\S 1 B O U 3081 ? B-üj D E Pv.1 d rau Berange, gnädige Frau,“ meldete das Stubenmädchen. Marcelline Sollige, die in ihrem kleinen Salon einen Roman las, hob erstaunt ihr hübsches, mattes Gesicht. Sie war erst gestern abend mit ihrer Jugendfreundin Lydia Berange zusammen gewesen und hatte für heute fünf Uhr mit ihr ein Rendez-vous in einem Teesalon vereinbart. Was hatte dieser unerwartete Besuch zu bedeuten ? Und schon hastete eine entzückende, blonde, elegante, junge Frau her ein und fiel Marcelline um den Hals. „Hoffentlich störe ich dich nicht, aber ich muß mit dir sprechen. Ich konnte unmöglich bis heute abend warten, und dann hätte ich dir auch nicht so vor allen Leuten sagen können „Ja, was ist denn passiert, mein Schatz? Du bist ja ganz verstört.“ „Ja. — Es kann uns doch hier niemand hören? — Ich muß dir mein Herz aus- schütten. Ich brauche deinen Rat, du hast viel mehr Erfahrung als ich.“ „Eine schöne Erfahrung: viel höllische Ehejahre, Scheidung, Verlassenheit—“. „Deshalb bleibt es doch eine Erfahrung. Und dann hast du deinen Mann nie geliebt und die Trennung hat dir nicht weh getan. Seit drei Jahren bist du frei und führst ein ruhiges Leben.“ „Ich mache von meiner Freiheit wenig Gebrauch. — Aber worum handelt es sich denn, mein Kind?“ „Um etwas sehr Ernstes, das ich nur mit dir besprechen kann, weil du der einzige Mensch bist, zu dem ich Vertrauen habe. — Wirklich, Marcelline — der einzige Mensch. — Es handelt sich um Philipp.“ „Um deinen Mann?“ Marcelline fuhr unmerklich zusammen. „Ja, um meinen Mann. Findest du ihn nicht seit einiger Zeit verändert?“ „Verändert? — Eigentlich nicht,“ antwortete Marcelline in einem Ton, der so gleichgültig als möglich klang, trotzdem sie sich mit aufsteigender Unruhe fragte: „Wohin will sie hinaus?“ „Vielleicht hast du es wirklich noch nicht bemerkt,“ fuhr Lydia fort, „trotzdem wir drei ja oft genug zusammen sind — aber gestern im Theater hast auch du zu Philipp gesagt: Was haben Sie denn? Sie sprechen ja kein Wort!“ „So? Habe ich das gesagt? Möglich — aber ich habe mir bestimmt nichts Be sonderes dabei gedacht. Worin äußert sich denn diese Veränderung bei deinem Mann ?“