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Zwönitztaler Anzeiger : 18.05.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-191805186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-19180518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-19180518
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1918
- Monat1918-05
- Tag1918-05-18
- Monat1918-05
- Jahr1918
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 18.05.1918
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Heeavsetzmtg der Brotration. Zwei Monate lang nur 1«« Gramm. > Die Mutmaßungen, ob es noch zur Herabsetzung der Brotration kommen werde, sind nun der Gewißheit gewichen. Bom 15. Juni ab findet, nachdem bereits am 1. April die Ration für die Selbstversorger um 4 Pfund monatlich herabgesetzt ist, eine Kürzung der Tagesmehlration der Bersorgnngsberechtigten von 200 Gramm statt, wie im Vorjahre, wo aber diese Kür zung schon am 15. April einsetzte. Die Schwer- und Schwcrstarbeiterznlagen bleiben in bisheriger Höhe be- /stehcn. Es läßt sich denken, daß die leitenden Instanzen nur mit Widerstreben an diese Kürzung herangegangen sind, vor allem, da man nicht wie im Vorjahre die Flcischration heraufsetzen kann. Gegenüber der guten, ja teilweise recht guten Kar toffelernte des Jahres 1917 war die Brotgetreideernte nur mittel, und man konnte, wie das die Land wirte schon an der Hand der Frühdruschergebnisse vor aussagten, von vornherein annehmen, daß wir in den letzten Monaten wieder zu einer Kürzung schreiten müßten. Man erwartete diese Kürzung sogar schon viel eher, und von mancher Seite wurde sogar einer früheren Kürzung das Wort geredet, um nur ja recht sicher zu gehen. Man entschloß sich aber zur einsttveiligen Bei behaltung der vollen Ration, bis man übersehen konnte, ob die ukrainischen Zufuhren nicht eine Herabsetzung überhaupt überflüssig machen würden. Dies hätte sich durchführen lassen, wenn die Ukraine die verabredeten Mengen rechtzeitig liefern könnte. Die Möglichkeit, daß dies geschehen kann, wollen wir zwar auch heute noch nicht schlankweg bestreiten, aber sie ist doch, trotz dem alles geschieht, um möglichst viel Getreide schnell hereinzubekommen, ein sehr unsicherer Faktor, und es ist wohl richtiger, sich darauf nicht zu sehr zu verlassen, nachdem sich im Laufe der letzten Monate heransgestellt hat, wie undurchsichtig die Lage in der Ukraine in jeder Beziehung, so auch hinsichtlich der Getreideablieferung ist. Die österreichischen Blätter bringen allerlei Zah len über die ukrainischen Lieferungen und lassen die Hoffnungen hoch schwellen. Aber die Oesterreicher haben es auch nötig, Hoffnungen hochzuhalten. Es jst gleicherweise falsch, wenn man sich bei uns erzählt, daß es den Oesterreichern noch so gut ginge, oder daß »vir ihnen mit Getreide hätten aushelfen müssen. Die geringen, von uns vorschußweise an Oesterreich gelie ferten Getreidemengen kommen überhaupt für unsere Brotversorgung nennenswert kaum in Betracht und sind uns zudem in anderer Form zurückerstattet. Aus der anderen Seite war es notwendig, Oesterreich zunächst aus der Ukraine vorzugsweise zu beliefern. Die Ernährungsverhültnisse in Deutsch-Oesterreichsind, abgesehen von einer kleinen Schicht gutgestellter Leute, doch recht viel schlechter als bei uns, was ja auch aus dem etwas seltsamen Wunsche der Deutsch-Oesterreichcr hervorgeht, ernährungspolitisch mit Deutschland ver einigt zu werden. Also man darf eine Schuld an der Notwendigkeit der Ärotherabsetzung nicht etwa un serem Bundesgenossen aufbürden. Im Jnlandc selbst ist mit der Erfassung Wohl ge tan, was geschehen konnte Die Landwirte wissen ein Lied davon zu singen, und auch die Städter, die sich einigcrwaßen auf dem Lande auskennen, geben zu, daß alles angewandt ist, um das vorhandene Ge treide hereinzubekommen. Die Peststellungsausschüssc, die auf dem Lande vielfach incht mit besonderem Wohlwollen angesehen wurden, haben sich doch besser als ihr Ruf erwiesen. Gerade sie haben in den Städten überall ihre gün stigen Erfahrungen auf dem Lande mitgeteilt, und man hat aus sozialdemokratischen Kreisen wiederholt hören können, daß die Landwirte, wenn sie nur rich tig ungefaßt werden, doch alles Entbehrliche abzu geben bereit lind. So haben gerade diese Ausschüsse offensichtlich dazu beigetragen, daß man auch in den Großstädten dem Zwang der Brotherabsetzung Ver ständnis entgegenbringt. Wenn das Wetter unZ nicht im Stiche laßt, wer den wir bei der frühen Vegetation wieder wie im Vor jahre eine zeitige Ernte haben. Die Reichsgetreide stelle hat sich die vorjährigen Erfahrungen für den Frühdrusch zunutze gemacht; wenn derselbe also schon 1917 uns aus schwerer Bedrängnis erlöst hat, so darf man angesichts der weitgehenden Vorbereitungen, die in diesem Jahre dafür getroffen sind, um so sicherer mit einem vollen Erfolge der Frühdruschaktion rah nen. Wie man hört, wird auch beabsichtigt, die Win tergerste, deren Ernte ja etwas früher als die des Roggens liegt, sofort für die Brotvermahlung heran zuziehen. Die Dauer der Kürzung wird also in diesem Jahre sehr viel kürzer sein als im Vorjahre, wo sie volle vier Monate dauerte. Diesmal werden wir mit höch stens zwei Monaten auskommen. Aber die Kürzung wird uns allen schwer fallen, wie wir nicht leugnen wollen. Immerhin gehen wir mit einer besseren Kräfte reserve in die Zeit der Knappheit, als im Vorjahre, denn der Ernährungszustand in Stadt und Land ist in diesem Jahre besser wie im Frühjahr des vorigen Jahres. Dazu haben verschiedene Umstände beigetragen vor allem die so sehr viel günstigere Kartoffelernte, und die Möglichkeit, sich darin in Stadt und Land aus kömmlich einzudecken. ES besteht die sichere Aus sicht, die jetzige Kartoffelration bis zum Eintritt der Frühkartofselernte beibehalten zu können. Sehr viele Familien waren zudem in der Lage, sich auf inoffi ziellem Wege mit manchen Zuschüssen zu den Rationen zu versehen. Auch ist aus dem besetzten Gebiete doch so manches hereingekommen, was uns mit durchgeholfen hat. Die Organisation der Verteilung hat sich besser eingelebt, so daß allerlei nervöse Hemmungen wegfie- en; kurz und gut, unser Ernährungszustand ist in die- em Frühjahr ein besserer als vergangenes Jahr, wie ich das wohl England nicht hat träumen lassen. Die Fleischratio» kann ja nun leider nicht erhöht werden, dafür aber werde« wir täglich 25 Gramm Zucker für die Person, im Monat also 750 Gramm mehr bekommen. Bor allem aber haben wir die fast völlig gemüselose Zeit des Frühjahres nicht unter der Herrschaft der Broteinsparung zuzubrtngen brauche» und können damit rechnen, daß, was uns an Brot abgeht, sich durch Gemüse einigermaßen ersetzen «ißt. Wnh de» ErsaHntngss» des NtwjahreD Juni auch auf eine weitere Steigerung der Fischzufuh ren rechnen können. So werden in der Hoffnung des einen Zieles - des Sieges unter allen Umständen — auch diese Zeit der Brotknappheit in der Gewißheit er tragen, daß auch sie ihr Teil zur Erreichung einer schöneren Zukunft beitragen wird. Allgemeine KriegsnachrichLen. Der Kampf der Freu Wie „Times" aus Dublin erfährt, haben die iri schen Nationalisten beschlossen, zu den Verhandlungen über die Homerule-Vorlage im englischen Unterhaufe nicht zu erscheinen. Die Geldsammlung gegen die Wehrpflicht hatte bis zum 9. Mai in 211 irischen Vereinen trotz der Armut des von England so gründlich ausgeplündcrten Landes schon 1320 000 Mark ergeben. Irlands unauslöschlicher Haß. Im „Manchester Guardian" warnt der angesehene irische Schriftsteller George Russell in einer langen Zu schrift aufs eindringlichste vor den Gefahren der iren- feindlichen Politik Irland sei nur theoretisch ein Teil des Vereinigten Königreiches. Es habe tatsächlich die Union niemals angenommen, vielmehr schweigsam und grollend von einer Rebellion zur anderen auf die Stunde gewartet, da Großbritannien wie die ande ren großen Reiche fallen werde. England habe die irische Seele gegen sich Wenn es darauf bestehe, den irischen Willen zu brechen, werde in jeder Gemeinde Blut fließen und ein unauslöschlicher Haß für Ge nerationen entstehen, der sich über das ganze Briten reich sowie die so viele verbannte Jrensöhne beherber genden Vereinigten Staaten verbreiten und überall Aufruhr und Feindschaft gegen England erzeugen werde. Insbesondere würden gewaltsam gepreßte Soldaten, die ebenso bereitwillig ihre Waffen gegen die englischen Offiziere wie gegen den Feind kehrten, für England keinen militärischen Wert haben. „Manchester Guardian" empfiehlt diesen Brief allen, welche die von der Regierung Lloyd Georges geplante Vergewaltigung Irlands als eine unbedeu tende und vorübergehende Sache ansähen. England kündigt die Handelsverträge. Die englische Regierung gibt bekannt, daß sie die Absicht habe, ähnlich vorzugehen wie die französische Regierung und alle Meistbegünstigungsverträge zu kündigen, um freie Hand für seine Wirtschaftspolitik zu erhalten. Frankreichs Flcischration. - In der Absicht, größere Fleischankäufe für die fleischlosen Taae Mittwoch bis Freitag zn ""terbinden. hat der französische Verpflegungsminister ungeordnet, daß in ganz Frankreich Dienstags nur 200 Grainm Fleisch auf den Kopf abgegeben werden dürfen. Eine Käsckarte für die Schweiz. Am 1. Juni wird die Käsekarte in der Schweiz in Kraft treten. Die M o n a tSration für Konsumenten beträgt 250 Gramm. Keine Käsckarte erhalten Kin der unter zwei Jahren und Selbstversorger. Biehhal- ter, Schwerarbeiter und Landarbeiter während der Erntezeit erhalten die doppelte Ration. Wie sielst es im Westen aus? ' Lassen wir neutrale Beobachter sprechen. Heute liegen zwei dänische Stimmen vor. „Politiken" (Kopenhagen) vom 13. Mai führt aus Wenn die Kampfpause so lange dauert, so liegt diel natürlich daran, daß die deutsche Heeresleitung dies mal alles bereit haben will, um bis zum Kanal durch, zustotzen. Der neue Angriff kann die entscheidend, Schlacht d^s Krieges werden. Wird das englische Heer zur Räumung von Frankreich gezwungen, so werden die Franzosen, selbst mit amerikanischem Beistand, nicht länger aushalten können." Und „Fyens Venstreblad" (Odense) vom 1l. Mai schreibt: „Die Deutschen haben allen Grund, mit dein erzielten Resultat zufrieden zu sein. Wir für unser Teil glauben nicht, daß die deutsche Hccreslcitun<i damit gerechnet hat, auf einmal durchzubrechen. Dazr haben die Deutschen ebenbürtige Gegner vor sich. Der Erfolg der beiden ersten Schlachten kann aber der Deutschen die Hoffnung geben, in der dritten, vierten fünften oder einer noch späteren Schlacht bis zun Kanal vorzudringen und dadurch das englische Heer außer Spiel zu setzen." Ein Anarchistcnanfstand in Moskau. Ein Kampf zwischen Bolschewisten und Anarchisten hat nach einer Reutermeldung in der Nacht zum Sonntag in Moskau begonnen Die Sowjettruppen um zingelten die Gebäude der Anarchisten, darunter ihr Hauptquartier, den früheren kaufmännischen Klub, auf dem eine große schwarze Fahne mit der Aufschrift „Anarchie" lveht. Die Anarchisten lehnten die Ucber- gabe ab und verteidigten sich mit Geschützen, Panzer wagen und Handgranaten. Aehnliche Kämpfe fanden in anderen Straßen statt. Die sogenannten anarchisti schen Föderalisten zogen nach halbstündiger Beschie ßung die Weiße Flagge auf. Die beiderseitigen Verluste sind bisher nicht bekannt. Beim Kreml, dem Sitz der Volkskommissare, sind viele Geschütze aufgestellt. Am Sonntag mittag dauerte der Kampf noch an. * * * Kleine Kriegsnachrichten. " Gordon Bennett, der Inhaber des „Newyork Herald", ein großer Sportsgeschäftsmann und noch größerer Deutschenfeind, ist in Beaulieu gestorben. " Infolge der sich stets verringernden Zufuhr der notwendigen Baumaterialien sehen sich die norwegi schen Werften gezwungen, ihren Betrieb ganz erheblich einzuschränken. Ein Kriegsberichterstatter, welcher Apern besnchte, meldet, APern sei in der Tat nur noch ein Trümmer haufen. Nicht ein einziges Haus stehe mebr. r Vom A-Boottrieg. "" Die U-Boot-eute. Im Sperrgebiet um England wurden neuerdingr von unseren Unterseebooten 115V« Bruttoregisterton nen feindlichen Handelsschisfsraumes versenkt. Der Chef des Admiralstabes der Marine. * ? . 5««v« Bergleute eingezogeu. Die Kohlennot in England zieht weitere Kreise. Englands Boden birgt zwar reiche Vorräte an diesen, Rohstoff aber es fehlt an Bergleuten, Eisenbahnwagen Transportarbeitern und besonders an Küstenschiffen um die Kohle an die Stätten des Verbrauches zu füh ren. Die Preise, namentlich für Fracht sind unerträg lich gestiegen. Seiner Selbständigkeit ist der Kohlen bergbau durch die in den letzten Wochen ergangener scharfen behördlichen Vorschriften so gut wie beraubt Ohne schriftliche Genehmigung darf kein Zechenbesitzei die Schächte vertiefen, Neubauten errichten, Flöze ab bauen, die Löhne oder Gehälter erhöhen usw. Sämtlich, Kohlenexporteure des Landes klagen jetzt vor Gerich, gegen die Gültigkeit der Bestimmungen. Jnzwischer wurden weitere 50 000 Bergleute zum Heeresdienst ein gezogen. Die Ausfuhr ging im letzten Jahre aus etwa 40 v. H. des Friedensstandes zurück. Die Zuwei sungen an Hausbrand wurden vom April ab um 25 Prozent gekürzt. Die Gas - und Elektrizitätswerke erhalten ein Sechstel weniger Kohle als 1917. Schau fenster dürfen nur noch von ihnen her, nicht von der Straße aus beleuchtet werden. Hotels, Restaurants und Klubs müssen um 10Ve Uhr schließen. Der Krieg zur See. Englisches Mmenattentat an Schwedens Küste. ' Vergangenen Sonntag fuhr ein schwedischer Damp fer vor der schwedischen Westküste auf eine Mine und sank. Dabei kamen acht schwedische Seeleute um Eine amtliche Erklärung des schwedischen Marineamts stellt fest, daß es sich um englische Minen handelt Im Anschluß hieran bemerkt „Stockholms Dagblad": „Das fürchterliche Minenunglück, das acht Schwe den das Leben kostete, ist die Folge der Auslegung eines für die schwedische Schiffahrt und Fischerei äußerst gefährlichen Minenfeldes unmittelbar vor un seren Küsten, wenn nicht sogar innerhalb der schwedi schen Gewässer. In Gotenburg und an der ganzen Küste von Bohus hat diese Minenlegung tiefste Ver stimmung hervorgerufen. Es ist zum mindesten auffal lend, daß man in London dieses Minenfeld nicht ange sagt, sondern ohne Warnung ausgelegt hat. Man kann nicht umhin, an die Minenlsgung in der Schelde- mündung zu denken, die ein holländisches Schiff und seine nichtsahnende Besatzung ins Unglück stürzte Die Maßnahme ist ein neuer Beweis für die Verwilde rung der Kriegführung." Vor dem Kriegsende. England sorgt sich wegen des Kriegsausgauges. In einem Leitartikel des „Daily Graphic" vom 30. April finden sich folgende sorgenvolle Acußerungen: Wir erleben zurzeit die kritischste Phase des ganzen Krieges, und sie ist vielleicht schwerer, als im all gemeinen angenommen wird. Gerade in diesem Augen blicke wird die Frage, ob Sieg oder Niederlage, ent schieden, und nur sie können eine nns befriedigende Antwort bringen. Sollte die Antwort ungünstig aus fallen, so wäre alles verloren. Viele Jahre würden vergehen, ehe wir unsere jetzige Stellung in der Welt zurückgcwännen, ja, wir würden sie vielleicht nie wie- dergcwinnen. Sollten unsere Truppen eine schwere Niederlage erleiden, so wären wir daheim all den Schrecknissen ausgesetzt, die über andere Länder her eingebrochen sind. Nic haben wir im geringsten auch nur daran gedacht, eine solche Gefahr könnte auch uns bedrohen. Bezeichnend für die innere Lage in England ist eine Aeußerung des Herausgebers der „Nation", Massingham. Dieser schrieb am 6. Mai zu der Rede Lord Cecils über die angebliche deutsche Friedens offensive: „Und während diese herzlosen und unsinnigen Worte fallen, stcrben unsere Kinder zu Tau sende n." Heute reden die englischen Minister schon ganz anders, als Lord Cecil noch vor l4 Tagen. Täglich eine Fricdcnsrevc in England. Ter englische Minister Austen Chamberlain sagte in einer Rede in London: Wir sind in einen gigantischen Kampf verwickelt. Tann fuhr er fort: ES könne zwar zu einer augen blicklichen Pause kommen, aber es ruhe doch auf allen Völkern der alliierten Länder die Aufgabe, den Armeen alle erforderlichen Opfer zn bringen. Die englische Negierung stehe dem Frieden nicht gleichgültig gegenüber. Aber es sei ganz nutzlos/ von Frieden zu sprechen, ehe die große Kampfprobe beendet und die Entscheidung auf dem Schlachtfelde gefallen sei. Das Eisenerz als Zankapfel. Es geht um Elsaß-Lothringens Bodenschätze. Als das Ergebnis einer kritischen Betrachtung übe» das angebliche „Recht" Frankreichs auf Elsaß-Lothrin- gen, die die holländische Wochenschrift „Der Nieuw« Rotterdamer" in ihrer Nummer vom 20. April ver- öffcntlichte, wird von dieser neutralen Seite nun fest gestellt, daß Frankreich weder historische Rechte auf dies« beiden Provinzen geltend machen könne, noch daß es seine Ansprüche auf Grund einer nationalen Zuge hörigkeit der elsaß-lothringischen Bevölkerung erheben dürfe, sondern daß ausschließlich und allein die realen Interessen an dem Besitz der Bodenschätze dieses Lan des für seine Eroberungsziele maßgebend seien. Dar über heißt es in dem erwähnten Aufsatz: „Wenn man die Staaten und ihre Grenzen durch das Nationalitätenprinzip festlegen will, wie es auch Wilson proklamiert hat, dann zeigt sich in Bezug auf Elsaß-Lothringen, daß die Bevölkerung bis auf einige Distrikte in der Mihe von Metz von deutscher Abstammung und Sprache ist. Werden also die Gren zen nach der Nationalität gezogen, dann kann nur ein sehr kleiner Teil von Lothrrngen an Frankreich zurück kommen. In den letzten 40 Jahren ist das wirtschaft liche Leben dieser Provinzen immer mehr mit dem Deutschen Reiche zusammengewachsen. Die Bürgerschaft des Reichslandes fühlt sich durch diese Bande immer mehr deutsch. Sie wird in ihrer Mehrheit »vahrschein- lich gegen eine Abtrennung von Deutschland und Ver einigung mit Frankreich sein Das Nationalitätenprinzip gibt also im ganzen keine klare unzweideutige Auflösung dieses Problems. Der Kampf um Elsaß-Lothringen, der jahre-
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