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Der Grenzbote : 09.11.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1836929153-190511094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1836929153-19051109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1836929153-19051109
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer Grenzbote
- Jahr1905
- Monat1905-11
- Tag1905-11-09
- Monat1905-11
- Jahr1905
- Titel
- Der Grenzbote : 09.11.1905
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oder lang fallen, denn das Endziel der unge heuren Masse der radikalen Intelligenz und der Arbeiterschaft ist nun die Republik. Gertliches und Sächsisches. — Bon der hiesigen Wohlsahrtspolizei ist uns - Folgendes zur Veröffentlichung zugesandt wor den: Es ist in letzter Zelt wiederholt vorge- kommen, daß Personen, die Haarfärbemittel ge braucht haben, an Entzündung der. Haut des Kopfes, des Gesichts, des Halses, zuweilen auch der Brust und der Arme, mitunter begleitet von nervöser Erregung, crnstlnh erkrankt find. Ins besondere sind solche Falle be ider Verwendung der Haarfärbemittel „Nunn" und „Nutin" be obachtet worden, die entgegen ihrer an Nuß saft erinnern sollenden Bezeichnung und entgegen der aus Etikette und Umhüllung gegebenen Ver sicherung, das „Viteks Nucin" Nußextrakt sei und nur aus unreifen Wallnußschalen zuberei tet werde, „Nutin" aber als unschädliche gift freie Nußsarbe anzusehen sei, keine Spur von Nußextrakt enthalten. Diehmehr hat die che- Msche Untersuchung ergeben, daß beide Haar färbemittel einen zur Färbung von Pelzwerk früher verwendeten, aver wegen seiner gesund heitsschädlichen Wirkung auf die Arbeiter wie der aufgegebenen chemischen Körper, Vas Pa raphenylendiamin, enthalten, dessen Verwen dung zur Färbung der Haare auch in anderen Ländern schon zum Erlaß von Warnungen vor dem Gebrauch derartiger Haarfärbemittel ge führt hat. — Ende Oktober hielt der Vorstand des Ver bandes „Sächsischer Lederpvoduzenten" eine Sitz ung ab, in welcher u. a. auch die Erhöhung der Preise für fertiges Leder zur Sprache kqm. Die Ursache dieser Preis-Auswärtsbewegung ist zu,m Teil in den teurer gewordenen Gerbstoffen, zum größten Teil aber in der Preissteigerung für Rohhäute zu finden. Die Preise für fertiges Leder sind aber im Verhältnis zu den Rohhäuts- pveisen nicht annähernd mitgestiegen und ist daher zur Zeit die Fabrikation aller Ledersorten unlohnend geworden. Um diesem Mißverhält nis einen Ausgleich zu schaffen, hat der Vor stand des obengenannten Verbandes beschlossen, den Anregungen anderer Gerberverbände und feiner Mitglieder beizutreten und diesem ent sprechende Preisaufschläge empfohlen. — Die Aussichten, daß der Kampf m der sächsisch-thüringischen Textilindustrie im Laufe dieser Woche beendet werden könnte, haben sich seit gestern noch verschlechtert. So meldet man aus Gera (Reuß), 7. Novbr. Die Arbeits willigen wurden heute von der Menge be schimpft. Die Polizei trieb die Ruhestörer aus einander; Militär wird bereit gehalten. Die Webe und Leidenschaft. Erzählung von Karl von Falkenberg. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Georg war augenscheinlich krank. Frau Hanna schrie laut auf und ließ Georg durch Johann und Gert ins Bett tragen und schickte Gert zu Pferde nach der Stadt, um den Doktor zu holen. Der kgm noch in der Nacht und sagte: „Es ist das Nervenfieber, gnädige Frau, aber des jungen Herrn kräftige Natur wird es über winden." Als er dann von einer Krankenschwester sprach, fuhr Elisabeth auf: „Nein, Herr Doktor, Pflegen werde ich ihn." „Gut dann, er ist in vorzüglichen Händen, Fräulein." Am andern Abend erfuhren die beidenFrauen durch den sonst schweigsamen Johann folgendes: „Georg hatte einen Wagen vor däm Dorfe selbst gelenkt. Da sei Mirja dahcrgeschritten, Georg sei abgestiegen und habe gesagt: „Bist Du Mir endlich vor Augen, Du abscheuliche Kupp lerin? Damit habe er an gefangen, auf die frem de Zofe mit der Peitsche wie wahnsinnig los zuschlagen, daß die Leute ihm die Peitsche ent rissen. Die Zofe sei schreiend davongelaufen, Georg aber sei blutrot vor Zorn, dann toten bleich niedergesunken. Sie hätten ihn auf den Wagen gebracht und nach Hause gefahren, oas sei alles." : Frau Hanna entgegnete: „Das erklärt die Sache! Georg hat wie schon im Fieber gehandelt." Elisabeth ging stille an ihr Pflegeamt. Zunächst lag der Kranke ganz still Ivie im Schlummer, hernach ward er unruhiger, dann brach der Fieberparoxismus aus. Wild richtete er sich auf und schrie: „Jenny, Jenny, wie konntest Du das tun?" Dann sank er zurück und rief: -L» Der verxzöote- Zahl der Arbeitenden ist geringer geworden; viele Presser und Trucker haben die Arbeit ein gestellt. Es erscheint unvermedilich, daß nun auch die Färbereien um Sonnabend ihre Be triebe schließen. — Regierungszuschuß für Talsperren. Die sächsische Regierung will für die in allernäch ster Zeit auszuführenden, in landeskultureller, wasserwirtschaftlicher und gesundheitlicher Be ziehung höchst bedeurungsvollen großen Talsper ren einen jährlichen Staatszuschuß von 100 000 Mark gewähren. Die Bildung der Talsperren- geuossenschaft steht in Kürze zu erwarten. Durch die letzte ungemein schwierige Berechnung ist die Rentabilität aller dieser Anlagen völlig außer Zweifel gestellt worden. Bad Elster, 6. Novbr. In letzter Zeit sind bei der Königlichen Badedirektion wieder holt Anfragen nach Wohnungen für Kürgäste eingegangen. Die Königlicke Badedirektion er läßt deshalb folgende Bekanntmachung: Die jenigen Damen und Herren, die geneigt und in der Lage sind, auch in den Wintermo-naten Gäste aufzunehmen, werden gebeten, fick) in oen Vor mittagsstunden bei ihr möglichst persönlich zu melden. Langenbach. Ein schweres Sittlichkits verbrechen wurde am 27. v. M. Abends an einer 25 Jahre alten Frau von hier auf dem Wege nach Schneeberg in der Nähe des Märienhofes verübt. Derselben schGß sich ein Unbekannter an, der sie plötzlich zu Bodcu warf und ihr trotz heftiger Gegenwehr und lauter Hilferufe Gewalt antat, wobei er sie mehrfach mit Erstechen be drohte. Nach vollbrachter Tat hat der Unhold die Flucht ergriffen, während sich die Frau nach Schneeberg begab und Anzeige erstattete. Die Polizei hat sich sofort mit mehreren Hunden zur Verfolgung dies Täters aufgemacht, doch ist dieser nicht mehr zu erlangen gewesen. Derselbe soll groß und stark und einige 30 Jähre alt sein und rotes Gesicht und starken Schnurrbart haben. Ein gleiches Verbrechen soll am Tage vorher auf der Langenbacher Straße im Walde dort, wo der Weg nach Neudörfel gbgeht, an einem 16jährigen Mädchen aus Neudörfel verübt worden sein uns dabei derselbe Unbekannte in Frage kommen. Zwickau, 6. Novbr. Durch einen rohen Scherz war der Dischlergeselle Hennig am 24. September in einer Ziegelei in Raschau i. E. ums Leben gekommen. Er war aus einem Stroh- Haufen eingeschlafen, den der AiegelstreicherLang anzündete, um zu erproben, ob Hennig erwachen würde, „wenn das Feuerchen ihn wärm machen werde. Das „Feuerchen" hat oen Schlafenden so schwer verbrannt, daß er gm andern Morgen im Armenhause starb. Der vielfach vorbestrafte „Kupplerin, ich will Dich peitschen, Wie man es Weibern Deiner Art im Altertum antat." Elisabeth vollführte ihre Pslegeringeschäfte mit großer Ausdauer. Sie legte ihm kühlende, nasse Tücher auf den Kopf, sie reichte ihm oen vom Arzt ver schriebenen beruhigenden Trank, sie flößte ihm die vorgeschriebene Erquickung ein, sie schüttelte ihm das Lager auf. In der Nacht wachte sie, am Morgen löste Frau Hanna sie ab, damit sie selbst etwas Ruhe bekäme. A;m 13. Tage trat die Krisis ein. Am 15. erklärte der Arzt: „Nun hat er das Schlimmste überwunden, die Gewalt oes Fiebers ist gebrochen, jetzt geht es zur Besserung, es werden bessere Tage kom men." Die Ernte ward unter Krau Hannas tat kräftiger Leitung glücklich cingebracht; man sand im September schon Reif auf den Feldern, aber Georg lag noch immer bleich und kraftlos auf seinem Lager. Er erholte sich nur langsam wieder, dann stellte sich der Appetit wieder ein, und nun schlug oie Besserung ein schnelleres Tempo an. Aber jetzt, wo der Kranke oas Bett wieder mußte den Kranken unterhalten, ihm vorlesen, die Zeitung auszugsweise mitteilen, denn wenn Georg allein war, quälten ihn böse Gedanken. Da lernte Georg von Jachan erst voll und ganz Elisabeths edlen und reichen Geist bewun dern und recht schätzen. Ter Tag, an dem Georg wieder seine Pfeife verlangte, war für Krau Hanna ein Festtag und für Elisabeth nicht minder, denn nun konnte inan ihn für gesund betrachten. Am nächsten Morgen ging Georg zum ersten Male wieder im Haufe umher, und das Ge sinde begrüßte ihn sehr freudig. An die,sein Abend blickte er Elisabeth lange still an, dann sagte er leise: Lang wurde für diese rohe Dat von der hiesigen Strafkammer zu einem Jahr Gefängnis verur teilt. Zwickau, 7. Novbr. Neue Erdsenkungen infolge Kohlenabbaues sind am hiesigen Schwan nenteiche bemerkbar geworden. Es müssen um fassende Aufschüttungen auf mehreren in un mittelbarer Nähe des Teicbes gelegenen Wegen vorgenommen werden. Die Senkungen machen sich insbesondere auch durch das Zutagetreten von Wasser bemerkbar. — Ein arger Exzeß spielte sich in der Nacht zum Montäg in der Nähe des hiesigen Schlosses ab. Zwei Schnecher- gehülfen wurden auf der Straße von drei Per sonen überfallen und schwer mißhandelt. Einer der Ueberfallenen erhielt mehrere Stichwunden. Von den Uebeltätern wurde bisher einer, ein LOjähriger FleifchergesMe aus Bayern, ermittelt. Zu seiner Ausrüstung gehörte auch, einSchlag- eisen. Den beiden anderen Rowdies ist män auf der Spur. Geyer, 7. Novbr. Auf einem zwischen dem Haltepunkte Schönfeld und Tannenberg gelege nen Straßenübergange wurde heute bei der Borüberfahrt des früh 7 Uhr 35 Min. von hier nach Schönfeld verkehrenden Persvnenzuges ein Pferd eines beladenen Wagens scheu und ging durch. Hierbei wurde bedauerlicherweise der Ge schirrführer vom Geschirr überfahren und ge tötet. Sieben lehn, 7. Novbr. Ein Akt landes väterlicher Fürsorge .Vom Kämmereramt däs Königs Friedrich' August ist gestern vormittag beim hiesigen Stadtrate über den Erdeinbruch und den Brandschaden durch Fernsprecher nähere Auskunft erbeten und vom Stadtrat auch, sofort erteilt worden. Daraufhin gelangte die hocherfreuliche Nachricht hierher, daß der König geruht habe, für die Abgebrannten 500 Mark aus seiner Privatzchatulle zu überweisen. Diese hochherzige Tat hat hier allgemein großeFveude hervorgerufen. — Am Sonntag wurde die Un- glücksstätte noch von Hunderten von auswärts besucht. Leipzig. Nachspiel zur Kämilentragödie Ruß. Die bei der Gasvergiftung vom 17. Ok tober mit erkrankte Ehefrau Ruß konnte als gesund aus dem Krankenhause entlassen werden. Aber die Witwe halte keine Freude mehr am Läden. Sie zeigte tiefe Niedergeschlagenheit, die den Hausbewohnern auffiel, und wenn sie auch ihrer gewohnten Tätigkeit nachging, so konnte man doch sehen, daß sie seelisch schwer litt. Gestern früh besorgte Frau Ruß ihre Haus- mannsgeschäfte und holte sich auch selbst ihr Frühstück ein. Gegen 9 Uhr sahen über Haus bewohner die Vorsaaltür der Rußschen Woh nung nur angelehnt, und da sie Sch'lhmMes ahn- „Elisabeth, Geliebte, wie habe ich! Deinen Wert so lange übersehen, Talmi für echtes Gold halten können? Vergib mir, Elisabeth." Das Mädchen weinte leise: „Ich habe Dir nichts zu vergeben, Georg. Werde nur bald wieder wie früher der harmlos- frohe, glückliche Menich" „Unter einer Bedingung, Elisabeth. „Und die ist?"" „Daß Du, Geliebte, .mein Weib wirst". Sie stand sprachlos da, flammend rot. „Willst Du nicht?" fragte er fast wie ent täuscht. Da lehnte sie den Kops an seine Brust und weinte Freudentränen. In diesem Augenblick trat Frau Hanna ein und Georg rief jübelno: „Mutter, nun ist alles gut, sie will meinWeib weiden. Da trat Frau von J.chan näher und sagte mit bewegter Stimme: „Gott segne Euch, Ihr lieben Kinder." Von diesem Zeitpunkte an blühte Georg Jachan wieder auf in alter Frische. Die Bewohner des Süderkuhl erfuhren erst jetzt, daß oie Gräfin Sidonie mit Mirja das Schloß Telkenburg verlassen hatte. Am MartinÄtage desselben Jahres fand in alter Stille Georgs und Elisabeths Hochzeit statt, aber pm so größer war ihr Glück in Liebe und edler Pflichterfüllung. Etwa zwei Jahre verflossen. Es war eines nachts im März, als Elimbeth in ihrem Bette wachte, weil sie einer Mrgräne wegen keinen Schlaf finden konnte. Das Schlafzimmer lag zur ebenen Erde. Klopfte es da nicht leise ans Fenster? Elisabeth war eine herzhafte Krau. Es war schon hell und so ging sie ans Fen ster. Sie erkannte Stina, öffnete sogleich das Fenster ein wenig und fragte:
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