Gedankengänge wiederholen sich bis in alle Einzelheiten. Frauenstimm recht und Kommunismus spielen deshalb auch bei Aristophanes eine große Rolle. Den Titel der betreffenden Komödie könnte man am Besten mit »Suffragetten« übersetzen. Die athenischen Stimmdamen waren nur etwas radicaler als die modernen. Sie fordern nicht nur Stimmrecht, sondern gleich die Regierung selbst unter Ausschluß der Männer. Ihre communisti- sche Theorie ist bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und auch die Über zeugung herrscht, daß, da ja die Iheorie immer stimmt, auch Alles tadel los klappen wird. Es ist Alles da. Allgemeine Theilerei, Beschlagnahme der Wohnungen, gemeinsame Volksspeisungen und der Hauptwitz natürlich: freie Liebe und Frauengemeinschaft. Der Einwand, den die Reaction in der athenischen Kammer erhebt, daß bei diesem System nur die Hübschen Liebhaber finden und die Alten und Häßlichen leer ausgehen, wird sofort dadurch entkräftet, daß ganz einfach kein Mann sich einem hübschen Mädchen nähern darf, ehe er nicht die erforderliche Anzahl von Pflichtactionen bei alten Damen nachweisen kann. Anmuthig wird die Praxis zu dieser Theorie aufs Theater gebracht. Wie er mit Allem sein Spiel trieb, so verschonte Aristophanes auch seinen eigenen Specialgott nicht, Dionysos, den himmlischen Chef des Theaterwesens. Sogar ist ihm dieser unter allen verulkten Göttern am Besten gelungen. Er tritt auf in den »bröschen« in der Gestalt eines sehr anspruchsvollen, verwöhnten, verbummelten und etwas versimpelten Aristokraten. Er will sein Theater wieder in die Höhe bringen und zu dem Zwecke einen erstklassigen Tragiker aus der Unterwelt wiederholen, da die Guten alle todt sind. Er erkundigt sich sorgfältig nach der bequemsten Reiseroute in den Hades, nach den besten und möglichst wanzenfreien Hotels unterwegs, und damit er sich nicht langweilt, läßt er sich auch Reiselectüre kaufen, den letzten Schlager von Euripides. Er hat gern seinen Comfort auch unterwegs. Er tritt sehr herrisch auf. Die neue Zeit hat er nicht begriffen, und die Volkssouveränität ist ihm noch nicht zum Erleb nis geworden. Einen Todten, der vorübergetragen wird, hält er an. Da er auch in die Unterwelt reist, soll er ihm sein Gepäck tragen. Die Leiche stellt Lohnforderungen, die Dionysos unverschämt findet; er bietet ihm weniger. »Lieber lebendig«, sagt der Todte und legt sich wieder auf seine Bahre. Als dann aber Kerberus und ähnliche Unannehmlichkeiten er scheinen, kriecht der Gott ins Mauseloch und benimmt sich feige und jämmerlich. _ ^ Noch weit ungenirter schlachtet Aristophanes die großen menschlichen Berühmtheiten seiner Vaterstadt für seine Zwecke ein. Sokrates wird in seinem Hause mit seinen Schülern vorgeführt. Die populäre Anschauung scheint in ihm damals einen physicalischen Zauberkünstler und eine Art