12 Dibelius, Margaretha, die Tochter Greisers, als Ehegemahl in sein Haus; aber eben dieser Magister Daniel, ein Mann von stark ausgeprägtem ch oler ischem Temperament, dazu mit der be sonderen Fähigkeit ausgerüstet, Einfluss auf andere auszu üben, hat wohl mit seinem strengen, herrschsüchtigen Wesen unserm Seinecker einen schlechten Dienst geleistet und den im innersten Herzensgründe so mild gesinnten Mann zu einer äusserlichen, oft recht peinlichen Schärfe verleitet. Seinecker war eine friedfertig gestimmte,'aber unselbständige Natur; und da nun ein selbständigerer Geist, an den ihn viele Fä den knüpften, ihn davon zu überzeugen wusste, dass man nur durch strenge Behandlung des Gegners zum Ziel ge lange, da fügte er sich und lebte sich allmählich seihst in diese Art hinein, stets in der Hoffnung, sie werde seinen höchsten Zielen förderlich werden. Dass Greiser melanch- thonianisch gesinnt war, das wissen wir;*) dass auch er die Einigkeit aller Lutheraner wünschte, steht ebenfalls fest; 3 ) wie bitter er aber seine Gegner behandelte, und wie scharf er sich gerade zu Seinecker über diese gemeinsamen Gegner aussprach, dafür haben wir in einem Brief an diesen 3 ) ein wichtiges Zeugnis. Darum möchte ich vermuten, dass dieser durch Stellung und Begabung damals in Dresden besonders hervortretende Mann auf Seinecker jenen Einfluss ausgeübt und seinem Auftreten die später oft sehr unangenehm be rührende Schärfe verliehen habe, die Joch eigentlich mit seiner innersten Natur disharmonierte. Es ringt seitdem — so möchte ich es auszudrücken wagen — in unserm Sei necker der milde Schüler Melanchthons mit dem zornerfüll ten Schwiegersohn Greisers. Glücklicherweise stimmen sie in Einem zusammen, nämlich in dem Wunsch, die Concordia aller Lutheraner herbeizufahren. Wie scharf unser Seinecker werden konnte, das zeigt sich besonders in der Angelegenheit, die seine Entlassung *) Vgl. Dresdener Hauptstaatsarchiv. Loc. 9742: Mansfeldische Eislebische etc. belangend. Bl. 2 — 4. 4 ) Vgl. Georg Müller 1. c. pag. 194. a ) Struvii acta literaria. Tom. II, pag. 171 —173.