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Zwönitztaler Anzeiger : 16.03.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-191803169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-19180316
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-19180316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1918
- Monat1918-03
- Tag1918-03-16
- Monat1918-03
- Jahr1918
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 16.03.1918
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unsere Leute sich einen ansehnlichen Nebenverdienst verschaffen können. In dem vordersten Graben sind die Spuren der Zerstörung aus der Abwehrschlacht im Sommer noch augensichtlicher. Ucbcrall zusammcngesackte Unterstände. An einem solchen ein rohes Holzschild: Hier ruhen un sere lieben Kameraden ,12 Mann von Matro sen, die ein 38-Zentimster-Volltceffer hier begraben. „Ruhe sanft!" Ergreifend wirkt dies Heldengrab hier 100 Meter vorm Feind. An der Rückwand des Kom- mandeurstaudes zeigt man mir Blutfpuren. Hier wurde dem tapferen Führer durch das Sprengstück eines Riesengeschosses der Kopf abgerissen. In der vordersten Stellung wird gearbeitet. Schau feln Spaten kleine Pumpen gehen, dem breiigen Erd reich zu Leibe. Dennoch vermag alle Unbill nicht, den goldenen Humor der Matrosen zu verdrängen. Gerade funken hinter uns die Haubitzen. Durch das scharfe Toppelglas sieht man drüben in Nieu- port die Granaten einschlagcn, dort, wo der Feind seine berüchtigten Minenwerferstellungen hat. Nun wird ihm die Lust, seine gefährlichen 2-Zentner-Minen herüberzuschiücn, etwas verleidet. Neugierde drängt mich in den Unterstand eines Kompagnieführers hinein. Zwei Räume, „Wohn- und Schlafzimmer". Letzteres ist eine Erdhöhle, in die ich auf allen Vieren hineinkrieche. Und doch, welch ein Genuß mag es für den Bewohner sein, wenn er nach heißem Kampftage hier die müden Glieder aus- streckcn kann. Voll von Eindrücken geht es auf den Heimweg. Fürwahr, alles, was man hier im Schützengraben sieht, was man hört von den kühnen Unternehmungen und tapferen Kämpfen unserer Flandernmatrofen, es ballt sich zu der Ueoerzeugung zusammen, daß der einstige Kriegsschlffmatrose auch als Festsoldat vollauf seine Schuldigkeit tut, und das an einer der brenzlichsten Stellen unserer Front. Vom A-BootMZZ. 48 000 Dörmen. Eines unserer Unterseeboote, Kommandant Kapi tänleutnant Gansfer, hat im Sperrgebiet um die Azoren feindlichen und für den Feind fahrenden Frachtraum von insgesamt 22 000 Vr.-Reg.-To. vernichtet. Unter den versenkten Schiffen befinden sich der englische bewaffnete Lankdampfsr „Artesia" von 2767 Br.-Reg.-To. und dec englische Schoner „Mc. Kay" von 145 Br.-Nsg.-Lo., die beiden griechischen Dampfer „Jvannina" von 4101 Br.-Reg.-Lo. und „Charlton" von 3300 Br.-Reg.-Lv., der italienische bewaffnete Dampter „Atlantiks" von 5037 Br.-Reg.-Tonnen und die italienische Bark „Francesco" von 1085 Br.-Nsg.-To. Die Ladung der Schiffe bestand aus Messing, Zink, Gummi, Labak, Opium, Fellen, Lebensmitteln, Erd nüssen und Kopra und war nach französischen, itane- ntschen oder Häfen der Vereinigten Staaten bestimmt. Außer den 7,6 Zentimeter-Geschützen der beiden bewaffneten Dampfer wurden au? den Ladungen der Schiffe Messina, Zink und Gummi h.imgebracht. Im östlichen Miiteimeer hat ein U-Tovt, Kom mandant Oberleutnant zur See Sprenger, 6 Dampfer und 2 Segler .mit zusammen etwa 26 000 Naum- tonncn vc.senkt. Im besonderen wurde der Tcanspvrt verkehr vor Alexandrien uns Port Said gefaßt. Die Dampfer waren bewafsucc, ihre starte Lia-eunng ließ auf wertvolle Ladung schließen. Ein an der syrischen Küste torpedierter Dam Ler, der Kar-.- aus Jaffa hatte, führte, aus der aufsa-le starken Tstona.ion zu schlie ßen, Munition. Das Boot Hot ferner auf einen: als Sicherung fahrenden Krru'er per Arab G-Klasse einen Lorpedvlresfer erzielt. Der Chef des Admiralslabcs. N-Bcotc sorgen für LebrumLLrl. Für die Vermehrung unserer Vorräte an Zink und Messing gebührt dein erfolgreichen Boot ebenso unser Tank, wie für die Verse i ing der oben anfge- zählten tropischen Produkte sowie der Leoensmin.l, deren Mangel in England '.rächst. Die feindliche Presse liefert täglich Beweise dafür. In E,'widerung auf die zuversichtlich gefärbte Erklärung Bor ar Laws im Unter haus über d ie englischen Wcizeubsstände Ende 1817 verweist ein englisches Fa-.hl.litt an, folgende sorgen volle Ansprache des Vorsitze: den de- Mühlenlontroil- Ausschusses an die Londoner Müller vom 12. 2.: „Als diejenige Person, die vielleicht in erster Linie für die Brotversorgung nicht nur unseres Landes, sond wu aller verbündeten Staate» Europas verantwortlich ist, möchte ich Ihnen sagen, daß die Lags wirtlich äußerst ernst ist. Seit September hängen wir in erster Linie in unserer Versorgung mit Broistoffen von dem nord- amerUanischen Kontinent ab, da, wie Sie wissen, die Ausfuhr von Argentinien beschränkt worden ist und nur eine geringe Zufuhr ans Indien und so gut wie gar nichts ans Australien zur Verfügung steht." Das> englische Blatt ste! t diese Erklärung von sachverstän digster Seite den Ziffern Bonar Laws gegenüber und sieht in ihr die Bestätigung der früheren Voraussage des englischen Nahrungsnnttcldiltators, „daß die kom menden Monate die schlimmsten für die englische Ver sorgung sein werden." Hcim.uchuirg Oslenzrands. Berlin, 13. März. In der Nacht oom 12. zum 13. März hat eines unserer Marinelustschiffgeschwader mit gutem Erfolg befestigte Plätze und militärische An lagen am Humber und in der Grafschaft Aork ange griffen. Tie Schiffe stießen aus starke artilleristische Gegenwehr, die den Angriff jedoch nicht aushaltcn konnte. Alle Schiffe sind ohne Beschädigungen zu rückgekehrt. Tie Führung hatte auch diesmal wieder Fregattenkapitän Strasser. Aus der Zahl der Kom mandanten verdienen als oft bewährte Englandfahrcr erwähnt zu werden: Korvettenkapitän d. R. Proehls, Kapitänleutnant Freiherr Treusch von Buttlar-Bran- denfels, Kapitänlcutnant Ehrlich (Herbert), Hauptmann Mauger und Kapitänlcutnant v. Freudenreich. , , Ter Chef des Admiralstabes der Marine. Was die Engländer zugebcn: Tie Verluste bei dem Luftangriff belaufen sich fetzt auf nrsgesamt 20 Tote und 40 Verletzte. Man be fürchtet, daß noch eine Leiche unter den Trümmern be graben liegt. Ein oder zwei fcindl-che Luftschiffe griffen Mittwoch abend spat die Küste von Aortshire an. Wie gemeldet wird, fielen einige Bomben tn kurzen Entfernungen aus Binnenland. Berichte über Verluste und Sach schaden liegen noch nicht vor. Der Angriff gebt noch weiter. Wiedervergektnng reizt an. Wie die holländische Presse aus London erfährt, wendet sich „Daily News" gegen die Wtedervergeltung rurcy Luftangriffe. Die auf deutsche Städte ausge- sührten Angriffe bewirkten nur, daß die Luftangriffe ruf London zahlreicher würden, anstatt daß ihnen ein Ende gemacht würde. Das Blatt schreibt: „Tas einzige Kennzeichen aller dieser Angriffe st, daß nichts dabei herauskommt, was von Militär.scher Ledeutung sein könnte." Von den Fronten. Großes Hauptquartier, 14. März 1918. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Die feindliche Artillerie entwickelte in einzelnen Abschnitten zwischen der Lys und Scarpe, beiderseits )er Maas und im Sundgau in der Gegend von Alt- !irch rege Tätigkeit. Auch an der übrigen Front visl- mch lebhafteres Störungsfeuer. Kleinere Jnfanterie- ;efechte im Vorfelde der Stellungen. Gestern wurden im Lustkampf und von der Erde mS 17 feindliche Flugzeuge und drei Fesselballone rbgeschossen. Von einem nach Freiburg fliegenden kindlichen Geschwader wurden an der Front 3 Flug zeugs heruntergeholt. Rittmeister Freiherr von Nichthofen errang feinen Z5. Luftsieg. Düe». Die im Einvernehmen mit der rumänischen Regic- :ung von Braila über Galatz—Bendery auf Odessa augesetzten deutschen Truppen haben nach Banden- lampf bei Moldowanka Odessa besetzt. Ihnen sind von Shmeriuka her österreichisch-ungarische Truppen gefolgt. Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues. Ter Erste Generalquartrcrw.eister: Ludendorff. * . * .So groß wie das Deutsche Reich. -Las von uns in diesem Kriege in Europa be setzte Gebiet im Osten, Westen und Süden, und zwar vor Antritt unseres letzten Vormarsches im Osten, beträgt rund 6Ü0 000, genauer 596 576 Quadratkilo meter. Hätten unsere Feinde Erfolg gehabt und an un serer Stelle den gleichen Geländegewinn in Europa zu buchen, so wäre Teutfchland, das ganze Deutsche Reich besetzt! Tenn es hat 540 657,6 Quadratkilometer Flächeninhalt. Es wäre sogar noch ein Flüchenraum von der Größe Belgiens und fast ganz Hollands nötig, um die ungeheure Zahl von 596 576 Quadratkilometer gauz unterbriugsn zu können. Politische Rundschau. Berlin, 14. März 1918. :: Fm Rei4wtagcausschuß für Bevöltcrungspolitit wurde in der Wciterberatung des Gesetzentwurfs über die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten 8 3 des Entwurfs angenommen, der die F e r n behandlung und die gewerbsmäßige durch nicht approbierte Per sonen verbietet. Gegen diese letztere Bestimmung wandte sich ein Sozialdemokrat, sie wurde uach sehr langer Debatte im Grundsatz mit 18 gegen 7 Stimmen an genommen. :: Fn Sachen KricgSlicserung Mhr-Pinuow ver sendet dessen Nechtsbeistaud, Rechtsanwalt Dr. Görres eine Auslassung, worin eS heißt: „Herr v. Behr-Pinnow hat nie erklärt, eine Buße zahlen zu wollen, soudcrn, wie die anderen Beteilig ten, sich stets auf das Entschiedenste dagegen verwahrt, daß irgendeine unzulässige Haudlung vorliegt. Tas KricgSmiuisterium hat nicht 500 000 Mark abgclchnt, sondern selbst den Vergleich gesucht. Derselbe ist uuter jeder Ncchtsverwahruug seitens meiner Mandanten zustande gekommen. Der Verdienst von etwa 4>/2 Mil lionen Mark, welcher durch Steuern um zirka 9 0 Prozent sich vermindert hat, ist entstanden nicht infolge der hohen Preise oder zu geringer Löhne, sondern infolge der ungeheuren Menge der ge machten Lieferungen mit angemessenen und vom Kriegsministerium teilweise sogar gegen hohe Gebühren .festgesetzten Preisen, die der Recht sprechung des Reichsgerichts entsprechen, wonach jede EinzelUeseruug für fich zu betrachten ist." :: Ter Eiscubahn-Ncksamc-Dertraft Hobbings be- chäftigte am Donnerstag auch den Hauptausschuß des Reichstags beim Etat der Rcichseisenbahnen in Elsaß- üothriugen. Von sozialdemokratischer Seite vurde ausgeführt, der Vertrag widerspreche einer gs- mnden Mittelstandspolitik, dadurch werden vom Reiche aus eine Reihe kleinerer Existenzen beseitigt werden. Finanziell könnte der Verdienst Her Firma sehr gut aer Ncichskasse zufließen. Tie Begründung des Mi nisters im Abgeordnetenhause spricht nicht für, sondern gegen den Vertrag. Ter Verleger hat nicht nur eine Monopolstellung erhalten, sondern die Tarife sind ihm für fünf Jahre völlig freigestellt. Ein derartig ge winnbringendes Unternehmen gibt die Eisenbahnver waltung ohne weiteres aus der Hand. Tie bisherigen Pächter waren zum Teil Kriegsteilnehmer. Auch die politische Seite der Sache verdient Beachtung: man will ein offiziöses Blatt unterstützen. Der Minister entgegnete: Es handelt sich lediglich um die Erschließung neuer Einnahmequellen. Tie Einnahmequelle aus der Reklame floß bisher nur spärlich. Bei den Reichs- Ksenbahnen haben wir schon seit langem die General- pacht eines Unternehmers. Für das Staatsgebiet haben wir seit Jahren einen geeigneten Unternehmer gesucht. Die Firma Hobbing hat sich literarisch große Verdienste nm das Eisenbahnwesen erworben. Ein fortschritt licher Redner meinte: Man könne nicht von Repti- Uenfouds sprechen. Die Regierung müsse ein offi ziöses Blatt haben. Daneben beschäftigte sich der Ausschuß mit den Beamtcnznlageu. Ein Zentrumsredner begrüßte sie, bedauerte aber, daß man dabei nicht mit den übrigen Ressorts des Reiches zusammengehe. Volkswirtschaftliches. Ter Krieg verarmt die Welt! Besonders En g land! Ter frühere Staatssekretär für Schottland, jetzige Abgeordnete T. Mackinnon Wood, erklärte der Aberdeener Handelskammer in einer Rede über die handelsauösichten nach dem Kriege: „Viele Leute lassen fich durch den augenblicklichen anscheinend vorhan denen Wohlstand irreleiten. Zwar ist viel Geld da, aber der wirkliche Volksreichtum ist stark ge sunken. Es ist zu fürchten, daß die arbeitenden Massen nach dem Kriege die Tatsache nicht begreifen werden, daß England in der ärmer gewordenen Welt rin ärmeres Bolt geworden ist, daß man viel schwerer wird arbeiten müssen, und daß man, trotz großer Ver dienste, für sein Geld einen geringeren Gegenwert an Waren erhalten wird. Deswegen muß England spar sam werden und seine Luxusausgaben verringern, während es andererseits seine Produktion steigert." Das dürfen sich auch bei uns "in Deutschland diele Leute merken. / . Lie Finanzen Preußens und des Reiches. — Berlin, 14. März 1918. Das Abgeordnetenhaus führte heute die zweite Lesung des Etats für Handel und Gewerbe zu Ende. Abg. Haase (Vp.) wies auf die großen Schäden veS Kohlenmangels für das Handwerk hin. Abg. Leinert (Soz.): Durch die Aufhebung des 8 153 der Gewerbeordnung soll eine infame Ausnahme bestimmung beseitigt werden. Statt dessen haben die Berliner Großbetriebe sich bereits zusammengeschlossen, um den Angestellten den Uebergang von einer Firma zur andern unmöglich zu machen. Für die deutsche Sozialdemokratie gibt es keine elsaß-lvthringische Frage, in dec wir mit dem Auslande zu verhandeln hätten. Handelsminister Dr. Eyvow: Auch die englischen Ar- beiterlreise wollen Deutschland vom Weltmarkt verdrängen. Deutschland soll nicht mehr unabhängig sein. In der elsaß- lothringischen Frage ist die Haltung der englischer: Arbeiter mindestens unklar, jedenfalls haben die deutschen Arbeiter bei der ausländischen Arbeiterschaft kein Entgegenkommen zu erwarten. Im übrigen muß der Vorredner mich in der elsaß-lothringischen Frage ganz mißverstanden haben. Wir müssen Rohstoffe aus dem Ausland haben. Das billigen uns die Feinde nicht zu und deshalb mutz der Krieg zu einem siegreichen Ende geführt werden. Ob das nachher Verständigungsfriede oder Gewallfriede genannt wird, ist gleich. Nur darauf kommt es an, was in dem Friedens- Vertrag drin steht, und daß wir stark genug sind, dessen Durchführung durchzusetzcn. Tie Ausschußanträge zugunsten des Handwerks werden darauf angenommen, die Parteianträge dazu abgclchnt. . Mit den reuccungSzufchlägen beschäftigte man sich an erster Stelle bei der dann folgenden Beratung des Etats der Finanzverwaltung. ES liegen dazu die Beschlüsse des Ausschusses: a) Vie Bezüge der Kriegsbeschädigte:: und der Hinterbliebenen Ge fallener aufzubessern, b) Neuordnung der Einkommen- und Ergänzungsstcucr, o) dahin zu wirken, das; das Reich bei Wiederaufbau seiner Finanzen, nötigenfalls gegen Ueber, nähme eines Teiles der Kriegslasten durch die Bundesstaaten, von jedem weiteren Eingriff in die Besteuerung des Ein? kommens und Vermögens abzusehen. Abg. v. Hcnnigs-Tcchlin (kons.): Tie vielgeschimihte Thesaurierungspolitik hat cs ermöglicht, die Beam- wugehälter im Kriege zu erhöhen. Tie Selbständig- !eit der Einzelstaatcn in direkten Steuern muß un bedingt aufrecht erhalten werden. Wenn die Steuer- quellen nicht nur vom Staat, foudern auch vom Reich bis auf den Grund ausgeschöpft werden sollen, kom men wir zu ruinösen Zuständen. Wer weiß, was uns in steuerlicher Beziehung droht, wenn in dieses Haus andere Majoritäten Hineinkommen! Das Vermögens- zuwachsgesctz ist ein horrendes Gesetz. Wer die Idee einer Vermögensabgabe aufgebracht hat, steht eben auf dem Standpunkt: „Eigentum ist Diebstahl." Abg. Dr. Keil (natl.): Tie Entwicklung der Ein kommensteuer ist über den tiefsten Punkt bereits hin- veg. Tie Staatsschulden sind allerdings auch gestie gen, davon entfällt aber ein Teil auf werbende An- iagen, z. B. den Erwerb von Bergwerken. Ter Stand der preußischen Konsols ist normal. In das Steuer- gefetz muß endlich die Bestimmung ausgenommen wer- oen, daß jeder, der 3000 Mark Einkommen und mehr hat, verpflichtet ist, eine Steuererklärung abzugeben. Ter Landrat darf nicht mehr auch Vorsitzender der Einkommenstcuerkommission sein. Ter FirranMinifler Tr. Hergt 1 ! nahm dann das Wort zu einer prinzipiellen Klar stellung seiner Auffassung des Verhältnisses Preußens znm Reiche in Steucrfragcn: Finanzminister Dr. Hergt: Der Finanzlage der Ge meinden schenken wir die größte Aufmerksamkeit. Bei den künftigen Reichssteuern werden wir, wo es nur irgend an geht, dafür eintreren, daß gewisse Anteile derselben auf dem Umweg über die Bundesstaaten den Gemeinden zugcführt werden. Das wird der Grundstock für einen Lastenausgleich sein. Den Kriegsbeschädigten werden alle möglichen Steuer erleichterungen gewährt. i - Ans die Etenerzuschläge s können wir in der Tat nicht verzichten. Seit der Ein bringung des Etats haben sich die Verhältnisse noch ver schlechtert. Die neuen Teuerungszulagen für die Beamten erfordern rund 120 Millionen Mark und eine Erhöhung der Löhne der Eisenbahnarbeiter steht bevor. Wir werden also 1918 mit einem Fehlbetrag von mehreren hundert Millionen zu rechnen haben. Mit neuen Steuern werden wir zurückhaltend sein, um die Leidenschaften nicht zu ent fesseln. Wir müssen aber doch an eine vorläufige Regelung Herangehen. Man kann nicht inimer nur Anforderung auf allen Gebieten stellen. Der Wiederaufbau der Eisenbahn wird Milliarden kosten, ebenso die Kanalprojekte. Auf dem Gebiet der Wohnungsfürsorge und der Bevölkerungs- Politik werden ungeheure Anforderungen an die Staats kasse gestellt werden. Das Volk mutz den Ernst der Lage kennen lernen. Die nächste Steuernovelle wird des halb wie eine Art Beruhigung wirken. (Heiterkeit.) Selbstverständlich suchen wir schon jetzt herauszuholen, was hecauszuholen ist. Die Steuerveranlagung mutz intensiver verteilt und viel weiter ausgestaltet werden. (Zustimmung links.) Wir können damit nicht länger warten, dem über lastete,: Landrat mutz das Steuergeschäft abgenommen wer den. (Sehr richtig! links.) Wir brauchen hauptamtliche Stenerkommissare. Die Steuernovclle wird dem Landtag im nächsten Winter zugehen.
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