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Der Grenzbote : 21.12.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1836929153-190512214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1836929153-19051221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1836929153-19051221
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer Grenzbote
- Jahr1905
- Monat1905-12
- Tag1905-12-21
- Monat1905-12
- Jahr1905
- Titel
- Der Grenzbote : 21.12.1905
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10 000 Mark. Jevem Beamten und Arbeiter des großen Betriebes wurden große Geld geschenke zu teil, ohne die noch folgende Weih- nachtsgabe; jeder Ortsarme erhielt 10 Mark- Steinbach bei Annaberg, 16. Dezbr. Schon wieder ist ein räuberischer Ueberfall ausgeführt worden. Als d er Kutscher der Brauerei Jöhstadt Win Mittwoch abend auf der Straße von Wein bach über Schmalzgrube nach Hause fahren wollte, wurde er von zwei Mannern angehalten und aufgefordert, fein Geld herauszugeben. Die ser trieb die Kerle jedoch in die Flucht. Er folgte ihnen über die schmale Brücke, die über den Graben d er Tippmannschen Schleiferei führt, glitt aus und stürzte in den Gräben. Die frechen Räuber entkamen dadurch Man irrt wohl nicht, wenn man in ihnen dieselben vermntet, die den Ueberfall in der Tippmannschen Schileiferei ver übten. Glauchau, 18. Dezbr. Bei einer Rauferei zwischen spielenden Kuäben stieß einer dersel ben einem 12jährigen Spielkameraden die Spitze einer Schere mit solcher Gewalt in das linke Auge, daß dieses sofort auslief. Chemnitz, 19. Dezbr. Wegen des Stratzen- tumults am 4. Dezember soll hier ein größeres gerichtliches Verfahren eingeleitet werden. Als den erweislichen Anstifter der Straßendemon- stra-tionen hat die Polizei den sozialdemokra tischen Reichstagsabgeordneten Noske bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Es ist ein Ver- fjahren eingeleitet und Noske bereits vernommen. Lerpzig, 19. Dezbr. Eine sehr stark be suchte Versammlung von sächsischen Gastwirten protestierte scharf gegen Vie geplante Reichs- Brausteuer und erklärte sich mit den Brauerei besitzern für identisch. Die Soudersteuer würde schließlich auf das Publikum abgewälzt, hier aus aber ein Rückgang des Bierkvnsums folgen. Dresden, 19. Dezbr. Bon den anläßlich der letzten Straßendemonstrationen verhafteten Personen sind 14 den zuständigen Gerichten zur Murteilung von der Polizeidirektion überliefert worden. Ihnen wird der Prozeß wegen Land friedensbruches, Aufruhrs bezw. Auflaufs und Widerstands gegen die Staatsgewalt gemacht werben. — Nach einer Meldung des „B. T." hat König 'Friedrich August den sächsischen Ministern dringend die Wahlrechtsänderung empfohlen. Dresden, 19. Dezbr. Der „Dresdner Anz." schreibt: Am 16. Dezember richtete Pfarrer einer. O. Naumann-Dresden an den Reichskanz ler eine Bittschrift, in welcher er um Reichsschutz für seinen Sohn, den Kiapellmeister am Deutschen Theater in Riga, O. Naumann und dessen Frau, ersucht. Das Gesuch schließt mit der Bitte, für SeelrnrätseL. Original-Roman von Irene v. Hellmuth. ^oryeyuug.t (Nachdruck verboten. Ssmy Warrener sah sofort, daß diese Lilly nicht mehr ihre einstige Schulfreundin Lilly Ivar. Es lag in ihren: ganzen Wesen ein gewisses edles Selbstbewußtjsein, dajß die Entwickelung der Jungfrau kennzeichnete. Und doch, stellte Lilly tausenderlei Fragen mit der Lebhaftigkeit und den: eifrigen Ungestüm eines halben Kindes. Sie wollte alles auf einmal wissen, was sie getan hätten, was aus rhren Schülfteunsin- nen geworden wäre, wie es Fräulein Main ginge, uno dann rief sie plötzlich aus: „Ach, Sie wissen es alle nicht, tme reizend es ist, wieder zu Haufe zu sein, und ich tonnte Mich nicht eher in England heimisch fühlen, bis ich hier gewesen war." „Uno bemerken Sie gar keine Verändcr- ungen?" fragte Herr Drummond. „O gewiß, Sie alle haben sich mehr ober weniger veränoert." „In zwei Jähren kann man nicht derselbe bleiben, auch Sie nicht! Sie sind zur Jungfrau herangewachsen." „Nun ja, ich, bin älter geivorden; aber Sie, Herr Drummond, in der Tat — Sie haben sich verjüngt! Ich habe Sie früher immer für einen — einen —" „— alten Burschen gehalten", rief er lachend aus, sehr belustigt über ihre Verlegenheit. „Nun, Lilly, ich warne Sie, anderen Leuten derartige Komplimente zu machen. Also Sie meinen, wir sind jünger geworden'?". „Sie besonders." „Und ich auch'?" wagte oer junge Miller fick), einzumischen, wenn auch mit niedergeschla gene:» Augen. Die Beiden hatten bisher noch nichts mit- enmnvcr gesprochen. Als sie in das Zimmer ge treten »var, hatte sie ihn einen Augenblick lang oie 80 000 Deutschen, die in Riga in Gefahr seien, durch die schwarzen Banden der Letten Habe und Leben zu verlieren, um Entsendung eiPs Schiffes nach Riga und hm sicheres Ge leit bis zum Hafen, eventuell um Bortrag dieses Gesuches beim Kaiser. — Reichskanzler Fürst Bülow antwortete unter dem 17. Dezember: Euer Hvchehrwürden gefälliges Schreiben vom 16. d. M. habe ich erhalten und daraus mit auf richtiger Teilnahme ersehen, daß Sie, wie ge genwärtig so viele unserer Landsleute, in ernster Sorge um Ihre in Rußland befindlichen An gehörigen sind. Nach! Einholung der Befehle Seiner Majestät des Kaisers und Königs habe ich Anordnung getroffen, daß deutsche Schiffe nach den Häfen von Riga, Libau und Reval entsendet werden, Um den dortigen Reichsangehörigen er forderlichenfalls Aufnah ne zu gewähren. Nach den neuesten aus Petersburg mir vorliegenden Meldungen ist übrigens die Eisenbahnverbin dung zwischen der russischen Hauptstadt und Riga wieder hergestellt. In vorzüglicher Hochachtung Eurer Hvchehrwürden ergebener Bülow. Dresden, 20. Dezbr. SkaatsMinister v. Metzsch erbat vom König seine Entlassung, aber auf die Vorstellungen der anderen Minister, diese könne jetzt als Schwäche gedeutet werden, entschloß sich Herr v. Metzsch zu bleiben. (H.-B.) Dresden, 19. bezbr. Zahlreiche russische 'Familien sind in den letzten Tagen wegen der Ereignisse in der Heimat nach Dresden ge kommen, um voroerhand hur zu bleiben. B e r t h e l s d v r f, 18. Dezbr. Aus dem Gänsestall oes Herrn Braumeisters Richter hier wurde am Freitag abend eine Gans gestohlen, die der Dieb gleich, an Ort und Stelle erwürgte. Als der Täter ber dieser Beschäftigung bemerkt wurde, flüchtete er unter einem im Hofe stehen den Wagen, wurde aber dort von dem Bleich arbeiter Emil Donath entüeckt. Donath wollte den Dieb hervorziehen. Dabei biß dieser ihn so heftig in die Hand, daß er ihn loslafien mußte. Der Täter entkam darauf über ein ziemlich hohes Lattenwr, ohne erkannt zu wer den: die tote Gans hat er zurückgeläs.sen. Deuben, 18. Dezbr. Der Kassierer des Sparvereins „Unverhofftes Glück" in Deuben ist nach Unterschlagung von 2000 Mark flüchtig geworden. Herrnhut, 19. Dezbr. Eine arge Miß handlung hat fm benachbarten Strahwalde der Ortsdiener Taffel in der Nacht zum Montag gegen 1 Uhr erfahren. Derselbe wurde von meh reren Leuten überfallen und derartig geschla gen, daß er schwer verletzt liegen blieb. Um nicht in der Kälte hilflos zuzübringen, gab Taffel Feueralarm, worauf er von einigen überrascht angeblickt, dann war ihr Auge von Zeit zu Zeit mit dem Ausdruck halb schüchterner, halb belustigter Neugier zu ihm hinübergeglit ten, jetzt faßte sie Mut und sah ihm gerade ins Gesicht. UM eine leichte Röte übergoß ihrAntlitz, als sic etwas leise und verlegen erwiderte : „Ich — ich erinnere mich wirklich nicht genau. Sie wissen, unsere — unsere Bekanntschaft war sehr kurz." Also es hatte ihr nicht einmal beliebt, sich seiner zu erinnern. „Sie haben jedenfalls in der Fremde Freunde genug erworben, um die alten in den Hinter grund treten zu lassen", erwiderte er etwas kurz. „Ich habe keinen meiner ^reunoe in England vergessen", entgegnete sie ruhig. Der Stich war verdient, er hatte keine Be rechtigung, sich mit ihren alten Freunden auf eine Stufe zu stellen. Nachdem Lilly's erste Neugier befriedigt wor den war, fing sie von ihren Erlebnissen und all' dem Schönen, das sie gesehen hatte, zu er zählen an. Es waren schöne inhaltsreiche Stun den, die inan so miteinander verlebte, und der Abend war hereingcbrochcn, ehe man sich dessen versah. „Nun, James", jagte Frau Warrener mit freundlichem Lächeln, als Lilly North sic wieder verlassen hatte, „.meinst Du noch, daß sie unter all' den Eifenbahnleuten unzart geworden ist?" „Und wie hübsch sie ist, schöner denn je !" warf Amy enthusiastisch dazwischen. Ter junge Miller schwieg einige Augenblicke, dann bemerkte er ziemlich mürrisch: „Ich denke Mir, wenn sie nicht bei ihrem Vater bleibt, wiro sie viel in die Gesellschaft kommen und eine Menge Leute kenne:: lernen. Wenn sie im Park spazieren fährt, wird jeder wissen wollen, wer sie ist. Wie leicht mag doch einem Mädchen durch all die Aufmerksamkeiten, die man ihr be zeigt, oer Kopf verdreht werden." Feuerwehrleuten in seine Wohnung! gebracht wurde. Taffel ist am ganzen Körper, namentlich aber im Gesicht, furchbar zerschlagen ivorden; der rechte Agm wurde ihn: aus gerenkt. Vermut lich liegt ein Racheakt vor. Bautzen. Verhaftet wurde hier die „Ge- dankenleserin und Phrenologin" Madajme de Ferrand und deren Ehemann. Das Ehepaar war vor einigen Tagen .mit feinen drei Kindern hier zugereist und die Fran hielt in einem Gast hause Sprechstunden ab. Das Paar wurde we gen Betrügereien und Unterschlagungen steck brieflich verfolgt. (Die Gedanken der Polizei konnte sie also nicht lesen!) Vermischtes. — Ein überfälliger Auswanoererdampfer. Der Ueberseädchmpfer „Sycilian Prince", am 5. Dezember mit 754 Auswanderern von Pa lermo nach Newyork ausfahrend, 'ist in Gibral tar nicht ein getroffen. Man befürchtet, daß er während der letzten schweren Stürme iM Mittel meer untergegangen ist. — Für einen.Daler vepiuchskrank. Eine hei tere Episode wird aus eingm Berliner Vororte mitgeteilt. Bei einer kürzlich! stattgefundenen Feuerwehrübung sollte die Sanitätskolonne ihr Können beweisen. Das Programm lautete: Dächftuhlbrand, Abstürzen eines Feuerwehr mannes von der Leiter, Anlegen eines Notver bandes und Transport Des Verwundeten in ein Krankenhaus. Es klappte alles vorzüglich. Der auserlesene Feuerwehrmann konnte den Sturz nicht besser markieren, schnell legten ihm die Sa- nitätsMannfchafden Verbände an und noch fixer ging es ins Krankenhaus'. Der diensthabende Arzt wartete bereits auf den angeblichen Ver wundeten und up: die einzelnen Verbände auf ihr fachgemäßes Anbringen zu prüfen, nahm er sie eigenhändig wieder ob. Als Verwund ungen charen angenommen Beinbruch, und Köpf verletzungen. Es stimmte auch alles, nur der Verband «m Köpfe wollte absolut nicht mehr her unter, der Patient stöhnte vielmehr ganz echA als man an seinem Kopf herumhantierte. Es stellte sich nun schließlich heraus, daß dieser Verband in der Eile mit einer Stecknadel an das Ohr des Verwunoeten augeheftet worden War. Auf die Frage des Verwundeten, ob er nichts gespürt habe, erwiderte der „Verwundete": „Ja, gespürt hoab' ichs wohl, «wer ich! hoab geglaubt, des gehört zur Hebung. Ich krieg ja 'n Daler, da muß ich mir das hält gefallen lasse!" — Die gewonnene Ente oder der Pantoffel held und seine Frau. Daß in den Händen einer resoluten Vertreterin des „schwachen" Ge schlechts auch eine gerupfte Ente eine männer bezwingende Waffe sein kann, beweist folgender „Lilly den Kopf zu verdrehen, dazu wird v«l gehören", erwiverte Frau Warrener; „sie ist dazu viel zu klug." 12. Kapitel. An: nächsten Tage statteten Frau North und Lilly Frau Warrener den versprochenen Besuch ah: James Drummond war lecher nicht zuHause; aber es bedurfte auch bei feiner Schwester kei ner großen Beobachtungsgabe, um zu sehen, wie wenig Frau North uno Lilly sympathisierten. Man sprach viel vor: der bevorstehenden Ge sellschaft in der Walpurgisnacht bei Frau North. „Sie kommen doch bestimmt, Frau Warrener?" „Amy und ich, kommen gewiß. Nur weiß ich, noch nicht, wie mein Bruder darüber denkt. Ein Kvstümball ist, glaube ich, nicht ganz nach seinem Sinn." „Aber liebe Frau Warrener, das ist ein ganz harmloser Scherz, an dem auch sehr gescheite Leute Interesse haben können. Ich bin über zeugt, der Anblick schöner Kostüme wird auch ihm Vergnügen Machen", sagte Frau North. „Ich weiß, er kömmt, wenn Sie ihm sagen, daß ich ihn besonders darum bitten lasse", setzte Lilly hinzu. „Es wird nur eine kleine Ge sellschaft sein, Herr Miller kommt auch" „Und was für ein Kostüm wird er tragen?" „Ich weiß es nicht", sagte Lilly, dann setzte sie schnell mit mutwilligem Lächeln hinzu: „Sa gen Sie ihm, er soll als Romeo kommen. Glau ben Sie nicht, daß er sich in diesem Kostüm gut gusnehmen imrd? Ja, Frau Warrener, sagen Sie ihm, ich bäte ihn, als Romeo zu kom men." „Das will ich, tun, Lilly", entgegnete Frau Warrener lächelnd, aber sie schüttelte den Kopf. Es steckt in dieser jungen Dame doch noch immer etwas von dem tollköpfigen Schulmädchen. Es mag seltsam klingen, aber Herr Drum mond nahm die Einladung sehr erfreut, ja mit großem Eifer an und hatte den Kopf in der nächsten Minnte schon von allerhaiid Plänen für
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