einen Erbvorzug gemessen, im übrigen aber ihnen gleich be handelt werden sollten. 11 ) Obschon der Sachsen-Spiegel diesem drohenden Einbruch des schwäbischen Rechts, das noch dazu wie das Königsrecht nicht die dreissigjährige Verschweigungsverjährung an Liegen schaften kannte, 12 ) vorzubeugen scheint, indem er verfügt, dass jeder Eingewanderte ändern Stammes den Rechtsstreit um Liegen schaften nicht nach persönlichem, sondern nach sächsischem Landrecht zu führen habe, 111 ) so ist doch so viel klar, dass hier Fragen Vorlagen, welche nicht einseitig durch das sächsische Recht entschieden werden konnten, sondern das Einschreiten des Königs mindestens in dem Falle geradezu herausforderten, dass nach dem Tode des mit einer Sächsin verheiratheten Schwaben seine Wittwe und seine Waisen, welche der königlichen Für sorge besonders anempfohlen waren, 14 ) gegen die sächsischen Verwandten klagbar wurden. Es kam also alles darauf an, ob das Vorrecht, welches nach sächsischer Behauptung von Karl dem Grossen gewähr leistet sein sollte, als zu Recht bestehend von der Reichsgewalt anerkannt wurde; und darüber wird nur Aufschluss zu gewinnen sein, wenn es gelingt, den starren Rechtssatz in dem lebendigen Flusse der Entwickelung zu beobachten, seine Entstehung und seine Wirksamkeit in der sächsischen Geschichte zu ermitteln. u ) Cap. 127 § 2 (in Genglers Ausgabe): Und ist ouch, daz er ein anse- del, da er ufe saz, hinder im lat, und lat sun und tohter, die niht uzgestiuret sint : der ansedel ist der süne vor den töhtern, und stet an der bruder genaden, waz si den swestem geben, ob anders da nilit en ist. § 3: Und sint diu leint uzgestiuret, ez sin süne und töhter da: so suln doch die süne den ansedel han. Vgl. Rudolf von Sydow, Darstellung des Erbrechts nach den Grundsätzen des Sachsen-Spiegels S. 84 und Heinrich Siegel, Das deutsche Erbrecht nach den Rechtsquellen S. 48—51. 12 ) I, 29: An eigene und an hüven mag sich der Sachse verswigen binnen drizig garen und järe und tage, und £ nicht. Daz riche und der Swäbe en mugen sich nummer verswigen an irme erbe, die ez gezügen mügen. 1S ) I, 30: Iclich inkomm man entfet erbe binnen (lerne lande zu Sadtsen nach des landes rechte, und nicht näh, des mannes rechte, lie si Beier, Swäb oder Franke, und III, 33 § 5: Der kwtg sal ouch richten umbe eigen nicht näh des mannes rechte, wen näh des landes. dar ez innt ligt. 14 ) Vgl. Georg Waitz, Deutsche Verfassungsgeschichte VI 2 , 469.