Das moderne Schandau. 15 wo man sich in jene erhabene Stimmung der gött lichsten Langweile versetzen kann, die unseren Nerven so wohl thut, die uns ein Kind sein lässt unter Kindern , wo man mit den Hühnern in die Federn kriecht und zu einer vernünftigen Morgen stunde wieder aufsteht! — Dahin lass uns ziehen! Und alles das, und vieles andere obenein bietet für mich das reizende Schandau. Um Schandau zu erreichen, trotze ich der Atmosphäre in den Warte sälen des Anhalter Bahnhofs, stecke ich die Grob heiten der Beamten am Schalter mit Gelassenheit ein und nehme mutig die Gefahren auf mich, welche mit der Fahrt auf den Schienen dieser vorzüglich verwalteten Bahn verhängnisvoll verknüpft sind. Und wenn ich erst Dresden erreicht habe und in einem Waggon der sächsischen Staatsbahn geborgen bin, an den lachenden Ufern der Elbe entlang fahre und allmählich die wohlbekannten Höhen- züge vor mir 'auftauchen sehe, die den stolzen Namen der ^sächsischen Schweiz« fuhren, wenn das hübsche Pirna erreicht ist, bei dem jeder Fremde dieselbe Anekdote über den wohllautenden sächsischen Dialekt erzählt, die prächtige Bastei auf. dem gegenüberliegenden Ufer hervortritt, der Lilien stein seine in dieser Umgebung imposante Er scheinung zeigt, der malerische Königstein seine Bergveste präsentiert — dann werde ich ein anderer Mensch; dann ergeht es mir mit der Elbluft wie Heine mit dem Rheinwein : Die Elbluft stimmt mich immer weich Und löst jewedes Zerwürfnis In meiner Brust, entzündet darin Der Menschenliebe Bedürfnis.« Ich werde ein zweiter Joseph --r- vom Mantel ist hier nicht die -Rede! — »Niemand thu’ ich was zu Leide Und bin schüchtern wie ein Lamm.«