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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 20.04.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187704209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18770420
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18770420
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1877
- Monat1877-04
- Tag1877-04-20
- Monat1877-04
- Jahr1877
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 20.04.1877
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Pruth und Dnjestr gelegenen Bessarabien- der Mittelpunkt der Ausstellung, resp. das Hauptquartier mit dem Sitze der Zentralleitung der Armeeverwaltupg wurde Der rechte Flügel dieser Armee war biShhx von Chotim au- be herrscht, welche Stadt mit dem südöstlich von hier geleast» Jedintzv di« zwei Hauptstraßenknoten iM nördMen Bessa rabien bilden, welch« auch di« Straßen de» wes«tchen Podo- ltenS nach der Moldau (Jassy) in sich aufn«h»nen. Kischrneff ist bekanntlich durch eine Eisenbahn nch d«M Zenftal- punkte des linken Flügels der Südarme«, Odessa,, ver- bunden. Di« weiter ostwärts von Odessa an der Küste de- schwarze» Meere- befindlichen militärischen Punkte sind al- Detachirungen des linken Flügels zu betrachten, bis die asiatische Küste Rußland- beginnt, wo der äußerste rechte Flügel der KaukasuS-Armee unter Großfürst Michael seine detachirten Posten stehen hat. Die Haupt-Kavallerie- Massen der Südarmee standen bisher bei Odessa und haben bereits am 8. d. M. Befehl erhalten, den Marsch nach Bjelzi anzutreten, nebenbei eine Entfernung von mehr al- 40 deutsche Meilen. Die Straßen Bessarabiens, welche über den Pruth führen, dürften wohl sämmtlich zum Bor marsch, vom rechte» Flügel (ab Chotim) bis zum linken (ab Odessa) benutzt werden. Nächst der Straße de- rechten Flügels führt die Straße von Kiew über Bjelzi (größter Straßenknoten nördlich Kischeneff in Bessarabien) und dem Pruth nach Jassy. Eine dritte Straße führt von Kischeneff nach Leowo und von hier theils über den Pruth nach dem Innern der Moldau (südlich Jassy), theils noch auf dem unken Ufer des Pruth südwärts nach Reni an der Donau, woselbst ganz in der Nähe (aber auf dem rechten Ufer des Pruth) ebenfalls an dem linken Ufer der Donau die Stadt Galatz sich befindet. Diesen beiden Städten Rumäniens gegenüber auf dem rechten Ufer der Donau liegt die tür kische Grenze der Dobrutlcha. Die vierte Straße führt längs der Küste, von Odessa über den Busen bei Akjerman, dann landeinwärts nach der rumänischen Festung Ismael (an dem linken Ufer des nördlichen Donauarmes). In welcher Weise die Südarmee sich nun in vielleicht drei Hauptkolonnen echelonniren wird, um die Pruthlinie zu erreichen und möglichst massirt über den Fluß zu setzen, entzieht sich natürlich jetzt noch jeder Bermuthung. Eh: die Gro- dieser Kolonnen die strategische Operation nach dem befreundeten Rumänien so vollzogen haben, daß so wohl die Front des ganzen Heeres als die Flanke nach dem Meere einem feindlichen türkischen Angriffe gegenüber entwickelungsfähig, die Trains mit aller Munition, Bagage und Proviant dicht hinter sich, in konzentrirten Etappen stehen, von denen aus ein unbehinderter Weitermarsch möglich ist, läßt sich auch abgesehen davon, daß man den Tag des Ueberganges der ersten russischen Truppen der Avantgarde nur vermuthet, noch nicht annähernd berechnen, weil die Gangbarkeit der Marschlinien zu wenig gekannt ist. Unsere Leser wollen sich jetzt erinnern, daß nach Mobilifirung der Südarme:, erheblich später eine Reserve armee nördlich der Südarmee, in einer zweiten strategischen Linie, aber in weitläuftigen Kantonnements auseinander gezogen, mobil ausgestellt worden ist. Diese Armee hat an demselben Tage, wie die Kavalleriemaffen bei Odessa den Befehl zum Bormarsch an den Pruth erhalten. Berichten aus Konstantinopel zufolge soll der stra tegische Aufmarsch der türkischen Armee in Asien schon begonnen haben, und dürfte derselbe, trotzdem die Armee dort mit großen Terrainschwierigkeiten zu kämpfen hat, noch im Laufe dieser Woche beendigt sein. Der Generalstab dieser Armee wird sein Quartier in der Festung KarS ausschlagen, während die Intendanz derselben in Erzerum, wo sie jetzt liegt, auch noch ferner verbleiben wird. Auch in Asien wie in Europa wird die türkische Armee den Feind an sich herankommen lassen, statt ihm entgegenzugehen, da sie dort wie hier gut befestigte Plätze zu ihrer Beifügung hat, welche für eine Defensive sehr ge eignet sind. Auch der große Mangel an Zug- und Last- thieren, der bei dieser Armee herrscht, gestattet ihr nicht, in großen und geregelten Kolonnen nach dem Feindesland» vorzudringen. Dagegen aber dürfte die irreguläre Kavallerie, die im Süden der Festung Kars ein be festigtes Lager bezogen hat, gleich nach dem Beginne der Feindseligkeiten hinüber in Feindesland dirigirt werden, um dort eine Art wilden Krieges zu führen. Diese irre guläre Kavallerie besteht aus einigen kurdischen und ara bischen Stämmen, die mit der europäischen Kriegstaktck zwar nicht bekannt sind, sich aber zu Tirailleurdiensten sehr gut verwenden lassen. Die Stärke dieser irregulären Kavallerie wird auf ungefähr 11,000 Mann geschätzt, wovon bei 7000 Kurden und die übrigen Araber sind. Mit der Annahme, daß die türkische Armee die Initiative nicht er greifen werde, steht folgende, ebenfalls aus Konstantinopel einlaufende Nachricht im Widerspruch: Der Großvezier hat dem Sultan vorgeschlagen, er möge selbst den Krieg er klären, falls Rußland beim Ueberschreiten des Pruths diese Förmlichkeit unvollzogen ließe. Dieser Vorschlag ist bereits dem türkischen „großen Rath" unterbreitet worden und soll von diesem an das Parlament gelangen. Der Großvezier, Edhem Pascha, motivirt seinen Antrag, indem er sich auf Artikel I der neuen Verfassung bezieht, welcher die „privilegirten Provinzen" d h. die Donaufürstenthümer als integrirende Bestandtheile des türkischen Reiches be zeichnet. Edhem Pascha will also den Krieg erklären, mit der Begründung, daß die Ueberschreitung des Pruth eine Verletzung des türkischen Staatsgebiets darstelle. Seiner Ansicht nach würde diese Art des Vorgehens den Fanatis mus d:r Gläubigen in erwünschter Weise entstammen. Schließlich wollen wir noch bemerken, daß zuverlässige Mittheilungen über Truppenbewegungen jetzt kaum zu er warten sind, da ein Befehl ergangen ist, alle Depeschen anzuhalten, in welchen diese Bewegungen signalisirt werden. Die Frage der rumänischen Neutralität, welche bereits im italienischen wie im englischen Parlamente zum Gegen stände von Interpellationen gemacht wurde, ist augenblick lich allerdings von Bedeutung. Wir erinnern an den Ver trag vom 20. April 1854, worin Oesterreich und Preußen sich ihren Länderbesitz gegen jeden Angriff gewährleisteten. In einem Zusatzartikel wurde damals bestimmt: 1. daß Orfierreich eine »tegorische Aufforderung, „da- Territorium der Moldau und Walachei zu räumen", an das St. Peters burger Kabinet richten und Preußen di«sen Schritt unterstützen solle; 2. daß die Maßregeln, welche von einer der beiden kontrahirenden Mächte in Folge einer ablehnende» Antwort der russisch«» Regierung ergriffen werden sollten, als in die Kategorie des von dem Traktat beschützten Vorgehens gehörig betrachtet werden sollten, und 3. daß eine Einver leibung der Donaufürstenthümer in dir russische Monarchie als ein O»sus b«lli betrachtet werden solle. In Folge der österreichischen Sommation räumten die Russen sofort die Donaufürstenthümer. Es ist seit 1854 weder das Interesse Deutschlands und Oesterreichs an der Unabhängigkeit und Neutralität der Fürstenthümer vermindert worden, noch haben sich internationale oder selbst nur interne Rechts grundsätze für Rumänien herausgebildet, welche die in Aus sicht genommene Benützung des rumänischen Territoriums durch russische Heere in irgend einer Weise entschuldigen lassen. Trotzdem scheint weder in Berlin noch in Wien Neigung vorhanden zu sein, de» Russe» irgend welches Hinderniß beim Ueberschreiten der rumänischen Grenze zu bereiten. Ein Bukarester Telegramm vom gestrigen Tage meldet nur: „Zwischen den Regierungen der Garantie mächte und deren hiesigen diplomatischen Vertretern findet eine lebhafte Korrespondenz statt über die Rumänien ange sichts der bevorstehenden Ereignisse anzurathendr Haltung. Keine der Garantiemächte ertheilte bisher ihrem Agenten bestimmte Instruktionen. Rumänien hat noch nicht seine Entschließung formulirt." Ein weiteres Telegramm sagt: „Der rumänische Ministerrath beschäftigt sich mit der Frage der Mobilisierung der ganzen Armee, welche im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit einer türkischen Besetzung von Kalafat als dringlich erkannt wird." Endlich wird der „Pol Korresp" aus Bukarest gemeldet: Die Regierung beschloß die Konzentrirung von 10,000 Mann zum Schutze der Hauptstadt gegen einen eventuellen Handstreich der türkischen Truppen. Oefterretch-Uagarv. Im Tiroler Landtag hat es am 17. abermals einen Skandal gegeben, und zwar, wie sich's gebührt, einen „GlaubenseinheitS"-Skandal. Die bekannten allmächtigen Kooperatoren hatten durch ihre bäuerlichen Wahlmänner eine Anzahl Petitionen um Wahrung der „Landesperle" überreichen lassen. Nun wollte Graf Brandis aus Anlaß dieser Petitionen eine Erklärung der klerikalen Majorität einbringen. Der Landeshauptmann Fedrigotti entzog ihm, da der Gegenstand nicht zur Tagesordnung gehörte, das Wort. Dipauli und Giovanelli lehnten sich gegen eine solche Vergewaltigung und Rechtsverletzung auf. Der Ex- Landeshauptmann Rapp suchte für seine schwarzen Bundes genossen bei seinem Nachfolger zu vermitteln. Die Er klärung wurde endlich zum Schluss: der Sitzung als „ver späteter Einlauf" zur Verlesung gebracht. Die liberale Partei kündigte ihrerseits durch Graf Melchior: eine Gegen- Erklärung an. Italien. Obgleich in dem Gesundheiiszustand des Papstes augen blicklich eine Besserung eingetreten ist, hält man doch eine Erledigung des päpstlichen Stuhles für bevorstehend und bespricht man in klerikalen Kreisen lebhaft die Nothwendig keit das nächste Konklave unter den Schutz der katholischen Mächte zu stellen. Man glaubt sogar, daß die Kardinäle verlangen werden, daß unmittelbar nach dem Eintritt der Vakanz des päpstlichen Stuhls die Fahnen der katholischen Mächte vom Vatikan wehen, um ihn vor Invasion und Plünderung zu schützen. England. Ein soeben veröffentlichte- parlamentarisches Blaubuch enthält einen Ausweis über die in England und Wales während der Jahre 1873 bis 1876 wegen Mordes zum Tode verurtheilten Personen. Im Jahre 1873 wurden 18 Individuen zum Tode verurtheilt und 11, darunter zwei Frauen, hingerichtet. Im Jahre 1874 betrug die Zahl der zum Tode verurtheilten Personen 25, von denen 16, darunter 2 Frauen, hingerichtet wurden. Im Jahre 1875 wurde das Todesurtheil über 33 Personen verhängt, und die Zahl der Hingerichteten betrug 18, worunter sich eine Frau befand. Im Jahre 1876 wurden 32 Personen zum Tode verurtheilt und 22 hingerichtet. Die Gesammt- zahl der in den vier Jahren zum Tode verurtheilten Personen betrug 108, und die Zahl der Hingerichteten 67, worunter sich fünf Frauen befanden. — In der letzten Sitzung des Unterhauses erklärte auf eine Anfrage des Parlamentsmitgliedes Sandford der Unterstaatssekretär des Aeußeren, Bourke, die Neutralität Rumäniens sei weder in dem Pariser Vertrage, noch in anderen Verträgen garantirt. Rumänien, das amtlich Fürstenthum Moldau und Walachei genannt werde, werde in seinen amtlichen Beziehungen zu den anderen Mächten als ein Theil des türkischen Reiches angesehen. Türkei. Die Situation ist unverändert. Täglich finden Minister- rathssitzungen statt. Es ist die Rede davon, daß die russi schen Unterthanen im Falle des Kriegsausbruches aus der Türkei ausgewiesen werde« solle«. Rabland. Die an fremden Börsen verbreiteten Gerüchte über einen Wechsel des türkischen Ministeriums wird durch nichts be stätigt und erscheinen unrichtig. — Der Kaiser und der Großsürstthronfolger treten Freitag früh die Reise nach Kischeneff an und treffen dort Montag ein. — Die „Korrespondenz Agence" hebt her vor, daß man im Protokoll den Fall voraussah, daß die Pforte in der bestimmten Frist die Reformen nicht ausge- führt hätte, man sah aber nichts für den Fall vor, daß die Pforte die peremptorische Ablehnung dis Protokolles selbst eintreten ließe. Letzteres sei angesichts der von England abgegebenen Deklaration annullirt. Der von den euro päischen Mächten auf der Konferenz verfolgte Zweck bleibe nichtsdestoweniger völlig bestehen. Rußland, dessen Hände durch die Abiebnung der Pforte frei geworden, werde be strebt seit^ eurMische Aufgabe gegenüber der Pforte zu erfüllen. Reichstags. In der gestrigen Sitzugg de'SLtMStag- wurde zunächst die verattzuna dec gewerblichek, Anträge fortgesetzt. Es sprachen d» Ahaa. v. Helldorf,- WHnythorst, Wehren pfennig und Bebel. Der er« Redner macht« vo« der Ge legenheit zu sprechen einen se« au-aiebiae».' Gebrauch; in- deß war die Rede thatsächlich V0M hqye« .Interesse und weit sachlicher gehalten als die des Herm v. KseiMetzow, dessen Ausführungen der Redner vielfach zurückwetfi. Der Abg. v. Helldorf rekapitulirte nochmals die Anschauungen seiner Partei über die sämmtlichen Anträge. Leider ist es bei dem Umfange der Rede u möglich, von derselb«n auch nur einen flüchtigen Umriß zu geben. Hervorzuheben dürfte etwa s«in, daß er ausdrücklich erklärte, seine Partei wolle an dem Prinzip der Gewerbeordnung und der freien Arbeit als Grundlage unserer gewerblichen Verhältnisse nicht- ge ändert wissen. Er bittet, die allgemeine Stimmung im Lande, welche sich in zahlreichen Petitionen ausdrücke, zu beachten. Zwischen dem Abg. Windthorst und Wehren- pfennig entwickelte sich in Anknüpfung an die vorgestrigen Aeußerungen des Abg. LaSker eine kleine Auseinandersetzung über Adel und Feudalismus. Der letztere Redner konsta- tirte, daß oer Abg. Windthorst den Antrag Galen hinweg- interpretirt habe. Der Abg. Bebel behauptete, daß die Sozialdemokratie kein künstliches, sondern ein natürliche« Produkt der Verhältnisse sei. Die Arbeitsbücher, welche der Antrag der Deutsch-Konservativen in Vorschlag bringt, würden die Sozialdemokratie fördern. Die lange Verhandlung endete mit der einstimmigen Ver weisung der Vorlage an eine Kommission von 21 Mitgliedern. Hierauf nahm das Haus noch einige Wahlprüfungen vor. Von Interesse war die Debatte über die Wahl der Abgg. vr. Weigel und Hasenclever. In dem ersten Falle standen sich die Nationalliberalen und Sozialdemokraten, in dem letzterenFalle die Sozialdemokraten und die Fortschrittspartei gegenüber. Mit ziemlich »ich- tigen Gründen verlangten die Sozialdemokraten, in deren Namen der Abg. Bracke sprach, die Verweisung der Wahl angelegenheit des Or. Weigel an die Wahlprüfungs kommission, obwohl die letztere über den Fall einen aus führlichen schriftlichen Bericht erstattet hat. Der Antrag der Sozialdemokraten gelangte jedoch nicht zur Abstimmung, da er keine hinreichende Unterstützung fand. Im zweiten Falle handelte es sich um die Wahl des Abg. Hasenclever im sechsten Berliner Wahlkreise. Die Kommission schlug bekanntlich vor, die Wahl für ungiltig zu erklären, indem sie durch genaue Untersuchung nachwies, daß der gewählte Abgeordnete nicht die absolute Majorität erreicht hat. Gegen den Antrag trat das streitlustigste Mitglied der sozialdemokratischen Partei, der Abg. Most, auf, während die Abgg. Richter (Hagen) und Oi. Dernburg für den Antrag der Kommission eintraten. Als schließlich der Präsident die Frage auf Giltigkeit der Wahl des Herrn Hasenclever stellte, erhoben sich lediglich die Sozialdemo kraten. Das Mandat des sechsten Berliner Wahlkreises ist somit erl ebigt. Hierauf wurde die Sitzung auf heute vertagt. Lokales und Sächsisches. Freiberg, den 19. April. — Dem k. Finanzministerium ist vor einigen Tagen eine Petition der Stadträthe von Freiberg, Nossen, Roß wein, Döbeln und anderen Ortschaften unterbreitet worden, welche die Bitte enthält: wegen baldmöglichsten Weiter baues der Bahn von Bienenmühle nach Klostergrab, be ziehentlich Erwerbung der dazu erforderlichen Konzession nach Maßgabe der von dem Borbesitzer der sächsischen Linie (Leipzig-Dresdner Eisenbahnkompagnie) unter dem 27. August 1875 gefaßten Beschlusses mit der Prag-Duxer Gesellschaft beziehentlich der k. k österreichischen Staatscegierung in Unterhandlung zu treten und eventuell diesen Bau für Rechnung des Staatsfiskus ausführen, auch dem in diesem Jahre zusammentretenden Landtage wegen Berwilligung der dazu erforderlichen Geldmittel entsprechende Vorlage zugehen lassen zu wollen. Die Antwort, welche das kgl. Finanzministerium den Petenten ertheilt, geht dahin, daß es gern bereit sei, die betreffende Linie bis zur sächsisch- böhmischen LandeSgrenze zu verlängern, wenn eine Garantie für Herstellung der österreichischen Anschlußlinie geboten werde. Das Finanzministerium werde jede Gelegenheit benutzen, um auf Sicherstellung dieser Anschlußlinie hinzu- wirken. Dagegen sei die volkswirthschaftliche Bedeutung dieser Linie für Sachsen im Allgemeinen nicht so groß, daß es gerechtfertigt wäre, auf Staatskosten eine lange im Auslande gelegene Eisenbahn zu bauen. Das Finanz ministerium könne hierzu um so weniger die Zustimmung der Ständeversammlung beantragen, als für den Transport der böhmischen Braunkohlen nach Sachsen ohnehin schon zahlreiche Eisenbahnrouten zur Verfügung ständen. — Unter solchen Umständen sieht es um die Weiterführung der jetzigen Sackbahn Freiberg-Bienenmühle ziemlich trostlos auS: zum mindesten werden wir noch eine geraume Zeit darauf zu warten haben. — Eine hier wohnende Zigarrenarbeiterin, die in großer Geldverlegenheit war, schickte ihren 10jährigen Abripprr mit der Weisung zu einer hier wohnenden Ehesrau, den Betrag von einer halben Mark von dieser sich geben zu lassen unter dem Vorwande, daß der letzteren Ehemann, der an einem bestimmten Ort warte, das Geld wünsche. Ist nun auch der Betrag ein> geringer, um den es sich hier handelt und mögen derartige Schwindeleien leider oft vor kommen, so ist es jedenfalls unverantwortlich, sich eines so jungen Blutes bei verbrecherischen Handlungen zu bedienen und den Knaben auf diese Weise auf den Pfad des Bösen zu führen. (Fortsetzung in der veilage) .
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