Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 02.03.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187903021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18790302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18790302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1879
- Monat1879-03
- Tag1879-03-02
- Monat1879-03
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- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 02.03.1879
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-K/* k? s Erscheint jeden Wochentag «brnd« 6 Uhr für den Ol. ü andnn Tag. Preis vierÄjLhrlich 2 Mark 2SM., * zweimonatlich 1 M. »0 Pf. u. einmonatl. 7bPf. - affe, «ltunt, MWMiWWM> Herre» genau, m wir > Be- duch wolle» ! liebte» cd sanft er guter ermmm cs Ver- en Nach- Flöha, 79. ittwe. > Uhr statt. Zur Ällustratio» der schlechten Zeiten. Die Statistik ist gewiß eine schöne Wissenschaft; man erfährt durch sie die Anzahl der in jedem Jahre geborenen und d'.e der gestorbenen Menschrn. Wir wissen, wie viele Ehen jährlich geschlossen und aufgelöst werden. Das Ver brechen in seinen verschiedenen Arten bildet den Gegenstand besonderer Aufzeichnungen. Das Verhältniß der schulpflich tigen und nichtschulpflichtigen Kinder wird statistisch festge stellt. Ja auf ganz geringfügige Dings wird diese Methode angewandt, um beispielsweise zu erfahren, wie groß die jährliche Anzahl der Briefe ist, die ohne Adresse in den Postschalter hineingeschoben werden. An Etwas aber hat sich die Statistik noch nicht ge wagt — an die Vergnügungen. In ihren Tabellen finden sich keine Rubriken für Bälle, Tanzunterhal- tungen, Theater und Konzerte. Es ist möglich, daß eine pedantische Anschauung diese Dinge nicht für würdig erachtet, den Gegenstand wissenschaftlicher Behandlung zu bilden. Für die strenge Wissenschaft gtebt es jedoch nichts Unwichtiges und Untergeordnetes. Wenn jene Seite des Volkslebens, die in den Erscheinungen der Armuth, der Noth und des Elends zu Tage tritt, von der Wissenschaft erforscht wird, warum sollte es nicht auch dieselbe Wissen schaft versuchen, die entgegengesetzten Erscheinungen des Luxus und der Verschwendung zu fassen, sozusagen der Statistik der Entbehrung die Statistik des Ueberflusses zur Seite zu stellen. Der wirthschafUiche Rückgang. Der wirthschaftlichr Krieg, in dem wir uns befinden, wird wesentlich von den beiden Parteien der Schutz zöllner und der Freihändler geführt. Die Einen schaaren sich um Fürst Bismarck, die Anderen um Delbrück. Die Einen klagen die bisherige Handelspolitik als die Ur sache des wirthschaftlichen Rückganges an, die Anderen be streiten dies. Herr v. Kardorff, ein zum Schutzzoll be kehrter Freihändler, behauptete in seiner Rede gelegentlich des österreichischen Handelsvertrages, daß in Deutschland thatsächlich ein wirthschaftlicher Rückgang stattgcfundsn habe, zu welchem gerade bei uns nach dem glorreichen Kriege, nach dem Milliardensegen, weniger Veranlassung gewesen sei als anderwärts. Er und seine Freunde sind überzeugt, daß dieser Niedergang, in dem sich Deutschland befindet, zum Theil durch unsere Handelspolitik hervor gerufen worden. Andererseits erklärte darauf Delbrück mit Zahlen, daß infolge der Handelsvertrags-Tarife von 186b zwar ein ZvllauSfall von 1b bis 16 Millionen erfolgte, aber dessen Geringfügigkeit gegen die Einnahmen, die den wahren Stand und das Wachsthum des Nationalvermögens bs- deuien, verschwindend war; daß er somit nicht die Be hauptung gelten lassen könne, die wlrthschaftliche Nothlage sei durch die WirthschafUiche Gesetzgebung erfolgt. Denn überall, auch da, wo andere Systeme befolgt" sind, zeigen sich dieselben Krankheitserscheinungen, sowohl in dem schütz zöllnerischen Nordamerika wie in dem freihändlerischen England. Sie traten in Frankreich auf mit den Handels verträgen und in Rußland sind sie ohne solche. Behauptung sieht also zunächst gegen Behauptung, nur daß die eine auf Zahlen und Thatsachen des Aufschwungs sich stützt, die andere lediglich auf die Thatsache des Noth standes hinweist und die Handelspolitik dafür verantwortlich macht. Allerdings sind mit drei Worten die Ursachen dieser wirthschaftlichen Misere gewiß nicht ausreichend bezeichnet; mit drei Gedanken ist diese Krisis nicht erklärt. Man kann viele Gründe dafür angeben, aber die oberflächliche Behauptung, daß die Tarife mit dem Auslände Schuld daran tragen, ist gar kein Grund, der irgendwie fest steht. Eirzelne Industrien, das soll ja nicht geleugnet werden, sind dadurch geschädigt worden, dcch der allgemeine Wohl stand wuchs ungemein und das ist denn doch die Hauptsache wirthschaftlicher Politik. Wie eminent der Wohlstand gewachsen ist und Geld summen in Deutschland verfügbar machte, davon geben in einem amtlichen statistischen Bericht Zahlen, die nicht an- zufechten sind, einen deutlichen Beweis. Darnach wurden z. B. in Preußen vom Jahre 1800 an bis 1874 zusammen 1267 Aktiengesellschaften gegründet; von diesen 1267 Gründungen binnen 74 Jahren fallen aber allein 500 auf das Jahr 1872 — diesen Höhepunkt des wirthschaftlichen FlorS, der den Leuten mit den Taschen voll Geld und mit habgierigen Projekten, schnell reich und reicher zu werden, so sehr zu Kopf gestiegen war. Und um noch mehr zu beweisen, so vertreten diese 500 Gesell schaften ein Fünftel des Aktienkapitals all dieser 1267 Gründungen, nämlich rund eine halbe Milliarde von 2'/, Milliarden in Aktien. Gleichviel, ob reell, ob Schwindel — diese Werthe waren geschaffen worden, sie wurden be zahlt und stellten sich in dem Nennwerth der Aktien dar. Ferner: im Jahre 1872 wurden an der Berliner Börse Werthpapiere aller Art in Höhe von circa 2'/« Milliarden notirt, Nomlnalwerth, und der Kurs derselben hatte diese Werthe auf 2»/i Milliarden gesteigert. Dieser hohe KourS war bezahlt worden, das Geld war also dagewesen. Nun, , im Jahre 1875 war der KurSwerth dieser Berliner le. inken eiw und Tageblatt Amtsblatt für die königlichen und Müschen Behörden zu Freiberg vud Brand Verantwortlicher Redakteur Julius Brau« tu Freiberg. « : <4 i. in ErbiS» ! er, Kassirer. a»«,Buch» Gasthos-W Gemeinde» er, Lehrer. - ctSrichter. 'Olbernhau arenbandl. ze, Kauf«, hbinderet. «aek-ft» »rosey. xpediti»«. — »«. Jihrzang. Sonntag, den 2. Mrz. Börsenpapiere auf 1"/» Milliarden gesunken. In drei Jahren gingen also 1000 Millionen in tausenderlei Händen verloren. WaS das Aktienkapital speziell in Preußen be trifft, so war sein Kurswerth im Jahre 1872 noch 1219 Millionen Thaler, im Jahre 1875 aber nur 810 Millionen. Ein Drittel des hier angelegten Kapitals war also auch in diesen drei Jahren in Rauch aufgegangen. Bemesse man diese Kapitalverluste, diese Verminderung der Zinserträgnisse, und man wird sagcn müssen, daß es nach solchen Verlusten kein Wunder ist, wenn schnell eine Lähmung aller Geschäfte eintrat. Millionen waren in den Erdboden versunken und natürlich nicht bei denen, die arm ind, sondern die Geld hatten, die kauften, Industrie und Gewerke in Athem erhielten. Das hörte nun auf oder- beschränkte sich von selbst und bildet die Signatur unseres wirthschaftlichen Rückganges. Welcher eingefleischte Schutzzöllner, und sei er erst auch, wie Herr v. Kardorff, dazu bekehrt, könnte solchen unum stößlichen Thatsachen gegenüber nun behaupten wollen, daß die wirthschaftlichr Grsetzgebung und Handelspolitik dafür verantwortlich zu machen sei? Er behauptete ja alsdann den Unsinn, daß dzr Natümalwohlfland ourch seinen großen Aufschwung zu Grunde gegangen sei. Dieser erfolgte Auf schwung ist nicht abzuleuMn; er stellt sich unwiderleglich in den Kapitalien dar, die in allerhand Aktien und Börsen papieren — um von anderen Anlagen abzusehen — ange legt wurden. Er fand bis 1872 stetig statt, also in sieben Jahren nach Einführung des Systems der Handelsverträge und trotz den Kriegen von 1866 und 1870, während Kriege doch sonst ihren schweren Einfluß auf Handel und Gewerbe nicht verleugnen. Diesen steigenden Wrrlh des National wohlstandes bewirkte somit die freihändlerische Politik. Sein Sinken und sein Rückgang durch Spekulationen, Ueber- produktion, Schwindel, die erst mit dem gemachten Geschäfts gewinne betrieben wurden, geht diese Politik gar nichts an, hat mit ihr so wenig gemein, wie die Verschwendung eines Sohnes mit der Sorge des Vaters, der ihm ein gutes Geschäft eingerichtet. Die Schutzzöllner versprechen heute Landwirthen, Industriellen und aller Welt von ihren Tarifen wieder fette Einnahmen, Wohlstand, Milch und Honig. Wenn diese Herrlichkeit wirklich einträte und dann auch in einem Krach endigte — möchten sie und könnten sie dafür verantwortlich fein? Inserate werden bis Bormittags 11 Uhr angruom- mm und betrügt der Preis für die gespaltene Zeile oder deren Raum 1b Pfennige. Ein Wiener Blatt erwirbt sich dieses Verdienst, indem es über die jüngsten Vergnügungen in der österreichischen Hauptstadt — ähnlich find sie ja aller Orten - eine ganz interessante Betrachtung anstellt. In dem abgelaufenen Karneval sind nach diesen Aufzeichnungen nicht weniger als neunundzwanzig Ballfeste abgehalten worden, welche von bestimmten Gesellschaftskreisen veranstaltet wurden. Die Bälle und Tanzabende in Privathäusern sind dabei natürlich gar nicht mitgercchnet, ebenso wenig wie jene Bälle in den großen öffentlichen Tanzlokalen, an denen Jeder mann gegen Bezahlung eines bestimmten Eintrittsgeldes theil nehmen kann. Jene neunundzwanzig Ballfeste, die sogenann» ten öffentlichen Elitebälle, wurden von rund siebenundvier- zigtausend Personen beiderlei Geschlechtes besucht. Da bet diesen Elitebällen, deren 'Reinerträgniß fast durchwegs irgend welchen Humanitären Zwecken zufällt, ein Eintritts geld eben zur Förderung jener Zwecke erlegt wird, so bildet dieses die erste Post in dem Ausgabenbudget der den Ball besuchenden Personen. Im Durchschnitt stellt sich das Ein trittsgeld auf fünf Gulden und wurden dafür folglich 235000 Gulden verausgabt. Die kleinen Kosten eine- Ballabends, die Auslagen für den Wagen rc. belaufen sich für die Person mindestens ebenfalls auf fünf Gulden, waS abermals 235000 Gulden macht. Nun kommt aber die Hauptpost, die Toilette, die dallmäßige Robe, die Frisur, die Blumen bei den Damien. Wenn man unter de» 47000 Besuchern der Elitebälle zehntausend Damen zählt, die in neuer Toilette erschienen und wenn man die Kosten jeder Toilette, gewiß sehr bescheiden, mit 150 Gulden bewerthrt, so kommt man auf einen Betrag von anderthalb Millionen Gülden. Und schätzt man den Betrag, den die jene Bälle besuchen den restlichen 37000 Personen, in der großen Mehrzahl Männer, als besonderen Zuschuß gewissermaßen zu ihrem schwarzen Kleide, als „Amortisation" derselben verwenden mußten, auf nur zehn Gulden für die Person, so entsteht ein weiterer Betrag von 370 000 Gulden, der in das Aus gabenbudget der Elitebälle zu stellen ist. Von den Kosten eines Soupers rc. sehen wir ganz ab, weil das Ausgaben sind, die nicht nothwendigerweise gemacht werden müssen, wenn man einen solchen Ball besucht. Rechnen wir also die Einzelnposten zusammen, so finden wir 235000 Gulden für das Entröe, 235000 Gulden für die kieinen Ballausgaben, 1500 000 Gulden für die keine Toilette der Damen, 370000 Gulden für anderweitige Toileltrbcdürfmssr der Ballbcsucher, Summa 2340 000 Gulden, oder rund zwei Millionen vierhunderttausend Gulden. Das ist das Ausgabebudget einer einzigen Ka tegorie der Bälle, der „Elitebälle", das ist nicht das Gesammtbudget des Karnevals von 1879, das ist nur ein Theil dieses Budgets, jener Theil, der einer annähernden Berechnung zugänglich war. Das Gros zu diesen Bällen stellte aber die Mittelklasse, auf die besseren bürger lichen Klassen der Bevölkerung vertheilt sich also diese Aus gabe, auf jene Klasse, die am schwerste» von der wirth schaftlicher Krise getroffen ist. Sollen wir aus dieser Statistik de- Vergnügens das Thema zu einer Predigt über Sparsamkeit und Ein--' schränkung machen? Das würde ja doch an den Dingen nichts ändern. Aber fragen darf man wohl: wo bleiben da die schlechten Zetten? Die Deisetzuug der Leiche des Grafen von Noon in Crobnitz. Als die Leiche des verstorbenen General-FeldmarschallS Grafen v. Roon noch einem kurzen Aufenthalt in Görlitz nach Reichenbach weiter befördert worden war, wurde sie auf dem dortigen Bahnhofe feierlich empsangen und, be gleitet von mehreren Fackelträgern, nach Meuselwitz in die Kirche gebracht. Die Nacht war klar und kalt, die Felder zu beiden Seiten mit Schnee bedeckt, auf de» die lodernde Gluth der qualmenden Fackeln weithin ihre zuckenden rothen Lichter warf; langsam zog der von vier schwarzbehängten Pferden gezogene, ganz mit Blumen und Grün bedeckte Leichenwagen dahin durch die toste Natur — es war die letzte Reise des todlen Marschalls. Die Beisetzung fand Donnerstag Vormittag statt; schon in den frühesten Morgenstunden entfaltete sich in Reichen bach ein reges Leben und Treiben. Der Kriegerveretn zog gemeinsam hinaus nach Crobnitz, bald darauf langten die beiden Offizier-Korps und das Mufik-KorpS der Neunzehner « hier. en, OK ehrte», ad tntz i Rch- ak ab« - Tage» uns i« rehmend w. 187S. tlisch.
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