Mag. Stephan Roth, Schulrektor, Stadtschreiber und Ratsherr zu Zwickau im Reformationszeitalter. Von Dr. Georg- Miiller, Oberlehrer am königlichen Gymnasium zu Dresden-Neustadt. In dem frischen Geistesleben, welches am Ausgang des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts in den Städten eine gast liche Stätte gefunden hatte, sind es besonders einzelne hervor ragende Persönlichkeiten, welche diese Bewegung wie in mäch tigen Zentren in sich zusammenfassen. So erscheint Pirkheimer in Nürnberg, Peutinger in Augsburg als Hauptvertreter des geistigen Lebens. Auch in Zwickau lebt in dieser Zeit ein Mann, in dem die Bewegung ihren Mittelpunkt findet. Es ist dies Mag. Stephan Roth. Durch seine Begeisterung für die neu aufblühende klassische Wissenschaft, durch sein reges Interesse für die alles andere in den Hintergrund drängenden kirchlichen und religiösen Fragen, durch seinen strengen Sinn für Ordnung und Sitte, durch seine unbeugsame Energie in der Verfolgung seiner Gnmdsätze, war er besonders befähigt, wirksam in eine Zeit einzugreifen, in welcher alles Überlieferte in Frage gestellt wurde und nach neuer Gestaltung rang. Zahlreiche hoch angesehene Männer, Luther, Spalatin, Bugenhagen würdigten ihn ihrer Freundschaft. Der Briefwechsel, den er mit ihnen unterhielt und dem wir nicht weniger als 1000 uns erhaltener, zum grössten Teil höchst wertvoller Dokumente verdanken, bildet ein wichtiges Denkmal für die Geschichte einer Zeit, in welcher die Briefe nicht nur einen privaten, familiären Cha rakter tragen, sondern in erhöhtem Grade alle die Gemüter