Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.10.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187510088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18751008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18751008
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1875
- Monat1875-10
- Tag1875-10-08
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- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.10.1875
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WreibtWrAnMerW und ^agevlatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. 234 Freitag, den 8. Oktober. 1875". Das Telegraphennetz der Erde, i. Dor Geschwindigkeit, mit welcher der Dampf fährt, mit welcher der elektrische Funken sich fortpflanzt, kann in ge wisser Beziehung die Schnelligkeit an die Seite gestellt werden, mit welcher diese beiden wichtigsten Erfindungen unseres Jahrhunderts über die Oberfläche der ganzen zivilisirten Welt sich verbreitet haben; beide und namentlich die elektrische Telegraphie im Gebrauche des großen Pubki- bunS, datiren so zusagen von gestern. Die Zahl der einzelnen Telegraphenlinien zu Lande ist natürlich Legion — eine Aufzählung derselben ebenso un möglich als überflüssig; hat ja in einigermaßen dicht bevölkerten Gegenden nahezu jedes Landstädtchen seinen Telegraphen, oft nach mehr als einer Richtung hin. Ge ringer an Zahl, wie andererseits an allgemeinem Welt- Interesse schwerer in's Gewicht fallend, sind die Linien, welche, den Ozean durchschneidend, wekt von einander ent legene Länder und ganze Welttheile, die das Meer trennt, in gegenseitige Berbindung setzen ; oder jene, welche über unkultivirte, ja nicht einmal geographisch bekannte Land- sk«M gespannt, eine solche Verbindung erzielen. Obwohl ihr« größten Mehrzahl nach erst in den letzten sechs Jahren entstanden, sind gegenwärtig, wie Herr William Huber in einem vor der geographischen Gesellschaft zu Paris ge haltenen Vortrag erwähnt, bereits 213 untermeerische! Telegraphenkabel in Wirksamkeit, welche eine Länge von 80000 Kilometern oder 10,790 deutsche Meilen darstellen. Der erste Versuch einer telegraphischen Leitung unter Wasser wurde, und zwar mit Erfolg, im Jahre 1839 zu Calcutta, ander Mündung des Gangesstromes angestellt; im Jahre 1850 erst kvnzessionirte Louis Napoleon, damals Präsident der französischen Republik, einen Herrn Brett zu dem Versuche, eine telegraphische Verbindung Frankreichs mit England herzustellen. Der Erfolg ist bekannt; das erste, i« Jahre 1850 gelegte Kabel wurde, kaum in Thätigkeit, von Fischern aufgefangen und durchschnitten, man wählte hierauf eine gesichertere Stelle zur Legung und seit dem Jahre 1851 stehen die beiden Länder auf der Linie zwischen Eangate bei Calais und South-Foreland bei Dover in telegraphischem Verkehre. Das Beispiel fand rasche Nachahmung und es existirten bereits zwölf kleine submarine Kabel in Europa, als auch in der neuen Welt das Interesse für diesen Gegenstand sich zu regen begann. An die Namen des englischen Ingenieurs F. N. Gisborne und des Amerikaners Cyrus Meld knüpft die Geschichte der transatlantischen Kabel an. Der ursprüngliche Plan, die Vereinigten Staaten mit Neufundland durch Kabel, letzteres mit Irland durch segelnde Packetboote zu verbinden, gebar alsbald den Ge danken, das Kabel durch den atlantischen Ozean selbst zu legen. Im Jahre 1857 bereits gingen von englischer und amerikanischer Seite die Schiffe „Agamemnon" und „Niagara" ans, um in der Mitte des Ozeans daS Kabel zu vereinigen; dasselbe riß mehrere Male und mußte aufgegeben werden. Im folgenden Jahre wurde der Versuch erneuert und scheiterte an stürmischem Wetter. Zum dritten Male, in gleichem Jahre noch, wurde von Neuem begonnen. Am 28. Juli trafen beide Schiffe sich auf hoher See, vereinigten ihre Kabel, versenkten die Vereinigungsstelle und begannen nun, heimsegelnd, die Kabel zu legen, in beständigem tele graphischen Verkehre miteinander; am 3. August waren beide Kontinente verbunden. Eine Anzahl Beglückwünschungen und etwa vierhundert Depeschen durchliefen nachher noch das Kabel Dann blieb es stumm; man vermuthet, daß eine zu starke Spannung desselben über eine noch un bekannte Tiefe des Meeresgrundes das Reißen desselben durch sein eigenes Gewicht herbeigeführt habe. Gleichwohl wurden die Versuche nicht aufgegeben: nach dem alle Momente, welche auf die Legung und den dauern den Bestand des Kabels Einfluß, haben konnten, die genaueste wissenschaftliche Untersuchung gefunden hatten, namentlich die Region des Meeresgrundes, welche das Kabel aufnehmen sollte, durch zahlreiche Tiefsee-Messungeu ihrem Relief nach vollständig bekannt war, segelte im Jahre 1865 der „Great- Eastern" von Valentia (an der west-irländischen Küste) aus, das Kabel an Bord. Auch dieses Jahr brachte noch nicht den gewünschten Erfolg; das Kabel riß und konnte nicht wieder aufgefischt werden. Im Jahre 1866 aber gelangte nicht nur ein neues Kabel glücklich an die amerikanische Küste, sondern es wurde auch das Kabel des Vorjahres wieder aufgefunden, ver vollständigt, und wurden so auf einmal zwei transatlantische Linien hergestellt. Seitdem ist die telegraphische Verbindung Europas mit Amerika nicht wieder unterbrochen worden, wenn auch das ältere Kabel abermals zerriß, 568 englische Meilen von Valentia, in einer Meerestiefe von 3700 Metern. Im Jahre 1869 durchfuhr der „Great-Eastern" aber mals kabelversenkend den atlantischen Ozean; es galt, Frank reich mit Amerika in Verbindung zu setzen; der Ausgangs punkt auf französischer Seile war Petit-Mitvu bei Brest. Auf der Höhe von St. Pierre Miquelon, südlich von Neu fundland, dem ersten Landungsplätze des englisch-amerikani schen Kabels, welcher auch zur Station des französisch ¬ amerikanischen bestimmt war, angekommen, kündigte det: „Great-Eastern" durch das Kabel, welches er eben gelegt hatte, und das englisch-amerikanische Kabel sich dortselbst an und erhielt auf gleichem Wege die Antwort, daß Alles zn einer Aufnahme bereit sei. Die Botschaft hatte viermal den atlantischen Ozean durchlaufen. Zahlreicher noch als die bereits gelegten atlantischen Kabellinien waren die Projekte solcher, welche zum Theile auch schon zur Ausführung gelangt sind. Im Jahre 187Ü wurde der Plan gefaßt, vom Norden Schottlands über die Orkaden, die Faröer-Jnseln, Island und Süd-Grönland ein Kabel nach Labrador und Quebeck zu legen. Die erste Sektion des Kabels aber riß bereits zwischen Schottland uno den Orkaden und seitdem ruhte das Projekt. Ernst licher in Angriff genommen und der Ausführung näher ist der Plan, das Kap St. Vincent, die Südwestecke von Portugal, mit Madeira, den Kap Verdi'schen Inseln und Kap St. Roque in Brasilien zu verbinden. Das erforder liche Kapital im Betrage von 31 j Millionen Franken ist im vergangenen Februar zu London vollständig gezeichnet worden. Endlich hat eine chino-japanesische Kompagnie sich gebildet, zu dem Zwecke, von Quebeck aus den amerikani schen Kontinent mit einer Telegraphenlinie zu kreuzen, und über Alaska und die Behringsstraße Japan und China zu gewinnen ; es wäre dies der erste Versuch, Asien mit Amerika in direkte telegraphische Verbindung zu setzen. England, auf submarine telegraphische Korrespondenz mit seinen'Nachbarstaats allein angewiesen, ist auch der Zentralpunkt der zahlreichsten Telegraphenkabel geblieben. Nicht weniger als sechs kreuzen gegenwärtig den Kanal nach der Nordküste Frankreichs, fünf den St. Georgs-Kanal und die irländische See zur Verbindung mit Irland und Amerika, sechs die Nordsee nach Belgien, Holland und Hannover. Mit Rußland hat Großbritannien eine doppelte Drahtver bindung : eine erste von Newbiggin (Northumberland) nach Söndewig durch Dänemark, über die Inseln Möen und Bornholm durch die Ostsee nach Libau an der russischen Küste; und eine zweite von Peterhead (Aberdernschire) nach Egersund in Norwegen, quer durch die skandinavische Halb insel und von Grisleham auf schwedischer nach Nystadt auf russischer Seite. Beide Kabel wurden im Jahre 1869 ge legt. In jüngster Zeit wurde auch die Versenkung eines Küstenkabels vollendet, welches London in direkten Verkehr mit der nordspanischen Stadt Bilbao setzt. — Endlich besteht noch eine kurze submarine Kabelverbindung über den Skager Nack, zwischen Hirtshals in Jütland und Arendal in Nor wegen als Endpunkten. Feuilleton. Gthetmuitzvoll. Nach dem amerikanischen Originale der MrS. May Agne« Fleming frei bearbeitet von Lina Freifrau von Berlepsch. (Fortsetzung) 4. Kapitel. Im Dämmerlicht. „Wie reizend es hier ist!" rief Miß Dangerfield, als sie das Konversatorium betraten, „wie entzückend die bleiche «vndlichtartige Beleuchtung zwischen den Orangen und Myrthen wirkt. Und der letzte Walzer, Mr. Dantree — v es ist Alles himmlisch schön!" . Sie warf sich auf eine ländliche Bank unter ranken- «en Schlingpflanzen und blickte mit sternengleichen Augen °uf zu ihm. iE"' ob mir all' das so gefällt, weil Bälle »brndunterbaltungen mir so neu sind," fuhr sie nach M^use ""der weil ich siebzehn Jahre zähle, und auä . m diesem Alter so rosig scheint? Haben Sie sich °uch gut unterhalten, Mr. Dantree? im Paradiese, Fräulein." kein"-.? ernst Sie das sagen! Ihr Paradies muß «m sehr bezaubernder Aufenthalt sein." ich mein Paradies so gefährlich süß ist, sehe öde 2 Ee aus. Die Welt muß Eva dreifach verlaßen?"^° °^ erschienen sein, nachdem sie das Eden sie's auch? warum war sie nicht klug »mug dem lockenden Apfel zu entsagen?" " war so lockend, so lockend und schien so leicht erreichbar, daß Eva, gleich mir, Alles, Alles vergaß, außer des Momentes seliger Wonne." Ich gestehe, Mr. Dantree, daß ich Cie nicht verstehe. Eva aß vor Jahrtausende» den Apfel und wurde geziemend bestraft, was aber hat das mit Ihnen zu thun?" „Gleich Eva habe ich heute meinen Apfel gegeßen, und morgen werden sich meines irdischen Paradieses Thore auf immer vor mir schließen." Im Ganzen lag nicht viel in dieser Rede, aber wenn sie sich an ein siebzehnjähriges romantisches Mädchen richtet, wenn ferne Musik berauschend ertönt, sie umgeben ist von künstlichem Dämmerlicht und dem Duft tropischer Blüthen, wenn ein ausfallend schöner Mann sie spricht, dürfte sie kaum ihren Zweck verfehlen. Und er war wirklich verführerisch schön in dem Mo mente, eine Schönheit so verhängnißvoll wie nach seiner Allegorie jene der Schlange Eva geworden. Sicherlich kam die Schlange auch zu unserer Urmutter in hinreißend schöner Maske, sonst hätte sie wohl kaum den verführerischen Worten gelauscht. Die zarten Spitzen auf Jsabella's Brust hoben und senkten sich. Das arme Kind zählte siebzehn Jahre, liebte und das Leben schien so entzückend süß. Sie lächelte über seine Worte, aber die Stimme bebte leise, als sie sprach. „Welch' sentimentale Rede, Mr. Dantree, Sussex ist ganz hübsch, und Scarswood Park ein angenehmer Auf enthaltsort, und doch entsprechen Beide meiner Vor stellung vom Paradiese nicht. Und warum wollen Sie morgen fort?" „Weil ich nicht länger bleiben darf. Ich hätte nie kommen sollen und wünsche, ich wäre nie gekommen." Des Mädchens Herz pochte laut, sie wußte, was folgen mußte. „Das klingt nicht sehr schmeichelhaft für mich und die ganze Nachbarschaft, Mr. Dantree; warum wünschen Sie, Sie wären nie gekommen?" „Weil ich wahnsinnig war und bin. Sehen Sie's denn nicht, Isabella? muß ich's aussprechen? warum zwingen Sie mich, meine Tollheit zu bekennen, zu sagen, daß ich Sie liebe?" Er wandte sich mit leidenschaftlicher Geberde ab. Stimme, Blick und Wesen hätten dem ersten Tragöden !Ehre gemacht. Und nun ward's todtenstill. „Sie antworten nicht," stöhnte er, „ich habe Sie empört, und Sie Haffen und verachten mich, wie ich's verdiene." Er wurde wirklich unruhig, trotz der Ueberzeugung, daß sie ihn liebt«. „Ja, ich verdiene es. Arm und niedrig stehe ich vor Ihnen, kann weder Reichthum noch vornehmen Namen Ihnen zu Füßen legen, und doch wage ich Ihnen meine Leidenschaft zu gestehen. Vergeben Sie mir Fräulein!" Der Teppich war weich, Niemand konnte ihn sehen, und er sank graziös auf ein Knie nieder und beugte das schwarz lockige Haupt über ihre Hand. „Vergeben Sie mir und heißen Sie mich gehen!" Und die weichen Töne seiner Stimme erstarben in leisem Geflüster. Er hob ihre Hand an die Lippen. Sie zitterte — die arme kleine Hand — und das Mädchen durchbebte ein Entzücken, daß sie verstummen ließ. Er liebte sie und sagte ihr doch, sie solle ihn gehen heißen! Fester und fester umfaßten ihre Finger die seinen
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