Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189107114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910711
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1891
- Monat1891-07
- Tag1891-07-11
- Monat1891-07
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- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.07.1891
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7 -U »88. Krewerger P«znger ««d raqevlatt. Gette S. ir»i. Se. Exzellenz der Kultusminister vr. v. Gerber weilt gegenwärtig zu Schulbesichtigungrn in der Gegend Von Chemnitz. — Wie das »CH. Tageblatt" berichtet, konnte der Luftschiffe» Feller bei seiner vorgestrigen Auffahrt vom .Kolostrum" auS den Absturz mittels Fallschirmes in der Nähe deS AufsteigeorteS wegen ungünstiger Luftströmung nicht vornehmen. Er versuchte mehrfach, den Absturz auSzuführcn, mußte aber, da sich verschiedene Schwierigkeiten seinem Pla« entgegenstellten, seine Fahrt weiter ausdehneu, als bei den bisher erfolgten Aufstiegen. Nach 65 Minuten war der Lust schiffer, nachdem er eine Höhe von 2400 m erreicht hatte, wegen eingetretener Dunkelheit genöthigt, niederzugehen. Die Landung erfolgte (wie bereits gestern mitgetheilt wurde) in Brand bei Freiberg. Nächsten Sonntag beabsichtigt Feller nochmals aufzusteigen und dann den Absturz in nächster Nähe deS „Kolostrum" bei Chemnitz vorzunehmen, falls die Ver hältnisse für ein so unberechenbare- Unternehmen sich günstig gestalten. — In Chemnitz verstarb nach achttägigem schweren Leiden ein blühendes junaeS Mädchen an den Folgen der Un sitte, beim Esten der Kirschen die Kerne mit zu verschlucken. — Am 13. und 14. d. M. findet im Gasthaus zur Linde in Chemnitz die Generalversammlung des Zentralvereins deutscher Kolportage-Buchhändler statt. In den letzten Togen war in Pir«« wiederholt zu be merken, daß königliche Geschirre, unbesetzt von Pillnitz kom mend, über die Brücke nach dem Pirnaer Bahnhof und leer wieder zurückfuhren und zwar gewöhnlich die Brücke zu der Zeit passirten, zu welcher Eisenbahnzüge über dieselbe hinweg fuhren. Diese Maßnahme ist von der König!. Marstall-Ver- waltung deshalb angeordnet worden, um die Pferde an da- Vorüberfahren von Zügen zu gewöhnen, da demnächst und be sonders anläßlich der Anwesenheit der hohen Braut des Prinzen Friedrich August mehrfach Ausflüge seitens der Königlichen Familie per Bahn ab Pirna unternommen werden sollen. Der Stadtgemeinderath von Johanngeorgenstadt hat beschlossen, eine Hochdruckwasserleitung zu bauen. Die Aus führung deS Baues wurde der Königin Marien-Hütte zu Cains dorf übertragen. Der Darlehns- und Sparkastenverein zu Grumbach bei Wilsdruff ist als Genostenschaft mit unbeschränkter Haft pflicht in daS GenostenschaftSregister eingetragen worden. Seit bald 20V Jahren übt der Kurort Augustusbad bei Radeberg wunderbare Heilkräfte und kann derselbe auf eine unzählige Reihe der schönsten Heilerfolge zurückblicken. Die Badeeinrichtungen für Eisen- und Moorbäder, sowie für die Wasserheilanstalt genügen auch verwöhnten Ansprüchen. Nach langjährigen Erfahrungen sind insbesondere bei Blutarmuth, Skrophulose, Bleichsucht, Rheumatismus, Gelenk- und Nerven leiden, sowie bei Frauenkrankheiten die günstigsten Heilresulmte erzielt worden. Die rings von ausgedehnten Laub- und Nadel holzwaldungen umschlossene Loge des Bades, die hierdurch be dingte staubfreie, ozonreiche Atmosphäre und das milde an regende Klima bildet einen Hauptgrund, weshalb sich Augustus bad als klimatischer Kurort für Rekonvaleszenten, Nervenleidende und durch geistige Ueberanstrengung Erschöpfte besonders eignet. Wohnungsgelegenheit ist im Thäle, sowie aus Anhöhen in großer Auswahl vorhanden. Die Verpflegung in den Restaura tionen ist bei mäßigen Preisen gut. Alles was der Kranke, der Rekonvaleszent sowie der Sommerfrischler zum Behagen, zur Genesung oder Erfrischung, zur Unterhaltung und Zer streuung gebraucht, ist im vollen Maße geboten. Ein orien- tirender Prospekt über die Verhältnisse und Preise des BadeS wird auf Wunsch seitens der Badedirektion jederzeit gratis ver sendet. Mittwoch früh 3 Uhr wurde bei Oberreichenbach i. B. der Gasthofsbesitzer Schlesier aus Schönbach von dem Leipziger Schnellzug überfahren und sofort getödtet. Der Verunglückte ist auf dem Heimwege über den Bahnkörper gegangen und vom Zuge überrascht worden. Kunst, Wissenschaft, Literatur. ** Einer Einladung des Freiherrn v. Kaskel folgend, wird der berühmte russische Tonkünstler Anton Rnbinstei« in der an der Bürgerwiese in Dresden gelegenen Kaskel'schen Villa für längere Zeit Wohnung nehmen. ** Die Bayreuther Bühnenfestfpiele werden in diesem Jahre stets vor ausverkauftem Hause in Szene gehen. Wie der Vorstand verbreiten läßt, sind sämmtliche Plätze für alle Vorstellungen im Vorverkauf bereits vergeben worden. ** Im Alter von 54 Jahren verstarb in Meiningen der langjährige Leiter der dortigen Hoftheatergesellschaft, Hofrath Chronegk. Derselbe betrat 1856 zum ersten Male die Bühne im Kroll'schen Theater zu Berlin, widmete sich aber später gänzlich der Regie, wobei er Hervorragendes leistete und vor nehmlich den Ruf der „Meininger" begründete, indem er die peinlichste Sorgfalt in der äußeren Ausstattung der Stücke anwendete, andererseits eine harmonische Gesammtwirkung der Darstellungen dadurch bewirkte, daß sich alle Spieler als Theile eines Ganzen betrachten mußten, so daß ein Hervordrängen Einzelner ausgeschlossen blieb. Chronegk, der sich bis an sein Lebensende besonderer Gunst des Herzogs von Meiningen zu erfreuen hatte, ist in ganz Deutschland durch wiederholte Gast- piele seiner Truppe bekannt geworden. Eine Herzlähmung >at den erst kürzlich auS Italien zurückgekehrten Bühnen leiter plötzlich hingerafft. — De« v«rba«v»tag sächsische« Schuhmacher findet am 26. d. M. im Hotel zum ForsthauS in Pirna statt. Mit demselben wird eine Ausstellung von Fach- und Bedarfs artikeln und orthopädischen Schuhwaaren verbunden sein. Die ersoroerlichen Anmeldungen haben bis zum 15. d. M. zu «felgen. — Sternschnuppe« werden sich der Beobachtung na- mrntlich in den Nächten vom 25. bis 30. d. M. darbieten, in denen die Gegend deS SchwanS einen periodischen Sternschnuppen schwarm avsstrahlt. — DaS ReichsversicherungSamt hat entschieden, daß der Tod eines Arbeiters bei Feldarbeit durch Blitz als BclriebS- unsall anzusehen ist, daß also die Genossenschaft zur Entschädigung der Hinterbliebenen verpflichtet ist. — Wie löscht ma« be» Durst i» verSommer- hitze t Am besten dürste nach dem „GasthauS" eine Zitronen säure-Lösung sein, welche mon mit Sodawasser mischen kann. Ein Zuckerzusatz wird besser vermieden, weil er bei seiner im Körper stattfindenden Oxydation zu viel Hitze entwickelt Auch einige Tropfen ameisenessigsaureS Eisenoxydul, ohne Zucker zusatz in ein Trinkglas frischen Wassers ge.han, leisten ganz vorzügliche Dienste. Außerdem besitzt dieses Präparat den Vortheil, daß es genau die chemischen Eisenverbindungen ent hält, wie das menschliche Blut. — Zu besetzen: Eine neubegründete ständige Lehrer stelle zu Hartmannsdorf bei Burgstädt. Kollator: der Ge- meinderath daselbst. Einkommen: 1120 Mk. inkl. 120 Mk. Wohnungsgeld für einen unverheiratheten und 1180 Mk. inkl. 180 Mk. für einen verheirotheten Lehrer. Das Gehalt steigt von 3 zu 3 Jahren, ausschließlich der Wohnungsentschädigung, um 75 Mk. bis zu einer Höhe von 1700 Mk. Gesuche sind bis zum 24. Juli bei dem Gemeindrrathe zu Hartmannsdorf einzureichen. — Se. Majestät der König ernannte die Geheimen Medizinalräthe und Professoren an der Universität Leipzig, vr. Thiersch, vr. Braune und vr. Schmidt zu Generalärzten erster Klaffe L la svits des Sanitäts-Offizirrkorps. Ferner verlieh Se. Majestät dem Stellvertreter oes Direktors und Lehrer an den technischen Staatslehranstolten zu Chemnitz, Professor Edmund Oberreit, den Titel und Rang eines „Ober- Schulrathes", sowie dem Oberlehrer am Gymnasium zu Zwickau, vr. MI. Friedrich Otto Wünsche, den Titel „Professor." , — König!. Landgericht Freiberg. In der gestern vor der -.weilen Strafkammer unter Vorsitz des Herrn Land- gerichtsdneltor v. Wols abgehaltenen Hauptverhandlung hatten sich der Agent Heinrich Süß, am 9. Februar 1833 inZethau geboren, vormals in Freiberg, z. Z. in Friedeburg wohnhaft, vorbestraft, und die Wirthschafterin Auguste Margarethe Schubert, am 16. September 1864 in Freiberg geboren, ebenda wohnhaft, noch unbestraft, wegen Vergehens gegen Z12 des Nahrungsmittelgesetzes vom 14. Mai 1879 und die Schubert überdies wegen Beihilfe zum Vergehen Süß' zu verantworten. Süß war angeilogt, als Inhaber eines Delikatessengeschäftes in der Zeit von Monat Dezember 1890 bis Monat Februar 1891 verdorbene Fisch- und andere Waaren, also wissentlich Gegenstände, deren Genuß die menschliche Gesundheit zu be schädigen geeignet ist, als Nahrungs- bez. Genußmittel feilge halten und bez. durch Vermittelung der damals als Verkäuferin fungirenden Mitengeschuldigten verkauft zu haben. Die Schu bert war belastet, daß sie als Verkäuferin im Monat Februar 1891 wissentlich die verdorbenen Gegenstände an den Mann gebracht und, was das Festhalten anlangt, dem Süß wissentlich Hilfe geleistet habe. Durch die Vernehmung von 15 Zeugen und 2 Sachverständigen wurde die Schuld der Angeklagten, ganz besonders aber diejenige des Hauptangeklagten Süß klar zu Tage gefördert, welcher, w»hl wissend, daß durch ihn eine große Anzahl von Personen an ihrer Gesundheit geschädigt werden konnte, dennoch sein Verfahren längere Zeit hindurch, unbekümmert um den schädigenden Erfolg, fort setzte. Die frag lichen Gegenstände und die Folgen des Genusses derselben wurden von den Zeugen in allen Farben geschildert: Die He ringe woren hiernach so weich, daß sie auseinanderfielen, ih> Geschmack war faulig und rief deren Genuß Uebelbefinden, Erbrechen u. s. w. hervor. Dos Gänsefleisch haste einen müssigen Geschmack und hatte mehrstündiges Unwohlsein zur Folge, das nur erst durch den Genuß eines Schnapses gehoben werden konnte. Ein halber Hering, wofür man 4 Pfg. angelegt, hatte einen petroleumartigen Gefchmack, von dessen Genüsse dem Konsumenten sehr übel wurde. Eine sechsjährige Käuferin hat:e einen Fruchthering nach Hause gebracht der in einer lehm artigen, ekelerregenden Brühe schwamm, die sofort weggeschüttet werden mußte. Auch der nur zum Theil genossene Hering schmeckte faulig, brachte den Verzehrer um den nächtlichen Schlaf und verursachte Durchfall und wiederholtes erhebliches Erbrechen. Ein gefrorener Schellfisch verbreitete, nachdem er aufgeweicht war, einen so bestialischen Gestank, daß er sofort wieder in das Süß'sche Delikatessengeschäft zurückbefördert wer den mußte. Diese und mehrfache andere Vorgänge riefen bei den Bewohnern der Wafferthurmstraße und Berggasse, in welcher Gegend sich das Süß'sche Delikatessengeschäft befand, lebhafte Entrüstung hervor. Es fand deshalb eine Durchsuchung und Besichtigung der Süß'schen Waaren in dessen Geschüfts- lokale am 18. Februar 1891 statt, die eine Beschlagnahme vieler Waaren zur Folge hatte. Erwöhnenswerth ist hierbei noch, daß die mit der Durchsuchung des Süß'schen Geschäfts betraute Kommission beim Betreten des Verkaufslokals des entsetzlichen Gestankes wegen einige Schritte zurücktreten und die schlechte Luft erst ausströmen lassen mußte, ehe dieselbe ihren Pflichten weiter nachgehen konnte. Auch ist noch hervor zuheben, daß der Beschuldigte Süß am 6. Februar d. I. von denc Kaufmann Panse fünf Tonnen verdorbener Heringe als „Düngemittel" für den Gesa.um!preis von dreißig Mark gekauft und in seinem Geschäftslokal untergebracht hat. Süß wurde zu zwei Jahren Gesängniß und vier Jahren Ehren- rcchtsverlust verurtheilt; auch wurde die Veröffentlichung des Urtheils beschlossen. Die Schubert erhielt eine Woche Ge- sängniß. Süß wurde wegen Fluchtverdachts sofort in Haft ge nommen. Die Anklage wurde durch Herrn Rechtsanwalt vr. Meier, die Vertheidigung durch einen bei Herrn Staatsanwalt Freytag in Leipzig arbeitenden Rechtskandidaten vertreten. V Brand, 9. Juli. Der gestern Abend hier gelandete Luftschiffer Herr Richard Feller aus Berlin verlud heute Vor mittag auf hiesigem Bahnhofe seinen großen Ballon. Letzterer ist aus seinster Seide gewebt und hat vollgefüllt einen Umfang von 34 Meter, ist ohne Fahrkorb 11 Meter, mit Fahrkorb 20 Meter hoch. Zur Füllung machen sich 600 Kubikmeter Gas nöthig. Berechnet man das Kubikmeter GaS der Taxe in Chemnitz gemäß 18 Pf., so kostet die Füllung 108 Mark. Ungefüllt wiegt der Ballon mit Korb 73 Kilo. Herr Feller, ein in seinem Luftschifferanzug höchst gewandt und schneidig erscheinender junger Mann, freute sich seiner wohlgelungenen, glücklichen Fahrt und reiste Mittags 12'/.UHrzurück nach Chemnitz. H Dödel«, 9. Juli. In der gestrigen Vorstandssitzung des hiesigen ZweigvereinS der Gustav Adolf-Stiftung wurde beschlossen, den reichen Ertrag der Kirchenkollekte von 400 M. bei dem Festgottesdienst der Jahresfeier deS Leipziger Haupt vereins der Gemeinde Grutschno (Westpreußen) zuzuwenden, deren Pfarrer in ergreifenden Worten die Noth der dortigen evangelischen Gemeinde geschildert hatte. Reuhause«, 9. Juli. An Stelle des verstorbenen Herrn Reniverwalters Herklotz ist von dem Herrn Kammer herrn von Schönberg auf Purschenstein der zeitherige Rentbe- amte dortselbst Herr A. F. Schuffenhauer ernannt worden. Hat derselbe in den fünfzehn Jahren seiner Thätigkeit als Beamter zu Purschenstein vielfach zu beweisen Gelegenheit gehabt, daß er die Interessen seiner Herrschaft nach jeder Richtung hin energisch zu vertreten im Stande ist, so ist es nur erfreulich, daß die ersprießliche und gewissenhafte Thätigkeit des Herrn Schuffenhauer in dieser Weise erkannt und gewürdigt worden ist. Der 20 Jahre alte Wirthschaftsgehilfe Max Müller in Pfaff roda bei Sayda führte dieser Tage ein junges Pferd auS, konnte dasselbe schließlich nicht mehrerhalten und kam zu Falle. Hier bei schleifte daS Thier den jungen Mann nicht nur, sondern trat auch auf ihn und fügte ihm auftdiese Weise schlimme Ver wundungen zu, die den Tod zur Folge hatten. Mit Genehmigung des König!. Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts ist die Dauer der Sommerferien bei den Volksschulen in Dresden von 3 auf 4 Wochen er streckt worden. Diese Ferien finden demgemäß alljährlich vom dritten Sonnabende im Monat Juli bis zu dem darauf fol genden vierten Sonnabende (einschließlich) statt. — Am 8. Juli Nachmittag «^5 Uhr verschied der Geheime RegierungS-Rath und Vortragende Rath im König!. Ministerium deS Innern Albert Eduard Berndt, Ritter 1. Klaffe des König!, sächsischen Verdienstordens und Inhaber des russischen St. AnnenordenS. Der Verstorbene stand im 61. Lebensjahre und befand sich aus der Rückreise vom Bade, als er in Leipzig plötzlich erkrankte und nach kurzer Zeit seinen schweren Leiden erlag. Geheimer Regierungsrath Berndt ist im Jahre 1830 in Leipzig geboren. Er studirte daselbst Rechtswissenschaft, kam als Aktuar nach Oschatz, wurde von da auS Gendarmeriesekretär und Hilfsarbeiter im Ministerium des Innern, erhielt später die Stelle des ersten Rathes bei der Königl. Polizeidirektion und wurde von da aus Amtshauptmann. Nach der Theilung der Amtshaupt mannschaft Dresden wurde derselbe als Geh. RegierungSrath im Ministerium des Innern angestellt. Als Amtshauplmann war er in den Landtag gewählt worden. — Gestern Vormittag 9 Uhr fand im städtischen Feuerwehrhofe in Dresden vor der in Parade aufgestellten dienstfreien Mannschaft die Vertheilung der Zinsen der durch Testament vom 8. Januar 1884 durch F au vr. Lidia Wünsch errichteten Stiftung an drei Feuer wehrmänner statt, welche sich den Bestimmungen der Stiftung gemäß durch besondere Pflichterfüllung, Entschlossenheit und Umsicht beim Feuerwehrdienst im verflossenen Jahre ausge zeichnet haben. Der über 100 Mark betragende Prämienbe trag gelangte zu gleichen Theilen zur Vertheilung an den Oberfeuerwehrmann K. Fr. Osw. Jschler und an die Feuerwehr männer Ernst Degenwertb und August Kirbach. Das 3000 Mark betragende Stiftungskapital steht unter Verwaltung des Rathes zu Dresden. — Gestern Nachmittag 4 Uhr fand auf dem Johanncsfriedhofe in Tolkewitz bei Dresden die feierliche Weihe der umfangreichen Friedhofsbauten durch Superintendent O. Dibelius statt. Diese Bauten umfassen eine von einem Glockenthürmchen bekrönte 14 Meter ins Geviert messende hohe Vorhalle, welche mit 2 Expedilionsräumen in Verbindung steht. Dahinter liegt (nördlich angebaut) der von einem goldenen Kreuze überragte, etwa 28 Meier hohe Kuppelbau der Paren- tationshalle. Diese Halle hat 16 Meter lichte Weite, in Breite, Tiefe und Höhe. An der Nordseite ist das Chorgebäude an- gebavt, welches durch den daselbst aufgestellten steinernen Alta' mit hohem Kruzifix und Leuchtern als Kapelle sich kennzeichnet. Zu Seiten des Hallenbaues liegen zwei Leichenhallen von je 25 Meter Länge und 12 Bieter Tiefe, welche in je 14 Zellen abgetheilt sind und je einen zu Sezirzwecken bestimmten An bau umfassen. Der von den vereinigten Kirchenvorständen 1880/1881 angekaufte Friedhof wurde am 16. Mai 1881 ge weiht. Die Baulichkeiten in italienischer Renaissance wurden nach den Plänen der Architekten Gieße und Weidner ausge führt. Die Bauleitung war dem Baumeister Eberhardt über tragen. Die Kosten betrugen 382 500 Mark. — Am 5. d. M. ist auf Kemnitzer Flur der Leichnam eines neugeborenen Kindes weiblichen Geschlechts aus der Elbe gezogen worden. Die gerichtsärztliche Oeffnung des Kindes hat ergeben, daß das- selbe gelebt hat und durch Erdrosseln getödtet wurde. Zur Förderung der Errichtung eines besonderen Diakonissen hauses zu Leipzig soll dort Anfang kommenden Winters ein größerer Bazar veranstaltet werden. Die zur Anregung der Sache zusammengetretenen Damen beabsichtigen demnächst Auf forderung zur Betheiligungen an dem Unternehmen und zum Beitritt zum Komitä in weitere Kreise ergehen zu lassen. — Eine Mittwoch Abend in der Tonhalle zu Leipzig abgehaltene, von etwa 1500 Personen besuchte Versammlung der deutsch sozialen Partei, die infolge der in nicht geringer Anzahl an wesenden Sozialdemokraten und Deutschfreisinmgen einen recht tumultuarischen Verlauf nahm, beschloß nach einem Vortrage des vr. E. Bauer über das Thema: „Die Einwanderung russischer Juden in Deutschland", in dem der Redner ein Bild des russischen Judenthums gab, eine Petition an die Reichs regierung abzusenden, in der gegen die Einwanderung russischer Juden nach Deutschland protestirt und die Negierung gebeten wird, den Zuzug ausgewiesener Juden von ven deutschen Grenzen fernzuhalten und eine zeitweilige oder gar dauernde Niederlassung derselben nicht zu gestatten. — Ein 21jähriges Dienstmädchen aus Schirlitz, welches im Verdachte steht, ihr neugeborenes Kind in Dresden in einen Brunnen geworfen und ertränkt zu haben, wurde vorgestern auf dem Thonberge bei Leipzig, wo es in Stellung steht, verhaftet und nach Dres den transportirt. Das Mädchen kann zwar nicht in Abrede stellen, das Kind in den Brunnen geworfen zu haben, be hauptet aber, es sei nicht lebend, sondern todt geboren gewesen. Die gerichtliche Sektion wird nun ergeben, ob diese Behauptung der Wahrheit entspricht. Sprechsaal. (Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.) Mit großer Freude habe ich als „alter Herr" unserer theuren Bergakademie die sehrtreffenden und beherzigenswerthenWorte des Herrn vr. B. im Sprechsaal der Nr. 156 gelesen Ich meine, im Sinne des Herrn vr. B. ließe sich schon sehr Vie! erzielen, wenn vor Allem „feiten der Herren Professoren" Ge wicht auf die schöne alte ehrenwerthe Bergmannstracht gelegt würde. Unbeschadet der akademischen Freiheit könnte z. B., um einen Fall herauszugreifen, der Kittel bei den Prüfungen vorschrift-gemäß das Kleid am Ehrentage des Kandidaten sei.,, w>e jetzt der Frack mit der obligaten weißen Binde still schweigend gewissermaßen die Vorschrift bildet. Auch die Herren Professoren auf ihrem Katheder dürften, „noch be rühmten Vorbildern" im Bergmannskittel dozirend nicht an Würde einbüßen, wie auch auf die sonstigen Bergbehörden hin gewiesen werden mag, bei denen der Kittel sich wohl ebenfalls heimischer fühlen dürfte, als der gebräuchliche Frack. —e.
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