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Zwönitztaler Anzeiger : 14.11.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-193111140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-19311114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-19311114
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1931
- Monat1931-11
- Tag1931-11-14
- Monat1931-11
- Jahr1931
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 14.11.1931
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Laval kündigt wieder politische Forderungen an Paris, 13. November. Am Freitag nachmittag veröffent lichte das französische Ministcrpräsidium folgende amtliche Verlautbarung: „Sofort nach der Rückkehr aus Amerika hat Ministerprä sident Laval den deutschen Botschafter von Hoesch zn sich ge beten, um mit ihm über die Möglichkeit der Einberufung des im Poungplan vorgesehenen beratenden Sonderausschusses bei der BIZ. zu sprechen. Verschiedene Male hat sich Herr von Hoesch seither mit Ministerpräsident Laval, Außenminister Briand und Finanzminister Flandin über die Fragen des Verfahrens des beratenden Sonderausschusses bei der BIZ. unterhalten. Der heutige Besuch bezog sich ebenfalls auf die sen Gegenstand. Es scheint, daß die deutsche Reichsregierung in allernächster Zeit eine Entscheidung in dieser Frage tref fen wird." ' Nach der halbamtlichen Mitteilung hat Laval sehr stark hcrvorgehobcn, daß Frankreich und die Vereinigten Staaten sich in der Behandlung des Reparations- und Schuldcnpco- blcms in Washington völlig freie Hand gewahrt haben. Er hat weiter erklärt, daß zunächst einmal der beratende Sonderaus schuß der Baseler Tributbank einberufen werden müsse. Dann erst könnten die Regierungen sich mit den Bedingungen und Einzelheiten einer Neuregelung noch vor dem Ablauf des Hoover-Freijahrcs beschäftigen. Was über die Debatte im Auswärtigen Ausschuß der Kam mer nachträglich bekanntgcworden ist, läuft nur darauf hin aus, daß Laval immer wieder die völlige Unabhängigkeit Frankreichs betont habe. Als Laval gefragt wurde, was er unter „gewissen Bedingungen" verstehe, erklärte er, er habe damit politische Bedingungen, vor allem aber eine „morali sche Abrüstung Deutschlands" andeuten wollen. Er habe dem Reichskanzler erklärt, daß Frankreich über die Kundgebungen der Rechten in Deutschland beunruhigt sei. Das ist der erste Hinweis Lavals darauf, daß Frankreich auch noch mit bestimmten politischen Garantieforderungcn kommen will, wenn erst die Verhandlungen über das Tribut- Problem in Gang gekommen sind. Von der Kreditfrage hat Laval überhaupt nicht gesprochen. Vom Rundfunk Aenderung von RundfunkweNen Nach einer internationalen Vereinbarung sollen im Well-n, bereich 1112 bis 1193 kHz (276,3 bis 251,5 m) vom 15. No vember an versuchsweise folgende Wellenverschiebungen vor ¬ genommen werden: Bremen 1112 KK? bleibt Valencia statt 1115 künftig 1120 kür Lille statt 1130 f, künftig 1128,5 Mährisch-Ostrau statt 1139 f, künftig 1137 London National statt 1148 künftig 1147 Leipzig 1157 bleibt Hörby statt 1166 künftig 1167 Toulouse statt 1175 ff künftig 1176 Gleimitz statt 1184 ,, künftig 1185 ,, Barcelona 1193 bleibt Die Welle des mitteldeutschen Bezirkssenders Leipzig bleibt hiernach unverändert. Die benachbarten Rundfunksender Lon- Das kommunistische Volksbegehren zugelaffen Dresden, 13. November. Die Kommunisten haben zu ihrem Antrag auf Auflösung des sächsischen Landtages durch Volksbegehren über 1000 Unterschriften von Wahlberechtigten beigebracht, so daß die Voraussetzung für die Zulassung ihres Antrages erfüllt ist. Der Ministerrat hat deshalb in seiner heutigen Sitzung die Zulassung des Volksbegehrens beschlossen und die Eintragefrist auf die Zeit vom 2.—15. Dezember fest gesetzt. Die näheren Vorschriften werden in der „Sächsischen Staatszcitung" veröffentlicht werden. Nnssenkung gescheitert? Berlin, 13. November. Zu dem amtlichen Kommunique der Rcichsregierung über die au sich überraschende Vertagung des Wirtschaftsbeirates verlautet inoffiziell aus Kreisen, die dem Kabinett nahcstchcn, daß die Vertagung „nur technische Gründe" habe und vor allem darauf zurückzuführcu sei, daß die Mehrzahl der Beiratsmitglieder außerhalb Berlins woh ne, worauf man habe Rücksicht nehmen müssen. Naturgemäß kann eine solche Erklärung nicht über die Tatsache hinweg- täuschen, daß innerhalb des Wirtschaftsbcirates erhebliche Differenzen entstanden sind. Ls heißt, die Schwierigkeiten hätten sich bei der Aufstellung eines wirtschaftspolitischen Programms ergeben, als man darangcgangcn wäre, die Auf fassungen von Persönlichkeiten aus Finanz, Industrie und Gewerkschaften in praktischen Fragen auf ciuen Generalnen ner zu bringen. Trotz aller Dementis ist nicht daran zu zweifeln, daß die Versuche der Regierung, eine allgemeine Zinssenkung hcrbei- zuführcn, gescheitert sind. Jetzt verlautet, die Zinsseukung soll auf Umwegen erreicht werden, indem zum Beispiel für not leidende Schuldner Zinsbcihilfcn dnrch die Regierung ge stellt würden. Vor allem sei dabei an den städtischen und länd lichen Grundbesitz gedacht. Leistungssenkungen bei der Sozialversicherung? Berlin, 13. November. Ueber die Absichten der Reichs- regicrung in der Frage der Reform der Sozialversicherung erfährt die Telunion von zuverlässiger Seite, daß einmal an ei.i- Lcistungssenkung gedacht wird, zum anderen erhebliche organisatorische Veränderungen geplant werden. Diese letzte rer betreffen in erster Linie die Aufsichtsbehörden. Man denkt daran, die bestehenden 1100 Versicherungsäm- ter, die mit dep Kreis- bzw. Stadtverwaltungen verbunden si.ir anfzulösen und die gesamte Aufsicht den Obcrversiche- rungsämtern (bei den Regierungspräsidenten) zu übertragen, die erforderlichenfalls Zweigstellen unterhalten sollen. Außer dem wird erwogen, auch bei den Organisationen der Versiche rn ngsträger Vereinfachungen durchzuführcn durch rein ge bietsmäßige Zusammenfassung von gleichartigen Kassen. An ein? Zusammenlegung von verschiedenartigen Versicherungen wird nicht gedacht, auch nicht an die von gewisser Seite gefor derte Außerkraftsetzung eines ganzen Versicherungszwciges. dorr National und Hörby erhalten einen Wcllenabstand von je 10 kHz gegenüber bisher 9 kHz. Es steht zn erhoffen, daß etwa vorhandene gegenseitige Störungen hierdurch gebessert wer den. Auch der in den einzelnen Teilen des mitteldeutschen Sendcbercichs störende Rundfunksender Mährisch-Ostrau erhält durch die Wellenverschicbung einen etwas größeren Abstand von der Leipziger Scndcwclle als bisher. Sonntagsdienst am 15. November 1931: Dr. med. Pulzner Baldwin für Vorrang der privatschulden Deutschlands Loudon, 13. November. Im Anterhansc ergriff, nachdem ein Abänderungsantrag der Arbcitcropposition zur Antword- adressc auf die Thronrede mit 422 gegen 38 Stimmen abgc- lchnt worden war, der Führer der Regierungspartei und Lordpräsidcnt des Geheimen Rates, Baldwin, das Wort zu einer längeren Rede über die finanzielle Lage nnd die Nc- parationsfrage. Mit Bezug auf die Kriegsschulden und Reparationen er klärte Baldwin, die ganze Welt sei sich heute darüber klar, daß die bestehenden Abkommen zusammengebrochen seien. Dank der Initiative Hoovers in diesem Jahre, die einen seltenen Akt des Mutes und der Staatsklugheit darstelle, habe die Welt eine einjährige Atempause crlängt,- aber, so fuhr Baldwin fort, ich bezweifle,, daß dies ausreicht. Die Zukunft ist ungeregelt geblieben, und ich möchte das Haus daran er innern, daß der Vertreter der Regierung auf der Londoner Konferenz im vergangenen Juli erklärte, daß die Wiederher stellung gesunder Finanzvcrhältnisse in Deutschland im In teresse der ganzen Welt liege. Der Premierminister hat in seiner Wahlerklärung bereits angekündigt, ebenso wie es auch in der Thronrede gesagt wur de, daß die Lage Maßnahmen erfordert, und zwar schnelle Maßnahmen. Aber ist dies der Augenblick, wo die Initiative von diesem Lande kommen soll? Ein Ucbcreinkommcn zwischen Deutschland und Frankreich ist eine wichtige Vorbereitung in diesen Fragen, und die britische Regicrung hofft sehr — und I ich freue mich, dies zu sagen —, daß diese Regierungen in en ger Fühlung sind und daß ihre Besprechungen zu einem Ucbcrcinkommen führen mögen. Unsere Initiative könnte im Augenblick, so merkwürdig cs erscheinen mag, nicht allen Na tionen willkommen sein. Ich möchte, erklärte Baldwin weiter, zu diesem Gegenstand noch einen Punkt hinzufügen, der in diesem Augenblick ange bracht erscheint. London ist im hohen Maße behilflich gewesen bei der Finanzierung Deutschlands während der letzten 10 Jahre und hat es dadurch befähigt, seinen internationalen Handel fortzuführen und seine Reparationen zu zahlen. Diese finanziellen Vorschüsse waren nicht spekulativ; sic stellten die beste Art von Sicherheit dar, die dein Markt bekannt war und es ist klar, daß die Sicherheit für diese Verpflichtungen nicht durch politische Schulden gefährdet werden darf. Wenn dies geschähe, würde Deutschlands Handelskredit zer stört werden, und in diesem Falle wären sämtliche Iukuufts- aussichten auf Reparationen vernichtet. Ich vertraue zuver- 1 sichtlich darauf, daß es leicht sein wird, in diesem Punkte Ucbercinkommen zu erreichen, aber die ganze Frage ist' höchst kompliziert. Sie berührt politische Vorurteile und Voreinge nommenheiten, und zwar eher in anderen Ländern, als unse ren eigenen. Ich hoffe zuversichtlich, daß das Haus Vertrau en zur Regierung haben und es ihr überlassen wird, den Augenblick zil wählen, in dem dieses Land mit der größten Wirkung intervenieren kann. ,7. Fortsetzung. Die^nsel -er ngri- Römer Roman von Cläre Bekker. Copyright by Greiner L Co., Berlin NW 6. (Nachdruck verboten.) Es gab jetzt ein paar Tage des Ausruhens für Götz. Aber nur allzu kurze Tage widmete er sich dem stillen Landleben und der Erholung, wie seine Schwester be- hauptete. Die Geschenke mußten verteilt werden, wobei am besten Marieluischen und die alten Weiberchen meg kamen. Die eine, die Kleinste, weil sie erst ins Leben hineinwuchs, und deshalb über jede Spielsachenbclannt- schaft beglückt war, da ihr sa zugleich damit ein kleines neues Lebenswissen mitgeschenkt wurde. Und die anderen, die Alten, weil ihnen, die müde und kraftlos vom Lebens- kamps, so kurz vor dem Grabe noch eine mühelose irdische Freude zuteil wurde, die sie erwärmte und beglückte. Zn der kleinen, nahen Stadt lebten diese ganz Allen, weit über Siebzigjährigen in einem dürftigen Altersheim. Alle säst waren sie alte, treue Dienstboten und vereinsamt ganz alleinstehende Menschen. Arno Götz hatte mal zusällig von ihnen gehört und seit der Zeit vergaß er sie nie ganz. Den Barchent zum warmen Unterzeug, die Wolle zum Stricken warmer Strümpfe, Kaffeebohnen, dazu eine Menge auf dem Gute gebackenen Kuchens, wurden den alten Frau- chens geschickt. Götz mußte sich diesmal versagen, die Geschenke selbst zu überbringen, da er nämlich in Wahr heit gar nicht um Auszuruhen hierhcrgekommen war, sondern mit fix und fertigen Gaftspielanträgen für Königs- Derg, Tilsit und Insterburg in der Tasche, seine Reise angetreten hatte. Aber erst, als er alle Geschenke verteilt, und den Haus mädchen den Gtnggangstoff für kleidsame und adrette Hauskleider, der blonden Mamsell einen hübschen Korb- lessel für ihr Zimmer und einen langgewünjchten Seiden schal — dein Nachtwächter Tabak — dem Hütejungen eine Peitsche und einen Sonntagshut überreicht hatte. — Und erst nachdem er einen uralten Geißbock angeschirrt und ihn an Marieluischens Korbwägelchen gewöhnt hatte, so daß sie nun im Garten darin spazieren fahren konnte. — Nach all diesen erledigten Angelegenheiten erst machte er seiner Schwester von seinen Gastspielabschlüssen Mit teilung. Nach Königsberg begleitete ihn die Schwester. Und selbst der Onkel, der sonst in dieser Jahreszeit nur wenig Zeit für Unterhaltung nnd Vergnügungen übrig hatte, ließ sich's nicht nehmen, den berühmten Neffen wieder einmal bei dieser Gelegenheit im Glanz der Bühne zu bewundern. „Gyges" und den „Ritter vom Strahl" aus Kätchen von Heilbronn gab Götz m Königsberg. Es waren Fest- avende für die Stadt, denn Arno Götz, der ein Sohn der Heimat und der inzwischen so berühmt geworden war, hatte hier in Königsberg seine Laufbahn begonnen. Aber wieder brachen Einladungen nnd Festlichkeiten für Götz nicht ab. Da er hier überall großen verwandt schaftlichen wie auch befreundeten Anhang hatte, waren die drei Tage seines Aufenthaltes in Königsberg Riesen anstrengungen für ihn. Mit großer Energie lehnte er daher weitere Gastspiel. Vorschläge und Einladungen ab. „Unsereins," sagte er auf der Rückfahrt nn Auto zur Schwester, „gehört wahrhaftig nie sich selber. Wo man sich blicken läßt, ist man Objekt der Aufmerksamkeit; es gehört nun einmal zum Bau! Aber jetzt, Idel, jetzt bleibe ich vier Tage still bei dir nn Nest." Allein er hatte sich, da er aus Ruhe gerechnet, sehr geirrt. An einein der nächsten Nachmittage brummten zu aller Erstaunen Propeller in der Lust. Als auch Götz gerufen und auf den surrenden Bogel aufmerksam gemacht wurde und als er dann hinzulief, um zu beobachten, was diese seltene Erscheinung hier, so nahe der Grenze, eigentlich bezwecke, da war ihm ver schiedentlich so, als winke man ihm von da oben herab zu. Aber nein, das konnte doch unmöglich sein! Allein es war in der Tat so. Denn das Gebrumme des Bogels klang näher und näher und erbrachte den Beweis, daß er sich mehr und mehr zur Erde niederlleß. Dann voltigierte er noch ein wenig hin und tser, als treibe er aus Uebermut ein neckisches Spiel, und glitt schließ lich ganz unversehens auf ein ebenes Brachfeld nieder. Dann aber geschah das Allermerkwürdigste. Aus dem grauen Stahlvogel war eine Gestalt geklettert. Und diese Gestalt, die ganz und gar in rotes glänzendes Leder ge kleidet war, kam wie jemand, den Weg und Steg nichts angehen und sehr lebhaft winkend, auf alle, die dastanden und sich das Schauspiel in der Luft angesehen hatten, zugelaufen. Und bald stand diese Gestalt atemlos und lachend vor Götz. Sie zog sich die Lederkappe vom Kops und nahm die entstellende Brille von ihren Augen und sagte: „Da bin ich. Guten Tag!" „Delia Divo!" schrie Götz und lächelte, um nicht umzufallen vor Ueberraschung- Aber er war doch zu gleich aufs Aeußerste geärgert, denn aus eine solche Ueber- rumpelung dieser kecken Dame hatte er sein Lebtag nicht gerechnet. Die konnte er doch auch hier gar nicht ge brauchen . . . Ja, zum Kuckuck, das war in der Tat eine Siruation . . . „Ja, haben Sie denn da noch semanden mitgebracht?" sragte er, als er ihr mit leidlich freundlichem Gesicht die Hand geschüttelt hatte. „Mitgebracht? Wieso? Nein. Nur meinen Koffer noch. Hallo, Hallo! . . ." winkte sie zu dem Flugzeug hin. Sie wandte sich im Kreise um und rief lachend: „Ach bitte, bitte, laufe doch mal semand hin und hole meinen Koffer, sonst saust der da noch ab damit." Und wirklich, eines der jungen Kochfcäuleins lief um den Koffer zu holen. Delia Divo stellte das Haus von oben bis unten aus den Kops in den zwei Tagen ihres Aufenthalts auf dem Gut. Die erste, die sie gänzlich für sich einnahm, war Arno Götz' Schwester. (Fortsetzung folgt.)
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