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Zwönitztaler Anzeiger : 15.10.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-191810153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-19181015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-19181015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1918
- Monat1918-10
- Tag1918-10-15
- Monat1918-10
- Jahr1918
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 15.10.1918
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Der Eindruck der deutschen Antwort in Amerika. Haag, 13. Okt. Reuter meldet aus Washing ton: Die Antwort Deutschlands ist durch die offi ziellen Kanäle an Präsident Wilson unterwegs. Zur Kenntnisnahme des auf drahtlosem Wege be kanntgewordenen Wortlautes der 'deutschen Note wird in offiziellen Kreisen Washingtons erklärt: Auf den ersten Blick scheint die deutsche Antwort eine vollständige Annahme der Bedingungen Wilsons und eine befriedigende Beantwortung sei ner Frage darzustellen. Die Aufnahme in London. Haag, 13. Okt. Die Antwort der deutschen Regierung ist in London Sonnabend abend oingetroffen und hat eins ungeheure Begeisterung Hervorgerufen. National lieder wurden gesungen und die Vorstellungen in Theatern. Konzerten usw. abgebrochen. Man ist allgemein der An sicht, daß das Ende des Krieges nur noch eine Frage von Wochen oder Tagen ist. Die Sonntagsblätter wagen der Aufrichtigkeit der deutschen Regierung noch nicht ganz zu trauen. Sie sagen, daß, wenn die Deutschen sich ein bilden, daß man jetzt nur noch über die Bedingungen auf einer Konferenz zu verhandeln hätte, sie bitter enttäuscht wären. Zu den Bedingungen des Präsidenten Wilson werde dis Entente noch ihre Bedingungen hinzufügIn. Wilson werde von der Entente nicht die Zustimmung zu einem Waffenstillstand verlangen, ohne daß greifbare Garantien gegeben wären, die verhindern, daß Deutschland seiner militärischen Unterwerfung entgeht. Die Blätter regen auch verschieden derartige Bedingungen an. Einige Blät ter schlagen sogar vor, daß Metz zu räumen wäre, die Brückenköpfe des Rheins zu besetzen, Armee und Flotte zu entwaffnen, dis li-Boote auszuliefern ^nd eine Ver zichtleistung auf die 'Kolonien auszusprechen wäre. Hierzu ist zu bemerken, daß dies die kriegshetzerischen Blätter der Jtngopresse sind, und daß nicht ein einziges liberales Blatt darunter vertreten ist. Es sei auch daran erinnert, daß mit voller Berechtigung die holländischen Korrespondenten in London erst vor wenigen Tagen betont haben, daß die Londoner Presse gegenwärtig nicht die tatsächlich öffent lich« Meinung Englands darstelle. Brüssel als Ort für die Friedensverhandlungen? Köln, 13. Okt. Wie die „Köln. Volkszeitung" meldet, wird man von deutscher Seite voraussichtlich Brüssel als Derhandlungsort für die Friedcnsbesprechungen Vorschlägen. Köln, 13. Okt. Wie der „Köln. Ztg." aus Zürich ge meldet wird, ist man in der Schweiz der Ansicht, daß der Waffenstillstand und die Friede ns Verhand lungen unmittelbar bevor st eben. Wenn auch einig« Pariser Blätter gegen die Vorschläge Wilsons kämpfen, und meinen, Frankreich sei durch Wilsons Frie- densvorschlägs nicht gebunden, so sei das kaum ernsthaft zu nehmen, denn die Politischen leitenden Köpfe Frank reichs wüßten zu genau, daß ohne amerikanische Hilf- Frankreich in die schlimmste Bedrängnis geriete. Man sieht in "der Schweiz durch die deutsche Antwort den Frieden sozusagen als gesichert an. Gegen die Rückgabe Elsatz-Lothringens. Aus dem Haag wird gemeldet: Der„Mrddel- burgsche Courant" weist darauf hin, daß weder Lloyd George noch Wilson jemals von völliger Rückgabe Elsah-Lothringens an Frankreich gespro chen hätten. Frankreich müsse also bekannt sein, daß seine Verbündeten nicht mit seinen äußersten Forderungen übereinstimmten. Die deutsche Valuta steigt. Zürich. 12. Okt. Der „Schweizer Allgemeine Presse- diens?' meldet: Das deutsche Friedensangebot hat eine Steigerung des .Kurses der Reichsmark verursacht. In Zürich ist der Kurs von einem Tag zum anderen von 66,7-1 aus 69 gestiegen. Auch in den anderen neutralen Haupt städten ist er merklich in die Höhe gegangen. — Hierzu be merkt das „Berner Tagblatt", daß dies ein sicheres Ver trauenszeichen für die Friedenswirtschaft Deutschlands sei. Es zeigt sich, daß nur der .Krieg in seiner unnatürlichen Absperrung den ReichSmarkkurs wesentlich unter den Friedcnsstand bringen konnte. Die deutsche Friedenswirt schaft wird dem Auslands geaenübcr wieder kauffähig und lieferungsfähig wie früher sein. Die Friedenswetten. Genf, 12. Okt. Der „Tcmps" meldet aus Ncuhork, daß die Wetten für ein Kriegsende bis Ende November am 8. d. M. nach Bekanntwerden der Wilsonschen Ant wort auf 9:1 stiegen. Ihr Stand am 1. Oktober war noch 3:1 für einen Frieden nach dem 31. Dezember und 1:2 für einen Frieden bis 31. Januar. Die türkische Friedensnote nicht abgesandt? Basel, 12. Okt. Wie die „Neue Korrespondenz" aus Washington .meldet, ist die türkisch« Friedensnote, deren Absendung zu gleicher Zeit mit der österreichischen und deutschen gemeldet wurde, noch nicht in Washington ein getroffen. Es liege Grund vor zu der Annahme, daß Tewfik Pascha, der neue Ministerpräsident, die Note zu rückbehalten habe, um an die Vereinigten Staaten selbst einen direkten Appell richten zu können. Die Türkei räumt den Kaukasus? Basel, 13. Oktober. Die Radiostation der Sowjet-Agentur in Kiew meldet, dah die Türkei sich bereit erklärt habe, den Kaukasus zu räumen. * Deutsche Fürsorge für die fanzösische Bevölkerung. Amtlich« Meldung. Auf Ansuchen der obersten Heeresleitung hat die deut sche Regierung vorgestern die schweizer Regierung ge beten, si« mög« sich umgehend an die französische Regierung wenden und ihr mitteilen, daß sich der Einwohner von Lille und der umliegenden Arbeiterstädte eine ungeheure Erregung bemächtigt habe. Dis Furcht vor einer Be schießung dieser Städte durch dis Entente mache eine all gemein« Panik wahrscheinlich. Falls es infolgedessen zu einer Mossenflucht von Violen Tausenden von Menschen komme, mit der mit Sicherheit gerechnet werden müsse, so werde dis deutsche Heeresleitung nicht imstande sein, für diese Massen annähernd zu sorgen, so sehr sie bemüht sei, das Los dieser Unglücklichen zu erleichtern. Solf. David. Erzberger. Die weiteren Ernennungen zur neuen Regierung. Stegerwald. Gleichzeitig ist unter Mitteilung des oben geschilder ten Sachverhaltes die holländische Regierung gefragt wor den, ob es ihr möglich sein würde, für die Unterbringung der Flüchtlings Sorge zu tragen. Die holländische Re gierung hat auf unsere Anfrage ihre Bereitwilligkeit er klärt, nach Möglichkeit zu helfen. Von der französischen Regierung ist bisher keine Mitteilung eingvgangen. Mittler weile hat die befürchtete Massenflucht eingesetzt. * Lille ist von den Engländern beschossen wor den. Am 10. Oktober erhielt die Vorstadt Lam bersart, am 11. die Vorstadt Madelaine schweres Feuer. - * Anläßlich der Räumung ausgcgcbener Ortschaften'haben La^ideseinwohner vielfach zu deutschen Heeresange hörigen geäußert, sie zögen trotz aller Trauer über die Trennung von ihren Heimstätten vor, mit uns zurückzugehen, statt auf die Engländer zu warten. Mit deutschen Be hörden und Trllppen seien sie immer vorzüglich ausge- kommcn, von den Engländern dagegen erwarten sie weniger rücksichtvolle Behandlung. Ein deutscher Vorschlag. Amtliche Meldung. Berlin, 13. Okt. Nachdem die Furcht vor der Be schießung sich nunmehr auch der Bevölkerung von Valen- ciennes mitgetcilt hat, und dort 30 000 Einwohner nicht mehr von der Flucht nach dem Osten abzuhalten sind, hat sich die deutsch« Regierung erneut an die schweizer Re gierung gewandt. Die schweizer Regierung ist gebeten wor den, die französische Regierung von Dieser Entwickelung unverzüglich ^u verständigen und ihr vorzuschlagvn, im Interesse der Bewohner der nordfranzösischen Städte die Zusicherung zu geben, von einer Beschießung der größeren Städte abzusehen und ihre Verbündeten ebenfalls dazu zu veranlassen. Auch sei die deutsche Regierung bereit, wenigstens einen Teil der Bevölkerung zum "Uebertritt in die feindlichen Linien zu überreden, wofür allerdings be sondere Abmachungen' von Front zu Front erforderlich sein würden. Falls die französische Regierung auf unsere Vor schläge nicht eingeht, kann die deutsche Regierung die Ver antwortung für die Leiden der Bevölkerung, die eine Folge der vernichtenden feindlichen Beschießung aller größeren und kleineren Ortschaften hinter unserer Front ist, nicht übernehmen. Die Lungenpest im französischen Heere? Bern, 12. Okt. Nach einer Meldung des „Berner Jntelligcnzblattcs" sind in der französischen Landarmee Fälle von Lungcnpcst vorgekommen. Auch weitere rätsel hafte epidemische .Krankheiten werden durch massenhaftes Zuströmen farbiger Soldaten und Arbeiter nach Frank reich cingefchle^pt. Da« Berner Blatt macht die Schweizer Behörden auf Vie dadurch auch der Schweiz drohende Ge fahr aufmerksam * Heber die Aussichten des Unterseebootkrieges. macht im „B. T." der Kapitän z. S.a. D. Persius, der dem Unters«eboot-Krieg von jeher sehr kritisch gegenüber stand, einige Angaben, die besonders im Hinblick auf die allgemeine Lage Beachtung verdienen. Das „B. T." hat sich bekanntlich — und Kapitän Persius scheint in gewissem Sinne stolz darauf zu sein — bemüht, die Hoffnungen, die auf den Unterseeboot-Krieg gesetzt wurden und auf Grund von Musterungen massgebender Männer gesetzt werden durften, .herabzuschrauben. Um so bemerkenswerter ist es, wenn jetzt in einem Artikel des genannten Blattes folgende Sätz« aus der Feder des Kapitäns Persius veröffentlicht werden: „Voll Zuversicht werden wir, wenn unsere Fein de sich nicht zum Friedensschlutz geneigt zeigen, auf unsere Unterseeboote blicken, und wir können es um so mehr, als wir wissen, dah uns für die nächste Zeit starker Zuwachs an Mitteln in Aus sicht steht. Man kennt die Zahl unserer Unter seeboote bei Beginn des Krieges, kennt auch den Grad ihrer Vermehrung im Laufe des Krieges. Man ist sich nicht darüber unklar, wie lange es dauert, bis ein Unterseeboot fertiggestellt werden kann, und auch nicht darüber, dah bis zur Mitte des Jahres 1917 herzlich wenig auf den Werften von der Arbeit verrichtet wurde, die hauptsächlich hätte getan werden müssen. Dank den Bemühun gen Ludendorffs und v. Bethmann-Hollwegs (1), die den dringenden Vorstellungen und Bitten von Reichstagsabgeordneten nachgaben, fand dann 1917 ein Wandel statt. Die Frucht dieses Wan dels wird demnächst gepflückt werden können. Nähere Einzelheiten zu geben, ist natürlich nicht angängig. Aber so viel darf ausgesprochen wer den: die Kraft unserer Unterseeboote wird in Bäl de wesentliche Stärkung erfahren. . . . Die Unter seeboote werden, falls der Krieg fortgesetzt werden sollte, weiterhin einen sehr starken Tribut von der Kauffahrteischiffahrt fordern, und sie werden somit einen gewichtigen Faktor in der Kriegfüh rung bilden. Wir sind also durchaus berechtigt, Vertrauen zu den Unterseebooten in jeder Rich tung zu haben. Das Maß, das hinsichtlich der Vernichtung feindlicher Handelsschiffe von ihnen erzielt werden wird, dürfte unseren Erwartungen vollauf entsprechen." Eine Amnestie. IV. Berlin, 12. Okt. Seine Majestät der Kaiser und König hat den Reichskanzler und den preußischen Justiz minister beauftragt, solche Personen, die vom Reichsgericht oder von preußischen Zivilgsrichten einschließlich der außerordentlichen Kriegsgerichte wegen politischer Ver brechen und Vergehen zu Strafen verurteilt sind, insbe- sondero wegen Straftaten aus Anlaß oder bei Gelegen heit von Streiks, Straßendemonstrationen, Lebensmittel- unruhen und ähnlichen Ausschreitungen bestraft sind, in weitem Umfange ihm zur Begnadigung vorzuschlagen. Ein gleicher Auftrag ist von den deutschen Bundesfürsten und Senaten der freien Städte wegen der in ihren Gebieten begangenen gleichartigen Straftaten ergangen. M * Lansing über Gnade und Strafe. Staatssekretär Lansing erklärte in einer Ansprache: Wenn ein neuer Weltkrieg vermieden werden soll, müssen streng« Gerechtigkeit und das Wohl aller die beherrschen den Gesichtspunkt« derjenigen sein, denen die Aufgabe an- vertraut ist, den Friedensvertrag zu entwerfen, lind wäh rend die strenge Gerechtigkeit durch Gnade gemildert werden muß, sollten die Urheber der furchtbaren Verbrechen, die gegen die Menschheit begangen wur den, nicht vergessen werden. Wenn die Zeit kommt, di« Rechnungen abzugleichen, so laßt uns nicht vergessen, daß, während strenge Gerechtigkeit ohne Gnade unchristlich ist, die Gnade, welche die Gerechtigkeit zerstört, in gleicher Weise unchristlich Ist. Was wird aus den Wolgadeutschen? In der Odessaer Zeitung (Nr. 174 vom 2. Oktober) lesen wir: Aus dem Osten kommt traurige Kunde: die Wolga deutschen, eine Bevölkerung von 750 000 Seelen, stehen in Gefahr, nahezu ausgerottet zu werden. Deutschland hat sich durch den Brest-LitowSker Frie- dcnsvertrag bekanntlich dieser StammSSgenosscn angenom men. Durch den Vertrag ist bestimmt, daß sie innerhalb der nächsten zehn Jahre ihre bisherigen Wohnsitze ver lassen dürfen; die lange Fristsetzung war von der Absicht eingegeben, den Abwanderungslustigcn die Möglichkeit einer vorteilhaften Veräußerung ihres Besitzes zu verschaffen. Nun müssen wir leider hören, daß von russischer Seite di« Bestimmungen des Friedensvertrages in keiner Weise eingehakten werden. Di« Abwanderung der Wolgadeutschen will man zwar nicht hindern; aber man bedeutet den Leuten, daß sie sich sofort über Auswanderung oder Bleiben im Lande entscheiden müssen. Dazu stellen sich die ört lichen Sowjets auf den Standpunkt, daß die vor dem Friedensvertrage durch die Bolschewiki vorgenommenen Landkonfiskationen durch den Brest-Litowsker Vertrag keineswegs aufgehoben sind. Ein« Abwanderung ist also, da auch di« Mitnahme des Viehes verboten ist, gleich bedeutend mit dem Verlust fast allen Eigentums, und dis Maßnahmen der Sowjets laufen darauf hinaus, die Aus wanderung der Wolgadeutschen zu verhindern. Sollten sich aber doch einige hartköpfige Loute finden, di« ihren Willen durchsetzen ^wollen und geneigt sind, nötigenfalls mit einem Teile ihrer Habe nach dem alten deutschen Vaterland« zu ziehen, so ist auch für diesen Fall vorgeforgt. Solchen Auswanderungslustigen wird die Be Nutzung der Eisenbahn untersagt, wobei sich die Orts sowjets hinter angebliche technisch« Schwierigkeiten ver schanzen. Man mutet den Leuten zu, ihr« Habe auf Wagen zu packen und mit Pferdegespann durchs Land zu ziehen. Dabei Weitz man ganz genau, datz ein derartiger Zug kaum eine Tagereise weit kommen würde. Er würde sofort beraubt, und die Menschen würden ermordet wer den. Die Lage ist also, daß die ^Wolgadeutschen ihre Wohn sitz« Zarnicht verlassen können, und sie sind schutzlos dem Wüten des Terros preisgegebcn. Der Friedensvertrag von Brest-Litowsk hatte natürlich Hoffnungen in ihnen geweckt, die sie offen zum Ausdruck gebracht haben; wer von ihnen zu laut triumphiert Hat, der ist jetzt der Rache der Deut schenfeinde verfallen, und jeder Tag, jede Stunde fordert das .Leben von Wolgadeutschen. Die Leute sind der Per- zweiflung nah« und sie fühlen sich vom Deutschen Reiche, das ihnen so viel versprach, verlassen. Man fürchtet, datz Deutschland im Osten einen dip lomatischen Rückzug angctreten hat, der zur Preisgabe aller jener führen wird, die sich für di« deutsche Sache begeistert haben. ........ -*. .
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