12 eine Parade über die gesamte Bürgerwehr ab, wobei er zu dieser sagte: Ihr seid wackere Leute, dient mir und meinem Hause auch fernerhin mit solcher Treue! Noch größeres Ungemach als im Dreißigjährigen Kriege erlitt die Stadt durch die Schweden im Nordischen Krieg, indem es von 1706 bis 1707 ein ganzes feindliches Reiterregiment zu verpflegen hatte, dessen Verhalten obendrein zu sehr vielen Klagen Anlaß gab. o) 1744 brannte an einem Sonntage fast die ganze Stadt ab. An demselben Tage hatte der Pfarrer über das Thema ge predigt „Eilet und errettet eure Seele!" Die folgende Nacht wurde von der obdachlosen Bürgerschaft teils auf dem Bobersberge, teils auf der Viehweide (dem heutigen Stadtpark) zugebracht (ganz nach der Schilderung in Goethes Hermann und Dorothea). Nur der Neumarkt mit der Gabelsbergerstraße und einem Stück der Berliner Straße war stehen geblieben. Zwei Monate später kam Friedrich der Große bei der Eröffnung des zweiten Schlesischen Kriegs an Großenhain vorüber. Er tröstete die trauernden Bürger mit deni Spruch „Krieg und Brand segnet Gottes Hand" und gab Befehl, die Stadt mit jeder Einquartierung zu verschonen; aber die nachrückenden Truppen kehrten sich nicht daran. z. Kis E Hegenwank. a) Der Siebenjährige Krieg brachte natürlich die schwersten Heim suchungen für Großenhain. Die wiederholten Kriegssteuern, die eine Gesamtsumme von 23000 Talern betrugen, hatten zur Folge, daß die Stadt selbst und die einzelnen Grundstückbesitzer tief in Schulden gerieten. Auf dem Marsche von Roßbach nach Leuthen blieb Friedrich der Große mit 21000 Mann am 17. November hier über Nacht; es mußten in jedem Hause 40 — 50 Soldaten untergebracht werden. 1762 wäre Friedrich der Große in unsrer Stadt beinahe von einem kaiserlichen Soldaten, der sich am Wilden- Hainer Tore versteckt hatte, erschaffen worden. 1778 lagen die Preußen nach Ausbruch des „Kartoffelkriegs" als Verbündete eine Nackt hier in Quartier. Sie entfernten den auf dem Markt zur Bestrafung von Soldaten stehenden Esel. (Der ebendaselbst besindlicke Soldatengalgen verschwand 1816 in der ersten Nacht nach der Rückkehr der städtischen Garnison.) b) Im Verlauf der Napoleonischen Kriege hatte die Stadt wiederum viel zu leiden. 1813 rückten Kosaken ein, die hier ihr Osterfest feierten. Auf dem Altar der Kirche stand ein Dickkuchen und eine Schüssel Eier. Nach dem Gottesdienste küßten die russischen Offiziere und Soldaten einander und ebenso jede Person, die ihnen