Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.06.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187506083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18750608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18750608
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1875
- Monat1875-06
- Tag1875-06-08
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- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.06.1875
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Nr. an,«- Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Braud. Dienstag, den 8. Jaai. 1875 129 Mit einiger Spannung sieht man dem Urtheil der österreichischen Gerichte in Bezug auf Wiesinger ent gegen. Das österreichische Strafgesetz enthält nämlich folgend« Bestimmung: „Wer Jemand zu einem Verbrechen auffordert, aneisert oder zu verleiten sucht, ist dann, wenn seine Ein wirkung ohne Erfolg geblieben war, der versuchten Ver leitung zu jenem Verbrechen schuldig und zu derjenigen enthalten sei, er habe in der Angelegenheit lediglich als Bote fungirt, wofür ihm 2000 Gulden Lohn zugesichert worden seien. Seine Mitwissenschaft hat man bis jetzt noch nicht »achzuweisen vermocht. Möglicherweise wird sonach auch Wiesinger straffrei ausgehen, trotz des ausreichenden Strafgesetzes, nur weil man ihn nicht überführen konnte, während Duchesne trotz seiner vollständigen Ueberführung ans strafgesetzlichen Mängeln gehen gelassen werden mußte. Dir allein die Freuden des Lebens zu bereiten, und kannst Du zürnen, wenn ich mich gekränkt fühle, daß Du diesen Traum nicht weiter mit mir theilen willst? Mein Freund, sagte sie schmeichlerisch, zweifelst Du denn an meiner Liebe zu Dir ? O nein, nein, versetzte er stürmisch und preßte sie an sich. Wenn Du mir dies sagst, so zweifle ich nicht mehr. Aber der Marchese, fuhr er dann wieder peinlich berührt fort, ist mir hier als Gesellschafter nicht eben angenehm. Aber warum nicht? Haben wir uns nicht vortrefflich in seiner Gesellschaft amnsirt? Gab er dem Abend gestern, dem Tage heut nicht einen mannichfaltigen Reiz? Er ist überdies ein Verehrer von Dir nnd von mir, ein alter Bekannter, dem man doch füglich nicht, am wenigsten aus Reisen, die Thür verschließen kann. Das sehe ich ein, und deshalb will ich fort von hier, 10 Vs. banchuet. Inserate füw stet» fort von ihm. Wie kindisch, Fortunato! sagte sie achselzuckend. Es würde sich solche Flucht doch recht lächerlich ausnehmen. Und können wir ihm nicht ebenso gut auch anderwärts begegnen? Willst Du dann immer wieder vor ihm entfliehen, oder vor jedem Anderen, der unser Haus besucht und der Deine Eifersucht reizt? Ueberlege Dir dies einmal. Fortunato sah ein, daß seine Frau Recht habe, ohne daß er deswegeu aber überzeugt war, Unrecht gehabt zu haben. iEr besaß keine Natur, weder um zu hadern, noch um zu zu trotzen. Weichmüthig und weichen Gefühls, brach di« Energie In Frankreich treibt der Klerikalismus immer üppigere Blüthen. Jüngst hat der Kriegsminister v. Cissey allen Corps Cbefs Befehle zugehen lassen, sich in den Garnisons-l Verhandlungen vertagt. um Sondirungen vorzunehmen. Als Grund dafür, warum er dies nicht empfahl, als der Cours des Schiffes wegen des Nebels verändert wurde, gab er an, daß er be schäftigt war und daß es der Kapitän nicht liebte, in seiner Pflicht instruirt zu werden. Edwin Polemann, der zweite Steuermann, der zunächst vernommen wurde, stellte de« verstorbenen Kapitän Thomas ein glänzendes Zeugniß für Sorgfalt und Genauigkeit in der Handhabung des Schiff«» aus. Er sei stets bereit gewesen, R Umschläge von seinen Untergebenen anzunehmen. Nach einer kurzen Vernehmung des vierten Steuermanns Richard Heiutze wurden die m etwa ewig sallein leben? Soll ich Deiner k kindischen Eifersucht wegen auf das Recht verzichten, einen L Bekannten, emen Freund zu empfangen, mit ihm mich > Mein Gott, so bist Du gar eifersüchtig! warf Violanta l mit verwundendem Spott ein. Ich bin «S, ja. Ich bin nicht gewillt, einen Hausfreund für meine Frau zuzulassen. Offenbar war aber Violanta befreundeter mit dieser in Italien allgemein herrschenden Sitte, welche es ohne Anstößigkeit zuläßt, daß die verheirathete Frau im CiciSbeo den Stellvertreter ihres Gatten habe. Fast gilt es ja für ein Unglück, wo nicht gar für eine Schande, wenn eine Signora sich eine- solchen Verehrers nicht rühmen kann. Die Weihe keuscher Liebe pflegt die Ehen in Italien nicht oft zu umgeben. Nach den Flitterwochen denkt di« Frau gern an Litb«Sab«nteuer mit Ander««, und d«r Gatte beacht-t «S nicht, weil er seinerseits eine gleiche Neigung hat, untreu zu sein. Niemand findet darin ein Verbrechen, am wenigsten d«rjenige, welcher sich die Gunst einer jungen Frau zu erringen weiß und damit ihr Geliebter und der zugelaffene Freund d«S Hauses wird. Al» Violanta die letzten Worte ihres Manne» ver- I nommen, fühlte sie noch den Druck der Hand, mit dem I Careggi sich von ihr verabschiedet, Nang n«h verführerisch I in ihren Ohr«n das Geständniß seiner Liebe. Es war eine I Schuld, die ihr heimliche Freude bereitete, und Fortunato erschien ihr deshalb durchaus nur als der Störefried 1 derselben. In gereiztestem Ton erwiderte sie daher aus feinen Angriff: nur für Dich da, nicht auch für die Gesellschaft?. Das wäre ja »ir schreckliches Loos, eine unerträgliche Tyrannei. Violanta, lenkte Fortunato ein, der fürchtete, seiner Frau Unrecht thun zu können, Du übertreibst. Ich will Dich ja nicht abschließen von dem Umgänge mit Anderen ; wir werden in die Gesellschaft zurückkehren. Aber in diesem ersten Glück unserer Ehe, da dachte ich mit meiner Liebe Die jüngsten Großthaten des englischen Kabinet» auf diplomatischem Gebiete lassen der Londoner Presse noch keine Ruhe. „Morning Post" fabelt sogar von einer englisch-rnssischen Allianz zur Aufrechterhaltung des euro päische« Friedens. „Wird sie fortdauern?" — fährt da» sonst so rassenfeindliche Organ fort. — „Das hängt lediglich brechens zr , „ verlangt also nicht, "wie dasjenige der übrigen Staaten, namentlich auch Deutschlands und Belgiens, daß auch Hand lungen verübt wurden, die «inen Anfang der Ausführung eines Verbrechens bethätigten. Wäre demnach der Arbeiter Duchesne, gegen den in Folge der fraglichen Lücke der belgischen Gesetzgebung die Untersuchung wieder eingestellt werden mußte, trotzdem daß sein BerleitungSversuch zu einem schweren Verbrechen feststeht — ein Oesterreicher, so würde er längst mit einer angemessenen Strafe belegt worden sein. Ob aber auf Wiesinger jene Gesetzbestimmung Anwendung findet, ist fraglich, weil derselbe behauptet, er habe keine Ahnung gehabt, was in dem Bülow übermittelten Briese Empfindungen zurück. Noch einmal sah er Violanta an: sie war lieblich, wie ionst, und ihre Äugen, erregt von der Aufwallung der letzten Augenblicke, glänzten in Reinheit wie die Sterne am Himmel. Er hatte sie gekränkt, betrübt, beleidigt — gewiß, und er zog sie nieder auf seinen Schooß und liebkoste ihr zartes Antlitz mit der Hand, und wie die Sonne siegreich endlich die Wolken durchbricht, so verdrängte ihr Lächeln den Ernst »nd das Schmollen, welches ihr« Züge noch fest gehalten. Dann war es wieder ganz das heitere Gesicht, )as zärtliche, schmachtende Auge, das hingebend sich an- chmiegende Weib. So bleiben wir hier? fragte sie ihn noch, wie im letzten, kokett sich äußernd«» Zweifel vor dem Triumph. Wie hätte Fortunato es erst noch versichern sollen! Er nickte nur mit dein Kopfe und lächelte sie au vor Glück, die häßliche Wolke so schnell verscheucht zu sehen. Frohe Tage kamen wie eine neue Folge nach einer Stunde der Störung. Violanta war heiterer und liebevoller denu je, Fortunato so glücklich wie zuvor. Er glaubte eS wenigstens, doch war es nicht der Fall. Jedes Mal, wenn der Marchese kam, und er kam oder man verabredete sich mit ihm alle Tage, fühlte Fortunato eine» Stich ins Herz, und jedeSmal, wenn er wieder ging, war ihm, als heb« sich eine Last von seiner Brust. Aber er gelangte nicht dazu, sich diese Empfindung zu erklären. War Careggi da, so gewann er ihn durch die Anmuth und di« ungesuchte Fröhlichkeit seines Wesens, und war «r wieder fort, so schmiegte Violanta sich in verführerische Zärtlichkeit an ihn. ES wäre eine Grille gewesen, sich durch Grübeln mit Sorgen zu belästigen. unterballen? Bin ich als Deine Frau Deine Gefangene,!seines Willens nur wie der Windstoß aus einem sonst ..... i.i. "^--'friedlichen Grunde; war die Anregung dazu behoben, so kehrte er gern in die Welt seiner mehr künstlerische« Der Bettelmufilaut. Novell« von Schmidt-Weißenfil«. (Fvrtsetzno,.) Tagesschau. Freiberg, den 7. Juni. , Kaiser Wilhelm ist am Sonnabend nach Bad Ems ab- § gereist, woselbst er Sonntag Vormittag 10 Uhr eintraf. , Zu» Empfange desselben waren der Kaiser von Rußland , und der König von Württemberg auf dem Bahnhöfe an- wesend. Von den zahlreich versammelten Kurgästen und . Einwohnern wurde d«r Kaiser enthusiastisch begrüßt. Die < beiden Kaiser und der König von Württemberg begaben sich g«meinschastlich nach dem Hotel „Zu den vier Thürmen", . um daselbst der Königin von Württemberg einen Besuch . abzustatten. Die Stadt prangte in reichem Flaggenschmuck. , Fürst Bismarck begab sich schon am Tage vor der Abreise , des Kaisers auf seine pommersche Besitzung Varzin. Die Saison wird in den höheren Gesellschaftskreisen mit dem Antritt der Badereise des Kaisers als definitiv geschlossen ! betrachtet und sowohl das diplomatische Korps wie die in ländische Aristokratie trifft alle Vorbereitungen zum Ver lassen der Stadt Berlin. Die Arbeiten des Landtages wäh rend d«r letzten beiden Wochen werden jedenfalls nicht mehr durch neue Vorlagen vermehrt, sondern im Gegentheil durch Zurückstellung einzelner bereits vorgelegter Entwürfe ein geschränkt werden. Die Temperatur im Sitzungssaale des Abgeordnetenhauses ist bei dem jetzigen Wärmegrad «ine so . unerträgliche, daß täglich starke Quantitäten Eis unter dem Podium des Saales angehäuft werden müssen, nm einiger maßen Kühlung zu schaffen. Wenn in den letzten Tagen als mutbmaßlicher Schlußtermin der 19. d. Mts. bezeichnet wurde, so soll das Präsidium dem entgegen die Hoffnung ausgedrückt haben, den Rest der Arbeiten bis zum 15. be wältigt zu sehen, so daß also an diesem Tage bereits die Schließung der arbeitsvollen Session erfolgen könnte. Zwei von der preußischen Regierung erlassene Ver ordnungen find von allgemeinerem Interesse. Bisher hatte man Strafgefangene zwangsweise zur Ärbeit angehalten 'ünd nur in dem Falle verschont, wenn es in der Anstalt an einer ihren Fähigkeiten entsprechenden Beschäftigung fehlte oder wenn sie ihre Verpflegnngskosten selbst trugen. Jetzt sollen nach einer Verfügung des Justizministers Straf gefangene nur zu Arbeiten angehalten werden dürfen, welche ihren Fähigkeiten entsprechen und ihre Freilassung von Arbeit darf nicht davon abhängig gemacht werden, ob ihnen Selbstbeköstigung verstattet ist oder nicht. — In einer zweiten Verordnung untersagt der Handelsminister die Auswandererbeförderung nach Venezuela. Alle hierzu ertheilten Konzessionen werden für erloschen erklärt. Nach einem beigefügten Verzeichnisse sind im Ganzen 18 solcher Konzessionen ertheilt worden, 12 nach Bremen, 3 nach Hamburg und 3 nach Süddeutschlnnd. lieber den diesjährigen Wollmarkt in Breslau wird unterm gestrigen Datum gemeldet: Das Bargeschäft auf den Lagern des Wollmarktes ist weit schwächer, die Zahl der Käufer weit geringer als in den Vorjahren. Die Stimmung städten bezüglich der stattgehabten FrohnseichnamS-Prozessio« mit der Geistlichkeit in Vernehmen zu setzen. Sie sollten durch die Anwesenheit der Truppen mrd durch di« Mit- , Wirkung der Militärmusik die Feierlichkeit de» Feste» «r» löhen. Jetzt wissen nun die Offiziere, daß die Empfehlung der Geistlichkeit in den höheren militärischen Regionen von großem Werth ist; diejenigen, welche dem klerikalen Treiben nicht auS Ueberzeugung folgen, thun eS aus Interesse. Giebt eS doch in jedem Regiment einen Feldgeistlichen, der sich die guten und die schlechten Katholiken notirt. — Die Stadt Pari- hat ihr Budget für 1876 aufgestellt; dasselbe balancirt mit 307 Millionen Franken Einnahme und Ausgabe, davon 203 Millionen im Ordinarium und 10» Millionen im Extraordinarium. Vergleicht man da mit das Berliner Budget, welches Ausgaben von 33^ Millionen Mark oder 42 Millionen Franken aufweist, so bedarf es keine« Kommentars, welche Lasten der Pariser Bürger zu tragen hat. Die Stadt Paris hatte nach der letzten Schätzung vom Jahre 1872 im Ganzen 1,852,000 Einwohner; nimmt man also an, daß eS doppelt so viel wären, als in der deutschen Hauptstadt, so muß der Pariser Bürger gerade 3j Mal so viel aufbringen als der Berliner. ist matt. Für England, Frankreich «nd Schweden wurden bis jetzt etwa 4000 bi» 5000 Zentner genommen, für Rhein land wurde nur äußerst wenig gekauft. Die Preise etablirten sich auf der Basis der vorjährigen, nur selten wurden für hochfeine Wollen ca. 2 Thlr. mehr bewilligt. Fehlerhafte Waare muß billiger erlassen werden. Die Zufuhren ttir den offenen Markt sind reichlich so stark wie im vorigen Jahre. — Freiherr Georg v. Vincke ist im Bade Oeynhausen in Folge eines Schlaganfall- gestorben. Der Sohn de- Grafen Harry v. Arnim begab sich dieser Tage nach München, um daselbst mit dem Professor v. Loitzendorfs zu konferiren. Es scheint also, als werde v. Holtzendorff auch den Verhandlungen zweiter Instanz beiwohnen. Die Regierung des GroßherzogthumS Baden hat nun ebenfalls das Abhalten von Jubiläumsprozessionen außer halb der kirchlichen Gebäude untersagt. Man ahmt bei uns allmähliq die Berner Gesetzgebung nach, welche als Grundsatz aufstellt: „Die Kirche gehört in die Kirche." Hoffentlich werden sich unsere heutigen Verordnungen später auch in Gesetze umwandeln. Strafe zu verurtheilen, welche auf den Versuch diefrs Ver- j von Rußland ab. Aber da Rußland wie England den Frieden brechens zu verhängen wäre." DaS österreichische Gesetz ernstlich wünschen, ist kein Gmnd vorhanden, warum die " Verbindung nicht geraume Zeit andanern sollt«." — Ja Greenwich wird bekanntlich jetzt die handelsamtliche Unter suchung über die „Schille r"-Katastropbe fortgesetzt. Der Rechtsbeistand des Handels-Amtes erklärte zum Beginn der Verhandlungen, daß, obwohl die in England kattfindende Untersuchung mit der Zustimmung der deutschen. Legierung «ingeleitet wurde, letztere sich ihres Rechte-, auch in Deutsch land eine Untersuchung zu halten, keineswegs begebe. Heinrich HillerS, der erste Steuermann de- „Schiller", bemerkte im Laufe seines Verhörs, daß es nicht schwierig gewesen wäre, in der Nacht des 17. Mai Halt zu machen, NmdergerAiyeM und Tageblatt.
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