Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.06.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187506167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18750616
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18750616
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1875
- Monat1875-06
- Tag1875-06-16
- Monat1875-06
- Jahr1875
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.06.1875
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
jeden Wochentag Abend« 6 Uhr sSr Len andern Tag. zweimonatl. l MI. »0 Pf. und ein- monatl. 7b Pf. Di» Redaktion be findet sich Rinnen« gafie SL^. H. Et. NecheMrAn^elgtrW Handlung, zu senden. und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Mittwoch, dm 16. IM 1875 13« mit den Geheimbündlern aufrecht, so daß nun die tieftrau-1 zu können. Noch ist nicht abzusehen, welche Ansicht die rige Erscheinung zu Tage trat: die Ruthe, die für den Oberhand gewinnen wird. Vorläufig ist eine Untersuchungs ¬ kommission niedergesetzt, um festzustellen, wie weit die Be ¬ schien jeder Anlaß geschwunden, die geheimen Gesellschaften Linke, allerdings aus rein politischen Gründen, dem Mini hauptung des Deputirten Tajani begründet oder unbegründet t, daß die staatlichen Sicherheitsorgane theilweise mit den Verbrechern im Bunde stehen. Aber welches Schicksal schließlich dem Sicherheitsgesetze auch beschieden sein mag — ein radikales Heilmittel wird es nun und nimmer werden. Hier helfen keine Palliative, keine Repressiv-Maßregeln; hier muß das in Grund und Boden hinein ruinirte Rechtsbewußtsein des Volkes inS Leben zurückgerufen werden. Maffia und Camorra unter drückt man nicht durch Zuchthäuser, sondern nur Schulen können nach und nach diese Geheimbünde entwurzeln und beseitigen. Die Bildung des Volkes, seine vollständige Be freiung von der Herrschaft eines Klerus, der es in den Sumpf von Dummheit, Aberglauben und Rohheit hineiu- gedrückt, sind das einzige Rettungsmittel für die italienische Gesellschaft. Nur eine energische Reform des Schulwesens und eine gründliche Beseitigung der jetzigen Kirchenpolitik kann Italien zur Gesundung sühren. Dahin hat es leider aber noch gute Wege. erreicht worden war. Kein Fleck italienischen Bodens, keine Schichte italienischer Gesellschaft, die nicht durch unsichtbare Fäden mit dem großen Bunde der „nationalen Rächer" verknüpft gewesen wäre. Die politische Leidenschaft publi- zirte Mazzini als Dogma und der gemeine Verbrecher be mächtigte sich der willkommenen Handhabe, sich mit der Toga politischen Märtyrerthums zu schmücken. Da kam die Befreiung und Einigung Italiens; das an gestrebte Ziel war nun da, aber die Geister, die man früher rief, wurde man nicht wieder los; Camorra und Maffia blieben. Eine Zeit lang hielt auch noch der politische Vor wand vor, denn jetzt besoldeten die entthronten Fürsten und der Vatikan das neapolitanische Brigantenthum. Als dieses nach langen, mühsamen Kümpfen jedoch unterdrückt wurde, geblieben. Die lange Gewöhnung und der Hang des Volkscharakters nach abenteuerlicher und sei es auch Räuberpolitik ließen die einmal in günstigen Boden gesenkten Keime so üppig weiter wuchern und erschreckend um sich greifen, daß Maffia und Camorra zur furchtbarsten Landplage geworden sind. Sie treiben ein geradezu ruchloses Unwesen. Ein großer Ver- wecherbund hält mit eisernen Klammem das ganze Land gefangen, vereitelt jede Justizpflege, jede Ahndung der chreiendsten Nichtswürdigkeiten. Aus Furcht vor ihnen bildet man keine Geschwornen, die über Verbrecher zu Gericht sitzen, um nur den eigenen Kopf in Sicherheit zu Halten- Man zahlt weit lieber die gesetzlichen Strafen, aber meidet unter allen Umständen die Geschwornenbank. Die Behörden fühlen sich diesen geheimnißvoll ungreifbaren Mächten gegen über ohnmächtig, denn ihre eigenen Sicherheitsorgane machen, wie ja ausdrücklich in der Deputirtenkammer behauptet wurde, zumeist gemeinsame Sache mit der Verbrecher-Kompagnie. Die Regierung erklärt, zu außerordentlichen Maßnahmen greifen zu müssen; sie unterstützt diese ihre Forderung dem Parlamente gegenüber durch die Veröffentlichung einer Reihe - von Aktenstücken, zumeist Berichten der betreffenden Präfekten, Fremden gebunden, peitschte den eigenen Rücken; die poli tische Ursache war behoben, aber die soziale Wirkung Tagesschau. Freiberg, den 15. Juni. Während man im Auslande unausgesetzt und mit Hülfe der verschiedensten Kanäle bemüht ist, die auswärtige Politik des deutschen Reiches zu verdächtigen, hat der Reichskanzler kurz vor seiner Abreise nach Pommern drei der am Berliner Hofe akkredirten Botschafter empfangen und ihnen die vertrauliche, aber formelle Versicherung er- theilt, daß in den Kriegsgerichten der letzten Wochen nicht der mindeste thatsächliche Grund vorhanden gewesen und daß das einzige Ziel seiner Absichten auf die dauernde Er haltung des Friedens gerichtet sei. Der österreichische Bot schafter Graf Karolyi ist sogar zweimal kurz hintereinander vom Fürsten Bismarck empfangen worden, was bei der be kannten Zurückhaltung des Letzteren der auswärtigen Diplo matie gegenüber bemerkenswerth ist. In betheiligten Kreisen unterliegt es keinem Zweifel, daß die Botschafter alsbald - ihren Regierungen Mittheilung von den Erklärungen des Reichskanzlers gemacht haben, was zur Wiederherstellung des Vertrauens das Seinige beigetragen haben wird. Ebenso unbegründet sind die tendenziösen Auslegungen des unbe stimmten Urlaubs, den der 'Reichskanzler angetreten. Nur ein mäßiges Gedächtniß genügt, um sich zu erinnern, daß ganz dieselbe Form der zeitweiligen Dienstentlassung des Kanzlers bereits vor einigen Jahren gewählt worde» ist. Damals so wenig wie in diesem Jahre wurde die bezügliche kaiserliche Kabinetsordre im Neichsanzeiger publizirt, das die ein erschreckendes Licht auf die Rechts- und Sicherheits zustände des Landes werten. Der Ministerpräsident konnte mit Recht behaupten, daß der eingebrachte Entwurf des neuen Sicherheitsgesetzes keinen provinziellen Charakter trage, denn nicht gegen Sizilien allein, sondern gegen alle Theile des Landes sei er gerichtet. Eine andere Frage aber ist es, ob die weitere Behauptung des italienischen Premiers, daß seine Vorlage durchaus keinen politischen Charakter an sich trage, vollständig richtig ist. Von der noch nicht erfolgten Beantwortung dieser Frage hängt das Schicksal des Sicher heits-Gesetzes in der Deputirtenkammer ab. Die Regierungsorgane verfechten natürlich mit großem Nachdruck den Standpunkt des Ministeriums. „Wir können uns nicht denken," sagt die „Opinione", „daß es in ganz Italien auch nur einen Ehrenmann geben sollte, der aus der Frage der öffentlichen Sicherheit eine politische oder Parteisrage machen würde." Dem gegenüber erklärt die und des Schutzes gewiß, wenn sie sich nur gegen die Unter drücker kehrten oder zu kehren den Anschein hatten. Lange Jahre qualvollen Ringens gegen fremde Oberherrschaft und nach nationaler Einigung ließen ein regelrecht ausgearbei tetes System der Geheimbünde als einzig wirksame Waffe gegen den derzeitigen Machthaber erscheinen. Der Meister der Konspiration, Mazzini, brachte das System, dem südliche Leidenschaftlichkeit einen blutig grausamen Stempel auf drückte, zu einer Vollkommenheit, wie sie vor ihm noch nicht noch mit politischem Nimbus zu umgeben. Aber die Radi- sterium so weit gehende und mit der Verfassung in so kalen wußten es besser, sie hielten ihre Bundesgenossenschaft! starkem Widerspruch stehende Machtbefugnisse nicht ertheilen Vie Zustände in Italien. Im Lande der Zitronen, der Klassiker und Räuber, herrscht jetzt große Aufregung, welche namentlich die Be- -rathung des Sicherheitsgesetzes in der Deputirtenkammer zu Rom hervorgerufen und noch fortwährend nährt. Die Re gierung hat die Sonde etwas tief in die brennendste Wunde gesteckt, um sie gründlich zu untersuchen und zu heilen. Das Sicherheitsgesetz soll das Radikalmittel sein, nicht nur für Sizilien, sondern für das ganze Land. Ist auch in Sizilien das Uebel am ärgsten, so weisen doch die Sicher- heitszustände des übrigen Königreichs ebenfalls Krebsschäden auf, wie sie höchstens noch in Griechenland häuslich und gebräuchlich sind. Maffia und Camorra — die Namen zweier Geheimbünde — sind die Schreckensworte, die so ziemlich ganz Italien beherrschen. Durch die frühere italienische Zerrissenheit wußten diese Gesellschaften ihre Existenz mit dem Nimbus politischer Berechtigung, ja wohl patriotischen Nationalgefühls zu um kleiden. Mord, Raub und Verbrechen waren der Duldung in endlose» Zügen, dicht gedrängt, hier hindurch, und an Umfanges alle die Gasflammen anzündet, durch welche jedem Abend giebt sich die feine Welt und die der Lebe- diese Kuppel und dainit der Mittelpunkt der Gallerie Hier stehen Cavour, der große Staatsmann der Neuzeit, Macchiavelli, der berühmte Staatsmann des Mittelalters, Galilei und Refael, Dante und Michel Angelo, Volta und Marco Pola, Pisano und Visconti — die Zierden der Wissenschaft und der Künste zusammen. Und am anderen Ende sind die Bildsäulen von Gozzadini und Columbus, von Savonarola, dem revolutionären Mönch, und Ugo Foscolo dem patriotischen Dichter, dessen Leiche jüngst erst aus einem londoner Kirchhofe ausgegraben wurde, um nach feinem Vaterlande zurückgebracht zu werden. Diese Pan theons in allen Städten, selbst auf den Begräbnißplätzen Italiens, beweisen eine Dankbarkeit und nationale Selbst achtung des Volks, wie sie in solchem Maße wenig andere Nationen besitzen, keine andere so würdig zu verherrlichen weiß. Hier nun, in dieser Gallerie Viktor Emanuel, wogt von Morgens bisinderspäteu Nacht die Menge der Spaziergänger. Sie bildet den beliebtesten Corso Mailands, wo es an Sonnentagen kühl ist und bei schlechtem Wetter sich alle Welt wie in einem Gesellschaftssaal versammelt, der Jeder- Ueberraschung, der Freude aus diesem dichten Knäuel von Menschen, die alle hinauf nach der Decke der hohen Achteck halle schauen. Auf einer in ihrer Höhe umlaUfendenSisenbahn erscheint plötzlich eine kleine Lokomotive, die blitzschnell sich in Bewegung setzt und dabei im Beschreiben des großen männer der lombardischen Hauptstadt in diesem glänzenden Raume ihr besonderes Rendevous. Und nie ohne Reiz und ohne Abwechselung ist das Bild des Lebens, welches sich hier abrollt. Wer verfolgte mit den Blicken nicht immer wieder die stolzen Fraueu- figuren, die hier von Zeit zu Zeit erscheinen, und an denen Mailand so überraschend reich ist? Wer könnte sie übersehen, diese hohen Gestalten, deren imposantes Wesen durch den schwarzen, vom dunklen Haar nach rückwärts lang herab sallenden Schleier so malerisch gehoben wird? Die stattlichen italienischen Offiziere in ihren schönen und kleidsamen Unifor men; die zahlreichen Fremden in ihren ost wunderlichen Trachten; die Leute aus dem Volke mit ihren verschiedenen Geräthen oder Handelswaareu; der zwischen durchschlendernde Polizist mit dem dreieckigen Hut, der gelangweilt sich nach einem Kameraden umschaut, damit er mit diesem vereint seinen Weg abschreite, überzeugt, daß seine Gegenwart überall gänzlich überflüssig sei — welch ein anregender Wechsel farbiger, interessanter Erscheinungen, der in all seinen Wiederholungen doch niemals eine Eintönigkeit an nimmt. Mit Eintritt der Dunkelheit drängt es sich in Fluchen herbei, sowohl vom Domplatz her, wie vou der Piazza della Scala. Eine Masse zierlich geputzter Kinder fällt auf, die sich mit Hunderten von Männern und Frauen unter der Glaskuppel aufstellen. Und plötzlich ertönt ein Ausruf der mann offen steht. Niemals, daß diese Passage leer wäre von Besuchern, die sich die tausend Dinge au den Schau fenstern besehen, oder die schönen Fresken, mit denen die obere Partie res Oktagon geschmückt ist. Wie der Italiener immer einen Corso, eine Straße, einen Platz, eine Promenade haben muß, auf welcher er eine müßige Stunde flaniren kann, so ist diese Gallerie für den Mailänder innerhal der Stadt die beliebteste Stätte, die sie aufsuchen, wenn sie spazieren gehen wollen. An Sonntagen und Festtagen wallfahrten die Bauersleute der Umgegend, die Familien der Handwerker, all diese bunte, naive heitere Menge, die man als buon pnpRion, als das „gute Volk" bezeichnet, Feuilleton. Der Bettelmufikaut. Novell« von Schmidt-Weißenfels. (Fortsetzung.) Seit etlichen Jahren ist eine der großen Bauten beendigt, welche auf diefem niedergerissenen Winkel sich erheben sollen. Der Dvmplatz ist mit der Piazza della Scala, die nach dem großen Opernhause ihren Namen hat, durch eine be deckte Prachtpassage verbunden, die den Namen Gallerie Viktor Emanuel führt. Sie ist die größte und schönste aller derartigen Saalstraßen, wie sie in Paris, Brüssel und Hamburg längst zu deu Sehenswürdigkeiten gehörten. Ihre Länge ist über siebenhundert Fuß, und eine Querpassage durchschneidet sie, so daß sie die Form eines lateinischen Kreuzes hat. Ueber der Kreuzung, ziemlich in der Mitte der Hauptgallerie, erhebt sich eine lichte hohe, achteckige Halle bis zur Glaskuppel über 150 Fuß hoch. Laden an Laden mit reichgeschmückten Schaufenstern gestalten die Gallerie zu einem großen und prachtvollen Bazar. Wie überall in Italien die Künste in die unmittelbarste Berührung mit dem öffentlichen Leben treten und dadurch ihre populäre und nationale Bedeutung sich seit Jahrhunderten bewahrt ^»ben, so find sie auch zu diesem Bau, der acht Millionen hctt' herbeigerusen worden, uni ihn zu mA-« Mit dem Stolz und der Liebe des italienischen "lle seme großen und verdienten Männer, die N" Ä »^reich Denkmale zu setzen sich beeifern, «>u ""der auch in dieser glasbedeckten Pracht- m Statuen chrer berühmten Landsleute aufgestellt. Vorgänger Luthers, da Vico, der neapolitische Denker des vorigen Jahrhunderts, welcher der gefammten Geschichtschreibung neue Bahnen eröffnete.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht