Doch niemand kam, niemand, der ihm helfen wollte. Lauter und wütender wurde das Gebell und wandelte sich allmählich zum jämmerlichen Geheul. Doch niemand kümmerte sich scheinbar um ihn. Drinnen in der Stube saßen die Hintereggerischen am Eßtisch um die umfangreiche Milchschüssel, in die die Bäuerin große Brocken Brot ge schnitzelt hatte, und löffelten friedlich ihr Frühstück. Sie ließen sich nicht im geringsten durch das Hundegebell stören. Nur einmal äußerte sich Ändert dazu. „Laßt'n nur bell'n, dös paßt ihm halt noch nit, aber er wird sich schon dran g'wöhnen müssen." Er aß ruhig weiter, bis er satt war, wischte den Löffel am Tischtuch ab und steckte ihn in das hinter ihm an der Wand hängende Regal. „Segne's Gott!" damit hob er das Frühstück für alle auf. Alle standen auf. Dann gab der Bauer die nötigen Anweisungen für das beginnende Tagewerk. „Blasi", wendete er sich seinem Sohne zu, „du gehst mit mir ins Grummet, mir gehn gleich, aber vorher tragst's dem Hund die Milli naus. Wasch ihm aba seine Schüfs'l aus und gib ihm Master!" Noch immer tönte das Heulen und wütende Bellen des Hundes in die Stube; jäh verstummte es und wandelte sich in ein zorniges, drohendes Knurren. Gleich darauf kam auch Blasi mit derMilchschüstel wieder herein. „Der laßt mi nit raus, Vata," erklärte er dem Hinteregger, der sieb eben eine Pfeife stopfte. Der Bauer ging nun selber, um nach dem Hund zu sehen. Maxl stand an der offenen Türe. Mit gesträubten Haaren und ent blößtem Gebiß empfing er knurrend den Mann. „Geh, sei doch g'scheit, Maxl, sei brav," versuchte Ändert den Hund zu beruhigen. Aber er brauchte lange, bis es ihm gelang, an dem bös gewordenen Hund vorbeizukommen. Mißtrauisch und abwartend folgte er dem Bauern zur Hundehütte, rührte Milch und Brot nicht an, sondern wartete nur darauf, ob ihm Anderl die Kette löste. Er wandte die ganze Zeit, solange Anderl auf dem Hof herumhantierte, kein Auge von ihm. Als er aber dann sah, wie die ganze Familie, Sensen und Heugabeln auf den Schultern, den Hof ver ließ, verwandelte sich die scheinbare Ruhe des Hundes in ein irrsinniges Toben. Lange noch folgte das Heulen und Bellen des Hundes den berg wärts steigenden Bauersleuten. „Der bringt sich ja um," meinte die Bäuerin einmal. „Laß nur," gab der Bauer zurück, „der wird's scho' noch g'wöhnen." Aber Maxl „gewöhnte" sich nicht daran. Wenigstens nicht so, wie es der Bauer meinte. Legte man den Hund an die Kette, solange noch irgendeiner der Hof bewohner zu Hause anwesend war, heulte und bellte Maxl so eindringlich, bis es auch die starken Nerven der Hintereggerischen nicht mehr aushielten. Bis ihm einer die Kette löste. Dann schwieg er. Bewies aber dann, daß er außerordentlich viel Sinn für Wachsamkeit hatte.