ARI5TOPHANE5 GESTERN UND HEUTE Von MAGNUS JUEDDERKOP Mit unseren modernen Ideen von Komödie hat die aristophanische nichts zu thun. Sie ist ein Unicum. Ihre besondere Gestalt ent steht, blüht und vergeht während einer Generation. Dann kommen völlig andere Formen auf. Aristophanes hat diese sog. alte attische Komödie nicht allein geschaffen, er hatte Vorgänger und Concurrenten, aber er ist ihr Hauptvertreter. Die än dern sind verschollen, nur ein paar Namen sind überliefert. In mancher Beziehung hat diese Komödie etwas sehr Alterthümliches. Sie trägt noch deutliche Züge der po pulären Carnevalsbelustigun- gen, aus denen sie erwachsen ist. Der Chor ist noch als das Kind des alten Faschings zuges zu erkennen, auch die berühmte Parabase hat den gleichen Ursprung. Das ent scheidende Merkmal aber ist, daß sie eine Komödie des Marktes, nicht, wie die mo derne, des Hausinnern ist. Sie hat es nur mit öffent lichen Zuständen zu thun und nur mit öffentlich bekannten Personen, daher ist sie ganz vorwiegend politisch. Völlig isolirt steht sie auch da in der Schrankenlosigkeit ihrer Angriffe. Es wird Alles und Jeder auf die Bühne gebracht und dem Gelächter preisgegeben, nicht nur die leitenden Staatsmänner, die Generäle, Parteihäuptlinge, Philosophen, Dichter, der Herr persische Gesandte selbst, und zwar in carrikirtester Maske, sondern auch die Götter, sogar der Götter höchster: der Demos, und zwar in recht fragwürdiger Gestalt. Es herrscht eine haarsträubende Disciplinlosigkeit. Es ist eben Alles erlaubt. Jede üble Nachrede, auch gegen Privatleute, jeder stadtbekannte Skandal findet sein buntes Echo auf der Bühne. Derain 1 95