28 Als eine erfreuliche Erscheinung ist es zu begrüssen, dass die letzten Jahre die Gründung einer bedeutenden Anzahl von Handels schulen zu verzeichnen habeD. Merkwürdig ist die Art, wie sich die Einsicht Bahn bricht, dass für den Nachwuchs des Kaufmanns standes Fachschulen notwendig sind. Während die Kauf leute kleiner Städte, wie Leisnig (1845), Oschatz (1850), Grimma (1855), zu den ersten gehörten, welche darauf bedacht waren, ihren Lehr lingen Fachunterricht angedeihen zu lassen, während in der neuesten Zeit Städte wie Hainichen, Rosswein u a. mit der Gründung von Handelsschulen vorgingen, giebt es heute auch noch Städte von über 20 000 Einwohnern, wo sich die Lehrlinge mit dem Besuch der allgemeinen Fortbildungsschule begnügen müssen. Die Verhält nisse werden jedenfalls auch in diesen Städten bald dazu drängen, dass in dieser Beziehung Wandel geschaffen werde. Mit Freuden kann die Thatsache erwähnt werden, dass auch bei den Eltern der jungen Leute die Überzeugung von der Not wendigkeit des theoretischen Unterrichts für Kaufleute festen Fuss gefasst hat. Ebenso betrübend aber ist die andere Thatsache, nämlich die, dass es noch immer einzelne Kaufleute und Fabri kanten giebt, welche ihre Lehrlinge entweder gar nicht, oder doch nur mit Widerwillen die Fachschule besuchen lassen. Glücklicher weise werden die Eltern solch’ eigennützigen Herren gegenüber immer vorsichtiger und machen den Besuch der Handelsschule zu einer Bedingung im Lehrkontrakt. Es ist ja doch wohl auch nicht schwierig einzusehen, dass ein Knabe nicht gut untergebracht sein würde bei einem Prinzipal, welcher seinem Lehrling die wenigen Stunden für den Besuch der Fachschule nicht gern opfert, dass ein solcher Lehrherr dann im allgemeinen nicht darnach fragt, was der Knabe bei ihm gewinnen soll, sondern einzig darauf bedacht ist, durch denselben zu gewinnen. Mit Recht legt man jetzt mehr Wert auf die Abgangszeug nisse. Nicht selten werden verloren gegangene Zeugnisse mit wahrer Hast und Sorge nachverlangt, da sie bei Bewerbungen unbedingt gefordert werden. Häufig zieht man auch bei dem Berichterstatter über die Leistungen und das Verhalten ehemaliger Schüler Erkundigungen ein; bisweilen ergehen an ihn Anfragen, ob nicht ein geeigneter junger Mann für eine gewisse Stelle zu empfehlen sei. Wenn in den letzten Jahren diese Fälle häufiger