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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.09.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189809164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18980916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18980916
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1898
- Monat1898-09
- Tag1898-09-16
- Monat1898-09
- Jahr1898
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.09.1898
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215 Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite S. — 16. September. 1898 Sachen sind total ruinirt, der Proviant, Brot, Eier, Fleisch, Butter, , alle- schwamm umher, aber immer ging es weiter bis gegen Mitternacht, da stand das Wasser in beiden Heizräumen so , hoch, daß das Feuer ausging. Wir lagen 1*/, Stunde mit un- ! klarer Maschine und den Wellen preisgegeben. Endlich nach langen Mühen konnten wir weiter fahren. Das Schiff bebte in < allen Fugen, das Stenern vom vordern Thurme war unmöglich, i es mußte von hinten gesteuert werden, da der Sturm immer ! heftiger wurde. An Schlaf war nicht zu denken, zu essen war nicht». Solcher Sturm und solches Wetter ist seit 1894 nicht gewesen. Da, morgens um 4 Uhr, fiel ein Schuß; gleich darauf ein zweiter und dritter, „8 85" lag hinter uns und konnte nicht weiter. Sehen konnten wir es nicht, dazu war die See viel zu aufgewühlt. Wieder fielen Kanonenschüsse, ein Zeichen, daß das Torpedoboot dem Untergange nahe war, nun hieß es retten, was , zu retten war. Die Division kam heran, von 8 85 war nur noch das Heck zu sehen, da stand die Besatzung im Unterzeug. Alle wurden gerettet, aber mit was für Anstrengungen. Kaum hatte ' der Kommandeur, Lieutenant zur See Türk, das Schiff verlassen, . da sank „8. 85" in die Tiefe; vielleicht 10 Minuten später, und . die ganze Besatzung wäre verloren gewesen, denn an Schwimmen war nicht zu denken. Zur Erinnerung an Kaiserin Elisabeth von . Oesterreich gehen der „Tgl. Rdsch." folgende Mittheilungen zu: „In das innige Familien- und Privatleben der hohen Frau ! konnte man namentlich im Sommer einen Blick werfen, wenn sich das Hoflager in der Kaiservilla in Ischl befand. Im Winter nahmen die Kaiserin ihre Reisen und die offiziellen Empfänge zu sehr in Anspruch. Schon um 5, ost um 4 Uhr in der Frühe bestieg Kaiserin Elisabeth, eine ausgezeichnete Touristin, den etwa 500 Meter hohen BergJainzen, an dem sich der kaiserliche Park nach oben zieht, gefolgt von einem blonden Hünen, einem Tyroler, ! ihrem Fechtlehrer. Die Kaiserin schlug ein derartiges Tempo ein, daß ihr der Begleiter kaum folgen konnte und stets athem- los auf einem Plateau ankam, von wo aus man einen unver gleichlich schönen Blick über Ischl und das Traunthal hatte. Dort warf sie ihr herrenartiges Jackett ab, der Fechtlehrcr das seinige, und etwa eine Stunde wurde dort oben Rappier gefochten, nach dem Reiten ihr liebster Sport. Um 7 oder 7^/, Uhr kam sie wieder in die Villa herab, wo sie einige Glas Kumysmilch trank und sich dann zu ihrer damals noch kaum 14 Jahre alten Tochter Valerie begab. Dort empfing sie ihren Leibarzt, er stets eine Stunde bei ihr weilte. Hierauf ritt die Kaiserin in der gedeckten Reitschule die feurigsten, unbändigsten Hengste zu, wenn sie nicht schon vor dem Frühstück, um sechs oder sieben, durch die herrlich duftenden Wälder nach Lauffen geritten mar, um auf einem abgelegenen, eigens dazu hergerichteten Rasenplatz an der Traun einige Hürden zu nehmen. Die Kinder mit ihren Cyclamensträußchen wußten ihren Weg; von allen Seiten wurde sie mit den Keinen Sträußen dieser duftenden Waldesblumen beworfen, wogegen die Kleinen entweder von der Kaiserin selbst oder vom Lakai mit einer Handvoll Konfekt von der Hoftasel beschenkt wurden. Um 11 Uhr kam die Friseurin Ihrer Majestät, Frau Haisalik. Die herrliche Fülle des dunklen, kastanienbraunen Haares zu frisiren war kein leichtes. Wenn ihr auch nur ein oder zwec Haare ausgeriffen wurden, erfaßte die Kaiserin heftige Erregung, die sie manchmal zu Ungerechtigkeiten Hinriß, die ihre Jugend- und Duzfreundin, die Stiftsdance Ida von Ferenczy, wieder ausgleichecz mußte. Diese allmächtige Dame anc Hofe war von ganz einfacher Herkunft, aus Ketskemet. Die Monarchin hatte sie bei der Durchreise durch diese Stadt zufällig gesehen und für sie sofort Interesse gefaßt. Die Kaiserin ließ sie heran bilden, und machte sie dann zu ihrer Vertrauten, unter der Be dingung, daß sich Ida niemals verehelichen durste. Sie stieg von Amt zu Amt, wurde geadelt, Stiftsdame — man fürchtete sie, obwohl Frau von Ferenczy die Liebenswürdigkeit und Bescheidenheit in Person war. Doch Viele konnten ihr eben nie ihr rasches Emporkommen, die unbegrenzte Gunst Elisabeth s verzeihen. Den nächsten intimen Verkehr bildeten noch die Gräfin Festetits und Baronin Majlath, die Tochter des in Preßburg ermordeten Baron Majlath. Doch keine dieser beiden Hojdamen besaßen derart die Liebe der Kaiserin wie die Ferenczy. Von der Wohnung der Letzteren aus dem Ballhausplatz in Wien führte ein Gang durch eine maskirte Thür in die Hosburg, der über den Schwib bogen der Schauflergasse führte. Ein dreimaliges Klingeln be ¬ nachrichtigte Frau von Ferenczy vom Nahen der Kaiserin, worauf jene alle ihre Besuche entließ. Es war mir niemals möglich, auch nur die geringste Spur einer Maskenthür im Salon der Frau von Ferenczy zu entdecken, obwohl ich den Salon genau kannte. In Ischl speisten Kaiser und Kaiserin gemeinschaftlich. Elisabeth theilte nicht den Geschmack ihres Gatten für Gries- knödl mit Sauerkraut, ein Gericht, das der Kaiser stets vor der Jagd, mit seinen Gästen und Treibern an gemeinschaftlicher Tafel sitzend (m der Schwimmschule), mit Vorliebe einnahm. Wieder holt hatte Franz Joses gebeten: „Geh Lisi, versuch's nur einmal, 's wird Dir schmecken." Aber Elisabeth blieb bei der französischen Küche. Des Nachmittags um 4 Uhr fuhr sie gewöhnlich mit der Erzherzogin Valerie spazieren; dieser Fahrt wohnte entweder die deutsche Lehrerin der Erzherzogin, Fräulein Scherak, oder die englische, Miß Wackerow, oder der Bischof Hyacinth Rönay bei. Oft sah man auch den Kaiser rechts neben dem Wagen zu Pferd, links den Kronprinzen Rudolf. Auf dem ganzen Weg war eine wahre Confettischlacht mit den armen Kindern; diese warfen ihre „Büscherln" in den Wagen, Valerie warf „Zuckerln" aus dem Wagen. . . Für den Oesterreicher war es immer ein Fest, wenn die Kaiserin öffentlich erschien. Ihre Schönheit überstrahlte sebst die schönste Jugend, selbst die schöne Gräfin Larisch. Unvergeß lich bleibt es den Wienern, wie sie die Braut ihres Sohnes, die Prinzessin Stephanie, empfing; so sehr man auch fortan die Kronprinzessin liebte, so sah doch alles nur auf die jugendliche Erscheinung der Kaiserin. Gn überwältigender Anblick war es, als die Kaiserin ihre Loge zur Festvorstellung in der Oper be trat, als sich der duftige Flor von Toiletten in den Logen er hob, ebenso die glänzenden Uniformen des Parketts, und sich alles gegen die Kaiserloge verneigte, aus welcher die Kaiserin in weißer Atlasrobe mit ihrem berühmten Brillantendiodem dreimal ihr Köpfchen grüßend neigte, ihr hinreißendes Lächeln auf den Lippen. Es war ein Stück Versailles aus der Zeit Marie Antoinette's, ohne daß man ahnte, daß Oesterreichs Herrscherin einem gleich tragischen Tode zum Opfer fallen würde wie jene, ein gleich tragisches Ende nehmen sollte wie ihr Sohn, der sich blühend über den Stuhl feiner geliebten Mutter beugte. Trotz der Liebe, die sie als wahrhaft fürstliche Kaiserin und Schönheit genoß, wurde Elisabeth oft der Vorwurf nicht erspart, daß sie mehr außerhalb des Reiches lebe, daß sie sür den Staat, für die Re gierung zu wenig Theilnahme zeigte. Den richtigen Standpunkt Elisabeth's, sich von allen Negentschaftsangelegenheiten sern- zuhalten als Dingen, die eine Frau nichts angingen, erkannte Ungarn viel mehr, als das eigentliche Oesterreich. Und so war es unwillkürlich, vielleicht auch etwas beeinflußt durch Ida von Ferenczy, daß sie Ungarn und Ungarn seine Herrscherin mehr liebte." Die Grazer Gemeinderathswahlen im dritten Wahlkörper brachten den Deutschnationalen einen vollständigen Sieg. Alle sechzehn christlichsozialen Kandidaten unterlagen. Dieses Wahl ergebniß ist sür den aufgelösten Gemeinderath eine Vertrauens kundgebung und bedeutungsvoll, da man des ersten und zweiten Wahlkörpers schon von vornherein sicher ist. Acht Gewählte gehörten dem ausgelösten Gemeinderath an; von den Christlich- sozialen wurde keiner wiedergewählt. Durch die Auflösung verlor also die Regierung ihre wenigen Anhänger im Ge meinderath. Schweiz. Die Ceremonie der Uebersührung der Leiche der Kaiserin Elisabeth vom Hotel Beaurivage in Genf nach dem Bahnhof, welche Mittwoch früh in größter Ordnung stattgefunden, machte in ihrer Einfachheit einen tiefen Eindruck. Die ganze Bevölkerung hatte sich in großen Massen nicht allein in den Straßen angesammelt, welche der Leichenzug pasfiren mußte, sondern auch auf den benachbarten Plätzen und in den anstoßenden Stadttheilen. Alle öffentlichen Gebäude und zahlreiche Privathänser hatten schweizerische und Genser Fahnen aus Halbmast oder mit Trauerschmuck gehißt, alle Kaufläden waren geschlossen; den Bürgersteig entlang waren Seile gespannt, und aus dem Platz Cornavin in der Nähe des Bahnhofes war eine Umzäunung errichtet. Die Haltung des im Vergleich zur Größe der Stadt sehr zahlreichen Publikums war musterhaft. Kenner ; des Charakters der Genser Bevölkerung bezeugen, daß das Volk ; weniger von der Neugierde als von wahrhafter Sympathie ange- ' zogen worden sei, wofür die unter der Menge vernommenen Ge- ' spräche reichlichen Beleg bildeten. Die Feuerwehr that, unterstützt von den Hilfsrettungsmannschaften, den Ordnungsdienst. Der Zug verließ das Hotel Beaurivage nach 8 Uhr; an der Spitze be fand sich eine Abtheilung Gensdarmerie in Gala unter dem Kommando eines Kapitäns, hierauf folgte der Leichenwagen mit 4 Pferden, welche in schwarz- und silberne Decken gehüllt waren und schwarz- und weiße Federbüsche trugen. Der Wagen verschwand unter den Kränzen. Inmitten von Blumen und Palmen bemerkte man an dem Sarge einen Kranz in den bayerischen Farben, weiß und blau. Dann kamen zwei Wagen, in denen nur Kränze sich befanden. Hierauf folgte der Hofstaat der Kaiserin in sechs Wagen. Nach einer zweiten Ab theilung Gensdarmerie folgten die Wagen des Bundesrathes und der Genfer Regierung mit Huissiers in Mänteln mit den Bundes- cind den Kantonsfarben auf dem Bock. Der Zug umfaßte 20 Wagen, unter denen 12 offizielle sich befanden und bewegte sich langsam durch die schweigende Menge, welche ehrfurchts voll das Haupt entblößte. Der Platz um den Bahnhof war vollständig geräumt, die Durchgänge zu den Wartesälen standen offen. Die Durchfahrt zum innern Bahnsteig war in eine Art monumentaler Säulenhalle verwandelt, die mit trauerverhüllten Tuchgewinden in den Genfer, schweizerischen und österreichische« Farben geziert war. Wappen mit dem kaiserlichen Doppeladler waren zu beiden Seiten und oben angebracht; innen befand sich ein Wappenschild mit großem silbernen L auf schwarzem Grunde. Als der Wagen mit dem Sarge vor der Säulenhalle hielt, er wiesen die Abtheilungen der Gensdarmerie und der Feuerwehr die Ehrenbezeugungen. Der Hofstaat der Kaiserin, alle in schwarzer Trauerkleidung, stellte sich am Eingänge zur Durchfahrt nach den Gleisen auf. Hier wurde der eicheugeschnitzte Sarg, den ein silbernes von der kaiserlichen Krone überragtes Schild zierte, von den Abbes Chavaz und Derippe empfangen. Langsam ge leiteten sie die Bahre zum Zuge; ihnen schlossen sich der Hof staat der Kaiserin, die Mitglieder des Bundesraths und der Kantonsregierung an; Huissiers mit florumwundenen Stäben folgten ihnen; sonst wurde Niemand zugelassen. Der Sarg wurde in d^n Trauerwagen gehoben und sieben von den gespendeten prachtvollen Kränzen an der Bahre niedergelegt. Die übrigen Kränze wurden in dem folgenden Wagen aufbewahrt. Nachdem der amtirende Geistliche die Leiche nochmals eingesegnet hatte, nahm der Hofstaat der verewigten Kaiserin ganz allein in vier weiteren Wagen Platz und langsam und lautlos, ohne daß der Pfiff der Lokomotive ertönte, setzte sich der Zug in Bewegung. Außer dem Sarge mit der Leiche und dem Hofstaat fuhren im Zuge nur noch ein Theil des höheren Beamtenpersonals der Jura-Simplonbahn-Gesellschaft mit. Auf besonderen Wunsch Von österreichischer Seite herrschte bei der ganzen Feierlichkeit die größte Einfachheit und war Militär nicht zugezogen. Der Untersuchungsrichter ließ den Berichterstatter der Neuen Fr. Pr. einem Verhöre Lucchenis beiwohnen, der ihn wie folgt schildert: Eine gedrungene, mittelgroße Gestalt, aus einem dicken Halse ein dicker Kopf. Die Kiunbackenknochen bilden eine Linie mit dem Hals, das Gesicht ist stark gebräunt und abgeplattet, ein blonder, borstiger Schnurrbart deckt die Oberlippe. Er hat glänzende, grüne, tiefliegende Augen, aus denen lebhafte Blicke schießen, währender spricht. Krauses, nicht zu langes Haar bedeckt den Kopf, die Arme sind lang, er gestikulirt viel, während er spricht, die großen, groben Hände fahren lebhaft durch die Luft. Luccheni antwortet mit erschreckender Rnhe auf alle Fragen, die der Untersuchungsrichter an ihn stellt: „Wo waren Sie am 30. August, als die Kaiserin in Territet ankam?" Luccheni ant wortete: „Mittwoch? Da war ich am Bau des Postgebäudes." Daun fragte der Richter: „Haben Sie sich bei dem Verbrechen der linken Hand bedient?" „Nein," erwiderte Luccheni, „ich ge brauche immer uur die rechte Hand, auch diesmal habe ich den Stoß mit der rechten Hand vollbracht." Dabei lächelte der Un mensch, beugte sich ein wenig nieder und zeigte mit der Hand, wie er den Stoß geführt hatte. Seine Augen flammten dabei wild auf, und ein schreckliches Lächeln erschien auf seinem Antlitz. — Der Substitut des Richters setzte darauf das Gespräch mit dem Mörder fort. Er fragte ihn: „Wenn Sie König Humbert hätten tödten können, hätten Sie dies gethan — oder Crispi?" Darauf autivortete Luccheni: „Den König mit Freuden, aber Crispi nicht, Crispi ist ein Dieb, er hat 500000 Lire gestohlen. Ich hätte an seiner Stelle noch mehr geraubt. Vor einem Dieb muß man den Hut ziehen, einen Dieb morde ich nicht." Dabei Glückskinder. Roman von Valeska Gräfin Bethusy-Huc (Moritz von Reichenbach). (14. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Anne-Marie, ißt er die Tauben lieber mit Rosinen- oder mit Leberfüllung?" fragte Frau Harbosky, die Thür halb öffnend. „Ich weiß nicht, Mama, ich glaube, wir hatten keinen Taubcu- braten in Markowitz." „I, na, Taubenbraten ist aber doch gewiß was Vornehmes!" „Ach, das ist ja ganz gleich, Mama, wenn das, was auf den Tisch kommt, nur gut ist " „Nu nee, da weiß ich doch auch Bescheid, und das mußt Du auch noch lernen, Anne-Maricchen, wenn Du auch wegen den Büchern nicht viel Zeit zur Kocherei bis jetzt gehabt hast, aber Schweinefleisch und Rindfleisch, das ist für die einfachen Leute, Geflügel ist immer vornehmer!" „Da kommen sie!" rief Anne-Marie, und das Herz klopfte ihr bis zum Halse herauf, mehr aus Angst als aus Freude. „Wo, wo?" Mutter und Schwester drängten sich neben Anne-Marie ans Fenster. Aus der gegenüberliegenden, nach dem Bahnhof führenden Straße kamen sie geradeheraus und schritten quer über den Marktplatz. Der „Direktor" machte mit seinen kurzen, dicken Beinen immer zwei Schritte, wenn Herr v. Daltitz einen machte, und sah in seinem neuen hellgrauen Anzug un glaublich klein und breit aus neben der großen Gestalt seines künftigen Schwiegersohnes. „Nein, was sür 'n schöner Mann," rief Frau Harbosky und drückte dabei Anne-Marie's Arm, „sieht der vornehm und statt lich aus, bist Du ein Glückskind, Anne-Marie. Nun muß ich aber schnell zu den Tanken, ich werde doch Rosincnsüllung nehmen!" „Aber der ist ja gar nicht mehr jung," wollte Elschen sagen, verschluckte es aber, um Anne-Marie nicht zu kränken, und sah nur ein wenig ängstlich die Schwester an, auf deren Gesicht Röthe und Bläffe wechselten. „Gehst Du ihm denn nicht entgegen?" fragte sie leise. ,',Komm," sagte Anne-Marie entschlossen und ergriff Elses ich doch nicht," rief Elschen, „ich muß in die Küche, um der "Mutter zu helfen!" Sie machte sich los und lief davon. Anne-Marie wandte sich der Thür zu. „Wenn er mich nur nicht küssen wollte — ach, wenn doch alles erst vorbei wäre!" dachte sie. Unter der Hausthür kam sie den Beiden entgegen, Daltitz um schlang sie ohne Weiteres und küßte sie herzhaft. Sie aber sah an seinem großen Bart vorbei, wie in der geöffneten Spalte der Küchenthür die Köpfe von Blutter und Schwester erschienen und befriedigt lächelten. „Meine liebe kleine Anne-Marie," sagte Daltitz und strich ihr die krausen Blondhaare aus der Stirn, „ich habe schon mit Deinem Vater gute Freundschaft geschlossen aus dem Wege vom Bahnhof, nicht wahr Herr Harbosky?" „Jawohl, Herr von Daltitz, ich Katte die Ehre," antwortete der „Direktor" mit seinem breitesten Lächeln, und beide Männer schüttelten sich die Hand. „Gott sei Dank," dachte Anne-Marie und dann: „es ist ja gerade, als ob er gewußt Hütte, daß ich mich nm ckre Begegnung ängstigte, daß er mich so gleich deswegen bernhigt! Mein Gott, wie einzig gut er doch ist, und wie klug!" Und dann erschien ihr ihre Scheu und ihr Zurückbeben bei seinem Kuß wieder so thöricht, daß sie sich Vorwürfe gemacht hätte, wenn jetzt Zeit dazu gewesen wäre. Aber Daltitz fragte nach ihrer Mutter, und als sie sagte, sie wolle sie aus der Küche holeu, meinte er: „Ach, ich weiß auch, wie es in einer Küche aussicht, ich gehe mit." Und ehe sie noch Einwendungen machen konnte, hatte er schon den Weg zur Küche mit ihr eingeschlagen und selbst die Thür geöffnet, wobei ihn der Küchenduft wohl geleitet hatte. „Ich will nicht stören," sagte er, als Frau Harbosky und Else bei seinem Anblick erschrocken aufschrieen, „ich will nur der Mutter und Schwester meiner Anne-Marie 'mal die Hand drücken, dann gehe ich gleich wieder." Sie trockneten schnell ihre Hände' an den blauen Küchen schürzen, und er nahm sie Beide auf einmal zwischen die seinen und sagte: „Sie können Vertrauen zu mir haben, ich werde unsre Anne- Marie glücklich machen!" Bon diesem Augenblick an hatte er sie Beide ganz sür sich gewonnen, und als er die Küche verlassen hatte, stand Frau Harbosky zwischen ihren Kochtöpfen mit gefalteten Händen da und sagte: „Mir ist so feierlich zu Muthe, wie in der Kirche — was macht unsre Anne-Marie für 'n Glück!" Bei Tisch sprach Daltitz viel von seinein Töchterchen und ließ sich dafür Kindergeschichten von Anne-Marie und Else erzählen, was die.Harboskys mit besonderer Vorliebe thaten, denn zwischen all dem Kleinkram ihresAlltagslebens glänzte doch immer dasechteGold ihrer Liebe zu den beiden Kindern hell hervor und in diesem einfachen, warmen Gefühl fanden und verstanden sie sich vorzüglich mit dem vornehmen Schwiegersöhne. Anne-Marie war es, als wiche ein schwerer Druck von ihr, wie sie ihn so heiter und unbefangen zwischen den Eltern sitzen sah. Daltitz hob sein Glas und trank ihr zu, und Anne-Marie hätte ihm um den Hals fallen mögen, so glücklich war sie, daß ihre Eltern und ihr Bräutigam sich so gut verstanden. Es war förmlich, als höbe seine Gegenwart die Eltern, anstatt dieselben, wie sie gefürchtet hatte, herabzudrücken. Nach Tisch fuhr ein Wagen vor, den Daltitz schon aus dem Bahnhofe bestellt hatte. „Nun lade ich Sie alle ein, mit mir hinauf in den Petersberger Wald zu fahren," sagte Daltitz, „den Kabe ich noch in guter Erinnerung von meiner Lehrlingszeit in Petersberg her." Das Städtchen lag am Fuß einer Hügelkette, welche zum Theil mit schönen Buchenwäldern bedeckt war und von der aus man einen weiten Ausblick in das sonst flache Land hatte. Der Vorschlag wurde mit Freuden angenommen. Daltitz setzte sich neben den Kutscher, dem er bald die Zügel aus der Hand nahm. Kurz hinter der Stadt sahen sie ein anderes Fuhrwerk halten, dessen Kutscher, neben dem Wagen stehend, gerade eine ziemlich auffallende Livree aus- und einen alten geflickten Rock anzog. Auf dem Wagcnsitz aber saß Herr Weizmann jun. und grüßte ziemlich verlegen. Else lachte. „Was ist denn das für 'n sonderbarer Heiliger?" fragte Daltitz, sich auf seinem Kutschbock umwendend. „Das ist der Sohn vom reichen alten Weizmann," berichtete der Direktor, „der soll sich in der Residenz sogar Equipage ge halten haben, der Alte weiß es aber nicht. Und nun läßt er, wenn er die Geschäftswege sür den Vater besorgt, den Weizmannschen Fuhrknecht die Berliner Livree anziehen, um als vornehmer Herr im Lande herumzufahren. Wenn er aber nach Hause kommt, hat er Angst vor dem Vater, da versteckt er die Livree." Daltitz lachte. „Und dieser Mensch hat geglaubt, mir den Hos machen zu dürfen," dachte Anne-Marie, dem Weizmannschen Wagen nach- blickcud, und ein Gefühl tiefer Dankbarkeit gegen Karl Daltitz, dessen Liebe sie so hoch über die Sphäre des galanten Kommis erhob, erfüllte sie. (Fortsetzung folgt.) -V 21! lachte er. S kaum meister ist. Nach de lächelte aber heute um CH Richter antr geführt. Se und schlenker Eindruck, der strauchle. L geführt wurl Am Dier der Mitschul der Nacht zur in der Vor Berhaftungec s sich um t Litglan der Prinz ihren Patier befriedigend allerdings d, Bein tragen ebenem Bod Massage uni das verletzte wealichkeit. Lust, hat vö Kräftigung! absichtiat, di acht Wocher Ferdinand v Frank« stundenlang, «Heilungen l Minister du wisser Schri die kostbare Schütteln d, ist die Lage und lavirte, Er wollte d jedoch dam Bourgeois Fälsckung v Bertheidiger wottlichkeite casst steht e daß die Wü führen könn mit Brisson, Trouillot übrigens be ein Ende u willigen, l zuges gegen .Kgaro" u Blatte führt sehr nahest« er sei geger sür ihn beq ßssung cS Wesenheit d Mich gen ganz ander! glaubt, er DreysuS-Sc Pattei für Oberhaupt Feinde des Widerstand um seine N .wieder, so ,zu erledige sondern vei Ersorderliä mäßig bere die Ministe s Tratten; k Jahrhunde sehen. 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