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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.01.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189001164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18900116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18900116
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-01
- Tag1890-01-16
- Monat1890-01
- Jahr1890
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.01.1890
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lr. 18SV alarniirt. In einer Dachkammer eines Hauses an der Peter- ' straße war Jener auSgebrochen und stand bei Ankunft der < ständigen Feucrnmchc bereits ein Theil des Dachstuhles in Hellen Flammen. Das Feuer wurde sofort mir 3 Schlauch leitungen angegriffen und wurde man desselben in kurzer ' Zeit Herr. In der Nacht zum 12 d. M. ist das Tampssägewert der Firma I. C- Petzold u. Sohn In Reichendach i. B. ein Raub der Flammen geworden. Kurz »ach Uhr Nachts stand das Anwesen in Hellen Flammen. Die städtische frei willige Feuerwehr konnte sich nur auf daS Abräumen in der Nähe lagernder Holz- und Breltervorräthe beschränken. Das einzige Wasser, was bei dem herrschenden Wassermangel gegeben wurde, war das, welches man in Eimern von den, am Kesselhaus befindlichen Brunnen herbeischasftc und auf daS Dach des Kesselhauses gos;, den einzigen Gebäudeihcil, der von den Flammen zwar beschädigt, aber nicht verzehrt wurde. Nach einigen Stunden war daS gesummte, im Jahre 1882 erst an gelegte, im Frühjahr 1884 erweiterte Anwesen ein rauchender Trümmerhaufen. Nach wochenlangem Harren ist am Sonntag Nachmittag bei starkem Westwinde in ver Gegend von Annaberg Schnee fall eingetreten, der so ergiebig ausgefallen ist, daß Weg und Steg verweht und der Verkehr in Annaberg selbst, zumal in den abschüssigen Straße», ziemlich erschwert ist. Die Temperatur liegt um de» Nullpunkt herum, so daß der Schnee nicht weiß, ob er liegen bleiben oder sich in seinen wässerigen Urzustand auflösen toll. In der Umgegend von Elsterberg tritt dir Tiphtherikis ungemein heftig auf. Jn Sachswitz wurde kürzlich einem Guts besitzer abermals ein Kind, das vierte innerhalb 14 Tagen, durch die heimtückische Krankheit entrissen. Vergangenen Sonntag Vormittag gegen 10 Uhr verunglückte der Dienstknecht Johann Robert Thiem in Venusberg bei Wolkenstein dadurch, daß er in der Brennerei daselbst in dem Vormaischungsraum durch den Transmissioiisriemen der Kartosselwäsche erfaßt und nach mehrmaligem Umherschleudern über die Wette sofort gelödlet wurde. Kunst, Wissenschaft, Literatur. Karl bterok, der Dichter der „Palmblätter", starb gestern Mittag in Stuttgart im Alter von nahezu 75 Jahre». Er wurde am 30. Januar 1815 zu Vaihingen an der Enz in Württemberg geboren und studirte in Tübingen Theologie. Ter junge Gervk versah bei seinem Vater, der als Prediger wirkte, zuerst das Amt eines Gehilfen, ging dann als Repetent an das Tübinger Seminar und wurde 1849 in Stuttgart als Prediger angestellt, wo er 1868 zum Obcr- hosprcdiger, Tberkvnsistorialralh und Prälaten ernannt wurde. Nicht allein als Kanzelredncr hat sich Gerok ausgezeichnet, auch als religiöser Dichter gehörte er zu den beliebtesten Schriftstellern der Jetztzeit. Durch G. Schwab wurde Gerok schon in der frühesten Jugend angeregt, sich mit poetischen Arbeiten zu besasse», mit denen er die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Besonderen Beifall fanden seine 1857 verössem- lichten „Palmblätter", welche den Ruhm Geroks als Dichter , begründeten und mehr als 50 Auflage» erlebt habe». Tie Gedichte erläutern BibelslcUen in poetischer Art und zeichnen l sich durch die Verinnerlichung, Tiefe und Wärme, die aus : ihnen spricht, vortheilhast ans. l878 erschien eine zweite , Sammlung. 1864 erschienen seine „Pfingstrosen", welche die Apostelgeschichte behandeln: sie erlebten 1884 ihre 8. Auflage. > Weitere Werte des Dichters und : „Blumen und Sterne" (1868), sowie „deutsche Ostern" (1871) und „Eichenlaub" (1871). Seine Predigtsammlungen erlebten wiederholte Auflagen, ebenso wie seine übriger, geistlichen Schriften: „Das Gebet deS Herrn in Geboten", wie „Von Jerusalem nach Rom", Schriften, denen er 1875 seine „Jugenderlnnerungeu" folgen ließ. Für Langes Bibclwcrk bearbeitete er mit Lechler die Apostelge schichte und gab Paul Gerhardts, sowie Luthers geistliche Lieder heraus. Neueste Nachrichten. Mönche«, 14. Januar, Abends. Soeben bewegt sich durch die Hauptstraßen Münchens ein Facketzug, den die Korps der Universität und des PolyiechnilumS den Manen Döllinger- bringcn, dem Trauerhause zu. Wien, 14. Januar. Die heutige Ausgleichskouserenz be schloß die Errichtung einer neuen czechischeu Handelskammer in Königgrätz. Paris, 14. Januar. TaS Gericht hat heute den angeb lichen Journalisten Paul Vanault Graf Malberg wegen Ver suches der Spionage zu 5 Jahren Gefängniß vcrurtheilt. London, 14. Januar. Feldmarschall Lord Napier os Magdala, Evunetablc des Tower, ist lieute Nachmittag ge storben. Telegraphische Depeschen. Berlin, 15. Januar. (Privat-Telegramm des „Freiberger Anzeiger".) Die Eröffnung des preutzifche« Landtags erfolgte heute vei schwacher Betheiltguxg der Abgeordneten. Der Passus, wonach in den Streikgevieten Vorsorge gegen Wiederholung »er Ruhestörungen getroffen sei, wurde mit grotze» Beifall ausgenommen. Paris, 15. Januar, iPrivat-Telegramm des „Frei berger Anzeiger".) Der fran»ösische Marine-Minister setzte einen Ausschub zur Ausarbeitung eine» Reglements für unterseeische »ertheidigung ei«. London, 15. Januar. (Wolffs Telcgraphen-Bureau.) Der „Dimes" wir» aus K airo gemeldet: „Aus ei« bezügliches Gesuch Stanleys sagte »er Khedive zu, Emin Pascha im egyptischem Staatsdienst anz«- stellcn un» versprach Emin davon telegraphisch z« verständigen." Ehieago, 15. Januar. (Wolffs Telcgraphen-Bureau.) In dem Eronin-Prozes; genehmigte der Richter Mae Eaneü die Einleitung eines neuen Prozesses gegen Kunze, lehnte aber einen neuen Prozest gege« die übrigen bereits Verurtheilten ab. Vermischtes. * Ein Neujahrsgeschenk. Kaiser Franz Joseph über- jaudtc, wie nachträglich gemeldet wird, dem deutschen Kaiser zum Jahreswechsel I^OOtt P-rginia-Iigarren feinster Qualität; die gleiche Festgabe erhielt der Kaiser Alexander von Rußlani und König Humbert von Italien. Ein Nachruf. Der Erzbischof von Köln widmet der Kaiserin Augusta folgenden Nachruf: „Wir gedenke» der ver storbenen geliebte» Fürstin mit tiefbewegtem Herzen. Sic tvar . eine edle, heldenmüthige Frau, von der Aufgabe ihres hohen Beruses in innerster Seele durchdrungen, ein Vorbild treuer ' Pflichterfüllung bis zum letzten Lebenshauchc, voll Wohlwollen gegen Alle, besonders aber den Armen und Nothleidcnden von , Herzen zugethan. Gern verkehrte sie mit ihnen und gedachte Der nächste große Hosball in Dresden findet DienStag , den 28. d. M. statt; irrthümlich war in der gestrigen Nummer der 22. Januar angegeben. — In der auf der Leipziger Straße in Dresden gelegenen Schneidemühle verunglückte am Montag ein Arbeiter. Er stürzte, indem er bei Hinwendung 1 eines Schraubenschlüssels an dem einzudrehenden eiserne» Keile «bglitt, so heftig rückwärts aus ein eisernes Schwungrad, daß er einen Schädelbruch erlitt. In der Tiakonissenaustalt, wohin uwn ihn gebracht, ist der Tod alsbald eingetreten. — Am selben Tage hat sich in ein Grundstück in der Knitzer Straße zu Dresden eine unbekannte Person eingcschlichen und aus deni Speisesaale einen großen silbernen Gemüjelöfsel, 2 Stück Heine vicrzinkige silberne Gabeln, gebogener Form, flach, geriest, die Griffe „Martha" und „Gertrud" gezeichnet, sowie 8 Stück große silberne Gabeln, einige aus der Rückseite der Griffe mit der Firma ..Sachwall, Dresden" versehen, gestohlen. — Zur großen Eisenbahn-Fahrplan-Konserenz in Rom ent sendeten die sächsischen Staatsbahnen 4 Mitglieder der König!. Generaldirektion, darunter Herrn Finanzrath Di Klinghardt und Herrn Transportdirektor Winkler in Dresden. Die Herren begaben sich bereits vorgestern mit Schnellzug von Dresden aus nach ihrem fernen Ziele. Auch in der Woche vom 5. bis mit 11. Januar hat sich der Gesundheitszustand in Leipzig »och nicht günstiger ge- < stallet, indem die Sterblichkeitsziffer der vorhergegangcncn i Woche von 151 um zwei sich vermehrt hat, so daß sie in der ! letztgcdachten Woche 153 betrug. Tie Influenza mit ihren > Folgekrankheiten scheint demnach Leipzig noch nicht verlaffen > zu haben. Genau dieselbe Erscheinung ist in den »cueinver- keibtcn östlichen Vororten zu Tage getreten und war auch dort die Sterblichkeit eine sehr große. — Am Montag Nachmittag ist in eitler chemischen Fabrik in Leipzig ein 26 Jahre alter Heizer dadurch verunglückt, daß er bei dem Anstcllcn der Be- triebsmajchine vom großen Schwungrade ersaßt und derartig «m Kopfe verletzt wurde, daß der Tod sofort eintrat. Sein Leichnam wurde nach dem Pathologische» Institut gebracht. Ein Verschulden an dem Unglücksfalle ist Niemanden! bcizu- rncssen. — Eine 20 Jahre alte Tienstmagd in Mockau bei Leipzig versuchte dieser Tage sich mit Salpetersäure zu ver- ßisten. Das gelang ihr auch insofern, als sie eine verhält- »ißmäßig große Menge dieses GisteS zu sich nahm. In hoff nungslosem Zustande wurde die jugendliche Selbstmörderin nach dem Stadtkrankenhause zu St. Jacob in Leipzig gebracht. Die gestrige Landtagswahl in Chemnitz Hai für de» Kandidaten der vereinigten OrdnungSparteicn, Herrn Fabrik besitzer Eugen Esche, 3796 Stimmen, für den sozialdemokratischen Kandidaten 3174 Stimmen ergeben. 22 Stimme» waren un- giltig. Herr Eugen Esche ist also mit einer Mehrheit von 622 Stimmen gewühlt. Die OrdnungSparteicn habe» gegen die letzte Landtagswahl in demselben Wahlkreise, welche am 15. September 1885 stattfand, allerdings nur 141 Stimmen zugenommen, da damals 3655 Stimmen für Herrn Fabrik besitzer Clauß abgegeben worden sind. Ter sozialdemokratische Kandidat hatte damals 1660 Stimmen aus sich vereinigt, während gestern auf denselben 3174 Stimmen gefallen sind. Die sozialdemokratische Stimmenzahl hat sich demnach saft ver doppelt. Das liegt einerseits in dein Zuzuge von Arbeitern, andererseits in dein Umstande, daß eine größere Zahl von Leuten in die zur Wahl berechtigende Stenerstufe ausgestiegen ist, zu einem»nicht geringen Theile aber auch iu der sehr energischen Agitation derSvzialdemokraten, diefwieder jede Stimme, die nur irgend zu haben war, in die Urne gebracht haben. — Gestern Abend 1ä>8 Uhr wurde die BerusSfcuerwehr in Chemnitz hinüber. Er schaut unaufhörlich nach ihr — sie thm, als ob sie es nicht merkte, aber das Herz beginnt ihr zn pochen und wie zu pochen! Dieses Spiel, das sich unaufhörlich wieder holt, wo es jugendliche Vis-ü-vis und offene Fenster giebt, ist ihr eiwas Neues, Unerhörtes. Soll sie noch einmal schauen? Aber nein! Indessen, daS Gefühl ist stärker als sie, schon sind ihre Augen drüben. Er, er lächelt jetzt, lächelt sie freundlich «n. Wie hübsch er ist mit seinem jungen, frischen Gesicht, dem blonden Bartstaum, den blauen Augen, er hat das Buch vor sich ans das Fensterbrett gelegt — er hat nur noch Interesse für sie! Ein Schwindel kommt über sie, ei» süßer Schreck, cs ist etwas, das sic erlebt — ihr ist, als träume sie. Sie vergißt sich, sendet ihm einen dmikbare», wonnestrahlenden Blick hinüber, erschrickt dann ülwr sich selbst, springt aus, setzt sich athemlos aus ihr Bett im Hintergründe des Zimmers — sie weiß sich nicht zu fassen. Nach und nach kommt sie zur Be sinnung. Es ist ein Student: das junge, leichte Blut hält es schwer bei dem trockenen Buche aus — man amüsirl sich dazwischen wie man kann. Weich' eine Thorhcit von ihr, sich darüber so anfzuregen ! Ihr Gegenüber reckte sich noch immer mehr den Hals aus, um sich ihr wohlgefällig zu machen. Sie lehnte sich jetzt mit gleichgiltiger Miene hinaus in das volle Sonnenlicht, ohne hinüberzublicken — er mochte nun sehen wie unhübjch sie war. ES nützte aber nichts, er pfiff, warf »un sogar eine Rose über die enge Gasse herüber, ivelche jedoch ihr Ziel verfehlte. ES kam die Mittagszeit. Minna ging, ihr frugales Essen in der Küche der Quartiersfrau zu bereiten. Ter junge Student verschwand ebenfalls, Minna dachte lall», mehr an ihn. Gegen Abend abcr begann das Spiel wieder von Neuem — da saß er schon, lächelte, winkte. Jetzt steht er aus, geht uach dem Hintergrund des Zimmers, kommt wieder, hat etwas in der Hand — nun kommt die Katastrophe! Tenn was er in der Hand hält, ist ein Operngucker, und während der Jüngling daS schwarze Ting an seine Augen legt, geht ein schneidendes Weh durch das Herz des Mädchens — Verschöne Traum zerstiebt! Sie sieht nicht, ivelche Grimasse der junge Mann macht, bemerkt nicht, daß er zu Jemandem im Zimmer — eS scheint ein Kollege auf Besuch achselzuckend spricht, eine Gebärde des Mitleids macht sie hat davon nichts gejclwn. Sie arbeitete bis in die Nacht und ging todtmüde zn Bette. Welch' ein Tag war daS gewesen! Die Liebe war aus ihrem Wege erschienen, hatte ihr von ferne gelächelt. Minna fühlte sich gehoben, bewegt, wie nie vorher. Sie fühlte zum ersten Male, daß sic ein Weib war, sie fühlte, daß auch sic hätte lieben können. Mit ahnuugsvolten Schauern dachte sie, wie schön es jein muß, so rin liebes' blondes Haupt zu umfangen und zu küssen. Schon uni sicben Uhr srüh saß sic wieder bei der Maschine. Ter junge Man» drüben hatte natürlich noch sein Fenster zu und verhängt — das schläft in den Hellen Morgen hinein. Sie fühlte, daß sie ihm gut war, gut bleibe» würde, auch wenn er sic nie wieder eines Blickes würdigte. Nach neun Uhr machte er aus, frisch, rosig, lächelnd, noch in Hemdärmeln. Sie hatte ein Bischen hinübergelugt, und er — er warf ihr eine Kußhand herüber. Er lächelte ihr zu, wie einer alten Liebe, alS würden fie sich schon durch und durch kennen — und das Lächeln stand ihm so gut! Dann warf er ihr eine blutrolhe Nelle l)erüber, welche diesmal an's Ziel kam und gerade ans die Maschine siel. Minna vermochte der Glückselig keit nicht mehr zu widerstehen, ivelche unwiderstehlich wie eine Frühlingssluth ihr Herz überschwemmte. Sie gefiel dem jungen Mann, er hatte sie lieb gewonnen! Und warum sollte cs den» auch gar nicht möglich sein? Hatte sie nicht immer gehört, daß jedes Weib denn doch einmal eine Stunde des Glückes findet? Halte sic nicht ost gelesen, daß die Liebe blind ist, ein Räthsel, ein Zauber, den inan sich nicht erklären kann! Auch unschöne, ja, häßliche Mädchen werden bisweilen geliebt, und vielleicht ist sic gar nicht so häßlich, sic hat rS sich nur immcr eingebildet. Und was hatte sie den» auch eigentlich so Häßliches? Die paar Svmmerjprosseii - was liegt daran! Nein, sie zweifelt nicht mehr — sie wird geliebt! Und cs begann für sie ein neues Leben, ein Leben unge ahnter, unerhörter Glückseligkeit. Abends war ihr letzter Ge danke: „Ich gefalle ihm, er liebt mich!" Früh ihr erster: „Er wird an's Fenster kommen und mich lächelnd grüßen. Er freut sich jetzt darauf in seinem Reste, wie ich mich freue!" Und sie kräuselte ihr Haar, pupte sich zierlich, steckte die Blume vor, die er ihr gestern herübcrgcworsen und die sie gleich ins Wasser gestellt hatte. Tann setzte sie sich ans Fenster, er mochte immer später ans, noch ei» wcnig verschlafen, aber immer zärtlich herüber lächelnd. Jetzt machte cr immer flehende Gebärden, herüberkvmmcn zu dürfen. Sie wollte nicht; eine ganze Taubstummensprache hatte sich zwischen ihnen ent wickelt. Sic fürchtete »och immer seine Enttäuschung, fürchtete das Glück. Wenn er sic wirklich an sein Herz ziehen würde — konnte sic das überleben? Sie wußte nicht, was werden sollte. Sic wehrte ab, ohne jemals zu bemerken, daß er sich bisweilen abwandte, oder auch in den Himcrgrund des Zim mers ging und dort lachte, bis er sich die Seiten hielt. An einem sonnigen, warmen Nachmittag versagte plötzlich Ohr ganzer Widerstand. Sie stand nm Fenster hinter der grünen, sonneiiheißcn, hinausgcsvannten Jalousie und winkte ihm, herüberzukommen. Sie thal es, ohne zu überlegen, ohne zu schwanken — unbewußt, unwillkürlich. Sie trat in jähem Schreck zurück und stand mitten im Zimmer, fassungslos, während das Herz ihr zerspringen wollte. Er wird kommen — in wenigen Minuten wird er da jein — wird sie umfasse», wird sic küssen! Ter Traum wird Wirklichkeit — eine süße, greifbare Licbeswirklichkeit! So steht sie da, bebend, schauernd, wonnczitternd — aber er kommt nicht, kommt so lange nicht: er konnte schon da sein. Sic rechnet nach: drei Treppen hinab, über die Straße, drei Treppen herauf — er könnte da sein, al>er cr kommt nicht! Sie tritt beunruhigt an das Fenster, schaut hinüber — sein Fenster ist geschloffen. Nach einer Weile saßt sie sich, begiedt sich wieder an die Arbeit. Er hat ihr Zeichen gewiß nicht verstanden, ist fortgegangen, weil sie vom Fenster ging — als» ein anderes Mal! Aber das Fenster blieb geschlossen; zwar öffnete man am folgenden Tage, abcr cr war nicht da: man räumte auf — cr schien fort. — Sie hatte so viel ausgesorscht, daß er bei der dicken Mehlhändlerin zur Mielhe wohnte, welche unten ihren Loden hielt. Minna traf die dicke Frau mit ihrer noch dickeren Tochter allein, kaufte Vogelsutter, aber sie brachte die Frage, die ihr aus dem Herzen lag, nicht heraus. Ein nächster Mal betrat sie wieder den Laden imd lauste Butler; diesmal faßte sie sich ein Herz und srug mit schüchterner Stimme nach dem Zimmerherrn — das Zimmer wäre ja leer, wo sei er hingclommen? „Er ist schon aus Ferien," entgegnete die Frau, „früher, als die anderen Studenten. Ein Brief von Hause ricf ihn fort, ich glaube, eine Hochzeit findet statt oder sonst etwas." „Wann kommt er wieder?" frug Minna. „Wer kann das sagen!" meinte die dicke Frau, und Minna scharf fixirend, setzte sic hinzu: „Sic glauben doch nichl etwa, liebes Fräulein . ." — die Tochter kam plötzlich dazwischen, redete hinein; und während die Atte die Butter abwog, hörte Minna, wie die Tochter flüsterte: „Du sollst es ihr nicht sagen! Der junge Herr hat nicht gewollt, daß —" Minna verstand nichts weiter. Sie war gerührt, erschreckt — was war es, da» man ihr nicht sagen sollte? Hatte er Schulden oder — ein anderes Liebesband ? Hatte sie ihn zu einer Untreue verleitet ? Armes Kind — er hatte sich ihretwegen »och Bedenken gemacht! Sie ging beruhigt, getröstet, hoffend. Es folgten einsame, stille Tage, aber sie umr glücklich, sie träumte von dem, was gewesen war. Sie hoffte und wartete, aber er kam nicht wieder — kam niemals wieder. Auch die Mchlhändlerin wußte nichts von ihm. Minna beweinte ihn, trauerte, härmte sich ab, aber sic war doch glücklich. Sie halte sich zu lange besonnen, ihn zu rufen, und der arme Junge hatte inzwischen abreisen müssen, wurde gewiß von Anderen jcstgchaltcn. Vielleicht war cs auch gut so; cr war nicht ent täuscht worden. Ein goloigcr Schimmer blieb auf ihrem stillen, mühseligen, einsamen Leben: sic hatte geliebt, und ach! sic war geliebt worden. Sie sprach nicht mehr geringschätzig von der Liebe nnd von den Männern: sie hatte ihr kleines Geheimniß, sic sagtc sich lächelnd: „Für Jeden kommt eine Stunde deS Glückes!" Mit ruhiger Seele sah sie der Zukunft entgegen — einer unübersehbaren Reihe von freudlosen Tagen der Arbeit, der Einsamkeit, des Alters. Sic fühlte sich nicht allein, niäg verlasse» — das liebe, blonde Haupt war da in dem Fenster rahmen, von dem dunkeln Hintergrund des Zimmers sich ab hebend. Sic war gcwciht, gescgnel, glücklich — sie war geliebt worden. — ilner i» chris die Ansprüche so weit sie lon sic die Armen Verwahrloste» Varmhcrzigkcil nosseuschasicn, Dienste der N Freundin, Bei Mitte. Ihre, barmherzigen 2 daß sie stets Streitigkeiten treten konnte, nette Frieden in religiöser Z beruhigen, zu möglich war, Folgen zu des Acht erschien in den lctztci denselben zeigt der sie den und in sieter und Wehc des eine Fürstin t faches Perstä ktholi scheu K gegenübenrai, liche Anrcgum schmerzliche t. eine besonder Mherm." ' «rotze l>ahn" gehörst Kerl he von t tüelrcide nicdc welcher in de: * Orkan «Amerikas lvn dabtcn Trkan gegen 5» Per Mord) Schl in Bc beendet. Der des Mordes Ennvrdelcn, t Geschworenen balle, Hörle stupiden Glcic lMdlung zur weiter zu sag den Angctlag von I» Jah ZuchUwus. Anträge der ' Infi« welcltc iu F mehr a!s dre Besuch der c den meisten nifjen besteh beiten nicht ! Folge des i ganges der f Krankheit in Sonnabend 247 Persvnc Sardinien u ist die Hälft wahrt die E »munter Ko «u den Folg Ein In Äilkcsba weil er scim Wen follle. Anklage im sträubende t Richter selbs sich halten b > r— Aus F Küttner d ebendaselbst, -reib Vom lt Sie zu den ' Buchbindern «leider, ! darunter 1 «lamme, gegen Baar Ein V gehängten l Freit Zum findenden Z ihrer poliz wirkt habe -«mt, Stadl
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