Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.12.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187512307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18751230
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18751230
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1875
- Monat1875-12
- Tag1875-12-30
- Monat1875-12
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- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.12.1875
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«NeibergerMelgerM findet sich Rinnen- Handlung zu sende«. ° und Tageblatt. H Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörde» zu Freiberg und Brand. Donnerstag, den 3V. Dezember. 1875 a- 303 kokett «NLert Das Abo « «eme « t beträgt -ro Quartal 2 Mark 25 Pfennige. Bestellungen nehmen siimmtliche kais. Postaus »ete Expebitiou entgegen. Wir gebe« «ns somit der Hoffnung hi«, Katz -a- neue Jahr uns nicht nur unsere alte« Freunde erhaM^ sonder« a«ch recht viel neue rnfiihren werde. Den Bekanntmachungen und Inseraten ist bei der großen Verbreitung de- „Freiberger Anzeiger" (»so« Exemplare) die entsprechendste Wtrk- ' ""— " "nftaustalten, sowie die ««terzetch- Die Expedition des „Freiberger Anzeiger". (Frotscher'sche Buchhandlung.) Abonnements-Einladung. ^^„„„bende ^abreswecksel Mrl auch eiuen Abschlutz i« Abouuemeut dieser Zeitschrift herbei und bitten wir unsere geehrte« Leser, ihre Be- sttvunaen m/^s erft?Q«attal des «^ der ersrenlichev Wahr«ehmu«g, daß die «aflage des i« tteter Lttiaeruna begrifft« ist, erblickt« wir «icht nur de« Beweis einer A«erkenuu«s ««serer vestrebu«ge«, souderv zugleich die an «ns tretende i« Zlukuutt weder «osten «och Anstrengung z« scheue«, «m das Blatt in immer wettere «reise als gern gesehenen Familienfrrund einzuführe«. Die R.dom»« wird rabe^ sei», «eben den politischen Zeitfragen anch die wichtigsten Kulturaufgaben der Gegenwart auf wirthschastltchem, sorialem und kirchlichem Gebiete täglich iu populärer Weise zu behaudelu, dabei aber auch de« Begebeuheiteu und Ereignisse« de- Orte-, des HeimathSkreiseS m,d des enaeren Seimathslavdes die schuldige Aufmtrksamkeit z«z«wenden. Das Feuilleton sowie die „SountagS-Beilage" werde« gediegene» Unter- haltuugsstoff für Familie und Haus liefern und wir machen ganz besonders ans die mit dem 1. Januar beginnende, äußerst spannende Original-Novelle vom «iE H'"E „Di, »li-o- GrSs,»". Rückblick auf 1875. u. So unbedeutend auch das politische Leben unter dem Rückschlag der wirtschaftlichen Verhältnisse fluthete, so hat doch auch in dem nun scheidenden Jahre das deutsche Reich sich nach Außen als Grundpfeiler des Weltfriedens bewährt und im Innern sein Uebergewicht über jedes Ab sonderungsgelüste bethätigt. Es vervollständigte seine rechtlichen Grundlagen nach den wichtigsten Richtungen hin in einem Sinne, der vielleicht, keiner Partei ganz Genüge thut, aber auch keine, die auf dem Boden des Reiches steht, zu grundsätzlichem Widerspruch herausfordert. Seine Organe, in der ReichSverfaffung nur dürftig vorgezeichnet, haben sich zu einer frischen Fülle des Lebens entwickelt, ihre gegenseitigen Beziehungen sich durch alle Schwankungen hindurch immer klarer herausgehoben und ihre Kräfte zu der gemeinsamen Arbeit sich inniger zusammengefügt. Trotz der großen Opfer, welche die Aufrechterhaltung der äußeren Sicherheit fortwährend erheischt, und trotz der wirtschaft lichen Kalamität, welche namhafte Stockungen Hervorries, ist es doch möglich geworden, zu ideellen Zwecken ungleich größere Mittel auszuwenden, als je zuvor. Der empfindliche Rückschlag des materiellen Aufschwunges hat dann kaum einen Stillstand, geschweige einen Rückschritt verursacht. Als im Frühjahr dieses Jahres offiziöse Spürnasen einen „Krieg in Sicht" stellten und damit ängstliche Gemüter beunruhigten, verscheuchten bald die fürstlichen Besuche des Königs von Schweden und des Kaisers von Rußland am Berliner Hofe das heraufgezogene Gewölk. Das Drei- kaiserbündniß erhielt theilS durch persönliche Begegnungen der betreffenden Monarchen, theils durch die wieder auf- getauchte orientalische Frage eine neue Kräftigung. Von besonderer Wichtigkeit war im Herbste die Reise des Kaisers Wilhelm nach Italien. Ihre Bedeutung liegt weit ab vom Gebiet der blos höfischen Artigkeiten, vielmehr ist dieselbe ein Beweis, wie Deutschland bemüht ist, die neu erstandene italienische Macht an sich zu fesseln. Es wäre unnöthig, noch hervorzuheben, wie viele politischen Interessen gemeinsam für Deutschland und Italien sind, die beide aus nationalem Elend sich emporgerafft haben und zwar beide im Kampfe gegen dieselben Mächte. Die Erinnerung daran wird dem Kaiserbesuche für alle Zeit seine Weihe geben und seine Bedeutung beiden Nationen klar in Bewußtsein erhalten. Dem Kaiserbtsuche war bereits im Frühjahre die Reise des deutschen Kronprinzen nach Italien vorangegangen. Gehen wir zu einzelnen Vorgängen des Tages über, so ist zunächst der Tod zweier ausgezeichneter, einst gefeierter Führer der liberalen Partei, Georg v. Vincke und Leopold v. Hoverbeck, zu erwähnen. Das Schützenfest in Stuttgart, die Enthüllung des Hermann- und Stein-Denkmals ver ursachten in der stillen Saison einen etwas bewegteren politischen Pulsschlag. Der weiter spielende Prozeß Arnim verlor an allgemeinerem Interesse. Die Enthüllung«, welche durch die Publikation der diplomatischen Aktenstücke zur öffentlichen Kenntniß gelangten, haben für immer den staatsmännischen Ruf des intriguanten Botschafters ver nichtet, während sie uns den Fürsten Bismarck als jenen vorurtheilsfreien und weitblickenden Staatsmann zeigen, der nur mit realen Verhältnissen rechnet, den Frieden auf richtig will und dessen Politik in ihrer rückhaltslosen Offen heit alle Schleichwege verschmäht, mithin auch keine Ent hüllungen zu fürchten hat. Auch die Befürchtungen, welche man an die Verhandlungen des deutschen Reichstage» namentlich in Bezug auf die Steuervorlagen und die Strafrechtsnovelle knüpfte, haben sich glücklicherweise nicht bestätigt. Die neuen Steuern wurden fallen gelassen und die Strafrechtsnovelle wird zu keinem Konflikte mit der Reichsregierung führen. Leider riefen am Schluffe des Jahres erschütternde Schiffsunfälle die allgemeinste Theil- nahme hervor. Die Strandung des „Deutschland" an der englischen Küste führte die Nothwendigkeit einer Regelung des Strandrechtes vor Augen; das entsetzliche Verbrechen des Amerikaners Thomas oder Alexander gegen das Dampf schiff „Mosel" in Bremerhafen lenkte die Aufmerksamkeit auf eine schärfere Kontrole der Seeversicherung für Passagier- güter, welche sich hier als Quelle eines ruchlosen Verbrechens der Habgier erwiesen hatte. Unter den einzelnen Staaten Deutschlands erregte der Kampf der ultramontanen Kammermehrheit von 2 Stimmen in Baiern gegen das Ministerium Lutz eine besondere Aufmerksamkeit. Der für das Ministerium Partei er ¬ greifende Erlaß der Königs fand, wenn auch nicht als politisch-konstitutioneller, so doch als sittlich berechtigter Akt weitreichende Billigung. — Nicht unerwähnt sei schließlich, daß bei uns in Sachsen die Landtagswahlen eine Ueber- legenheit der liberalen Parteien gegen die konservative erwiesen und dies Ergebniß ist mit Befriedigung zu kon- tatiren. Die österreichische Diplomatie kämpfte auch in diesem Jahre am alten Erbübel. In allen Staaten, wo die große Mehrzahl der Bürger einem einzigen Stamme angehört, ist die Jnaugurirung einer nationalen Politik nicht nur leicht, sondern sie liegt zugleich im Interesse der Dynastie. Für Oesterreich war eine solche Politik niemals, wenigstens niemals auf die Dauer möglich. Die Ueber- zeugung hiervon erklärt die Halbheit aller österreichischen Staatsmänner. Sie versuchen hier und da etwas, was wie nationale Politik aussieht, bleiben aber stets mitten in den Experimenten stecken und haben nichts als Verdruß, Spott und Schaden für sich und den Staat davon. Auch der Dualismus will hüben und drüben der Leitha nicht mehr behagen und deshalb agitirt man immer wieder für neue Experimente. Der Abschluß des deutsch-französischen Krieges brachte es mit sich, daß eine Annäherung Oester reichs an die Kabinete von Berlin und Petersburg statt finden konnte. Au» dieser Annäherung wurden freundliche Beziehungen. Wie zu Zeiten der „heiligen Allianz" wurde die Politik der drei Kaisermächte maßgebend, nur mit dem Unterschiede, daß ihre erste leitende Kraft nicht ein österreichischer, sondern ein deutscher Staatsmann war, daß , ihr Grundzug keine Metternich'sche Reaktion, sondern ein Bismarck'scher Liberalismus wurde. In dieser Situation trat an Oesterreich jetzt unerwartet die orientalische Frage heran. Es handelt sich nicht um die vollständige Lösung derselben, denn diese scheint keine der europäischen Mächte zu wünschen, aber für Oesterreich handelt es sich darum, ' an seinen Grenzen Ruhe zu schaffen, weil jede Erhebung dort bei einem Theile der eigenen Völker immer bedenklichen Widerhall findet. Da kommt aber für das Wiener Kabinet die alte Kalamität zur Geltung, es kann keine nationale Politik treiben. Wollte es die nationalen Wünsche der Südslaven erfüllen, so würde es die Magyaren und Deutsch-Oesterreicher gegen sich haben, während eS um gekehrt nicht mit diesen gehen kann, ohne die Slaven zur Opposition zu reizen. Das natürliche Ergebniß dieser eigen» thümlichen Lage ist jene schwankende unklare Politik, die schließlich nicht» Anderes thun kann, als auf einen maß gebenden Einfluß nach außen hin verzichten. Die öster reichischen Staatsmänner erscheinen deshalb weniger geschickt und weniger kräftig, al» sie es vielleicht sind. In richtiger Würdigung dieser fatalen Lage streben sie gegenwärtig nur darnach, den alten 8uuus guo aufrecht zu erhalten, weil sie sehr wohl fühlen, daß selbst die für sie günstigste Ver änderung, nämlich eine Gebietserweiterung Oesterreichs auf Kosten der Türkei, für den Kaiserstaat nur neutz, Schwierigkeiten zur Folge haben würde. Oesterreich thut unbedingt auch am besten, wenn es einer Politik der Ent haltsamkeit sich befleißigt und vor allen Dingen an die Be festigung seiner inneren Verhältnisse denkt, die infolge der Nationalitäten-Verschiedenheit schwieriger sind, als in irgend einem anderen Staate der Welt. — Am 29. Juni starb in Prag Kaiser Ferdinand, woselbst er ein Vierteljahrhundert in stiller Zurückgezogenheit gelebt. Die Stürme des Jahres 1848 veranlaßten ihn, die Last der Krone zu Gunsten seines Neffen Franz Josef, des jetzigen Kaisers, niederzulegen. Er wohnte seitdem al» reicher Privatmann abwechselnd in Prag oder auf seinen zahl reichen Besitzungen in Böhmen. Ihm folgte am 21. Nov. der ehemalige Herzog Franz von Modena und drei Tage später (24. Nov.) Kardinal Rauscher — beide» Männer, die im politischen Leben de» Kaiserstaates keine unbedeutende Rolle spielten. Tagesschau. Freiberg, den 29. Dezember. Mehrere konservative Blätter Preußen» fabeln seit einiger Zeit von einer Rekonstruktion der konser vativen Partei, die von Berlin aus in- Werk gesetzt werden soll. Derartige Herzensergüsse könnte man füglich unbeachtet lassen, wenn nicht geistesverwandte sächsische Preßorgane salbungsvoll den preußischen Kohl unserm Publikum aufwärmten. Zur Sache selbst ist zu bemerken, daß allerdings in neuerer Zeit mehrfach Besprechungen konservativer Gruppen in Berlin stattfanden, doch wurde dabei lediglich nur ein negatives Resultat erzielt. Theils hat man sich nicht über die Basis und die Zielpunkte zu
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