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Zwönitztaler Anzeiger : 31.08.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-191808310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-19180831
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-19180831
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1918
- Monat1918-08
- Tag1918-08-31
- Monat1918-08
- Jahr1918
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 31.08.1918
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Die Wirkung der deutsche« Untersee-Boote an der amerikanischen Küste. Basel, 27. August. „Daily Mail" meldet aus Neu- York: Die Schiffahrtsbörse stehe unter dem Eindrücke.neuer Versenkungen vor der amerikanischen Küste. U-Boot vor Port Bendres. IV. Bern, 29. August. „Journal" meldet aus Port Bendres: Durch! «tu fi-Boot wurde auf der Höhe von Port Bendres ein ungenannter französischer Truppentransport dampfer versenkt. Besatzung und Truppen seien gerettet,' nur Sachschaden, fei angerichtet worden. * Die zunehmende Kohlennot der Alliierten. Stockholm, 26. «August. „Aftonbladet" schreibt: Bei der Fortsetzung von Fochs Offensive spielen wahrscheinlich auch ökonomische Faktoren, dis ihm das Warten nicht erlauben, mit. Aus Lloyd Georges letzten Reden geht die zunehmende Kohlennot der Alliierten hervor. Mit den Kohlenvorräten in Italien urkd England sieht es schlecht aus. 'Möglicher weise wurde "Foch durch den Unterseeboot-Krieg in die Zwangslage versetzt, die Entscheidung zu suchen, ehe alle Industrien außer der Kanonenherstellung wegen Kohlen mangels eingestellt werden. Vielleicht nähert sich Frank reich dem Zustande, der in Rußland nach 'Brussilows Offensive geherrscht hat. Die Debatte über ^ie Wehr pflicht der Jahresklasse 1920 hat dies wenigstens teilweise offiziell bekräftigt. * 10 Jahre lang kein Handel mit dem Feinde. Amsterdam, 27. August. (Privattelegramm.) Ein hiesiges Blatt meldet aus London, daß auf der Ver sammlung der Baumwollfabrikanten in Liverpool, die gestern stattfand, die Bestimmung angenommen wurde, während einer Zeit von 10 Jahren nach dem Friedens- schlutz keinen Handel mit dein Feinde zu treiben. * Wilson kommt nicht nach Europa. IV. Haag, 27. August. American Servicz, die Nach richtenstelle der amerikanischen Gesandtschaft, dementiert die Mättcrmeldung, daß Wilson die Absicht habe, nach Europa zu kommen. * Die Gesellschaft der Nationen. IV. Bern, 27. August. „Evenement" berichtet über eine Unterredung Leon Bourgeois mit Clemenceau, in deren Verlauf Clemenceau erklärte, er sei keineswegs Gegner, sondern Freund der Gesellschaft der Nationen. Seine ironische Aeußerung in xiner seiner Kammerreden dürfte nicht ernst genommen, sondern als plötzlicher Ein fall betrachtet werden. * Erhöhung der Steuern in Italien. Zürich, 26. August. Der „Sceolo" meldet aus Rom: Der Finanzminister erklärte zu Parlamentariern, er müsse eine bis 60prozentigc Erhöhung der Steuersätze für das kommende Etatsjahr vorbereiten, um das Gleichgewicht des Haushalts aufrechtzucrhalten. Gie- dEr Sowjetregierung bei Aschabad. IV. Moskau, 26. August. (Petersburger Telegraphen- Agentur.) In Turkestan an der Front von Aschabad haben wir wiederum einen großen Sieg davongetragen. Bei Merm hat der Feind bedeutende "Verluste erlitten und über 2000 Mann verloren. Die Ueberreste der geschlagenen gegenrevolutionären Banden sind auf Aschabad zurückge- wichen. Die Einnahme dieser Stadt wird bald erwartet, was die Liquidierung dos gegenrevolutionären "Aufstandes bedeuten würde. Die Stimmung bei den iveißgardistischen Truppen ist gedrückt. Auf einem Teil der Front Turavka— Pedkalednoffka verlor der Gegner 50 Gewehre und vier Maschinengewehre und hatte 200 Tote. Die Operationen unserer Truppen gegen Simbirsk rufen großen Schrecken unter der örtlichen Bourgeoisie und den Weißgardisten her vor. IV. Moskau, 28. August. (Petersburger Telegraphen- Agentur.) Neueste Meldung vom nordkaukasischen Kriegs schauplatz: IM Süden verbessert sich'unsere Lags zusehends. Unsere Truppen haben die Stadt Jekaterinodar und die Station Tichoretzaja besetzt. Hindenburg ist wohlauf! Amtliche Meldung. Berlin, 28. August. Auf ein Telegramm, welches die Vaterlandspartei in Reichenbach i. V. an den General feldmarschall von Hindenburg richtete mit der Bitte um ein Lebenszeichen, um Gerüchten über den Gesundheits zustand des Feldmarschalls ontgegentreten zu können, ant wortete Hindenburg: Bin Gott sei Dank kerngesund und sehe der Zukunft getrost entgegen. Feldmar- sichall von Hindenburg. * Schwerer Unfall des Grohherzogs von Oldenburg. Berlin, 28. August. Verschiedene Blätter berichten über einen Unfall, welchen der Großherzog von Olden burg gestern auf der Fahrt von Oldenburg nach Rastede beim plötzlichen Ausweichen seines Automobils vor einem gefallenen Radfahrer« <ntf der schlüpfrigen Landstraße erlitt Besinnungslos sei der Großherzog in das Garnisonlazarett gebracht worden, wo der Bruch von mehreren Nippen fest gestellt wurde. Später sei der Grvßherzvg nach seiner Sommerrcsidonz in Rastadc gebracht worden. * Ium Befinden der Kaiserin. IV. Schloß Wilhelms höhe bei Kassel, 27. Aug. Aerztlicher Schlußbericht. Das Befinden Ihrer Majestät der 'Kaiserin und Königin macht iveitere "sehr erfreuliche Fortschritte. Die Krankheitserscheinungen sind zurückge- gangeu. Es erübrigt sich daher die fernere Herausgabe ärztlicher Berichte, (gez.) Kraus. Förster.. Ak Ammgleitzn in VMzW in Amrilnn m Mn. Der Kontrolleur der englischen Schiffahrtsangelegen- heiten, Maclay, sagt in seinem Bericht über die Lage, daß d,ie notwendige Verteilung der von den Alliierten durchzuführenden Frachtleistungen die Fortsetzung der Truppentransporte aus Amerika im bisherigen Umfange bis in den Herbst hinein nicht zulasse. Dabei falle be sonders ins Gewicht, daß die Standard-Schiffe, die im amerikanischen Schiffbauprogramm, «eine so bedeutende Rolle spielen, für die Truppentransporte nicht verwendbar seien, obwohl diese Transporte ohne Rücksicht auf irgend welche Bequemlichkeit für die Truppen stattfänden. Mac lay beschäftigt sich in einem anderen Abschnitt seines Be richtes mit den Opfern, die die englische Schiffahrt durch ihrs Inanspruchnahme für 'Truppentarnsporte in bezug auf indirekte Krisgsbedürfnisse hat bringen müssen. „Die Zusammenziehung der Schiffahrt", sagt Maclay, „hat den Abbruch von Handelsbeziehungen, die während vieler Jahre aufgebaut worden find, für England mit sich ge- führt. Jeder Kaufmann weiß, welches Opfer das bedeutet, denn wann diese aufgegebenen Verbindungen wieder aus genommen werden können, läßt sich überhaupt nicht sagen. Daraus ist zu ersehen, wie groß das Opfer ist, welches das britische Volk für die amerikanischen Truppen dringt." Maclay äußert sich dann über di« Traysportschwierig keiten, die die Versorgung der amerikanischen Truppen Hervorrufen: Tausend in Frankreich gelandete Amerikaner bedürfen fünftausend Tonnen Ausrüstung und Versorgung im Jahr. Auf diese Vorräte geben die Alliierten „in vollem Vertrauen" vorläufig Vorschüsse, jedoch muß zu der angegebenen Ziffer noch, für den Fall von Ver senkungen durch di« Unterseeboote, mit der Anhäufung von Reserven gerechnet werden, ebenso mit der Her stellung von Fabrikanlagen und Hospitälern, die gleich falls Schiffsraum -beanspruchen. Dazu kommt noch das not wendige Eissnbahnmaterial und Lokomotiven. Die ameri kanische Armee muß jetzt schon in Frankreich mehr Schienen und rollendes Material haben, als beispielsweise die „Erie-Eisenbahn". Maclay streift dann die gegenwärtige Frage, ob mehr Welttonnage herg stellt als ver senkt werde, und glaubt, diese Frage bejahen zu können. Er verschweigt aber die Tatsache, daß Englands Er satzbauten um rund 1 Million hinter den Verlusten Zurückbleiben und daß Amerika mit 816 Hellingen schon doppelt «so viel Hellinge besitzt, als alle schiffbanendcn Alliierten und Neutralen zusammen. Eine spätere Er holung des englischen Schiffbaues scheine fast ausgeschlossen. Dio Gesamttränsvortleistung der englischen Flotte betrug im vergangenen Jahre nahezu 80 Millionen Tonnen. ,IWas di« Zukunft bringt", sagte Maclay, „kann man unmöglich sagen, jedenfalls ist die Schiffsbaufrage von Tag zu Tag mehr das entscheidende K r i c g s P rob le m für die Alliierten." Der Bericht schließt, daß nicht die Ziffer der tauglichen Soldaten, die Amerika stellen kann, sondern deren Transportierbarkeit und in noch höherem Grado ihre Bersorgbarkeit im Brcnnvunkte des Jntetesses stehen müsse. Für die bereits herübcrgesandtcn Truppen handele es sich jedenfalls um 5 Millionen Tonnen Vor räte, die im kommenden Jahr über See gebracht werden müssen. Dabei wachse die Zahl der herübergebrachten Truppen. Nach dielen Mitteilungen bereitet die größte Schwierigkeit die spätere Versorgung amerikanischer Trup pen, "die schon jetzt nicht gesichert scheint. Klara MMtsch. Erzählung nach dein Russischen des Iwan Tnrgenjeff bearbeitet von Wilhelm Keller. In Moskau wohnte in einem kleinen, nur aus Holz gebauten Hause ein junger Mann im Alter von fünf undzwanzig Jahren mit Namen Jakob Aratow. Die Wirt schaft führte bei ihm seine fast fünfzig Jahrs alte Tante, Fräulein Platonida Iwanowna, die man seit Jahren in der ganzen Familie Tante Plostoscha oder nur kurz Platoscha zu nennen pflegte und die natürlich der Neffe auch nur Platoscha rief. Platoscha führte aber bei dem , Neffen nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Kasse, weil Jakob Aratow für die Verwaltung von Geldange legenheiten weder Sinn noch Verständnis hatte. Jakob Aratow war dadurch nach Moskau gekommen, weil sein Vater, ein wenig begüterter Edelmann, vom Lande vor einigen Jahren nach Moskau übergesiedelt war und auch schon damals die Platoscha mitgebracht hatte, denn der alte Aratow besaß keine Frau mehr. Er hatte sein junges, braves Weib, das er sehr liebte und die ihm nur den einen Sohn Jakob geschenkt hatte, schon lange durch den Tod verloren, vielleicht mit dadurch, weil der alte Aratow in dem Wahne lebte, daß er wegen einiger Kenntnisse in der Chemie, Physik, Botanik und Medizin auch den Heil künstler spielen konnte und deshalb seinem zarten Weibe Pulver verordnet hatte, die deren Gesundheit mehr ge schadet als genützt hatten. Mit solchen Pulvern hatte der alte Aratow osfenbar auch der schwächlichen Gesundheit seines Sohnes Schaden zug«fügt, zumal der Vater im Körper des Sohnes die Keime der Schwindsucht entdeckt zu haben glaubte und diese Keime nur mit Pulvern zu bekämpfen gesucht hatte. Die Beschäftigung mit Naturwissenschaften und seine Neigung, alles erforschen zu können und Wunderkuren zu machen, hatte übrigens den alten Aratow in den Rus eines Schwarzkünstlers gebracht. Er war aber, abgesehen von seinen Neigungen zu seltsamen Kuren und Kur pfuschereien ein ganz harmloser und gutmütiger Mensch. Das Landleben hatte er deshalb verlassen, damit sein Sohn Iakob die Universität in Moskau besuchen konnte. Die Vorbildung zum Besuche der Universität hatte der alte Aratow seinem Sohne selbst in jahrelangem Unterrichte bci- gebracht. Wie viele Russen, hatte der alte Aratow auch eine groß« Neigung, über Geheimnisvolles im Leben nachzu sinnen und sich mystischen Schwärmereien hinzugeben. In einem solchen Hange, geheimnisvolle Dinge auszudeuten, war er dann etwa zwei Jahre nach seiner Uebersiedelung nach Moskau plötzlich gestorben. Der Sohn Jakob war übrigens äußerlich dem Vater, der häßlich und plump gewesen, gar nicht ähnlich, sondern Iakob Aratow glich mehr seiner Mutter, die feine, edle Gesichtszüge, eine gebogene kleine Nase, aschblondes Haar und schmachtende grau-grünliche Augen mit dichten Wimpern besessen hatte. In seinem Geist« und Charakter glich aber Jockob Aratow sehr dem Vater, und man könnt« dies auch sehr ost an dem Gesichtsausdruck beobachten. Auf Wunsch des Vaters hatte Iakob die Universität Moskau besucht und sich für das Studium von Mathematik und Physik einschreiben lassen. Jakob vollendete aber -dieses Studium an der Universität nicht, aber dies unterblieb nicht etwa aus Faulheit, sondern weil sich Jakob ein bildete, daß er zu Hause durch eigene Studien ebenso viel lernen könne, als durch den Besuch der Universität. Auf die Erlangung eines akademischen Titels legte Jakob auch keinen Wert, da er nicht die Absicht hatte, sich um irgend ein öffentliches Amt zu bewerben. Da nun Iakob auch ängstlich den Verkehr mit jungen Leuten mied und mit einer wahre,'. Scheu auch dem Verkehr in der Gesellschaft und zumal mit Damen aus dem Wege ging, so lebte er bald das Leben eides Sonderlings in großer Zurückgezogen heit und vergrub sich nur in seine Bücher. Jakob schien sogar ein Weiberfeind zu sein, obwohl er ein fühlendes Herz und Sinn für Schönheit besaß. Er hatte sich so gar einmal eine Bildcrmappe aus Witzbegier gekauft, und dies« Mappe enthielt die Bilder von schönen Schau spielerinnen, Sängerinnen und Tänzerinnen, wie solche in den russischen Theatern auftraten. Oeffentlich bekannte sich Jakob aber niemals als Verehrer weiblicher Schönheit, er schien da, wie von einem angeborenen falschen Scham gefühl zurückgehalten zu werden. In seinem ganzen Leben fand Jakob Aratow aber dennoch eine grotze Stütze durch das einzige weibliche Wesen, das in seinem Hause war, durch die Tante Platoscha. Wenn Jakob auch den ganzen Tag über kaum zehn Worte mit der Platoscha wechselte, so brauchte er sie doch für sein ganzes menschliches Dasein so sehr, datz er ohne die Platoscha hilflos wie ein Kind in der Welt dagestanden hätte. Dabei konnte die Platoscha nicht den geringsten An spruch auf irgend welche weiblichen Reize machen. Sie besaß ein langes Gesicht mit dickem Mund« und großen Zähnen. Matt und grau waren ihre Augen, und es war, als -ob sie immer den Ausdruck von Kummer, Angst und Sarge zeigten. Die Platoscha trug auch stets «graue Kleider und sogar auch graue Umschlagtücher. So schlich «sie wie ein Gespenst durch das kleine Haus, aber sie war im rus sischen Sinne fromm, betete viel und murmelte bei ihren Verrichtungen und Sorgen immer: Gott, stsh mir bei! In der kleinen Hauswirtschaft war die Platoscha aber sehr eifrig und sehr sparsam und sie rechnete bei ihren Einkäufen mit jedem Pfennig. Dabei sorgte sie Tag und Nacht für ihren Neffen Iakob und härmte sich wegen dessen schwacher Gesundheit ab. So oft sie ss nur für not wendig hielt, schlich sie ganz leise in Iakobs Zimmer und erkundigte sich nach seinem Befinden oder brachte ihm eine Tasse Tee. Iakob nahm die großen Aufmerksamkeiten der Platoscha gern entgegen und dankte ihr durch freundliches Zu- ntcken. Sein« Gesundheit war in Wirklichkeit aber auch nicht gut zu nennen, denn er war für Kält« wie für Hitze sehr empfindlich und litt leicht an Herzklopfen, ja machmal so gar an Atemnot. Iakob hatte auch ganz den mystischen Hang wie sein Vater. Er glaubte an geheimnisvoll« Mächte tn! der Natur und zumal in der Seele des Menschen und glaubte auch fest daran, daß mau diese geheimnisvollen Mächte wahr nehmen könnte, ohne daß man sie mit dem Verstände zu begreifen vermöchte. Iakob glaubte sogar an das Walten miächtiger Geister, die bald den Menschen Wohl gesinnt waren, bald feindlich gegenüber traten, und trotz diesen abergläubischen und mystischen Neigungen hatte Jakob doch auch Freude an der Wissenschaft und vertraute auf sic. Dabei hatte Jakob die Neigung, diejenigen neuen Zweige der Wissenschaft und Technik zu bevorzugen, welche nach seiner Meinung etwas Wunderbares oder doch auffälliges Nene enthielten. Aus diesem Grunde hatte er sich in letzter Zeit sogar photographische Apparate angeschafft, und er übte fleißig das Photographieren. Der Geruch der dabei angewandten Chemikalien erschreckte aber die Tante Platoscha sehr und mit Schrecken sah sie, daß Jakob von seinen photo graphischen Arbeiten braun und auch manchmal schwarz ge färbte Finger bekam. Sie seufzte dann oft wieder aus tiefster Brust: „Gott, steh mir bei, die Gesundheit Jakobs zu erhalten und ihn vor allen bösen Geistern zu be wahren!" Von den Studenten und anderen jnngen Leuten hatte sich Jakob ganz zurückgezogen. Jedoch mit einem jungen Mann hielt Jakob doch Freundschaft und zwar aus einem recht seltsamen Grund. Dieser junge Mann wirkte nämlich in einer ganz untergeordneten Stellung bei dem Baue und der Ausschmückung der Erlösvrkirche in Mos kau mit, und obwohl dieser junge Mann von der eigentlichen Baukunst gar nichts verstand, so machte diese Tätigkeit des jungen Mannes bei dem Bau der Erlöserkirche auf den leichtgläubigen und zur religiösen Schwärmerei neigenden Iakob doch einen so großen Eindruck, daß er deshalb gern dann und wann mit diesem jungen Menschen freundschaft lich verkehrte. Seltsamerweise war dieser einzige Freund Jakobs aber kein Russe, sondern ein seit Jahren in Rußland lebender Deutscher. Dieser Mensch war aber so zum Russen ge worden, datz er fast kein deutsches Wort mehr verstand, und datz er es sogar übel nahm, wenn ihn die Russen noch für einen Deutschen hislten. Dieser Deutsch-Russe hieß Kupfer und war ein lustiger junger Mann, der ganz im Gegensätze zu Jakob Aratow auch die lustige Gesell schaft liebte und diesem dann von den fröhlichen Herren und schönen jungen Damen der Gesellschaft erzählte. Da Kupfer ein armer Teufel war und oft kein Geld hatte, so borgte er sich manchmal auch! ,von dem gutmütigen Iakob Aratow eine kleine Summo und atz zuweilen auch bei ihm zu Mittag oder frühstückte bei ihm. Doch- zu Ehren Kupfers sei es auch gesagt, daß es die Gefällig keiten und die Gastfreundschaft Jakobs nicht allein waren, die ihn zu diesem hinzogen, sondern die edle, reine Ge sinnung und die seltsame Art von Idealismus bei Jakob Aratow übten bei Kupfer auch wie Anziehungspunkte. In dieser Richtung schien sich die deutsche Abstammung! Kupfers und das vielleicht unbewußte Streben nach den: Idealen geltend zu machen. (Fortsetzung folgt.)
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