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Das Leben
- Bandzählung
- 12.1934/35, H.1, Juli
- Erscheinungsdatum
- 1934
- Sprache
- Nicht zu entscheiden
- Signatur
- ZB 12946
- Vorlage
- Deutsche Nationalbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Illustrierte Magazine 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id364572701-193401008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id364572701-19340100
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-364572701-19340100
- Sammlungen
- Projekt: Illustrierte Magazine der Klassischen Moderne
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Labyrinth
- Autor
- Egge, Hans
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftDas Leben
- BandBand 12.1934/35, H.1, Juli -
- DeckelDeckel -
- WerbungWerbung -
- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis II
- ArtikelGesundheit, Erholung, Zerstreuung in Baden-Baden III
- ArtikelIm Reiche des Watzmann IV
- ArtikelReise und Erholung XI
- Artikel[Rätsel] XVI
- ArtikelDas Leben 1
- ArtikelDer Primitive, der geborene Schauspieler 8
- ArtikelFünf Personen fluchen einem Autor 13
- ArtikelBalkenlettern 16
- ArtikelWas ist der Mensch? 24
- Artikel6 Tage vor 50 Jahren 28
- ArtikelLiebe als Kurmittel 33
- ArtikelSegel gespannt und den Kompaß gerichtet! 36
- AbbildungDie Klatschbasen und ihr Objekt 44
- ArtikelDas Labyrinth 45
- AbbildungPrüfe dein gewicht! 58
- AbbildungSieg durch Schmu! 59
- ArtikelOtto Schmidt - Geschichte eines erfolgreichen Jockeis 60
- AbbildungNun auch die Stromlinie beim Pferderennen 67
- ArtikelEin schwieriger Fall 68
- ArtikelKleine Spuren, die genügen 72
- Abbildung--- dürfte ich Ihnen die Hälfte meiner Platzkarte anbieten? 75
- ArtikelNeues vom Strand 76
- ArtikelDie erste und die letzte Liebe 84
- AbbildungSchnell, Oskar, gucke'ne Dicke. [...] 91
- ArtikelFeuer im kleinen Städchen 92
- ArtikelFreunde des Lebens 97
- WerbungWerbung 100
- Artikel[Rätsel] 101
- ArtikelDer Sonnenjunge 104
- WerbungWerbung 144
- DeckelDeckel -
- BandBand 12.1934/35, H.1, Juli -
- Titel
- Das Leben
- Autor
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Klarheit leben kann; wie ihre Klarheit ihn immer tiefer in die Lüge hineintrieb, bis sich sein Leben spaltete, gleich jenem verderblichen Märchenapfel, dessen eine Hälfte gesund, dessen andere giftig ist; wie er s'ie betrog, sie, die in ihrer Her zensreinheit an ihn glaubte und, weil sie an ihn glaubte, ihm keinen anderen Aus weg ließ, als sich immer mehr zu ver stellen; wie er jahrelang neben ihr schlief und ihren Tod träumte; wie diese Dop pelexistenz zu führen ihm immer be schwerlicher fiel, weil sein anderes We sen, das Böse, absoluten Raum bean spruchte — bis der Gedanke an ihren Tod sich seines Inneren bemächtigte, das von unerfüllter Ruhmesgier — Andre ist Maler — ausgehöhlt ist. Er sucht außer halb seiner selbst eine Schuld für seine Erfolglosigkeit und findet sie in seiner Ehe, die seinen Künstler- und Lebens- elan erstickt. Diese grauenvolle Rech nung präsentiert er der Ahnungslosen auf einer improvisierten Rast der Grüm- ligrat-Tour. In messerscharfer Rede strömt die Beichte aus seinem Mund, in des sich seine Hände, als wollten sie sich ein Alibi schaffen, in den Fels verkramp fen; ein anderer Hamlet, der Dolche re det, um keine zu brauchen — 2800 Me ter über dem Meeresspiegel auf einer exponierten Felsplatte. Die Enthüllung trifft wie ein gnadenloser Stoß; die Worte sind würgender Griff. Alice tau melt, stürzt, Andre hat sie nicht mit dem Finger berührt, seine Hände sind unbe fleckt, er faltet sie, er betet. Und Andre Bisgourt, frei geworden, wird ein großer Maler. Seine Seele, so ungeheuer gepflügt und gedüngt, gibt reiche Ernte. Das war der erste Teil des Döring- schen Romans. Aber dann kam das Verwirrende, Win kelzügige des Buches, darüber Erwin bis in den hellen Morgen grübelnd starrt, im Kreise denkend, fast bis zum Wahn sinn aufgepeitscht. Es ist nicht Alfred Döring, der all dies von einem Andr6 Bisgourt erzählt, sondern Bisgourt selbst ist es, der diese Beichte eines Gewissens niederschreibt. Und als man ihm, den vor Jahren bereits Freigesprochenen, von neuem den Prozeß macht, entzieht er sich dem Gericht und sagt sich los von seinem Schatten. „Ihr wollt mich mit den jagenden Phantomen meines Gewis sens, die ich an die Wand zu malen Lust hatte, konfrontieren? Es hat mir beliebt, mich in diese Möglichkeit hineinzuphan tasieren, ich habe mir aus Lust der Selbstqual diesen Stachel ins Fleisch ge drückt. Alice stürzte, von einem Schwin del erfaßt; das, was ich schrieb, ist ohne Grund wie ihr Sturz. Die Seele, in einen Abgrund schauend, von ihm angezogen, wird von einem Schwindel gepackt und läßt sich fallen. Dies ist die Wahrheit meiner Beichte.“ So verteidigte sich Andre Bisgourt vor dem Gericht, das ihn freisprach. Dies war der zweite Teil des Döring- schen Romans. In Erwins Fingern waren Büschel sei ner Haare, die er sich, ohne es zu füh len, aus dem Kopf gerissen. Dieses dia lektische Versteckspiel im Zwielicht machte ihn rasend. Die Beichte war hier zu einem literarischen Taschenspieler kunststück entwürdigt. Für ihn war die Schuld seines Vaters klar wie das Son nenlicht. Aber wie war dieses Bekennt nis, das sich raffiniert hinter der Lüge verschanzte, zu fassen? Er hatte den Mörder schon zwischen den Händen, und da blickte ihn ein augenloses Schat tengebilde an. Ah, welch ein unerträg licher Betrug mit Worten, die die Beichte im gleichen Atemzuge annullierten 1 Diese Artistik der Seele, die sich selbst eine Befreiung und zugleich der Welt ein Kunstwerk schuf, erzeugte in Erwin ein Gefühl unaussprechlichen Ekels, der ihn bis an die Grenze der Hoffnungslosigkeit trieb. Nun hatte er sich selbst schon so tief in das Labyrinth des väterlichen Kunstbaues eingelassen, daß ihn die Angst packte, nie wieder das Licht der Wahrheit zu sehen. Aus seiner unend lichen Niedergeschlagenheit rüttelte ihn 53
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