Suche löschen...
Der Grenzbote : 08.02.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1836929153-190502088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1836929153-19050208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1836929153-19050208
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer Grenzbote
- Jahr1905
- Monat1905-02
- Tag1905-02-08
- Monat1905-02
- Jahr1905
- Titel
- Der Grenzbote : 08.02.1905
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
folge, der Genehmigung des Ministeriums des Innern, wogegen öffentliches Emsammeln von Beitrügen in den Häusern durch Sammelboten in der Regel nur für Zwecke einer Wohltätig keit, sowie der inneren und äußeren Mission zu- gelassen werden soll. In der letzten Stadiv.-Sitzung zu Markneu kirchen gab Herr Stadrv.-Vorsteher Heberlein den Abschluß des Elektrizitätswerkes bekannt. Nach diesem stellen sich! die Einnahmen auf 30 469,22 Mark, die Ausgaben auf 30 349,03 Mark. Herr Heberlein bezeichnete es als erfreu lich, daß das Werk nunmehr beginnt, Ueber- schüsse zu erzielen, wenn diese auch noch ganz gering sind. Die Einnahme aus dem Lichtver brauch betrug 24 746,67 Mark, anKräftverbrauch 5653,15 Mark. An Ausgaben entstanden: An Verzinsung 12424.— Mark, an Löhne 5436 Mk., an Kohlen rc. 12 489 Mk. Für die Stadt würde sich der Abschluß insofern günstiger stellen, als sie schon aus der Verzinsung einen hübschen lleberschuß erzielt. — In Oelsnitz ließ sich am Sonnabend der 17jährige Schreiber Uhde Lon dem abends 9 Uhr 40 Minuten von Eger nach Plauen verkeh renden Personenzuge überfahren und war so fort tot. (Uhde hat bis vergangene Ostern im Goldenen Löwen zu Adorf als Kellner gelernt; sein Vater besaß früher in Adorf die jetzige Paeßlevsche Gärtnerei.) Plauen, 6. Febr. Hier ist Hochwasser ein getreten ; das Syratal ist überflutet. Die Elster ist stark angeschwollen; die Höhe des Wassers in derselben hat die Gefahrenklasse A erreicht. Des halb ließ der Stadtrat am großen Wehr das Eis sprengen. Der Eisgang hat im Lause des heu tigen Tages zugenommen, auch ist der Fluß noch im Steigen begriffen. Werdau, 6. Febr. Tas hiesige Gewerk- scharftskariell hat für die ausständigen Berg arbeiter im Ruhrgebiet bis jetzt die Summe von 400 Mark aufgebracht und an die zuständige Stelle abgesandt. Die Sammlungen werden eifrig fortgesetzt. Zpuickau, 6. Febr. Einsturz im Senkungs gebiet! Glücklicherweise ohne Menschenleben zu gefährden stürzte heute Morgen 5 Uhr unter donnerähnlichem Getöse an der Hinterfron: des Hauses Heinrichstraße 12 ein erkerartiger An bau in sich zusammen. Dieser erstreckte sich über die erste und zweite Etage des Grundstücks und war seitlich mit einer Holzgalerie verbunden, die mit herabgerissen wurde. Das Grundstück ist streng abgesperrt. Ein Schutthaufen von über 2 Meter Höhe läßt erkennen, spie umfangreich! der Anbau war. Der Einsturz ist auf Boden senkungen durch den Kohlen-Abbau zurückzu- sühren. -s« Dsi7 Gvsnzbote. Zwickau, 6. Febr. In einem Fremüen- zimmer des .Hotels „Schwarzer Bär" hier wurde Sonnabend vormittag der seit Montag voriger Woche aus Reichenbach i. V. heimlich verschwun dene Webmeister Franz Otto Höfer mit einer Schußwunde im Kopfe - besinnungslos aufge funden. Höfer, der mehrere Tausend Spielver luste erlitten hat, wurde nach dem Krankenhaus transponiert, wo er jetzt noch besinnungslos darniederliegt. Er dürfte schwerlich mit dem Leben davon kommen: — EMe in Giegengrün bei Kirchberg wohnen de Familie wurde durch muntere und ganz ge sunde Drillinge, zwei Knaben und ein Mädchen, vermehrt, die am Sonntag getauft wurden. Zwo Nitz, 5. Febr. Der außerordentlich starke Schneefall am Freitag und Sonnabend brachte mancherlei Verkehrsstörungen. So blieb der 10,05 Min. von Scheibenberg abgelassene Zug bei der Station Hermannsdors stecken, und alle Anstrengungen, die losgekoppelte Maschine allein durch die Schineemassen hindurch zu bringen, waren erfolglos. Infolge des Ausblei bens dieses Anges fanden die zufällig recht zahl reichen Passagiere nach» Stollberg keinen An schluß. Ein gegen halb 3 Uhr in der Richtung nach Grünhain-Scheibenberg abgelassener Zug, der um 12 Uhr 5 Minuten fällig war und der wenigstens Elterlein erreichen sollte, um von dort den Passagieren die Möglichkeit zu geben, Scheibenberg zu Fuß zu erreichen, und der mög licherweise dein bei Hermannsdorf stecken geblie benen Zug Hilfe bringen sollte, blieb zwischen Bernsbach und Beierfeld ebenfalls stecken, sodaß tue Linie Zwönitz-Scheibenberg doppel: gesperrt war. Nach ziemlich mündigem Warten kam die Meldung, daß die Strecke wieder frei sei. Leipzig, 7. Febr. Die künftige Opern direktion im Leipziger Studttheater. Frau Ge- heimrar Smegmann hat bei Herrn Prof. Arihur Nikisch ungefragt, ob er gewillt sei, die Opcrn- dirertion des Stadttheaters zu übernehmen. Hr. Prof .Nikisch hat daraufhin prinzipiell seine Ge neigtheit zu dem Projekte ausgesprochen, jedoch nur unrer der Voraussetzung, daß die Gewand- Yaus-Tirektion ihn: gestatten würde, sein Amr als Kapellmeister der Gewandhauskonzerte auch in der neuen Stellung beizubehalien. Frau Ge heimrat Staegmann beabsichtigt, den Rat. Zu ersuchen, ihr dir Pacht des Stadttheaters bis zum Ablaufe des ursprünglichen Staegmann- schen Vertrages, also btt zum 30. Jun: 1909 weiter zu übertrugen. — Mit einem Kostenaufwande von 400000 Mark errichtete die Stadt Leipzig einen neuen Platz auf den Lindauer Wiesen für die Zwecke der Klein- und Schaumesse. Vom Jahre 1907 ab soll derselbe in Benutzung gezogen werden. » Man hofft, damit der immer mehr zusammen schrumpfenden Kleinmesse neues Leben zu ver leihen. Dresden, 7. Febr. Dem „Lpzgr. Tage blatt" zufolge steht am 21. und 22. Februar vor der 3. Strafkämmer des hiesigen Landgerichts ein Monstreprozeß an wegen versuchten und vollendeten Betrugs und Beihilfe dazu. Es wer den sich zu verantworten haben der Leutnant a. D. Ernst Romanus Guido Rudolf Freiherr v. Grabow aus Newport, der Kaufmann Ernst H. Richard Hildebrandt aus Magdeburg-Bukau, der Kaufmann und Agent Joh. Friedrich Scheibe aus Lepzig und der Bauspekulan: Joh. Herm. Fitzner aus Wilke. Die Angeklagten sollen Mit Hilfe wertloser Wechsel operiert und Lieferan ten um Waren von ungeheuerem Wert betro gen haben. Geladen sind 29 Zeugen aus Leip zig, Berlin, Potsdam, Spandau und Dresden. Kamenz, 6. Febr. Infolge der in der Nacht zum Sonntag bei heftigem Sturme nie dergegangenen bedeutenden Regenmassen ist ein rapides Steigen der schwarzen Elster eingetre ten, so daß wette Flächen beim Ortsteil SpittÄ und dem benachbarten Jesau überflutet wur den. Mehrfach wurde durch die gewaltigen Was- sermassen Schaden an dien Gebäulichkeiten an gerickstet. Gestern nachmittag konnte ein Fallen des Wassers um zirka 50 Zentimeter konstatiert werden. Vermischtes. — 72 Stunden geschneit. Aus dem Harze schreibt man: 72 Stunden ohne Unterbrechung hat es auf dem Brocken geschneit .Das ganze Brockengebiet ist mit einer 60 bis 70 Zentimtr. hohen Schneeschichi bedeckt. Vor dem Brocken- Hause haben sich! Schueedunen von 4 Meter Höhe angösammett. Dtt Wege nach dem Brocken sind nur mit Schneeschuhen zu passieren; seit dem 29. Januar hat der Touristenverkehr überhaupt vollständig aufgehört. Te plitz, 6. Februar. Die Direktion der Bracher Kohlenwerke har die Forderungen der Arbeiter abgslehnt, sodaß der Ausbruch eines Streikes bevorsteht. Breslau, 6. Febr. Auf einem Neubau am Freiburger Bahnhof brach heute vormittag ein Stangengerüst zusammen und begrub 9 Arbei ter, die alle, zum Teil schwer, verletzt wurden. — Sturm auf die Pfandleihe. Daß zur Zeit des schönen Karnevals vieles Entbehrliche, aber auch manches notwendige Gerät den Weg zur Pfandleihe antreten muß, ist ja bekannt. Ist München scheint es diesmal ganz besonders hoch! herzugehen. Was soll da der Münchener Bo hemien und Kleinbürger mit seinen Betten zu Hause, wenn er sich, in den Nächten als König, Enterbt. Roman, nach dem Englischen frei bearbeitet von Klara Rheinau- (Fortsetzung.! iNawdruck verboten Die beiden Zeugen dieser kleinen Szene blick ten einander au, hatten aber keine Zeit, einige Worte zu Wechseln, ehe die erste Wärterin her- ankam. Sir Oswald sollte zu Bett gehen. „Wirklich?" fragte das Kind. „Nun, dann nimm mich, wenn Du kannst". Er legte sich der Länge nach! auf den Boden, tretend, s chreiend, und heftig um sich! schlagend. Zuletzt wurde er überwältigt und unter mör derischem Toben und Schsreien davongetragen. Mit blitzenden Augen sah ihm Vivien nach. Ein plötzliches, fast unerträgliches Gefikhl des ihr angetanen Unrechts kau: über sie. Sie sah in Gedanken eine entsetzliche Zukunft für Lance- wood voräus und ihr Stolz empörte sich dage gen. Sie war außer sich vor Zorn und rang in Verzweiflung die Hände. „O, wenn dieses Kind tot wäre", rief sie, „dann wäre all' dies zu Ende. Dieses falsche, listige Weib hätte keinerlei Rechte mehr in Lancewood, und mein geliebtes Heim wäre vor dem Untergange gerettet. Ich möchte dem Knaben nichts zu Leide tun — aber, o wenn er sterben würde, wie anders wäre dann alles!" ,sSem Tod wäre Lancewoods Rettung"^ stimmte Gerald bei. „Aber Kinder dieser Art sterben selten", fugte er hinzu. Er erschrak, denn Vivien blickte ihn an mit einem sonderbaren Ausdruck in den dunklen Augen. Eine unheimliche Idee erfaßte ihn für einen Moment — es schien ihn:, als wenn eine andere Seele aus ihren Augen zu ihm spräche. „Ich wünsche", sagte sie hastig, „daß der Knabe, ohne Schaden zu erleiden, von hier ent fernt werden — daß er in einem anderen Welt teil verbracht werden könnte. Er ist so jung, daß er sein Heim bald vergessen würde — und es ist nicht wirklich sein Heim, es sollte nie das seinige werden. Es wäre besser für Lancewood, dem Boden gleichgemacht zu werden, als sn die Hände des Kindes einer herum ziehenden Gauklerin zu fallen. „Gerald", fuhr sie fort, ihn zum er sten Male bei seinem Namen nennend, „es konnte kem so großes Unrecht sein. Er hat kein Rech: auf Lancewood. Tas Kind einer Komö diantin, der Enkel eines Krämers, in dessen Adern das gemeinste, armseligste Blut Frank reichs fließt — er hat kein Recht auf Lancewood. Der Himmel hört meine Worte und weiß, daß ich wahr spreche", fügte sie bei. „Wenn seine Mutter eine Dame wäre, wenn er nur ein Fünk chen des ächten Geistes der Neßlies in sich hätte, dann wäre ich zufrieden, stolz und glück lich. Aber er wird zu einem falschen tyranni schen und, wenn seine Mutter ihn erzieht, auch ausschweifenden Manne heranwachsen. Was soll dann aus Lancewood werden? Wenn wir ihn nur entfernen könnren", rief sie in wilder Lei denschaft", „wenn er nur weggebracht, in fer nem Lande erzogen werden könnte, ohne seinen Namen, seine Herkunft zu erfahren — wenn dies geschehen könnte, ich würde mein Leben darum geben!" Er blickte in das schöne, erregte Antlitz, er trat näher auf sie zu uüd eine schuldbewußte Freude ließ sein Herz höher schlagen. „Nehmen wir an", flüsterte er in unheimli chen Tönen, „es fände sich jemand, der Ihren Wunsch ersilllt, der stets freundlich gegen den Knaben wäre, ihm den vorzüglichsten Unter richt, die beste Erziehung zu teil werden ließe, ihn in den Stand setzte, auf ehrenhafte Weise seinen Lebensunterhalt zu erwevben — wie wür den S:e einen solchen Mann belohnen? Was würden Sie ihm geben?" ».Mein ganzes Leben", versetzte sie rasch. „Ein solcher Mann wäre der Wohltäter des gan zen Geschlechts der Neßlies. Er würde tun, was mir unmöglich ist — seine Ehre unbefleckt er ¬ halten." Gerald schwieg einige Minuten. „Wenn wmand", begann er dann, „dies alles alles um Ihretwillen täte — verstehen Sie mich recht, nur um Ihretwillen — was würden Sie ihm geben? Ilde Belohnung, um die er bäte?" .„Ba", erwiderte sie, ohne zu ahnen, wel che Gestalt diese Belohnung annehmen würde, „ich! würde ihm geben, was er verlangte." hJum ersten Male berührte jetzt Gerald ihre Hand; er deutete auf den goldenen Ring mA der schönen, großen Perle, den sie an der Rechv ten trug. „Deben Sie mir diesen", bat er, „zum Be weis, daß Sie auch wirklich meinten, was Sie anssprachen." Sie zog den Ring vom Finger und reichte ihm Gerald' hin. „Miß Neßlie", sagte dieser ernst, „blicken Sie mich an und sagen Sie mir — bedenken Sie Ihre Antwort wohl — meinen Sie wirklichj, was Sie eben' sagten?" „Gewiß, gewiß!" rief sie. „Es ist der ein zige Weg, Lancewood zu retten. Ich kann jetzt nicht so klar denken; mein Kopf ist verwirrt von allem, was ich gesehen und gehört habe. Ich habe meine Selbstbeherrschung verloren; nur eins ist mir im Augenblick klar, wenn Oswald auf diese Weise entfernt werden könnte, dann wäre Lancewood gerettet." Sie fuhr während des Sprechens mit der Hand über die Augen und Gerald war erregt über den verstörten Aus^- druck in ihren Zügen. tzMie Sie dieses Lancewood lieben!" sagte er fast bitter. Diese schwärmerische Liebe schien ihm so krankhaft, so sonderbar. „Miß Neßlie, ich gehe Morgen nach! London", begann er jetzt mit veränderter Stimme — er hatte Mylady näher kommen sehen. „Kann ich dorr etwas für Sie besorgen?" „Reich London?" wiederholte sie über-- rascht. „Ich dachte, Sie —"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder