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Zwönitztaler Anzeiger : 01.09.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-191809013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-19180901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-19180901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1918
- Monat1918-09
- Tag1918-09-01
- Monat1918-09
- Jahr1918
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 01.09.1918
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Der Krieg hinter der Front in Deutsch-Ostafrika. Lettow-Vorbecks Hsldenschar steht immer noch unge brochen im Kampfe gegen mehr als zehnfach« Uebermacht. Tief im Herzen der portugiesischen Kolonie Mozambi- quo kämpfen die tapferen .deutschen Schutztruppen, Weiße und Farbige, mit Aufbietung aller ihrer Kräfte gegen Engländer, Belgier und Portugiesen, sowie gegen ihre Hilfsvölker, Inder, westafrikanische und Kongo-Neger. So bewunderungswürdig der Mut ist, den die deutschen in der vordersten Linie stehenden Schutztruppen unter der Führung ihrer heldenhaften Offiziere in allen Gefechten zeigen, so darf doch nicht vergessen werden, daß auch die Verwal tung der,Kolonie ihren großen Anteil an den Erfolgen trägt, die der kleinen Schar bisher beschieden waren. Bei Ausbruch des Krieges war die Kolonie voll ständig selbst auf ihre eigenen Hilfskräfte angewiesen, da die Verbindung imit dem Mutterlande durch die Flotten der Verbündeten völlig abgeschnitten war. Nur zweimal im Verlaufe des Feldzuges gelang es deutschen Schiffen, die englische Blockade zu durchbrechen und der Schutztruppe Munition und AusrüstungSgegenständ« in beschränktem Um fange zuzuführen. Für die Kolonie war es daher not wendig, aus eigener Kraft dafür zu sorgen, alle zur Ver teidigung notwendigen Hilfsmittel heranzuziehen und der Wehrbarmachung aller zur Verfügung stehenden Mann schaften nützbar zu machen. Eine ganze Reihe von Fragen galt es zu erledigen. Dis Nahrungsmittelversorgung mußte sichergestellt werden. Es galt den Weizenanbau, der zur Versorgung der chiro- päischen Bevölkerung mit Brot notwendig war, zu heben, die Milch- und Buttererzeugung, die bisher aus dem Grunde nicht große Beachtung gefunden hatte, weil Milch und Butter in Dosen in großem Maße eingeführt wurden, auf eine Grundlage zu stellen, die den Bedarf zu decken im stande war. Für die Bekleidung und Ausrüstung 'der Truppen mit Stiefeln und Lederzeug war vorzusorgen. Es gab weder Spinnereien, noch Webereien, noch Gerbereien in größerem Umfange im Lande. Durch das tatkräftige Zusammenwirken aller Zweige der Verwaltung, durch die selbstlose Hingabe der Frauen des Schutzgebietes gelang es bald, alles herbeizuschasfen, was dazu notwendig war, um die Schutztruppe zu ernähren und zu bekleiden. Weizen wurde in großem Maßstabe angebaut. Mühlen und Bäckereien wurden errichtet, und bald konnte das erste selbstgebackene Wcizenbrot aus ostafrikanischem Mehl zur Verteilung gelangen. Ebenso gelang es, die Milchproduktion auf den Zuchtfarmen sicherzustellen und aus Rohbaum wolle die ersten Stoffe zu spinnen und zu weben, die für die Bekleidung gebrauchsfäbig waren. Nach vielen vergeblichen Versuchen wurden die Häute der geschlachteten Rinder zu dauerhaftem Leder verarbeitet, aus dem für dis Askaris Lcderhosen und Lederstiefel hergestellt wur den. Dio Eingeborenen, die das Schmiedehandwerk ver standen, wurden bald brauchbare Büchsenmacher, die unter europäischer Anleitung Reparaturen an Gewehren und Geschützen zur Zufriedenheit auszuführen imstande waren. Eine große Sorge machte die Beschaffung der notwen digen ^Geldmittel. Es gelang in der Eisenbahnwerk- stätto zu Tabera die Prägung von Münzen aus asten Patronenhülsen, und selbst Goldstücke aus ostafrikanischem Gold von seltener Schönheit wurden geprägt. Auch Chinin wurde in vorzüglicher Beschaffenheit gewonnen, und die 'Chininvorräte waren so reichlich, daß die deutsche Schutz- truppa im ganzen Verlauf des Feldzuges stets weit besser mit diesem in Fiebcrgegenden unentbehrlichen Fiebermittel versehen war, als die Gegner, die einen ungeheuren Ab gang an Fieberkranken infolge ihrer mangelnden Ver sorgung mit Chinin zu verzeichnen hatten. Selbst Kaf fee, Schokolade und Tabak, sowie Zucker wurden gewon nen und der fechtenden Truppe zugeführt. RestandSauf- uahmen aller Art von Metallen, von Webstoffen wurden durchgeführt und ergaben bei der Beschlagnahme ausge zeichnete Resultate. Nur dieser großzügigen, während des .Krieges selbst geschaffenen Organisation ist es zu danken, Anzeigen-Preise des „Zwönitztaler Anzeigers." Die sechsgespaltene Kleinzeilc Mmm) oder deren Raum 28 Pfg. (Mindestpreis einer Anzeige: l Mark.» Bei Familien-, Sammel- und auswär tigen Anzeigen sowie tabella rischem Satz, Zeilengröße wie oben 20 Pfg. Di« dreig espaltene Zeile a) im Reklameteile 70 Pfg- (nach Petit gemessen) b) im amtlichen Teile 60 Pfg. Zwönitz, 1. September 1918. Der Verlag des „Zwönitztaler Anzeigers". wenn heut« das Schwarz-Weiß-Rote Banner an der Ost küste Afrikas weht und wenn Leftow-Vorbecks Heldentaten, denen Waffen und Munition durch herrliche Siege über die Gegner immer wieder von neuem in Vie Hände fielen, sich bis heute gegen "den ungeheuer überlegenen Gegner siegreich haben behaupten können. Reichsgetreidestelle gegen Vollbrot-Verwertungs gesellschaft. lieber das von der Vollbrot-VerwertungsGesellschaft kürzlich vorgesührte Großsche Teigbereitungsverfahreu, nach dem Brot direkt aus dem Korn mit Umgehung der Vermahlung des Getreides hergestellt worden ist, wird vom Kriegsernährungsamt mitgeteilt: „Dis Reichsgetreidestelle hat sich mit den: Großschen Verfahren eingehend beschäftigt und auf Grund ihrer Ver suche festgestellt, daß die Verarbeitung des Korns nach dem Großschen Verfahren weder eine höhere Backausbeute ergibt, noch daß hierbei die Klebezellen des Korns weiter aufgeschlossen werden, als dies bei dem nach den Vor schriften der Reichsgetreidestelle ausgemahlenen Getreide der Fall ist. Zu der Frage der von Groß behaupteten weitgehenden Aufschließung der Klebezellen hat auch das kaiserliche Gesundheitsamt und die Versuchsanstalt für Ge- treidevsrarbeitung Stellung genommen. Beide sind zu dem Schluß gekommen, daß die Aufschließung der Kleberzellen im ^Growitt-Brot geringer ist als bei dem nach den Vor schriften her Reichsgetreidestelle hergestellten gewöhnlichen Brot. Eine Verbilligung des nach dem Großschen Ver fahren herg«stellten Brotes gegenüber dem üblichen Brote ist nicht zu erwarten. Auf Grund dieser Feststellungen, die erst kürzlich zum Abschluß gekommen sind, hat es die Reichsgetreidestelle abgelehnt, /ieue Betriebe nach dem Großschen Verfahren zu beliefern und dies dem Erfin der bereits mitgeteilt." Zu dieser Mitteilung erklärt die Vollbrot - Ver- wertungsgesellsaft: „Dio Reichsgetreidestelle stützt sich bei ihrem Befund auf Gutachten von sachverständiger Seite, die wir als be ¬ sangen erklären müssen, denn dies« Sachverständigen sind Angehörige der Mühlenbranche, die uns natürlich -als Kon kurrenten ansehen. Die Reichsgetreidestelle will sich ferner wissenschaftliche Gutachten über di« Aufschließung der Aleuron atzellen aus Grund mikrokoskopischer Befund« ver schafft haben. Diese Beweisführung ist irreführend, denn in der Literatur und Praxis wird übereinstimmend erklärt, daß solche Festollungen nur durch Stofswechselversuche ge macht werden können. Diese Versuche sind von unseren ersten Ernährungsphysiologon wie Rubner, Zuntz, Neu mann, Flipps dorgenommen worden und haben das Gegen teil dessen ergeben, was die Reichsgetreidestelle behauptet. Bezüglich der Verbilligung des Brotes bewegt sich die Reichsgetreidestelle in Annahmen, die unhaltbar sind. Wir werden uns bei dieser Entscheidung der Reichsgetreidestelle nicht beruhigen, 'sondern dagegen in Eingaben an den Reichskanzler, den preußischen Staatskommissar für Volks ernährung, an die Ernährungskommissionen dos Reichstages, Abgeordnetenhauses und Herrenhauses appellieren und schließlich auch an das Zivilkabinett des Kaisers wenden, denn sowohl der Kaiser wie die Kaiserin sind große Freunde des durch unser Verfahren hergostellten Brotes und ziehen es jedem anderen Brots vor." Aus diesen beiden Entgegnungen läßt sich schwer 'fest stellen, wer nun eigentlich rocht hat. Wir müssen die Entscheidung darüber den maßgebenden Stellen über lassen. Gisendatzn Katzrpla» / ab 15. Mai 1918. Chemnitz—Aue—Adorf. Ab Chemnitz: 4 Uhr 22 Min. (nur werktags), 9 Uhr 16 Min., 3 Uhr, 6 Uhr 28 Min., 9 Uhr 45 Min. An Zwönitz: 5 Uhr 51 Min., 10 Uhr 42 Min., 4 Uhr 24 Min., 7 Uhr 56 Min., 11 Uhr 14 Min. Ab Zwönitz: 5 Uhr 58 Min., 10 Uhr 44 Min., 4 Uhr 26 Min., 7 Uhr 59 Min., 11 Uhr 17 Min. An Aue: 6 Uhr 24 Mn., 11 Uhr 08 Min., 4 Uhr 50 Min., 8 Uhr 22 Min., 11 Uhr 42 Min. Ab Aue: 6 Uhr 30 Min., 11 Uhr 23 Min., 5 Uhr 04 Min., 8 Uhr 42 Min. (nnr bis Jägersgrün). Ador f—A u e—C hemnttz: Ab Zwönitz: 7 Uhr 07 Min. (nur werktags), 8 Uhr 40 Min., 11 Uhr 55 Min., 5 Uhr 32 Min., 7 Uhr 57 Min. An Chemnitz: 8 Uhr 01 Min., 9 Uhr 58 Min., 1 Uhr 09 Mn., 6 Uhr 48 Mn., 9 Uhr 01 Min. S t ol lb er g—Zwön t tz—Sch eiben b er g: Ab Stollberg: 5 Uhr 07 Mn., 11 Uhr 10 Min., 6 Uhr 58 Mn. - An Zwönitz: 5 Uhr 55 Mn., 11 Uhr 49 Min., 7 Uhr 47 Mn. Ab Zwönitz: 6 Uhr 06 Min., 12 Uhr 5 Min., 8 Uhr 12 Min. An Scheibenberg: 7 Uhr 36 Mn., 1 Uhr 34 Min., 9 Uhr 41 Mn. Scheibender g—Z wünt tz—S tollberg. Ab Scheibenberg: 5 Uhr 32 Mn., 10 Uhr 02 Min., 6 Uhr 10 Mn. An Zwönitz: 6 Uhr 58 Mn., 11 Uhr 37 Mn., 7 Uhr 43 Mn. Ab Zwönitz: 7 Uhr 16 Min., 11 Uhr 57 Min., 8 Uhr 08 Min. An Stollberg: 7 Uhr 58 Mn., 12 Uhr 37 Min., 8 Uhr 50 Mn. Klara MiUtsch. Erzählnng nach dem Russischen des Iwan Turgenjefs bearbeitet von Wilhelm Keller. I. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) In seinem innersten Wesen war Jakob Aratow aber Wohl auch nicht gerade zum Einsiedler und Sonderling geschaffen, denn cr liebte das offene und fröhliche Wesen Kupfers und fand Gefallen an den Schilderungen der Theater, Konzerte und Bälle, die Kupfer zu besuchen pflegte und in welche Iakob Aratow in seiner Schüchternheit n^t einzudringen wagte. Auch die Tante Platoscha hatte den Deutsch-Russen Kupfer gern, weil sie das Gefühl hatte, daß er mit Liebe und Freundschaft an ihrem teueren Neffen Iakob Aralow hing. Es geschah nun in der Zeit, wo sich diese Erzählung zutrug, daß in Moskau eine seltsame, fast verdächtige Person, eine verwitwete angebliche Fürstin aus Grusien, eine Aufsehen erregende Rolle spielte. In ihrer Jugend mochte sie Wohl eine orientalische Schönheit gewesen sein. Jetzt war sie aber nicht mehr jung, und sie suchte deshalb ihre verblühte Schönheit durch Schminke und Puder und glänzend goldrot gefärbten Haaren künstlich wiederherzu stellen. Seltsame Gerüchte waren über diese Dame in Moskau im Umlauf. Niemand wußte auch etwas Genaueres über den verstorbenen Gatten der verwitweten Fürstin und sie hatte auch keine Kinder. Auch ihre Vermögens verhältnisse galten als zweifelhaft, denn sie borgte sich öfters Geld. Trotzdem unterhielt sie ein großes, vornehmes Haus und gab viele Gesellschaften, obwohl scharfe Beobachter sahen, daß fast alles im Hause dieser Fürstin aus Grusien den Stempel des Unechten und der nur auf den Augen blick berechneten äußeren Wirkung trug. Dabei spielte diese grusische Fürstin in ihrem Hause aber auch die Liebhaberin und Beschützerin der schönen Kunst, zumal der Musik und des Theaters, und sie lud sehr oft Sänger imd Sängerinnen, Schauspieler und Schauspielerinnen und andere Künstler zu ihren Gesellschaften. Diese Begeisterung der Fürstin für die schöne Kunst war vielleicht auch das an ihr, was noch am meisten echt war, denn in ihr schien wirklich eine künstlerische Ader zu schlagen. Außerdem war diese Fürstin ohne Stolz, sehr herablassend und liebenswürdig, ja her- zcnsgütig, duldsam und nachsichtig, alles Eigenschaften, die man bei ihrem fürstlichen Range bewunderte. „Ein seltsames, ein fragwürdiges Weib ist sie Wohl", hatte ein witziger Mann über sio geurteilt, „aber in den Himmel kommt sio nach ihrem Tods sicher, denn da sie selbst Allen und Alles verzeiht,, so werden auch ihre Sün den verziehen werden!" Dieser Witzbold dachte bei seinem Urteil über die grusische Fürstin vielleicht au die vielen Gläubigen, die sie in der Stobt hatte, und an die vielen Personen, die sie trotz ihres öäufigen Geldmangels mit Wohltaten über häuft hatte. Wie es nun nicht anders zu erwarten war, wurde bei seinem großen gesellschaftlichen Verkehre und heiteren Wesen auch bald der lustige Deutsch Russe Küpser von der grusischen Fürstin mit einer Einladung beehrt, und bald darauf erzählte man sich sogar in Moskau, daß Kupfer sogar der erklärte Liebling in den Salons der grusischen Fürstin geworden war. Kupfer war über diesen glänzenden Empfang und die bevorzugte Behandlung durch dis Fürstin ganz begeistert, und er rühmte sie in ganz Moskau als eins goldene Frau und als eine wahre Beschützerin der Künste und ihrer Jünger. Da geschah es nun, daß Kupfer, als cr eines Tages bet seinem Freunds Iakob Aratow zu Mittag gegessen hatte, auf das Gespräch auf die grusischc- Fürstin und ihren wunderbaren Salons, auf ihre Liebenswürdigkeit und Her zensgüte brachte und dann mit aller Gewalt in Iakob drang, mit seinem Einsiedlerleben zu brechen und sich von Kupfer in die Salons der Fürstin cinführen zu lassen. Iakob wollte auf dies« verlockenden Worte dss Freundes aber zunächst gar nicht hören, denn er hielt es für ganz aussichtslos, daß er überhaupt in seiner einfachen, schlichten, unbeholfenen und menschenscheuen Art irgend eine Aus sicht haben konnte, mit Erfolg in die Salons der Fürstin eingeführt werden zu können, selbst wenn das sein Freund Kupfer übernahm. „Ach, was denkst Du denn Dir überhaupt von einer- großen Vorstellung bei der Fürstin und dazu nötigen prächtigen Kleidern", gab da aber Kupfer scharf zurück. „Iakob, ich nehme Dich heute Abend mit in das Haus der Fürstin wie Du hier gehst und stehst, uno ich bringe Dich nach einigen froh verleben Stunden auch glücklich wieder in Dein Häuschen zurück. Der Rock, den Du trägst, ist gut genug für den Empfang, denn von Stolz und Eitelkeit ist bei Aer Fürstin keine Rede. Du bist doch auch ein ge bildeter Mann, liebst die Wissenschaften und Künste und neuerdings sogar die Musik." Bei diesen letzten Worten Kupfers schielte Iakob Aratow bedenklich nach dem Pianino, das er sich vor drei Wochen gekauft und auf welchen er wirklich schon ein paar Ak kord« richtig zu spielen gelernt hatte. „Musik und Gesang findest Du in den Salons der Fürstin geradezu in Ueberflutz" betont« dann Kupfer wieder „und Du triffst dort auch gerade solche nette, einfach« und anspruchslose Herren wie Du selbst einer bist, Iakob." Bet diesen Redon Kupfers schlug Iakob vor lauter Ver legenheit die Augen nieder und wehrt« mit der Hand ab. Aber Kupfer ließ nicht nach mit seinen Verlockungen und wirksamen Anspielungen. „Ja, ziehe Dich nur noch ganz in Dich selbst zurück, Jakob! Du wirst schon später mit Schrecken merken, was dann noch dabei für Dich herauskommt", sagte Kupfer energisch. „Ich bringe Dich doch zu keinem Polizeihaupt mann, der Dich nach Sibirien verbannen helfen soll! In die Salons einer goldenen, einzigen Frau sollst Du auf ein paar Stunden eintreten und Frohsinn und fröhliche Gesellschaft kennen lernen. Sträube Dich nicht länger, Iakob! Deine Zurückgezogenheit hat ja auch etwas Schönes, aber in der Uebertreibung macht sie Dich zum weltfremden Einsiedler. Oder solltest Du Dich vielleicht für den Ein tritt in ein Kloster borbereiten?" Aber Iakob schüttelte immer noch bedenklich sein bleiches Harrpt und wollte von Kupfers Verlockungen nichts wissen. Da kam diesen: ganz unerwartet bsi ssinen Bemühungen die Tante Platoscha zu Hilfe. Sie hatte offenbar hinter der Tür gelauscht und die begeisterten Worts Kupfers über die Fürstin gehört und die Platoscha, wie sie kurz im Hause genannt wurde, fand es plötzlich auch für recht notwendig, daß ihr Neff« Jakob auch etwas mehr unter die Leute käme. Auch übte die Aussicht, daß Jakob unter der Führung des weltgewandten Kupfer im Hause der berühmten grusischen Fürstin einmal einen Gescllschaftsabend verbringen sollte, wohl auch einen großen Einfluß auf die Sinnesänderung der Platoscha! aus. Auch galt ihr Kupfer als ein sehr offener und vertrauens würdiger junger Mann, der schon mit Erfolg den lieben Neffen Jakob in die Gesellschaft einführen konnte. Mit Nachdruck sagte die Platoscha noch zu ihrem Neffen: „Feodor (so nannte sich Kupfer mit seinem russisch klingenden Vornamen) wird Dich an keinen unrechten Ort führen." Und Feodor Kupfer antwortete natürlich darauf so fort: „Ich bringe Ihnen den Jakob, wie er in seiner ganzen Untadelhaftigkeit ist, wieder zurück!" Iakob errötete über dieses Versprochen seines Freundes Kupfer bis über die Ohren, aber er entgegnete auf dessen und der Tante Platoscha Zureden nun nichts mehr. So kam es, daß Feodor Kupfer seinen Freund Iakob am nächsten Abend in die Salons der grusischen Fürstin führte. Jakob hielt sich an diesem Abends aber nicht lange im Hause der Fürstin aus, denn wenn «r dort auch Wohl zwanzig Gäste, Damen und Herren, traf, so waren es für ihn doch noch Fremde, und das war ihm unangenehm und das Fatalste bei dem ganzen Besuche, denn er konnte sich aus diesem Grunde nur wenig an der Unterhaltung beteiligen. Auch gefiel Iakob die Fürstin nicht, obwohl sie ihn sehr freundlich empfangen hatt«. Zumal erweckte das
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