Erstes Kapitel. 14 Erstes Kapitel. Physikalische Wirkungen des Lichtes. Allgemeines. Photographie ist die Kunst, mit Hilfe der Wirkung des Lichtes auf einer Fläche ein Bild zu erzeugen. Sie basiert auf den Veränderungen, welche das Licht aus zuüben imstande ist. Nun sind alle Veränderungen in der Natur entweder stofflich, dann nennt man sie chemische Veränderungen; oder nicht stofflich, dann nennt man sie physikalische. Biegt man oder zerbricht man einen Holzstab, so ändert man dessen Form; die Substanz des Holzes bleibt jedoch dieselbe; Biegen, Brechen sind demnach physikalische Veränderungen. Entzündet man aber den Holzstab, so verbrennt er; Rauch steigt auf, Asche bleibt zurück, oft genau von der Form des verbrannten Holzstückes; hier wird der Stoff des Holzes total verändert. Ver brennen ist demnach eine chemische Veränderung. Das Licht bewirkt beide Arten von Veränderungen, physika lische und chemische. Wir betrachten zunächst kurz die ersteren, weil sie die Einleitung zu letzteren bilden. Photokristallisation. Auf die Vorgänge der Kristallisation übt das Licht eine beschleunigende bzw. orientierende Wirkung aus. Dr. Wiechmann stellte Lösungen von Rohrzucker her, die in sorg fältig verschlossenen Flaschen aufbewahrt wurden. Die eine Lösung wurde starkem Sonnenlicht, die andere diffusem Tageslicht ausgesetzt, die dritte blieb im Dunkeln. Die lang ausgedehnten Belichtungs versuche ergaben das Resultat, dass die Kristallisation um so weiter fortgeschritten war, je stärker das Licht auf die Lösungen eingewirkt hatte. 1 ) Eine ähnliche Wirkung wurde bei Stücken von festem Malzzucker beobachtet, dessen Übergang vom amorphen zum kri stallinischen Zustand ebenfalls durch das Licht stark beschleunigt wurde. 1) Zeitschr. f. phys. Chemie 20, 828.