschenErbschaftsangelegen heit — Abg. Bebel ist bekanntlich von einem früheren bayrischen Offizier zum Erben eines nicht unbedeutenden Vermögens eingesetzt worden — war bei der Zivilkammer des Landgericht zu Ulm Termin zur Verhandlung angesetzt. Man trat aber nicht in die Verhandlung ein, da von der klägerischen Seite so umfangreiche Schriftsätze eingereicht worden waren, daß sie von der Gegenpartei bis zum Termin nicht be arbeitet werden konnten. Die Verhanolnng wurde deshalb auf unbestimmte Zeil verlagi. Die Typhusepidemie in Detmold ist dem veröffentlicht. Gouverneur Leutwein meldet: „! „Gibeon und Umgegend ist fett dem 16. vom Schiffe genommen, die Schwerverwundeten faw Balkanstaate«. * Der Gouverneur von Kreta, Prinz Georg von Griechenland, erklärte in einem Interview, daß Kreta mit Griechenland vereinigt werden müsse. Wenn die Mächte zu einem andern Ergebnis kommen, entstehe die Frage, ob die kretische Bevölkerung die angebotene Regelung annimmt oder ablehnt. Amerika. * InBrasilien nahm die Abgeordneten- Die Londoner Presse ist ob des äußerst be dauerlichen Zwischenfalles natürlich in Heller Aufregung. Weniger natürlich ist, daß fie fich den Anschein gibt, zu glauben, daß die Russen aus purer Bosheit und aus Haß gegen Eng land gehandelt hätten. Selbstverständlich konnte dem russischen Geschwader, über dem ein rechter Unsteril schwebt, gar nichts Unangenehmeres passieren als ein derartiger Irrtum. Schon vor der Abreise des Geschwaders war davon die Rede, daß die Japaner vielleicht schon in euro päischen Gewässern einen Anschlag auf die Ostsee. Flotte versuchen würden. Offenbar unter dem Eindruck dieser Befürchtung spielte im Dunkel der Nacht ein böser Irrtum den Russen diesen argen Streich. Immerhin geben auch die Londoner Blätter in ihren langen Leit artikeln über den Vorfall zu, daß die russische Regiening kaum für die Tat und die dadurch hervorgerufene Panik verantwortlich gemacht werden könne; sie verlangen aber ein energisches Vorgehen der Negierung, die auf sofortige Ab bitte, Zahlung einer Entschädigung, Bestrafung der Schuldigen und dem Versprechen bestehen müsse, daß fich derartiges nicht wiederholen solle. Als besonders ernst wird es betrachtet, daß die russischen Schiffe nach dem Vorkommnis mit Volldampf weiterfuhren. Die Fischer erklären, daß fie den russischen Schiffen nahe genug waren, um die Gesichter der Mannschaft erkennen zu können, die Russen hätten sehen müssen, daß sich Fischer an Bord des Dampfers befanden; außerdem Erlöschen nahe. In der vergangenen Woche find nur zehn Erkrankungen gemeldet, während zw^gMinuten/Nach Einstellung des Feuers ! über hundert Personen wieder als geheilt eni- suhren die russischen Schiffe schnell davon. Ein lassen werden konnten. Die Verhältnisse sind Dampfer signalisierte durch Raketen, daß er in wieder nahezu normal, die Schulen werden vor- r--. «-?.-> —----- « her ausfichtlich spätestens am 1. November wieder Torpedoboote, wie die Russen meinten; in Wirklichkeit waren eS englische Hering 8- sischer, die mit ihren Schleppnetzen auS- fuhren. Die Russen eröffneten auf die Fischer sofort ein heftigeSGeschützfeuer. Gn Boot wurde dadurch zum Sinken gebracht, mehrere andre wurden schwer beschädigt. Eins wurde von 16 Kugeln getroffen. Zwei Per sonen wurden getötet, gegen 30 verletzt. In England ist die Aufregung ungeheuer. Russi scherseits zögert man, die wahre Ursache deS Irrtums einzugestehen. * Die Nacht war sehr neblig, und der leitende Kapitän der Heringsflottille ließ deshalb, wie üblich, farbige Leuchtraketen zur Orientierung der Flottille aufsteigen und befahl ihr, nacht- zu segeln. Plötz lich tauchten die Lichter vieler großen und kleinen Schiffe auf, und diese richteten mächtige Scheinwerfer auf die Fischerboote. Dann begannen mehrere der Schiffe auf die ihnen nächsten etwa 20 Fischerboote zu feuern. Die Entfernung war so gering, daß man von den Kriegsschiffen auS die Fischer bei der Arbeit beobachten konnte. Die Fischer glaubten zu rrst, eS seien blinde Schüsse, sie waren daher aufs äußerste bestürzt, als sie entdeckten, daß sie scharf beschossen wurden. Die gutgezielten Schüsse trafen mehrere Trawler und töteten und ver wundeten eine Anzahl Fischer. Unter der * Unter den verwundeten russischen Offizieren soll fich auch Prinz Napoleon Murad befinden. Die Meldung eines gefangenen japa nischen Unteroffiziers, daß General Kuroki ge fallen sei, ist gänzlich unverbürgt. England. * König Eduard bezeichnete in einem an den Bürgermeister von Hull gerichteten Telegramm die Beschießung der britischen Fischerflotte durch daS russische Ostseegeschwader als eine unver antwortliche Handlung und einen höchst beklagenswerten Vorfall. Selbst redend bat die englische Regierung in Peters burg sofort dringliche Vorstellungen erhoben; die Meldung, daß der englische Ministerrat eine Mobilisierung der Flotte erwäge, ist wohl verfrüht. * Die Londoner Blätter gratulieren Rußland höhnisch zu seinem „ersten Siege* und verlangen, daß, selbst wenn es alle Genug tuung gibt, die Ostseeflotte von briti - schen Kriegsschiffen bewacht werden solle. * Am Dienstag ist der preußische Sturmes fischte, als am 22. d. früh 1 Uhr Landtag wieder zusammengetreten. bei trübem Wetter die Umrisse von großen -Große Überschüsse find in der ZWn auft^ preußischenEisenbahnverwaltung zu erwarten. Wenn nämlich die Preußischen A"^tAllebeu^ ! Eisenbahneinnahmen des zweiten Halbjahrs im Licht Wersen. Dann kamen Finanzjahre 1904 denen des ersten gleichen, so wird der Etatsansatz um nicht weniger als fie beabsichtig^ 81V, Millionen Mark überschritten werden. — — . — fuhren aber wieder zurück; hierauf wurdedaS Feuer -Der Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, ----- - - - Graf von Götzen, der einen längeren Heimatsurlaub angetreten hat, wird nicht wieder nach Dar es Salam auf seinen Posten zurück kehren, oder aber nur auf kurze Zeit. Man glaubt in ostafrikanischen Kreisen offenbar, daß Graf Götzen für wichtigere koloniale Posten in Frage komme. * AuS Deutsch - Südwestafrika kommt die Nachricht von dem Tode des eröffnet werden. Werlsteigerung von Grund und Boden. Vor einigen Jahren wurden in der Nähe von Wintze 80 Morgen Kieiernwald ver kauft, zum Preise von 500 Mark den hannover schen Morgen. Jetzt wird für einen Morgen dieses Waldes 90 000 Mark verlangt, weil in der Nähe eine Erdölquelle erbohrt wurde. Flottille entstand eine Panik. Die Boote nahmen so schnell wie möglich die Netze aus und flüchteten., » Da» Feuern dauerte etwa eine halbe Stunde. AuS BezirrShauptmann v. Burgsdorff 1». der schnellen Aufeinanderfolge der Schüsse schlickt Der Aufstand im Süden unsrer Kolonie nimmt man, daß aus Schnellfeuergeschützen geschaffen wurde, einen sehr bedrohlichen Charakter an. Bi» jetzt sind »Als besonder» ernst wird eS betrachtet, daß die 2 Unteroffiziere, 4 Farmer und 10 Buren getötet. _ . _ russischen Schiffe nach dem Vorkommnis mit Voll- Station Pforte ist zerstört, v. BurgSdorff, der kammer einen Gesetzentwurf an, dampf weiterfuhren, ohne Hilfe zu leisten. BezirkSchef von Gibeon, war allein und unbewaffnet 28 Kriegsschiffe auf fremden DaS »Reutcrsche Bureau' meldet hierzu noch, daß zu Hendrik Witboi geritten und von demselben al» gebaut werden sollen, nach einer bei dem Auswärtigen Amte cingegangenen Geisel zurückbehalten worden. Zehn Jahre hatte Meldung eins der russischen Kriegsschiffe zurückge- derselbe mit Hendrik Witboi freundschaftlich verkehrt. Atte«, lassen wurde, als die russische Flotte weiterdampste, Man nahm daher an, daß ihm kein Leid zugefügt - Wie aus Tibet berichtet Wird, und die Fischerflotte bis früh 6 Uhr überwachte, werden würde. Jetzt kommt die schmerzliche Kunde, englische Abteilung von 140 Mann im Nomba-1 aber nicht ein Boot zu Wasser brachte, um die daß auch v. Burgsdorff ein Opfer des Aufstandes passe von einem Schneesturm überrascht worben, überlebenden de» sinkenden Fischerbootes aufzu- geworden ist. gg Mann find vollständig erblindet, nehmen und den Verwundeten Beistand zu leisten. , .. .Di- - °h-„ .im "HeeschlachtHelU gegen die Regentschaft richten, fallen über den Verlauf des „Zwischenfalles* bei lassen und nur den Protest wegen der Hull und die Wirkung der Nachricht in Eng- - und ArONoriokämns? «ndon Thronfolge aufrecht zu erhalten. Hiernach land meldet von dort ein Telegramm der,Preß der Reichskanzler, im Gegensatz Association': KNd-n g ro ß e S ch la ch t im ^m Kaiser-Telegramm, die Rechtslage bezüglich Die in Hull einfahrenden Fischerdampfer LNonnocn -rrW weL der Regentschaft nicht für ungeklärt zu erachten, waren vollständig zerschossen; der stark be- treffend Ve» Schränkt Schaumburg seinen Protest dahin ein, schädigte Dampfer „Moulmein" trug die Flagge stärkungen treffen m großer Zahl ein. so würde die Regentschaft des Grafen Leopold halbmast. Das Gerücht von dem Angriff der Aus Mulden liegen Nachrichten vor, aus zu Recht bestehen, und es würden die Russen verbreitete fich wie ein Lauffeuer in der denen hervorgeht, daß die I a p anerkeines« Truppen auf ihn vereidigt werden müssen. In Stadt. Der Kapitän berichtet, daß die Flotte Bückeburg soll wenig Neigung bestehen, den vor Gancocok und Great Norson 220 englische Protest gegen die Regentschaft fallen zu lassen. Meilen nordöstlich während eines starken O Des Gebens 12) Roman von A. Gamberg. 'Norl'ebxng.l Dr. von Holst schwieg betroffen. Sein eigenes Herz verlangte so wild und ungestüm nach Erdenglück, nach LiebeSlust, und fie, von der er Glück und Liebe für sein Leben fordern wollte, fie sagte ihm, daß das Glück nicht der Zweck des Daseins sei. Er verließ die beiden Frauen mit trauerndem, bang klopfendem Herzen. Er wußte es ja schon lange, er liebte Marcha, er konnte, er wollte nicht leben, ohne fie zu erringen, die für ihn das Glück war. 8. Die Erzählungen von den traurigen Ver hältnissen der Wagnerschen Familie veranlaßten Rosa, da es fich um einen von ihre« Mannes Arbeitern handelte, schon am folgenden Tage an das Schmerzenslager der bedauemswerten Frau zu treten. Sie war schon oft bei der artigen Besuchen in den Hütten der Armen einer mißtrauischen Zurückhaltung begegnet, die ihr im ganzen lieber war, als das wortreiche Jammern und geschwätzige Schildern der Ver hältnisse, mit dem fie an andern Orten empfangen ward. Diese» düstere Schweigen aber, dieser stechende Wck ans den kleinen, tief gesunkenen Augen der Leidendem redeten doch eine Sprache, die M zum Teil noch Unverständlich war. Die Last, die' auf der Kranken lag, erschien der trauernden Mutter verhältnismäßig leicht, und doch brach diese Frau aus dem Volke darunter zusammen. Dieser Mangel an moralischer Kraft aber brachte der reichen Frau die jammervolle un gebildete Kranke näher, als Mitleid und christ liche Liebe es vermochte, denn hier sah fie zum erstenmal das, was auch ihr Dasein gebrochen und sie dem Laster in die Arme geführt hatte, daS hoffnungslose Verzweifeln am Leben. Weil die Wolken, die die Sonne verhüllten, so düster waren, daß das Menschenauge fie nicht zu durchdringen vermochte, deshalb glaubte dies Menschenherz nun an die ewige Nacht. Kein Hoffnungsstern erhellte dieses Dunkel, keine Morgenröte sollte je auf diese Finsternis folgen, mutloses Verzagen und Groll gegen Gott und die Welt beherrschten allein das innere Leben dieser Frau. Die unbestimmte Empfindung aber, ver standen zu werden, führt^fliosa, trotz des über aus unfreundlichen, fast Unhöflichen ersten Emp fanges viel öfter gerade zu dieser Kranken, als zu andern Armen, deren Leiden und Entbehren die Hoffnung auf bessere Tage und die Freude über empfangene Wohltaten freundlicher und leichter erscheinen ließ. „Sag' mal, Hermine, die Schradern erzählte mir eben, dag Frau Lohmann selbst bei dir wesen ist, ist daS wabr?* begann Wagner, Äs er am Abend von Rosas erstem Besuch nach Hause kam. „Ja, es ist wahr. Der Frau deines Prin zipals wird wohl keine Perle aus der Krone fallen, wenn fie fich mal nach der Frau eines Mannes umsieht, der schon so manches Jahr für ihren Geldsack arbeitet.* „Nein das nicht, fie geht auch zu Leuten, die geringer find, als wir, aber es ist doch viel von der Frau, wenn man bedenkt, daß fie wahrscheinlich doch weiß, was unser Karl getan hat.* „Von unserm Karl her find wir überhaupt garnichts schuldig,* keifte die Frau dagegen. „Was der genommen hat, ist zurückbezahlt, aber sie hätte wegbleiben können, wenn sie nichts davon gehört hätte, wie liederlich du deinen Verdienst durch die eigene Kehle jagst. Es ist eine Schande für dich, daß ich mich von einer reichen Dame besuchen lassen muß, wie eine von den ganz armen, verkommenen Kranken, die dafür heucheln und schmeicheln müssen. Ich sage dir aber, so weit kommt es nicht mit mir. Du mußt mich erhalten und du darfst die Kinder nicht hungern lassen. Sobald ich wieder kriechen kann mit dem lahmen Bein, jage ich die ganze Gesellschaft zur Tür hinaus. Ich will nicht zu dem Bettelpack gehören, dem man altes Zeug und Essen schenkt, ich will nicht so eine Bettel sein, ich nicht — niemals,* knirrschte die Frau. „Ach, dir möchte wohl eine Perle aus der Krone fallen!* lachte der Mann roh und ging hinaus. Heinrich aber trat an das Bett der vor Wut fibernden Sranken und aß mit der größten Gemütsruhe die Schüssel leer, die Frau Loh mann, mit guter Krankenkost gefüllt, dahinge- tellt hatte. Merkwürdigerweise bemerkte das niemand als die kleine Lisbeth» deren huugrige Augen jedem Biffen folgten, den der stmcke junge Mensch zum Munde führte. MS die Schüssel leer war, liefen ein Pa« große, klare Tränen über die blassen Wangen, und daS kleine Mädchen schlich lautlos hinaus, hinter dem Vater her. An diesem Abend bekam der Irre von seinem Bruder Prügel, und da es ihm nie wieder gelang, etwas von den Genüssen, die Frau Lohmanns Kochkunst ihn einmal kennen gelehrt hatte, zu erreichen, so hatte die Wohl täterin der Familie, ohne es zu vermuten, einen Feind in diesem Hause, von dessen Gefährlichkeit und Rachsucht fie keine Ahnung hatte. Wohlschmeckendes Essen schielt der große junge Mensch fast nie, er hatte aber eine nicht durch Selbstüberwindung und Vernunft iu Schranken gehaltene Leidenschaft dafür. Er beobachtete mit dem Instinkt eines Tieres, das nach Nahrung sucht, wie ost die Frau des Schlossers Wein und Speisen für die Kranke schickte, und er entdeckte mit einer Schlauheit, die ebenfalls an die Talente eines hungrigen Hundes erinnerte, daß die kleine Lisbeth in einem verschlossenen Versteck diese Herrlichkeiten vor ihm verbarg. Trotzdem fiel eS ihm nicht ein, diesem Kinde etwas zuleide zu tun, wie er so oft dem älteren Bruder getan hatte. War das Mädchen in seinen Augen zu klein, um ebenfalls einen Schlag von ihm aushatten zu können - War es vielleicht eine dunste Regung von Edelmut gegenüber dem schwachen, einem andern Ge- schlechte angehörenden Kinde? — oder sog« die Erwägung, daß Lisbeth ihre gesunden
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