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Zwönitztaler Anzeiger : 30.08.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-191308308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-19130830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-19130830
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1913
- Monat1913-08
- Tag1913-08-30
- Monat1913-08
- Jahr1913
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 30.08.1913
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Aus der Woche. Tie vergangene Woche sah eine Reihe von pa triotischen Festen, die der Erinncrnng an die grosse Zeit vor hundert Jahren gewidmet Ivarein Schon der Schluß der vergangenen Woche wurde durch eiuc solche Erinnerungsfeier gebildet, an der besonders die Reichshauptstadt beteiligt war. Galt cs doch die Feier der hundertsten Wiederkehr des Tages von Groß beeren, an welchem der erste Sieg preußischer Trup pen in den Befreiungskämpfen errungen wurde, ein Sieg, durch den Berlin vor der Gefahr einer fran zösischen Besetzung bewahrt wurde. Tie Feier, au der im Auftrage des Kaisers Prinz Eitel Friedrich tcil- nahm, gestaltete sich zn einer echt volkstümlichen. Weit glanzvoller war aber das Fest, das die deut schen BnndeSfürsten am Montag dieser Woche in der Befrciungshalle bei Kelheim znsammcnsnhrte, um eine große JahrhmidertgedächtniSseier znr Erinnerung an die Kämpfe von 1813—14 abzuhalten. Mit dieser Feier wurde gleichzeitig die Erinnerung au den Tag festlich begangen, an dein vor 50 Jahren der Bau der Besrciuugshalle vollendet wurde. Tie Einladung zu der Feier hatte Priuzregent Ludwig von Bauern ergehen lassen, und mit dem Kaiser waren sämtliche deutsche Bnudessürsteu dieser Einladung gefolgt. Prinz- regont Ludwig hielt iu der BcsreinngShalle eine län gere Rede, die für die innere wie für die äußere Politik Deutschlands gleich bedeutungsvoll Ivar. Er erinnerte au die Zeit vor hundert Jahren, die Deutsch land aus tiefster Erniedrigung wieder cmporsteigeu sah, nnd legte namentlich die Verdienste dar, die der damalige lutherische Kronprinz Ludwig sich um die Festigung des deutschen StammcsbcwnßtseinS und nm die Entflammung der patriotischen Begeisterung cr- worben hat. Ter Priuzregent feierte weiterhin die Erfüllung des nationalen Gedankens der Befreiungs kriege, die Einigung Deutschlands im nencn Deut schen Reiche nnd betonte mit Nachdruck, daß Fürsten nnd Völker in diesem Reiche einig znsammenständen. Wer im Auslande je mit der Uneinigkeit, der Eifer sucht der Reichsglieder rechnen würde, Ivie dies wohl früher geschehen sei, würde in dieser Richtung grau sam getäuscht werden. Bei dem Festmahle, das sich an die Feier in der Befreiungshalle anschlvß, hielt der Kaiser in Erwiderung ans eine Ansprache des Prinzregenten eine Rede, in der er ans die Bedeu tung der Eriunerungsseieru dieses Jahres hinwies, dessen Lehre dahin gehe, daß Deutschlands Stärke in der Eintracht nnd Einigkeit seiner Fürsten und Völ ker beruhe. An den Kelheimer Fürstentag haben sich die Kaiser tage in Posen angeschlossen. Unter dem Jnbel der Bevölkerung ist der Kaiser am Dienstag in Posen ein gezogen. Zn einer besonders glanzvollen Feier ge slaltete sich die Einweihung der Schloßkapelle in der Kaiserpfalz. Auch der Besuch des Rathauses bildete für die Bevölkerung Posens eine Gelegenheit zn einer begeisterten Huldigung für den .Kaiser. Ein bedeut sames Moment bei dem diesjährigen Kaiserbefuche in Posen Ivar die Teilnahme des polnischen Adels und der polnischen Bevölkerung an den Festlichkeiten, die das Wüten der raditalpolnischen Presse nicbt batte verhindern können. Man darf wohl die Zuversicht hegen, daß die Posener Kaiscrtage nicht nur dem Deutschtum iu unseren Ostmarten dauernden Ruhen gebracht haben, sondern auch sür die Eintracht zwi scheu Deutschen nnd Polen wirksam sein werden. Tie konservative Partei hat in Ragnit Pillkaltcu bei dem Kampse nm das Mandat des verstorbenen Abgeordneten Grasen Kanih schon im ersten Wahl gange den Sieg davongetragcn. Trotz des llmstan des, daß der Wahltag ein von der Landbevölkerung langersehnter, günstiger Erntctag Ivar, haben die kon servativen Stimmen nur eine verhältnismäßig ge ringe Einbuße erlitten. In Leipzig ist es in diesen Tagen zu einem be- dentsamen Zusammenschlusse mehrerer wirtschaftlicher Vereinigungen gekommen, die der Landwirtschaft, dem Gewerbe und der Industrie angehöreu. Der Bund der Laudwirte, der Reichsdeutsche Mittelstandsverband und der Zentralverband deutscher Industrieller habcu sich zu einer wirtschaftlichen Gemeinschaftsarbeit sür die berechtigten Interessen der Landwirtschaft, des Handwerks und der Industrie verbunden. Dieses Kar tell hat in Erster Linie den Schuh der nationalen Arbeit auf sein Programm geschrieben, nnd damit sich nicht nur sür die Aufrechterhaltung nuferer be währten Wirtschaftspolitik ausgesprochen, sondern auch für einen energischen Schuh der Arbeitswilligen. Mit Entschiedenheit soll die Sozialdemokratie und ihre Irrlehre bekämpft werden. Man darf wohl die Hoff nung hegen, daß dieses Kartell eine segensreiche Tätig keit entfalten wird. Ans dem Gebiete der auswärtigen Politik gab es in der zn Ende gehenden Woche wenig Neues zu melde«. Auf dem Balkan ist die Adrianopeler Frage noch immer iu der Schwebe. Tie Türken sind noch immer in Adrianopel nnd weigern sich, es den Bul garen zu überlassen. Während von der einen Seite behauptet wird, daß direkte Verhandlungen zwischen der Pforte nnd Bulgarien wegen Adrianopels im Gange seien, wird von der anderen Seite erklärt, daß die Angelegenheit durch die Mächte zur Eut- scheiduug gebracht werden müsse, nnd daß ein neuer energischer Schritt der lchtereu bei der Pforte in Aus sicht stehe. Tie nächste» Tage dürsten wohl Klarheit in diese unsichere Situation bringen. Auch der Streit zwischen den Vereinigten Staa ten von Amerika nnd Mexiko ist noch immer uner ledigt, nnd es heißt neuerdings, daß die Vereinig ten Staaten mit schärferen Maßnahmen drohen. Die Bedrohung des Lebens und des Eigentums deutscher Reichsangehörigcr in Mexiko durch die dortigen Re bellen wird möglicherweise der Neichsregicrnng An laß zn einem Eingreifen geben. In Ehina neigt sich in dem Kampfe zwischen den RegiernngStruPpen des Nordens und den Rebellen des Südens die Wagschake mehr und mehr auf die Seite des Nordeus. Die Revolution kann in der Haupt sache wohl als niedergeschlagen gelten. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser drückte dem Kaiser Franz Josef anläßlich des Hin scheidens des Vizeadmirals Grafen Laujus, dem bei der Geschützexplosion in Pola die Beine zerschmettert lvnrden, telegraphisch sein herzliches Beileid aus. Der österreichische Kaiser dankte sofort telegraphisch in be wegten Worten. In der abgelaufenen Woche waren weitere her vorragende Gedenktage ans der Zeit des deutschen Befreiungskampfes zn ver zeichnen, die hundertjährigen Gedenktage der Schlach ten an der Kahbach (26. Augnst», bei Dresden (Ai. nnd 27. August) uud bei Kulm (29. und auch noch 50. August) und des Heldentodes Theodor Körners bei Gadebusch (26. August). Der König nnd die Königin von Griechenland werden nächstens zu einem Erhvlungsbesuch beim Prin zen und bei der Prinzessin Friedrich Karl von Hessen ans Schloß Friedrichshof im Taunus eintressen. Von dort aus wird sich König Konstantin ans Einladung des Kaisers zu den K'aifermanövern begeben. Die großen Herbstmanüver der deutschen Hochseeflotte haben am Mittwoch bei Helgoland ihren Anfang genommen. Die Streikbewegung unter den deutschen Werftarbeitern ist noch immer nicht ganz beendigt. Die Holzarbeiter der Bremer Wersten weigern sich, den Arbeitsnachweis des Ar beitgeberverbandes zu benutzen, was also die Fort dauer des Streiks iu Bremen bedeutet. Deutsch-französische Bagdadbahnverhandlungen? Zu der aufseheuerrcgendeu Meldung der „TempS", daß zwischen Deutschland und Frankreich Verhand lungen geführt würden, durch die in Aussicht stände, AnS der Beferluiigshalle in Kelheim. Der Tag der Fürstenseicc in .Kelheim ist vorüber. Die mamugsachcu Festlich keilen nnd die prächtigen Auszüge halum einen überaus glänzenden Verlauf ge nommen. Unser Bild zeigt oben: Eine Treppe, aus der Hcllobardmlrägcr iu altcrtüm lichcr Tracht Wache halten. Unten: Der Kaiser in Begleitung des Prinzrcgcnleu Ludwig, gefolgt von den übrigen Bundes fürsten, schreitet die Front der Ehre»- kompagnic ab. von Jena bis Leipzig. Historischer Roma» von verthols ^turm. (43. Fortsetzung.) Als Hugo deu Stadtschrciberleuten seinen Ent schlnß mitteilte, zollten sie ihm vollen Beifall. Nun freuten sic sich nmso mehr, daß sie durch ihre barm herzige Tat dem Paterlande einen Kämpser erhalte» halte». Sobald Hugo sich vollständig hergestellt fühlte, nahm er von seinen wackeren Wirtslenten Abschied. Sie hatten keinen Pfennig Bezahlung angenommen, nnd so blieb ihm noch immer eine kleine Summe Geldes für die Reise. In den ersten Tagen des März langte er in Bres lau an. War er schon ans der Reise überall Zeuge kriegerischer Vorbereitungen gewesen, so hatte er jetzt in Breslan den Eindruck, mitten in ein .Kriegslager gekommen zn sein. Tie Straßen wimmelten von Sol daten aller Waffengattungen, nnd immer neue An kömmlinge strömten durch die Tore herein. Aber kein lautes lärmendes Treiben herrschte in der bunten Menge: still und ernst tat jeder seine Pflicht, denn in allen lebte das Bewußtsein einer großen herr lichen Aufgabe sür das Vaterland. Als Hugo in das Zimmer trat, das den Lüßvwern als Wcrbestelle diente, sah er einige Offiziere um einen Tisch herum scheu. Eine ganze Weile mußte Hugo warten, denn es waren noch mehrere junge Leute da, die sich gleichfalls au- werbcu lassen wollten. Endlich konnte Hugo vor den Tisch treten. Einer der Offiziere, ein großer breit schulteriger Mauu mit mächtigem Bollbart, blickte ihn prüfend an. „Ter ficht ja ans, als ob er cbcn ans dcm Grabc gcslicgen wäre," bcmerttc cr ranh: „mit solchcn Lcutcn können wir den Bonaparte nicht aus Deutschland Hinauskriegen." Hugo war über diese verlcchcudcu Worte aufs äußerste bestürzt, aber ein junger Ossizier am Ende des Tisches winkte ihm begütigend zn. „Es ist nicht so schlimm gemeint, wie cs klingt," sagte er freundlich, und zu dcm ersten Offizier ge wendet, fuhr cr fort: „Tie Kraft ist nicht die Haupt sache, Vater Jahn, vor allem kommt es doch daraus an, ob einer die rechte Begeisterung iu sich hat." Jahn brummte einige unverständliche Worte, wäh rend der protokollsührende Offizier an Hugo die üblichen Fragen nach Name, Stand nnd Herkunft richtete. Als der junge Offizier, der Hugo gegen Jahn in Schulz geuonnmn hatte, hörte, daß er ein Leipziger sei, sprach er lächelnd: „Es sreut mich sehr, hier einen Landsmann kemieii zu lernen: auch ich bin in Leip zig geboren, mein Name ist Theodor Körner!" Mit diesen Worten trat er aus Hngo zn und schüttelte ihm herzlich die Hand. Interessiert betrach tcte Hugo das seine, geistvolle Antlitz mit den blitzen den kluge», und die hohe, weiße Stirn, die Von kur zen schwarzen Locken nmgebeii war. Er kannte Kör ner als Dichter, als einen eifrigen Bewunderer nnd Nachahmer Schillers, lind .Körners Vater hatte ja Schiller einst in Leipzig nnd später in Loschwitz bei Dresden so gastlich ausgenommen. Ta Hngo reiten konnte, wnrdc er in die .Kavallerieabteilung des Korps cingereiht. Ein Pferd mußte er sich freilich selbst beschossen, und durch deu Berkaus seiner goldenen llhr erlangte er die Mittel dazu. Als Hngo endlich die schwarze Uniform der Lühvwer trug und den rasseln den Säbel umgeschuallt hatte, da fühlte er es erst recht deutlich, daß nun ein neues Leben für ihn be gonnen hatte. — Seit einigen Wochen schon waren die Lützow er im Felde Hngo hatte sich freilich das .Kriegsühren anders vvrgcstellt, denn »och hatten sie nicht viel vom Feinde zn sehen bekommen. Tie Freikorps waren ja vor allem dazu bestimmt, den Feind im Rücken zu beunruhigen, und ihm die Zusnhr »ach Möglich keit abzuschneiden. Es gab daher ei» fortwährendes Hin- uud Hcrzieheu, ohne daß es ihnen gelungen wäre, besondere Taten zn verrichten. Aber das neue Leben hatte doch sür Hngo nnd die meisten seiner Kameraden einen hohe» Reiz. Wie herrlich waren die Abende am Wachtfeuer, wenn die leuchtende« Sterne hernicderschanten und rings der nächtliche Wald geheimnisvoll rauschte! Bou deu Vorgängen ans dem Kriegsschauplätze erhielten die Lützower nur spärliche Kunde, und oft erreichte sie die Nachricht von einem wichtigen Ereignis erst nach tagelanger Verzögerung, — Napoleon Ivar schon im April mit einem mit bewnnderiiswerter Schnelligkeit zusammeiigcraffteu Heere von etwa 200 000 Mann asts Frankreich wie der nach Deutschland zurückgekchrt. Tie meiste« die ser Leute ivareu bliitjuuge Rekruten, die erst seit einige« Woche« unter der Fahne standen. Wohl fehlte diesem Heere die klebnng nnd Schlagfertigkeit der alten Soldaten, aber miter Napoleons Führung waren die Truppen voll Mut nnd Zuversicht, was ihre Mängel wenigstens teilweise ersetzte. Langsam rückte Napoleon durch Hessen nnd Thüringen nach Sachsen vor, das sich bis jeht noch neutral verhakten hatte. Am 2. Mai kam cs bei Großgörschen znr ersten Schlacht, indem die Preußen, nur schwach vou deu Russen nnterstüht, mit kühnem Mnte die weit überlegene Haupt macht Napoleons angrissen. Gegen Abend traten die Preußen den Rückzug au, indem sie Napoleon das Schlachtfeld überließen. Aber Napoleon hatte cs wohl gemcrkt, daß die Preußen nicht mehr die Leute waren, wie in den Jahren 1806 und 1807. „ES scheint, daß die Viecher etwas gelernt haben," sagte er mit ingrimmiger Anerkennung von den Preußen, als er sah, daß sie sich nicht in die Flncht schlagen ließen, sondern jeden Fuß breit zäh ver teidigten. Troß ihres Rückzuges fühlten sich die Preuße« und Russe« keineswegs geschlagen, und mit ungc- schwächter Zuversicht sahen sie der nächsten Zeit ent gegen Aber am 20. Mai bereitete ihnen Napoleon in der Schlacht von Bnnhen doch eine entschiedene Niederlage. Ter Kaiser war jetzt der unbestrittene Herr vou ganz Sachsen, und dieses unglückliche Land hatte nicht mir Napoleons ganze Armee zn ver pflegen, sondern auch selbst wieder Truppen zu stellen. Da wurde am 4. Juni unter Oesterreichs Ein fluß der Wasscustillstand von Poischwih geschlossen. (Kanz Deutschland vernahm diese Kunde voll bzinger Befürchtungen. Sollte es vielleicht abermals zu einem schimpflichen Frieden kommen, sollten alle die un geheuren Opfer, die man gebracht hatte, vergebens gewesen sein? Doch Preußens Staatsmänner wußten wohl, was sie taten; galt es doch, die noch mangel haften Rüstungen zn vollenden und Oesterreich auf die Seite der Verbündeten zn ziehen. Napoleon seiner seits ging ans den Waffenstillstand ein, weil einmal auch seine Rüstungen noch lange nicht beendet waren, nnd sodann weil cr hoffte, mit Rußland einen Son derfrieden schließen zu können. (Fortsetzung folgt.)
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