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Herrlichkeit unserer Stadt die Anacker' sche Composition des Döring' schen Gedichts „Der Berginannsqrnß" zur Ausführung gebracht wurde, und welches einen Reinertrag von 251 Mk, — Pf. lieferte. Die Coufirmauden und Coufirmandiunen des letzten Jahr gangs brachten ihr Scherflein herbei und viele hochangesehene Bürger unserer Stadt spen deten zum Theil sehr ansehnliche Beiträge. Auch aus anderen Städten, z. B. aus Chemnitz, schickten in unsere Stadt Geborene aus Freude über die Inangriffnahme der Arbeit be trächtliche Beiträge und die Hinterlassenen einer früh heimgegegangenen frommen und treuen, fleißigen Besucherin unserer Gottesdienste, der am 2. Januar d. I. in Borna verstorbenen Frl. Marie Biel spendeten 150 Mk. — Pf.*) So war ich denn in überraschend schneller Weise auch dieser drückenden Sorge überhoben und es wurde die Arbeit in verhältnißmäßig kurzer Zeit ihrer Vollendung entgegengeführt. Kurz vor Pfingsten konnten die letzten Gerüste beseitigt werden und nach mehrmaliger Prüfung der Ausführung im Kleinen und Einzelnen durch deu zu gezogenen Sachverständigen, Herrn Baurath vr. Mothes, konnte dieser Schmuck der Gemeinde übergeben werden. Wie bekannt, zerfallen die hundert bildlichen Darstellungen wiedcr in verschiedene Gruppen. Zunächst werden im Hochchore der Kirche auf je zehn Feldern die männ lichen und weiblichen Lebensalter der Menschen von zehn zu zehn Jahren je nach ihren Eigenthümlichkeiten, insbesondere den jedem einzelnen Lebensalter eigenen Fehlern und Schwächen, welche in einer in einem Wappenschild angebrachten symbolischen Thiergestalt versinnbildlicht werden, dargestellt.**) Die männlichen Lebensalter werden durch vier füßige Thiere, die weiblichen durch Vögel symbolisirt. So ist hier im Gegensatz zu den sogen. Todtentänzen aus der damaligen Zeit eine Art Lebensreigen zur bildlichen Anschauung gekracht. — Hierauf folgt ein Bild des Theophilus Ehrenfried. — Dann folgen die Geschichten Alten und Neuen Testamentes, insbesondere die Geschichte des Leidens und Sterbens unseres Herrn und Heilandes, dann das Ende des Lebens der Maria, hierauf die einzelnen Apostel mit ihren — zum Theil der Legende entlehnten — Martyrien; endlich macht die Darstellung des Weltgerichts den Schluß. In Folgendem will ich versuchen, in kurzer, gedrängter Uebersicht über das auf den einzelnen Feldern Dargestellte unter Hinweis auf die den Darstellungen zu Grunde liegenden historischen Thatsachen beziehentlich Legenden einen Ueberblick zu geben. *) Seit anderthalb Jahren sind mir an solchen freiwilligen Gaben zum Besten der Verschönerung unserer Kirche 5744 Mk. 99 Pf. bis heute zugcgangen, welche nach Abzug von 1613 Mk. 50 Pf., welche in die Fensterrestaurationskasse abgegeben worden sind, zur Herstellung dieser Reliefs, zum Theil auch zur Nestaurirung der sogen, alten Sakristei und zur Herstellung eines großen monumentalen Teppichs für den Altaiplatz theils bereits verwendet worden sind, theils noch verwendet werden sollen. Leider habe ich an dieser Stelle auch des frühen und plötzlichen Todes eines Mannes zu gedenken, welcher diesem Nestaurationswerke von Anfang an die lebendigste Sympathie entgegenbrachte, des am 12. Mai l. I. plötzlich verstorbenen Herrn Realschuloberlebrers Hermann König. Derselbe gedachte eine in Farben ausgeführte Wiedergabe dieser plastischen Darstellungen in Druck zu geben und so das Interesse auch weiterer Kreise außerhalb unserer Stadt und Gemeinde dafür zu erwecken. Ein jäher Tod hat diesen genialen, kunstbegeisterten Mann mitten aus seinem Wirken dabingerafft. Möchte das, was er geplant und zum Theil begonnen, ein Anderer in gleichem Sinne und Geiste wieder aufnehmen und zur Vollendung bringen! Ebre seinem Andenken! '0 Diesem Vorgänge folgend, hat bekanntlich Moritz von Schwind in der Elisabeth-Galerie auf der neurestaurirten Wartburg diese Lebensalter in Thiergestalten enthaltenden Medaillons zur Dar stellung gebracht.