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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 09.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189011090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18901109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18901109
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-11
- Tag1890-11-09
- Monat1890-11
- Jahr1890
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 09.11.1890
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Ureiderger «»zeige» ««d Tageblatt. Sette 2. r«i ein blinder und aussichtsloser sein würde. Gesundheit einen sechsmonatlichen Urlaub, und jetzt wird be- mende partikularistische Gluth in Hellen Flammen auszulodern im Begriff stehe. Herr von Caprivi kann in den nächsten Tagen den andern beiden leitenden Staatsmännern des Drei bundes mit dem ruhigen Bewußtsein entgegentreten, daß die Reichsmacht getragen ist von der einmülhige» Entschlossenheit der Nation und ihrer Fürsten, und daß ein weit verbreitetes Be dauern über den Rücktritt des Fürsten Bismarck an dieser könnt, auch Herr Schrader nähme seinen Abschied. Der vierte Hofprediger, Herr Bayer, ist ausgeschieden und übernimmt eine Rathsstelle im Ministerium der geistlichen Angelegenheiten. Es war unter diesen Umständen unerläßlich, der Hof- und Domkirche eine neue pastorale Kraft zuzusühren und zwar ist Herr Dryander von der Berliner Dreifaltigkeitskirche in Aus sicht genommen. Es ist nichts so irrig, als die Annahme, schen Hochfluth weggeschwemmt. Die Demokraten vergrößerten ihre Stärke in jedem Staate der Union ohne Ausnahme. Die republikanischen Burgen im Osten, Westen, Süden sind demo kratisch geworden, darunter Pennsylvanicn, Rhode Island, Newhampshire, Wisconsin, Minnesota, Iowa, Kansas, Nebraska, Massachusetts, Illinois. Die meisten Republikaner gestehen Tagesschau. Freiberg, den 8. November. Allg. Ztg.": «Wie man von allen Seiten bestätigt, ist der Seil Dienstag ist die französische Kammer mit der Spezialdebatte über das Budget beschäftigt. Das Ministerium hat keinen leichten Stand. Namentlich bei vem Etat des Auswärtigen jagte eine neugierige Frage die andere. Die von der Regierung ertheilten Auskünfte scheinen jedoch fast durch weg zu befriedigen, wie man überhaupt annimmt, daß die Hauptangriffe gegen das Ministerium als abgewehrt anzusehen find. Man betrachtet die Beschlüsse, mit welchen die General- Debatte abgeschloffen wurde, als einen bedeutenden Erfolg des Ministeriums, der ebenso den klaren und überzeugenden Aus führungen Rouvier's als auch dem entschiedenen Auftreten des Ministerpräsidenten de Freycinet zu verdanken ist. Die Thatsache, daß Herr de Freycinet in Gegenwart des gesammten Ministeriums mit rückhaltloser Bestimmtheit für den Finanz minister Rouvier eingetreten ist, wird allseitig als Beweis für die im Kabinette herrschende Einigkeit angesehen. Andererseits wnrde auch die Haltung der Rechten während der Abstimmung vielfach bemerkt. Dieselbe stimmte nicht nur nicht für den Antrag Däroulöde (Zurückweisung des Budgets an die Kom mission), sondern ein Theil der Monarchisten enthielt sich der Abstimmung, und ein anderer Theil stimmte unter Führung Piou's sogar gegen den Antrag Deroulöde's. Dieser Theil der Rechten, deren Mitglieder sich bekanntlich der Republik »nfchließen wollen, stimmte endlich auch für den von Gaillard eingebrachten, zu Gunsten des Ministeriums lautenden Ver- niemals bis an die Fundamente des deutschen Verfassungs lebens reichen und unter allen Umständen hinter den großen Gedanken der Reichseinheit, wie Verfassung, Nationalgefühl und die Gesammtheit aller Interessen der Einzelstaaten und ihrer Dynastien sie gewährleisten, weit zurücktreten. Nord deutsche Stimmen haben sehr zu Unrecht, wir haben dies wiederholt betont, sich in einem Sinne geäußert, als ob nach dem Rücktritte des Fürsten Bismarck eine in der Asche glim- Freunde bereit haben. Die Ausgleichs-Kommission des böh- i mischen Landtages hat am 5. wieder ihre Thätigleit ausge nommen. Nach der fünftägigen Pause wendeten sich die Jung- 1 czechen mit neu gewonnener Kraft der Verschleppungspolitik zu. Bei den unbedeutendsten Fragen wird ein Aufwand von Beredtsamkeit verschwendet, welcher nicht die Borbringung von , Beweisgründen, sondern die Verzettelung zum Zwecke hat, und ' die zahllosen Vertagungs-Anträge und Vorschläge auf Schluß 1 der Sitzung kennzeichnen den knabenhaften Muthwillcn der - Jungczechen auf das schärfste. Nach einer offiziösen Meldung ! haben Besprechungen des Handelsamtes in Wien mit Jndustri- 1 eilen wegen der deutschen Vertragsverhandlungen bereits be gonnen. Es werden nur Vertreter jener Industrien ver nommen, welche durch den neuen Tarifvertrag wesentlich be- rührt werden, insbesondere Textilindustrielle. Die deutsche Reichsregierung,so wird weiter gemeldet,gewähre zwarZugeständ- nisse bezüglich der Getreidezölle, mache aber keine Andeutungen über Ermäßigung der Holzzölle. Wenn der Herzog von Nassau am Donnerstag zum zweiten Male den Eid als Regent des Großherzogthums Luxemburg geleistet, so braucht er diesmal nicht zu befürchten, daß er eines schönen Tages auch zum zweiten Male ohne Sang und Klang nnd ohne Dank für seine Mühewaltung das Ländchen wieder verlassen muß. Diesmal werden sich die Aerzte des Königs von Holland bester vorgesehen haben, als sie ihr Gutachten dahin abgaben, daß die geistigen Kräfte des Königs nie wiederkehren würden. Die Bevölkerung Luxemburgs hat es selbst am besten gefühlt, welches Opfer der Herzog von Nassau brachte, als er mach den Vorgängen anläßlich seiner letzten Negentschaftsführung doch dem Wunsche der Volksvertretung Folge leistete, wenigstens zur Ersüllung der Formalitäten der Uebernahme der Regent- schast nach dem Lande zurückzukehren. Die Aufnahme, die die Bevölkerung der Hauptstadt des Ländchens dem Regenten und künftigen Großherzog bereitete, war dementsprechend auch eine besonders herzliche. Sich bereits dauernd in Luxemburg nieder- zulassen hat der Herzog nicht über sich gewonnen. Er wird heute bereits das Land wieder verlassen. der dabei entwickelten Dünste und Gase, sowei der dabei ent- Wie bis vor Kurzem die Verhandlungen über die norV- stehenden Abfälle Sorge zu tragen. Ebenso sind diejenigen «meritanische Mac Kinley-Blll die Interessenten auf dem Vorrichtungen herzustellen, welche zum Schutze der Arbeiter Kontinente m fieberhaftester Spannung hielten, so haben auch gegen gefährliche Berührungen mit Maschinen oder Maschinen- begreislicher Weise die soeben vorgenommenen Wahlen, veren theilen oder gegen andere in dec Natur der Betriebsstätle oder Ausfall aller Wahrscheinlichkeit nach für die Dauer jenes des Betriebes liegende Gefahren, welche aus Fabrikbränden er- Zollgesetzes entscheidend ist, das lebhafteste Interesse erregt, wachsen können, erforderlich sind. Endlich sind diejenigen Vor- Die Wahlen am Dienstag, den 4. d. M., haben sich m Wahr- schriftcn über die Ordnung des Betriebes und das Verhalten heitzucinerVolksabstimmungüberdas berüchtigteMacKlnleysche der Arbeiter zu erlassen, welche zur Sicherung eines gesahr- Tarisgesetz gestaltet. Das Urtheil lautet vernichtend für die losen Betriebes erforderlich sind.- Nach längerer Debatte Urheber des Gesetzes; auf der ganzen Linie vom Atlantischen wurde 8 120a unverändert in der Fassung der Regierungsvor bis hinüber zum «stillen Ozean und von Maine hinab bis läge einstimmig angenommen. — Im Reichshaushaltsetat für zum Golf von Mexiko haben die Demokraten einen Sieg er- 1891/92 werden einige Positionen zur Errichtung von rungen, der alle Erwartungen übertrifft und ein wahrhaft Wohnhäuser nfürindcnReichsbetriebenbeschäfligteArbeiter glänzender genannt werden muß. Die Größe des Triumphes ausgeworfen sein. U. A. soll zu diesem Zwecke eine beträcht- der Demokraten übertrifft nach einem Telegramm der „Voss, liche Summe in den Marineetat eingestellt sein, um solche Ztg." die sanguinischsten Hoffnungen der demokratischen Partei Wohnhäuser in Friedrichsort am Eingang des Kieler Hafens und bereitet im ganzen Lande die größte Ueberraschung. Nach erbauen zu können. dem erwähnten Blatt wurden 242 Demokraten, 98 Republikaner Die „Tägl. Rundschau" schreibt: „Wir befinden uns in und ein Arbeiterkandidat für den Kongreß gewählt. Die demo- einer H o f p'r ed i g er - K ri s i s. Der Nachricht, daß Herr kratische Mehrheit beträgt demnach 143 Stimmen. Diese Ziffer Stöcker seinen Abschied erbeten hätte, war die Meldung voraus dürfte nicht wesentlich geschmälert werden. Die stärksten Boll- gegangen, Herr I). Kögel nähme zur Wiederherstellung seiner werke der republikanischen Partei wurden von der demokrati-1 p' " - -- - - ' - Der Bundesrath beschloß in der am 6. d. M. abge haltenen Plenarsitzung, vor der Beschlußfassung über die An- Sachsens und Bayerns, betreffend die Einfuhr von Rind- Eindruck, welchen seine Persönlichkeit in den hiesigenmaßgeben, den Kreisen gemacht hat, wie nicht anders zu erwarten war, ein außerordentlich günstiger gewesen, und es bleibt nur zu hoffen, daß Herr von Caprivi mit gleichen Eindrücken von hier geschieden ist. Immerhin wird der Kanzler des Reiches in München wie in Stuttgart und Karlsruhe die Ueberzeugung gewonnen haben, daß Meinungsverschiedenheiten über innere Fragen, die ja in jedem Lande bestehen, mithin in einem Staatenbunde oder Bundesstaate erst recht unvermeidlich sind, trauensantrag. Der Zollausschuß der Abgeordnetenkammer I Thatsache ebensowenig etwas ändert, wie jeder Versuch, jenen hat ferner die allgemeine Berathung der Zolltarifvorlage be-1 Rücktritt zu einer Schwächung des Reichsgedankens auszunutzen, endigt und mit 34 gegen 5 Stimmen das Prinzip des doppelten " " Tarifs angenommen, ebenso die Ermächtigung der Regierung zum Abschluß von Privatverträgen, in welchen nicht der Mini ¬ maltaris erwähnt wird. Die Verträge sollen auf keine bestimmte I träge Sachsens und Bayerns, betreffend die Einfuhr von Rind- Zeitdauer gelten, und in Folge dessen soll die Regierung stets! Vieh aus Oesterreich-Ungarn, den Reichskanzler zu ersuchen, freie Hand behalten, sie zurückzuziehen und die Bestimmungen über den gegenwärtigen Gesundheitszustand der Schlachtthiere des allgemeinen Tarifs in Kraft treten zu lasten, wie es der in Oesterreich-Ungarn sowie über den in den österreichisch-un- Regierung angemessen erscheinen würde. garischen Ländern vorhandenen Schutz gegen Seuchen-Ein- schleppung von Osten her, eingehende Erkundigungen einzuziehen Eine frohe Botschaft kommt aus Spanien: Unter dem und das Ergebniß derselben dem Bundesrath mitzutheilcn. Der Geläute aller Glocken und dem Umzug von Musikkorps, die I Entwurf einer Verordnung wegen Aufhebung des Verbots der frohe Weisen spielten, ist die Beendigung der Cholera in Einfuhr von Schweinen, Schweinefleisch und Würsten dänischen, Valencia gefeiert worden. Nach der üblichen Beobachtungszeit schwedischen oder norwegischen Ursprungs wurde dem Ausschuß dürste dann am 18. November das Tedeum in der Kathedrale für Handel und Verkehr zur Vorberathung überwiesen. Ab gesungen und Stadt und Hafen wieder für rein erklärt werden, gelehnt wurden: Das Gesuch von 5 Sektionen der Fuhrwerks- Am Tage darauf wird dann eine feierliche Todtenmesse für die Berussgenossenschaft um Bildung einer süddeutschen Fuhrwerls- an der Seuche Gestorbenen in der Corpus-Christikirche unter Berufsgenossenschaft und der Antrag des anhaltischen und des Betheiligung aller Behörden stattfinden. Eine weitere Mel- Halberstädter Knappschafts-Vereins auf Zulassung zur selbst- dung spricht von Rüstungen, welche die spanische Regierung I ständigen Durchführung der Invalidität^- und Altersversicherung, für nothwendig hält. Vor einigen Tagen hat der Marine- In der Arbeiterschutzkommission desReichs- minister dem Kabinetsrathe einen Bericht über die von ihm tages stand am Freitag der neu eingefügte Z 120a zurVer- geplante Reform der spanischen Seemacht unterbreitet. Diesem hanNung, welcher lautet: „Die Gewerbeunternehmer sind ver- Plane gemäß sollen zwei große Panzerschiffe sowie verschiedene pflichtet, Maschinen und Geräthschaften so einzurichten und zu Kanonen- und Torpedoboote erster und zweiter Klasse beschafft unterhalten und den Betrieb so zu regeln, daß die Arbeiter werden. Die spanische Marine soll in drei Hauptdivisionen mit gegen Gefahren für Leben und Gesundheit so weit geschützt den Hauptquartieren Cadix, Ferrol und Cartagena eingetheilt sind, wie es die Natur des Betriebes gestattet. Insbesondere werden. An der Straße von Gibraltar will man neue Ver- ist für genügendes Licht, ausreichenden Luftraum und Licht- theidigungswerke errichten. I wechsel, Beseitigung des bei dem Betriebe entstehenden Staubes, zu, daß die neuen Tarifzöüe die Ursache ihrer Niederlage sind.. nicqcs ;o irrig, n>v vir Die zermalmende Niederlage der Republikaner wird insondcr- wegen der Berufung des zuletzt genannten Geistlichen hätten heit dadurch gekennzeichnet, daß der Vater der verhängnißvollen die Herren Stöcker und Schrader ein Abschiedsgesuch eingereicht. Schutzzollbill, Mac Kinley, in Ohio nicht wieder gewählt wor- Was jetzt sich zuträgt, ist wesentlich anders zu erklären. Der den ist. Der nächste Kongreß wird das neue Tarifgesetz unfchl- auffallend lange Urlaub, den Herr Kögel nimmt, hängt mit bar aufheben. I feinem körperlichen Befinden wenig oder gar nicht zusammen. In dem frivolen Ausstand der australischen Gewerk- A entsprungen,?^ vereine, bei welchem die Frage entschieden werden soll, ob die ;77- G?ern zu blechen, weil die s Arbeitgeber überhaupt »och das Recht haben, in ihren Betrieben bedeutendsten Hofpredtgers durch die M ein Wort mitzuredcn, oder ob die Arbeitervereine die alleinigen war. I). Kogel Herren im Hause sein sollen, ist eine Wendung von hoher Be- N' 7 ^gen den Marbu ger deutung eingetreten, indem die Offiziere der Handelsmarine, der Berufungssache, und er tvar die, wie erinnerlich, den ersten Anstoß zu dem immer °llge- feme Ansichten über d.e Unmog- meiner werdenden Ausstand gegeben hatten, sich formell von thcowg^ gerade diesen K.rchenhistonker den Gewerkvereinen losgesagt haben. Es ist dfts gerade einc^' ^ zu bringen. Die Dmge nahmen emen jener Forderungen der Rheder, au denen noch unlängst die in, ff^au der von Kogel nicht vermuthet worden war und d.e Gange befindlichen Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und wa " des Hofpredigers Stellung Arbeitern scheiterten. Mit ihrer Erfüllung ist die Verstäubt- d.e.hm aber Unbehagl.ch- gung der beiden kämpfenden Parteien ein gut Stück vorgerückt " 'und d esen sich möglichst lange ^entziehen und zwar augenscheinlich nickst auf Kosten der Ersteren Der "^er Ueb^ Streik, welcher die anfängliche Sympathie der Bevölkerung immer mehr eingebüßt hatte, charakterisirt sich von Tag zu Tag deutlicher als eine vernichtende Niederlage der schon sieges- . , - ^77' .Schrader bestimmt trunkenen Gewerkvereine, eine Niederlage, welche zweifellos nuch ^ , .' i 7 i d-, Wmp,. ,n Engl-»d »-Ewi-I-n wnd. L»m L-Ä-» S!« M der angeblichen Absicht, das Institut der Hofgeistlichkeit auf wesentlich andere Grundlagen zu stellen. So verlautet, es sei der Fortbestand der gegenwärtigen Einrichtung als ein nicht schlechterdings nothwendiger erkannt worben, und was von Berlin, das gelte von Potsdam, wo ebenfalls Hofprediger stellen bestehen. Wir führen die Lesart weiter dahin aus, daß die Kaiserliche Familie der Anschauung nicht fern stehe, sie sehe sich in allen ihren Gliedern als zu derjenigen Gemeinde gehörig an, in der sie ihren Wohnsitz habe, und damit falle die Benöthigung des Fortbestandes einer Einrichtung, die sich überlebt habe. Es Hal auch nicht unbemerkt bleiben können, daß seit dem Tode des Kaisers Wilhelm gerade so häufig. Militär-, Stadt- und Dorfpfarrer für geistliche Amtshand lungen in Anspruch genommen wurden, als die Hof- und Domprediger. Deren Stellung würde, was besonders hervor gehoben werden mag, völlig verkannt werden, wenn man sie als eine mit irgend welchem Einfluß ausgestattete ansähe. Die Hof- und Dompsarrer sind nach keiner Richtung hin bevor zugte Stellen, auch nicht einmal in Betreff der Besoldungen. Es darf erwartet werden, daß die etwaigen Neuerungen auf dem bezeichneten Gebiet wesentliche Vereinfachungen mit sich bringen werden, und sollte die Veränderung in nicht allzu ferner Zeit vor sich gehen, so würde zu ihrer Herbeiführung allerdings der Umstand mitwirkend sein, daß der Kaiserliche Hof in einigen seiner Geistlichen zu ausgeprägte polemische Naturen besaß, deren öffentliche Wirksamkeit zu unliebsamen Störungen Anlaß (gab." — Inzwischen verlautet nach der „Krzztg.", daß das Entlassungsgesuch des Hof- und Dompredigers Stöcker genehmigt sei und er also dem nächst in den Ruhestand treten werde. Auch das Gesuch des Hof- und Dompredigers Schrader soll bewilligt sein; derselbe dürfte wohl ei» anderes geistliches Amt erhalten. Die bayerischen Blätter verzeichnen den günstigen Eindruck, welchen der Besuch des Deutschen Reichskanzlers von Caprivi in München hinterlassen hat. Es schreibt die Münchener unrichtig, wonach in den Verhandlungen über die Grundlage der späteren Verhandlungen mit Oesterreich eine Ermäßigung der Zölle für Roggen und Weizen von 5 Mk. auf 3*/, Mk. festgesetzt sei und die Ermäßigung auch für Amerika und die übrigen europäischen Vertragsstaaten gelten, nur Rußland aus geschlossen sein soll. Mit der Wiederaufnahme der Verhand lungen seitens der Arbeiterschutzkommission des Reichstags be ginnt das parlamentarische Leben wieder in Fluß zu kommen. Die einzelnen Etats werden bekannt gegeben, vorläufig aller dings erst „offiziös", noch nicht „offiziell". Nicht besonders er freulich ist es, was wir aus dem Gesammthaushalt erfahren. Darnach sind zwar an Ueberweisungen an die Bundesstaaten vor gesehen 331400000 Mk., also 32800000 Mk. mehr als im laufenden Jahre. Diese Ueberweisungen reichen aber trotz ihres Mehrbetrages gleichwohl nicht zur Deckung derjenigen 37 Mill. Matrikularumlagen aus, um welche der nächstjährige Bedarf gegen den Haupt-Etat im laufenden Jahre sich erhöht. Das Ereigniß des Tages ist in Oefterreich-Ungarn der Besuch des russischen Thronfolgers am Wiener Kaiserhofe. Der Aufenthalt des Zarewitfch dauerte zwar nur 24 Stunden, doch glaubt man, schon die Thatsache, daß der russische Thron erbe überhaupt den österreichischen Kaiser aus seiner Reise be suchte, genügt, um die Beziehungen der beiden Höfe von Wien und Petersburg in eine freundliche Beleuchtung zu setzen. Der Zarewitsch war zum letzten Male in Oesterreich, als Kaiser Franz Joseph den Besuch des Zars in Kremsier empfing. Seitdem hat sich bisweilen ein tiefer Schatten aus das Verhältniß zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland »iederzusenken gedroht, aber derselbe ist stets durch die Er- kenntniß von der Nothwendigkeit der Friedenserhaltung ver scheucht worden. Der Besuch des Zarewitsch ist im Wesent lichen ein Akt der Courtoisie, aber auch als solcher hat er seine politische Bedeutung. Unter den Regierungsartikeln, welche die österreichische Presse dem Gaste widmet, ist besonders der des offiziösen „Fremdenblattes" bemerkenswerth. Das Blatt erblickt in dessen Wiener Besuche ein Zeichen des freund schaftlichen Verhältnisses beider Herrschersamilien. Die Be völkerung sehe hierin ein erfreuliches Symptom der Hochacht ung, die dem Kaiser von Rußland von maßgebender Seite in Wien für seine Zurückweisung der leidenschaftlichen Be strebungen der panslavistischen Minorität gezollt werde und in der sympathischen Aufnahme des Großfürsten-Thronsolgers einen aufrichtigen Ausdruck finden werde. Der Großfürst- Thronsolger werde auch in Wien die friedlichsten Gesinnungen finden; für das österreichisch-ungarische klare Friedensprogramm herrsche sicherlich auch in Petersburg volles Verständniß. Jedes Zeugniß der freundlichen Beziehungen der Monarchen sei ein neuer Beweis des segensreichen Strebens der Herrscher, welche den Frieden gegen die Leidenschaften unruhiger Frak tionen beschützen. — Daß der Besuch in Paris nicht besonders «ngenehm berühren würde, war bei der Nervosität der fran zösischen Chauvinisten vorauszusehen. Man wird in Rußland schon irgend ein Beruhigungsmittel für die eifersüchtigen
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