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Zwönitztaler Anzeiger : 01.12.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-191812018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-19181201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-19181201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1918
- Monat1918-12
- Tag1918-12-01
- Monat1918-12
- Jahr1918
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 01.12.1918
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Dernburg in Magdeburg. In zwei von mehreren tausend besuchten Versamm lungen, die in Magdeburg von der demokratischen Vereinigung der fortschrittlichen Volkspartei und der na tionalliberalen Partei, die sich zur deutschen demokrati schen Partei endgiltig zusaminengeschloffen haben, veran staltet waren, entwickelte Staatssekretär Dernburg die Grundzüge des Programms der neuen Partei. Das deutsche Bürgertum erkenne die gegenwärtige Regierung an und bemühe sich, sie zu stützen. Es stell« sich auf den Boden der Revolution, da es sich um eine Revolution des gan zen freigesinnten deutschen Volkes handele, nicht nur um die Revolution einer Klasse. Die Arbeitszeit in der Textilindustrie. Der am 29. November 1918 zusammengetretenö Arbeits ausschuß für die sächsische Textilindustrie in der Keber- gangszeit, paritätisch zusammengesetzt aus Vertreten! des Verbandes von Arbeitgebern der sächsischen Textilindustrie und des Deutschen Textilarbeiterverbandes, hat sich bezüg lich der Regelung der Arbeitszeit auf folgende Gesichts punkte geeinigt: 1. Die tägliche regelmäßige reine Arbeitszeit beträgt 8 Stunden, Sonnabends 6 Stunden. 2. In solchen Fällen, wo einwandfrei der Nachweis er bracht wird, daß länger als 46 Stunden in der Woche gearbeitet werden mutz, kann bis 48 Stunden gegan gen werden. Erstreckt sich in diesen Fällen die täg liche Arbeitszeit über 8 Stunden hinaus, so ist die Zeit, dis 8 Stunden übersteigt, 'mit lleberstunden- löhnen zu bezahlen. 3. Die Umrechnung der früheren Löhne nach Matzgabe des am 15. November 1918 in Berlin abgeschlosse nen Abkommens zwischen Arbeitgeber- und Arbeit nehmer-Verbänden hat auf Grundlage der 46 stün digen Arbeitswoche zu erfolgen. 4. Diese Bestimmungen treten am 2. Dezember 1918 in Kraft und haben Gültigkeit bis. zu zentraler Rege lung der Angelegenheit. Der Thronverzicht des Kaisers im Wortlaut. IV. Berlin, 29. Nov. Um aufgetauchien Mißverständ nissen über seine Abdankung zu begegnen, hat Kaiser Wil helm in einer staatlich einwandfreien Urkunde auf die Rechte an die Krone Preußens und der damit verbundenen deut schen Kaiserkrone verzichtet. Dis Urkunde hat folgenden Wortlaut: Ich verzichte hierdurch für alle Zukunft auf die Rechte an der Krone Preußens und die damit verbundenen Rechte an der deutschen Kaiserkrone. Zugleich entbinde ich alle Beamten im Deutschen Reiche und Preußen, so wie Offiziere, Unteroffiziere lmd Mannschaften der Ma rine, des preußischen Heeres und der Truppen der Bun deskontingente des Treueides, den sie mir als ihren Kaiser, König und obersten Befehlshaber geleistet haben. Ich erwarte von ihnen, daß sie bis zur Neuordnung des Deutschen Reiches den Inhabern der tatsächlichen Ge walt in Deutschland Helsen, das deutsche Volk gegen die drohende Gefahr der Anarchie, der Hungersnot und der Fremdherrschaft beschützen. Urkundlich unter unserer höchst eigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem kaiserlichen Jnsignum. Gegegeben Amerongen, 28. November 1918. (gez.) Wilhelm. Die Alliierten und der Kaiser. Haag, 29. Nov. Nieuws-Bureau meldet aus London: Ein formelles Gesuch der Alliierten an Hol land, den ehemaligen deutschen Kaiser auszuliefern, ist in Vorbereitung. * 1- Kein Friedensangebot! Berlin, 29. Nov. Wie von zuständiger Seite mitge teilt wird, ist zu keinem Zeitpunkt des Krieges von feind licher Seite amtlich oder in hinreichend beglaubigter Form mit einem Friedensangebot an uns herangetreten worden. Auch Italien will „enthüllen". Iürich, 29. Nov. „Corrieoe della Sera" meldet, daß Italien den im Jahre 1914 mit den Mittelmächten ge führten Schriftivechsel veröffentlichen werde. Aus dem Schriftwechsel werd« hervorgehen, daß di« Mittelmächte be reits im Frühjahr 1914 die letzten militärischen Vorberei tungen für den kommenden Krieg getroffen hätten. Die Kriegskosten Italiens. Ehiasso, 28. Nov. Der Schweizerische Preßtelegraph meldet aus Rom: Nach dem Gesamtexposee dos Schatzmini sters Nitti betragen dis Kriegskosten Italiens 59 Milliar den. Dio öffentliche Schuld Italiens beläuft sich danach aus 63 Milliarden, wovon 15 Milliarden den Alliierten geschuldet werden. Geddes beziffert die Gesamtrechnung auf 100 Milliarden Mark. Amsterdam, 29. Nov. Der erste Lord vor Admirali tät Sir Eric Geddes äußerte in einer öffentlichen Rede: Der Betrag, den Deutschland als Schadenersatz zu leisten habe, dürfte 5000 Millionen Pfund Ster ling, gleich 100 Milliarden Mark erreichen. Bedrohlicher französischer Chauvinismus. Berlin, 29. Nov. Von einer Absicht Fochs, den Waffenstillstand zu kündigen, ist amtlich hier nichts bekannt. Dis Gefahr besteht aber allerdings, daß die Franzosen den Waffenstillstand brechen, um weiter in Deutschland vorrücken zu können. Der Ruf: ösrlin!" wird be ¬ reits auf französischer Seit« wieder laut. In Elsatz-Loth- ringen spielen sich die Franzosen so auf, als ob die Lande bereits französisches Gebiet seien, während tatsächlich über deren Schicksal doch erst bei den Ariedensverhandlnngen entschieden werden soll. Der „Gewaltfrredeu" nach dem Matur. Genf, 29. Nov. Nach dein „Matin" soll eine ,Frie denskonferenz, an der Sieger und Besiegte teilnehmen, nicht stattsinden, da eine solche Konferenz von vornherein zum Scheitern verurteilt sei. Deutschland würde ^iuf der Anklagebank sitzen und kein« beratende Stimme haben. Frankreich und seine Verbündeten würden ihm den Frie den diktieren. Das gleiche gelte für Bulgarien und die Türkei. Wenn die Bedingungen des Waffenstillstandes er füllt sein würden, würden die Alliierten die Bedingun gen veröffentlichen, unter denen sio bereit seien, den Frieden zu unterzeichnen. Mit der Unterzeichnung des Vorfriedensvertrages kehre ohne weiteres der Friedens zustand zurück. Der unsichere staatliche Zustand Deutsch lands zwinge jedoch die Alliierten, besondere Maßregeln zu treffen. Sie würden die gleichen Vorsichtsmaßregeln treffen, wie sie Bismarck im Jahre 1871 gegen ein« mög liche Volkserhebung in Frankreich getroffen habe. Gerüchte über Kündigung des Waffenstillstandes. Berlin, 29. Nov. Berlin durchschwirrt seit einigen Tagen, heute in besonders bestimmter Form, das Gerücht, Marschall Foch beabsichtige, den Waffenstillstand zu kün digen. An amtlicher Stelle ist, wie wir hören, Darüber nichts bekannt geworden. -*- Deutschland schlägt eine neutrale Kommission vor. Berlin, 29. Nov. Die deutsche Negierung hat durch Vermittlung Der Schweizer Regierung folgende Note' an die englische, französische, belgische, italienische und ame rikanische Regierung übermittelt: Für die Herbeiführung des Weltkrieges, für die Schaffung dauernder Sicherheit gegen künftige Kriege und für die Wiederherstellung des Ver trauens der Völker untereinander scheint es dringend geboten, die Vorgänge, welche zum Kriege geführt haben, bei allen kriegführenden Staaten und in allen Einzelheiten anfzuklären. Ein vollständiges, wahrheitsgetreues Bild der Weltlage und der Verhandlungen zwischen den Mächten im Juli 1914 und der Schritte, welche die einzelnen Regierungen in dieser Zeit unternom men haben, könnte und würde viel dazu beitragen, die Mauern des Hasses und der Mißdeutung nieder- zureitzen, die während des langen Krieges zwischen den Völkern errichtet worden sind. Eine gerechte Würdigung der Hergänge bei Freund und Feind ist die Vorbedingung für die künftige Versöhnung der Völker, ist die einzig mögliche Grundlage für einen dauernden Frieden und für den Bund der Völker. Die deutsche Regierung schlägt daher vor, datz eine neutrale Kommission zur Prüfung der Frage der Schuld am Kriege eingesetzt werde und aus Männern bestehen soll, deren Charakter und politische Erfahrung einen gerechten Urteilsspruch gewährleisten. Die Negierungen sämtlicher krieg führenden Mächte mühten sich bereit erklären, einer solchen Kommission ihr gesamtes Urkunden- material zur Verfügung zu stellen. Die Kommission soll befugt sein, alle jene Persönlichkeiten zu ver nehmen, die zur Zeit des Kriegsausbruches die Geschicke der einzelnen Länder bestimmt haben, sowie alle Zeugen, deren Aussagen für die Be weiserhebung von Bedeutung sein könnten. * Brüx von den Tschechen besetzt. Prag, 29. Nov. „Narodni Listh" meldet ans Brüx, daß gestern tschechisches Militär in Stärke von tau send Mann Brüx unter erbitterten Kämpfen besetzt habe. Der Bahnhof ist von tschechischem Militär besetzt. Die Aussig—Teplitzer-Bahn habe jeglichen Verkehr eingestellt. Die Bergleute hätten die Streck« Komotau—Prag unter brochen, um die Beförderung von deutschem Militär aus Komotau und Eger zu verhindern. Auf deutscher Seite habe man 7 Tot« und 14 Verwundete, auf tschechischer Seit« 6 Verwundete gezählt. * Pskow und Dünaburg von den Bolschewisten genommen. ?ll. Stockholm, 29. Nov. Die russischen bolschewisti schen Truppen nahmen Pskow. Das Schicksal der dort versammelten russischen freiwilligen Nordärmes ist unbe kannt. Teile von ihr gingen zu den Roten über. Eine spätere Meldung besagt, datz auch Dünaburg genom men ist und Narwa beschossen wird. Di« deutschen Trup pen beginnen abzuziehen. Da gleichzeitig zahlreich^ russische Kriegsgefangene zurückkehren, herrscht großer Wirrwarr. * Gesamtmobilisierung der rumänischen Armee. Zürich, 29. Nov. Die Schweizer Depesche »Information meldet aus Bukarest: Ein Erlatz König Ferdinands ordnet erneut die Gesamtmobilisation der rumänischen Armee au. Französische Offiziere haben wie bisher wichtige Kom mandos innerhalb des Heeres, von dem man hofft, daß es den Alliierten noch gute Dienste leisten wird. Die ganze Bukowina in den Händen der Rumänen. Zürich, 29. Nov. Das Ukrainische Bureau meldet: Die ganze Bukowina einschließlich dec ukrainischen Teile wurde von rumänischen Truppen besetzt. Auch Czernowitz haben sie in Besitz genommen. Der Belagerungszustand wurde in Czernowitz und anderen Städten verkündet. Bei den Durchmärschen plündern die rumänischen Truppen und verleiten die Bevölkerung zu Pogromen. Die sich Wei gernden werden erschossen. Der ukrainisch« Nationalrat in der Bukowina hat an die Alliierten einen Protest ge richtet gegen die Besetzung der Provinz durch die Rumä nen. Der ukrainische Abgeordnete Onciul, der di« be rechtigten Ansprüche der Ukraine in der Bukowina ver teidigte, wurde von den rumänischen Zivilbehörden gewalt sam nach Jassh geschleppt. Bauernaufruhr in Rumänien. Zürich, 29. Nov. Aus Wien erfährt Die „Zür. Mor- genzeitnng": Die Nachricht von Bauernrevolten wird be stätigt. Ebenso wie im Jahre 1907 brennen zurzeit ganze Stratzenzüg« in Bukarest. , Der Reklametote. HumoristischerAioman von Robert Misch. — ^.^Fortsetzung. ? Die „SpielmannSlieder machen Aufsehen, seitdem sie kn Druck erschienen sind. Sie gehen geradezu glänzend und bringen ein Heidengeld ein. ES ist kindisch; aber als gestern vor meinem Fenster der Mann das Lied zu spielen anfing und die Köchin gegenüber es mitsang, da habe ich Tränen vergossen und einen harten Taler hinuntergeworfen. Der Leiermann hörte vor Erstaunen zu spielen auf, und dann gab er, wohl um sich mir dankbar zu zeigen, den allerneuesten Gassen« Hauer zum besten.- 7. Kapitel. Ms Roland den Brief an seine Frau abgeschickt hatte, »«schloß er zu sterben. In Brunnen wollte er seinem ver fehlten Leben ein Ende machen, in jenem Brunnen, in dem er einst so unvergeßliche schöne Tage verlebt hatte. Er bestieg den Dampfer. ES war noch ziemlich früh am Tage, kühl und nebelig — ein richtiger Vorfrühlings- morgen. Auf dem Schiffe befanden sich nur wenige Per sonen. Das war ihm gerade recht. So konnte er um so un gehinderter seiner Gedanken nachhängen. Ruhelos wan derte er au und ab: noch einmal ließ er sein ganze» Le ben vor seinem geistigen Auge vorüberziehen. Und seltsam — die strahlende Frühlingssonne saugte nicht nur die Dünste des Sees auf, auch aus seiner Seele scheuchte sie alle trüben Rebel und Gedanken weg. Ein heißer Durst nach dem Leben, nach Glück stieg in ihm auf, und die Angst vor dem Nichtsein, die unS Sterblichen inS Herz gepflanzt ist. Je mehr sie sich Brunnen näherten, desto schöner, begehrenswerter erschien ihm die Welt. Als sie endlich anlangtem schwankte er einen kurzen Moment. Sollte er aussteigen? Er brauchte ja seine To desabsichten nicht gleich zu verwirklichen. Ihm graute auf einmal vor dem lieblichen, freundlichen Ort, an dem er seinem Dasein hatte ein Ende machen wollen. Er blieb und löste et» neue» Billett. „ »Wohin?" fragte der Beamte. .Die Endstation!' Er nahm das Billett nach Flüelen in Empfang. Gleich- viel, wohin! InS Master springen konnte er ja überall, sogar vom Schiff aus. Um sich Mut zu machen, malte er sich noch einmal sein ganzes hoffnungsloses Dasein aus. Umsonst! Ueber ihm lachte die Sonne, und in sei nem Herzen ließ die Hoffnung aufs neue ihre Sirenen stimme und sprach von unbekannten, zukünftigen Freuden, von Glück, von Ruhm und Erfolg. Der Wille zum Leben war erwacht und war der stärkere. Er schalt sich feig. Ehe sie in Flüelen anlangten, wollte er seinen Entschluß ausführen. Aber er schob es von Minute zu Minute auf, und als der Dampfer anlegte, spazierte er mit seinem Köfferchen ans Land. Es war ihm plötzlich eine Idee gekommen. Ob er sich einige Tage früher oder später davonschlich, blieb sich sa gleich. An der Schwelle Italiens fast ohne seinen Wil len angelangt, wollte er noch das Land seiner Sehnsucht kennen lernen, noch einige Tage in Freiheit schwärme» und den Freudenbecher leeren, ehe er ihn für immer forh- warf. Sein Barschaft reichte Wohl noch bis Rom. Er löste ein Billett, zunächst bis Mailand. Bald hinter dem Gotthard fand er die italienische Sonne und den üppigsten südlichen Frühling, der sich dies mal durch einen ungewöhnlich langen Winter verzögert hatte. In Mailand stieg er in einem Albergo ab, das ihm ein Mitreisender als billig empfohlen. Er machte hier Ausflüge, besuchte Museen und Schlös ser, am Abend ging er meistens in die Scala, wo neben einigen neuen italienischen Opern der .Lohengrien- ita lienisch aufgeführt wurde. Neben einem herrlichen Slim- uienmaterial und zumeist guter Gesangsmanier so viele Nachlässigkeiten! AtN wenigsten gefiel ihm der „Lohen- grin-; sie hatten keine Auffassung von der deutschen Auf fassung. Des Abends nach dem Theater pflegte er ein Cafe der Galerie Vittoria Emanuela zu besuchen, in dem auch einige Sänger und der Kapellmeister der Scala verkehrten. Roland sprach zwar nur unbeholfen Italienisch, aber er verstand alles. Heute, nach der Lohengrinvorstellung war ein künstlerischer Disput entbrannt. Man stritt über das Wett'^über die Auffassung, de« Text, über dies» und jene Roland rückte unruhig auf seinem Stuhle hin und her. „Verzeihen Sie, meine Herren, daß ich mich einmische, aber ich bin ein deutscher Musiker, der den „Lohengrin" schon selbst dirigiert hat." Die lebhaften und überaus höflichen Italiener luden Roland sofort ein, sich mit seinem „SorbSt" an ihren Tisch zu setzen. Es entspann sich eine angeregte Unterhaltung, und von da ab kam Roland jeden Nachmittag und jeden Abend mit den Herren zusammen. Besonders freundete er sich mit dem Kapellmeister an, und dieser lud ihn auch zu sich ein. Roland entzückte die Sänger durch seine virtuose Beherrschung deS Klaviers Tein Geld war unterdessen zur Neige aegangen: er hatte bereits seine schöne goldene Uhr versetzen müssen Jetzt hieß es einen Entschluß fasten Das Leben wollte er nicht von sich werfen, aber nach M., in die alten, be drängten philisterhaften Verhältnisse heimzukebren, da? ging über seine Kräfte. Hier in der Fremde wollte er sich rin neues Schicksal zimmern und dann die Seine» Nach kommen lassen. Er hörte bei seinen neuen Bekannten vielfach von einer Operntornee reden, die der bekannte Musikimpre sario S. soeben für Südamerika zusammenstellte. Der erste Kapellmeister war bereits vorhanden; Ro- land übernahm die Stelle des zweiten Maestro, der zu gleich als Opernrepertoir zu wirken hatte. . Seinen Namen hatte er in einer Regung vorsichtiger Scheu verschwiegen. Ein unklarer Gedanke beherrschte ihn dabei, daß er seine Spur verwischen müsse, da man ihn sonst zurückholen würde. Im Geiste sah er bereits Krug und Lenchen in sein Mailänder Zimmer treten. Er wußte,, daß er nicht Widerstand genug besitzen würde, ihren Bitten zu widerstehen — vielleicht nicht einmal ihren schriftlichen Eine neue unbekannte Zukunft sollte es sein, losgelöst von allen bisherigen Beziehungen. Die Gewissensbisse, die hie und da in ihm euftauchten, daß er durch eine einzige Zeile den Kummer seiner Frau, die ihn für tot halten mußte, in Freude verwandeln könnte, beschwichtigt er mit allerlei Entschuldigungen. Je- denfgllS verschob er die Benachrichtigung von Tag zu Tag.
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