Zur Geschichte und Charakteristik Nikolaus Selneckers. Yon D. Diüelius. Nikolaus Seinecker — kein Grösser im Reiche Gottes, wenn man mit diesem Namen die Bahnbrecher einer neuen Ara bezeichnen will; auch nicht der Zeuge einer grossen Zeit, so gewiss es geringe Tage waren, da, nachdem Luther an jenem 18. Februar, „die Concordiae“, heimgegangen, die Epigonen sich um das Erbe ihrer Väter stritten; ja sogar, wie es zunächst jedem scheinen wird, nicht einmal eine ge winnende, sympathische, vorbildliche Persönlichkeit, da er, sein lebenlang zwischen den Parteien hin und her schwan kend, schliesslich mit allen zerfiel. Und doch ein Mann, der, so oft wir von der historischen Forschung uns in die zweite Hälfte des Reformationsjahrhunderts führen lassen, uns im mer wieder und wieder begegnet, so dass er trotz seiner sehr kleinen Gestalt uns auffallen muss; ein Mann, der nicht etwa nur unter den Theologen mit seinen 170 Schriften in allen Disziplinen der theologischen Wissenschaft sich einen Namen gemacht und speziell als Mitarbeiter an der Kon- kordienformel für die lutherische Theologie eine hervor ragende Bedeutung gewonnen hat; nein, der auch weit über die theologischen Kreise hinaus noch heute nach drei Jahr hunderten unter alt und jung fortlebt; oder ertönt nicht sein Psalm „Lass mich dein sein und bleiben“ jetzt noch, man möchte fast sagen: „soweit die deutsche Zunge klingt und Gott im Himmel Lieder singt?“ Den Kirchenhistorikern, welche das Reformationsjahr hundert durchforschen, den Dogmatikern, welche die Bedeu tung der Konkordienformel darstellen, und den Hymnologen, Beitr. z. sächs. Kirchengeschichte. IV. 1