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Der Grenzbote : 18.01.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1836929153-190501188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1836929153-19050118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1836929153-19050118
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer Grenzbote
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-18
- Monat1905-01
- Jahr1905
- Titel
- Der Grenzbote : 18.01.1905
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Der «Krenz bete. wird in der Schule auch Heuer wieder warme Mittagsssuppe verabreicht. — T«s unmittelbar an der Haltestelle Thonbrunn der Asch-Reß bacher Bahn gelegene Gasthaus zum „Neuen teich" in Thonbrunn hat der seitherige Besitzer Herr Gastwirt Johann Wunderlich an Herrn Reinhold Richter in Roßbach zum Preise von 20 600 Kronen verkauft. Ter neue Besitzer will einen großen Eiskeller daselbst erbauen, auch plant derselbe daselbst größere Berauben zur Bequemlichkeit der Gaste zu errichten. Tiefes Gasthaus war schon jeher, dr es von einem Herrlich duftenden Fichtenwald umgeben ist, ein gern besuchter Ort von Vielen aus der llmgeb- ung. -- Allen Jagdpächtern raten wir bei der gegenwärtiegn Witterung ihr in ihrem Revier sich aufhaltendes Haar- und Federwild gut zu futtern, denn der Herbst wird sie dafür wieder reichlich belohnen. In den Grenzorten Hier, wo mitunter der Schnee in Meterhöhe liegt, gehen die Reibhühner bei Hellen: lichten Tage, von Hunger getrieben, bis an die Wohnhäuser heran. Plauen. Ein bedauernswerter Unglücksfall mit tödlichem Ausgang, den: ein hiesiger Ein wohner zum Opfer gefallen ist, ereignete sich am Tvnnerstag Wend gegen 6 Uhr im Walde bei Bergen. Ter beim Baumeister Kaiser jn Bergen in Arbeit stehende Zimmerpolier Josef Schmitzer hier (früher längere Zeit in Adorf) war mit anderen Personen mit Holzfällen be schäftigt. Er wurde hierbei von einem Baum stamm am Kopfe getroffen, so daß er für kurze Zeit die Besinnung verlor; später konnte er je doch Mein den Weg fortsetzen. Bäld jedoch wur de er aufs neue besinnungslos und mußte in die Wohnung des Herrn Kaiser geschafft werden. Wie sich bei der Untersuchung herausstellte, hatte Sch. bei dem Unfall eine GehirnerschiU- terung erlitten, an deren Folgen er am Freitag früh gegen 4 Uhr verstorben ist. Von der Frau des Schmitzer wird der „Neuen Vogtl. Ztg.", der wir diese Notiz entnehmen, hierzu noch mil- geteilt, daß ihr Mann, nachdem er die Gehirn erschütterung erlitten hatte, von seinen Mitar beitern ein Stück Weges geleitet wurde. Tiefe kehrten dann in den Wald zurück, während der Betroffene Mein den Weg fortsetzen mußte; in der Nähe des Hauses seines Arbeitgebers brach er zusammen. Kinder fanden den Be sinnungslosen und benachrichtigten den Gemein dediener, auf dessen Veranlassung der Mann nach dem Pferdestall des Herrn Baumeisters Kaiser gebracht wurde. Tort sei der Arme, ohne daß ihm ärztliche Behandlung oder sonstige Lin derung zu teil geworden, früh 4 Uhr verstor ben. Frau Sch. habe erst nach! dem Tode ihres Ernährers von dem Unfall Nachricht erhalten; sie beklagt es sehr, daß es ihr nicht möglich Ivar, während der letzten Lebensstunden bei dem Verstorbenen weilen und ihn pflegen zu können. I o h a nnge o r g cnstadt. Ter Briefträ ger des Postamtes in Neudel in Böhmen, der siw bei seinem Tienstgange in der Nähe von Neuhammer verirrt hatte, wurde erfroren auf- gefu nden. Chemnitz, 16. Januar. Seic Sonnabend vormittag ist der bei der hiesigen OrtSlranlen- tasse als Kassenbvte angestMte Franz Dietzsch aus Kappel nach Unterschlagung von über "4! 0 Mark einkassierter Gelder flüchtig. Tielsch, der sich hier einer sehr großen Beli-ebtheir. erfreute und nahezu 20 Jahre an der Ortskrankenkasse tätig ist, hat außerdem die Sparkassenbücher seiner Frau uud mehrere Schmucksachen mitge nommen. Er dürfte sich nach der Schweiz ge wendet haben. Dresden, 16. Januar. Im hiesigen staat lichen Fernheiz- und Elektrizitätswerk trug sich ein schwerer UnglücksfaU zu. Es sprang dorr das Ablaßventil eines im Betriebe befindlichen Dampfkessels, wodurch. 3 Heizer schwer verletzt wurden. Ter eine davon ist in der Nach: zu heute im Krankenhaus: den Verletzungen er legen. Dresden, 17. Januar. Se. Majestät der König reiste gestern vormittag 11 Uhr 24 Min. mit Sonderzug von Dresden-Neustadt aus zum Besuche des Kaiserpaarcs nach Berlin ab. In seiner Begleitung befanden sich Staatsminister von Metzsch, Oberstmarschall Graf Vitzthum von Eckstädt, Hofmarschall Graf von Rex, General a la Suite Generalmajor von Altrock, Flügel adjutant Major von der Tecken und Ordonnanz offizier Hauptmann Richter. Nach 2 Uhr lief der Sonderzug auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin ein. Ter Kaiser, der das grüne Band des -Ordens der Rautenkrone über dem Paletot trug, war kurz vorher zum Empfange des Kö nigs auf dem Bahnsteige eingetrvffcn, aus den: sich! auch der Kronprinz, die in Berlin und Potsdam anwesenden Prinzen des Königlichen Hauses, die im Gardekorps dienenden Prinzen aus reichsdeutschen Häusern, der Reichskanzler, die Herren des Hauptquartiers, die Generale und Admirale, der Kommandant und Polizei präsident von Berlin, die Regimentskomman deure der .Garnison von Berlin, die in Berlin kommandierten sächsischen Offiziere und die Herren der sächsischen Gesandtschaft versammelt hatten. Die zum Ehrendienst beorderten Herren, Kommandant des Hauptquartiers Generaloberst von Kessel und der Kommandeur des Manen- Regiments „Hennings von Treffenfeld" Nr. 16, Oberstleutnant von Pappritz und der Gesandte Graf Hohenthäl, waren dem König bis 'Zossen entgegengefahren. Tie Monarchen begrüßten sich herzlich uud küßten einander. Tie mili tärischen Ehren erwies eine Kompagnie des 4. Garderegiments mit Fahne und Musik. Nach dem Vorbeimarschieren bestiegen der Kaiser und der König eine vierspännige Galakarosse und fuhren nach dem Schlosse, vom Publikum über all sympathisch! begrüßt. Eine Schwadron des 2. Garde-Ulanen-Regiments eskortierte. J'm Schloßhofe stand eine Ehrenkompagnie des Kai ser Alezander-Tarde-Grenadier-Regiments. Im Schlosse wurde der König von der Kaiserin em pfangen. Zum Empfang hatten sich auch die Prinzessinnen, der Oberstkämmerer und die Her ren und Tarnen der Umgebung, die Kabinetts- chcfs, die Minister und Staatssekretäre einge funden. Die Rückkehr des Königs erfolgt heute nachmittag. Biencnmühle, 16. Januar. Infolge Scbneesturmes traten heute vormittag auf der Strecke Bienenmühle-Moldau in kurzer Zeit starke Verwehungen ein, sodaß der Güterzug und der Personenzug, die gegen 8 und dreivier- tel 9 Uhr vormittags von hier nach Moldau abgehen, unterwegs im Schnee stecken blieben und trotz angestrengtester Bemühungen auch nicht wieder flott gemacht werden konnten. Es mußte infolgedessen der Gesamtverkehr auf der genannten Teilstrecke bis auf weiteres eingestellt werden. Siebenlehn, 14. Januar. Die hier im vorigen Jahre errichtete Zünderfabrik von Ot- worowsky ist am Sonnabend von einem Brand- unglück heimgesucht worden. Tas Feuer kam gegen 9 Uhr im Fabrikgebäude heraus, dieses brannte vollständig aus. Man vermutet Brand stiftung. Ein Fleischergeselle will beim Aus bruch des Feuers einen Mann ein Fenster ein schlagen und herausspringen gesehen haben. Roßbach. Der evangelischen Schule un serer Gemeinde ist eine beachtliche Stiftung zu- gefallen. 50 000 Kronen -in Wertpapieren, und sogar von einem Sonderling, der Seifens ieder- gehilfe, stets Menschenscheu und ungesellig war und Johann Heinrich hieß. -Er stammt aus Roßbach bei Asch, war daselbst 1844 geboren als Sohn eines Fleischhauers. Mit einigen Tau send Kronen, die er von feinem Vater erbte, begann er an der Börse zu spekulieren und verdiente viel Geld, trotzdem änderte er seine Lebensweise nicht, blieb einfach, vergönnte sich! kaum ein Glas Bier. Heinrich trug nie eine an dere Fußbekleidung als Holzpantoffeln, weil diese billiger Ulis Schuhe waren. Im Mai un ternahm er sogar zu Fuß in solchen Pantoffeln eine Reise nach! Steiermark und Kärnten, über nachtete aber nur in Ställen, aus Heuböden u., wo er nichts zu bezahlen brauchte. Nach drei Enterbt. Roman, nach dem Englischen frei bearbeitet von Klara Rheinau. (Fortsetzung.^ (Nachdruck verboten^ ,Mnädige Frau werden am besten daran tun, über diese Sache selbst mit MH Neßlie selbst zu sprechen." „O nein," erwiderte sie lachend, „dies fällt mir nicht ein. Eine Unterredung mit Miß Neßlie ist nichts sehr angenehmes. Wenn Sie ihr wah rer Freund sind, werden Sie ihr einen Wink geben." „Selbst auf die Gefahr hin, Ihnen zu miß fallen, muß ich dies ablehnen", sagte Gerald. Lady Neßlie lachte von Neuem. „Sie sind sehr klug, sich auf diese Weise aus derSache zu ziehen", sagte Lady Neßlie. „Ver mutlich sind Sie gleich mir in einer gewissen Furcht vor Miß Neßlie. Nun denn, so seien Sie beide scharf auf der Hut bezüglich dieser vielgerühmten Familienehre." Und wieder verließ Gerald Dorman zitternd vor.Entrüstung das Zimmer. „-Um keiner Preis würde ich ihr oder den üppi gen dienen. — keinen Tag mehr hierbleiben, wenn es nicht für Miß Neßlie wäre," murmelte er. < Während der ersten Wochen nach der Be erdigung ihres Vaters hatte Vivien ihr eigenes Zimmer fast nie verlassen. Sie konnte sich von Vern schweren Schlag nickst erholen, es schien ihr, als habe sie mit ihrem Vater alles ver loren. Während dieser Zeit kam sie in keiner lei Berührung mit Lady Neßlie und faßte in ihrer Einsamkeit viele feste und edle Entschlüsse. „Tie Schätzerin der Ehre meines Hauses!" Diese Worte waren ihr heilig. Es schien ihr, als habe niemand zuvor eine solche herrlich: Mission ge habt. War es doch ihr sehnlichster Wunsch, den Namen und das Geschlecht, welche sie so liebte, vor schlimmem Einfluß zu bewahren. „Und ich werde meine Mission erfüllen", sagte sie — „ich werde den Namen Neßlie rein und unbefleckt erhalten." Und dann faßte sie den sdlen Entschluß, kei nen Neid, keine Gefühle der Eifersucht mehr aufkommen zu lassen. Sie wollte ihr ganzes Le ben der Erziehung und Belehrung des jungen Erben widmen. Sie wollte ihr bestes tun, ihn zu einem guten, edlen Manne heranzubildpn, und um dieses zu erreichen, mußte sie mit Va lerie in Frieden leben. Sie mußte sich demü tigen, um die Fremde zu versöhnen, deren Kom men ihr Leben zerstört hatte. Es kostete sie keine kleine Anstrengung, diesen Entschluß zu fassen; aber ihre Seele war großer Opfer und edler Taten fähig . Sie nahm sich vor, zu Valerie zu gehen und sie zu bitten, die Vergangenheit ver gessen sein zu lassen und in Gemeinschaft mit ihr ein neues und friedliches Leben zu beginnen, wollte versuchen, ihre Freundin zu werden. Wenn es ihr gelang, die Mutter zu beeinflussen, Vann würde sie mit der Zeit sicher auch Ein fluß auf den Sohn.gewinnen — und Vivien überließ sich einem Tagtraum. Sie sah Os- wald als einen klugen und Men Mann, einen treuen wahren Neßlie, der seinen Stamm und Geschlecht liebte wie sich se'lbst. Es war ein Traum, der sich nie verwirklichen sollte — grau same Tage standen Lancewood bevor. 20. Kapitel. Im Interesse ihres Stiefbruders hatte also Vivien beschlossen, alle früheren Differenzen zu vergessen und sich mit Lady Neßlie auf einen freundlichen Fuß. zu stellen; sa. sagte sie denn eines Abends zu ihr: „Valerie, haben Sie ein paar Minuten Zeit für mich?" „Soll das Schulmeistern bereits beginnen?" dachte Lady Neßlie. „Ich werde es mir ver bitten." „Es ist nicht Ihre (Gewohnheit, mich aufzu suchen", erwiderte sie laut. ,Ach Hube Zeit. Was wünschen Sie?" „Ich möchte, daß Sic init mir in den Garten hinaus kämen. Ich! habe Ihnen etwas zu sagen." Es war ein warmer August-Abend. Die Son nenstrahlen zögerten mn ihrem goldenen Schein Wie liebend auf den duftenden Blumen; die Ro sen senkten ihre schweren Häupter. Himmel und Erde sahen so prächtig aus, daß Valerie keinen Grund zur Weigerung fand; und sie ließ sich von Vivien zu deren Lieblingsplätzchen gelei ten, wo die Sonnenuhr stand und die Fontaine im Sonnenlichte funkelte. Wie lange schon schien es Vivien, daß sie an jenem sonnigen Sommermorgen hier gestanden und von den edlen Taten geträumt hatte, die sie auszuführen dachte. Sie durchlebte noch einmal die ganze Szene. Sie gedachte ihres Zornes, ihres leidenschaftlichen Schmerzes, als sie ihres Vaters Brief erhielt; sie erinnerte sich, wie sich ihr ganzes Innere gegen seine Heirat aufgelehnt,und wie zwecklos, ja schlimmer als zwecklos alle ihre Bemühungen gewesen waren. Wenige Jahre waren erst seit jenem Tage ver flossen nach menschlicher Berechnung; ihr schien es, als habe sie ein ganzes Leben durchgelebt, lind jetzt hatte sie alles verloren, außer dem Glück, die Schätzerin der 'Familienehre sein zu dürfen. Aber nun mußte sie mit der Fremden reden, die sie verdrängt hatte. „Valerie", begann sie, „Sie werden mich, nicht mißverstehen." Aber Lady Neßlie unterbrach sic. „Ein für allemal, Vivien, lassen Sie mich aussprochen, daß ich keinerlei Einmischung dulde. Ich, bin die Herrin von Lancewood und werde handeln, wie es mir beliebt." „Mißverstehen Sie mich nicht", wiederholte Vivien; „ich sehe gar keine Veranlassung zu ei ner Einmischung meinerseits. Ich war im Be griff, Sie zu fragen, Valerie, ob wir nicht bessere Freunde sein können."
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