13 sondern er nahm damit auch den Vortheil seiner eigenen, der königlichen Dienstmannschaft 36 ) wahr. Ist das erste sächsiche Vorrecht des Sachsen-Spiegels nicht zu begreifen, wenn man nicht das Verhältniss Heinrichs III. und Heinrichs IV. zu den Sachsen beachtet, so ist es für das Verständniss des zweiten und dritten Vorrechts unumgänglich, 37 ) 3®) Im Erbrecht, stellt der Sachsen-Spiegel den Dienstmann mit dem freien Mann gleich (III. 81 § 2: Dinestmanne erben unde nemen erbe als andere wie lüte näh lantrechte, wen alleinc, daz sie üz ires herren gewalt nicht en erben noch erbe en nemen); im Processrecht ist indessen die Gleich stellung des Dienstmannes wohl mit dem Freien, aber noch nicht mit dem Schöffenbar-Freien völlig durchgedrungen (III, 19: Vrie lüte und des riches dinstman müzen vorme riche wol züg sin und urteil vinden, durch daz sie deme riche hulde tun, ir 'Micher nah sime rechte; doch en müz des riches dinstman über den schephenbären vrien man chein urteil vinden noch gezüg wesen, dar ez ime um sin lib oder an sin hre oder an sin erbe gbt; vgl. II, 3 § 2: Gruzet man einen man zu kamphe, der ungewarnet dar komen ist . . ., her sal tag habn nach siner gebort, ab ers bitet, daz her sich dar zu warne . .: der wie schephenbäre man über sechs wachen, der dinst man über virzcehn nacht, und andere wie lüte). Wenn das nicht schon zur Zeit Heinrichs IV. sich so verhielt, dann war iu diesem Standesunterschied ein neuer Anlass zum Streit zwischen den freien Sachsen und den in Sachsen angesiedelten schwäbischen Ministerialen gegeben; denn iu der zweiten Hälfte des elften Jahrhunderts war in dem fortgeschrittenen Schwaben- Lande das System der Geburtsstäude bereits durch den .Berufsstand der ßitter ganz durchkreuzt, wie daraus sich ergiebt, dass die standesbewussten schwäbischen Ritter die von Heinrich IV. gegen sie aufgebotenen schwäbischen Bauernschaften nicht als gleichberechtigte Gegner anerkannten, sondern die bäuerischen Gefangenen entmannen und laufen Hessen, während zu gleicher Zeit iu Sachsen der freie Bauer in Wehr und Waffen das Recht, als Mit glied der Kriegsmacht zu handeln und behandelt zu werden, noch nicht ein- gebiisst hatte (vgl. Gundlach, Heldenlieder II, 206 Anm. 1). 37 ) Wie arg das zweite Vorrecht als lex Caroli oder Carolina zu Anfang des vierzehnten Jahrhunderts missverstanden worden ist, zeigt eine von Jacob Grimm (J. G. Oh. Thomas, Der Oberhof zu Frankfurt am Main, herausgegeben von L. H. Euler und bevorvvortet von J. Grimm S. VI Anm §) mitgetheilte Stelle. Sie findet sich in den Gesta pontificum Leodiensium lib. II c. 5 des Johann Hocsem — bei Chapeaville, Qui gesta pontificum Leodiensium scripserunt auctores praecipui II (Leodii 1603) p. 378 und besagt nichts anderes, als dass im Bisthum Lüttich selbst ein Mörder, der den Kopf des vor den Augen der Gorichtspersonen Er mordeten unter seinem Mantel trug, falls nicht der Mord gerichtlich in aller Form verlautbart war, durch keiu Zeuguiss überführt werden konnte, sondern