So hinterließ das Ascanische (iesclilecht, dessen Mannsslamni 1422 ausstarb, den fremden Nachfolgern neben der bescheidenen Hofburg eine reich begründete Capelle, bedient von Domherrn, die mit Fug die erste Stelle in der Geistlichkeit des Herzogtums in Anspruch nehmen durften. Wenn die irdischen Ucbcrreste jener Fürsten und Fürstinnen in dem schon vor 1273 bestehenden Kloster der Grauen Brüder beigesetzt wurden, nicht in der bedeutend jüngern Schlosscapelle: so geschah das eiten, um die Zusammcngehürendeu desselben Geschlechts nicht von einander zu trennen. Aus der Hand der Askanier nun ( deren vorletzter wie es scheint die Absicht hatte die Capelle zu verlegen«) gieng die Herrschaft über Wittenberg in die des Wetlinischen Hauses über, des noch heute in Sachsen und Thüringen gebietenden. Kurfürst Fried rich der Streitbare wie seinj Sohn Friedrich der Sanftmüthige und dessen Sohn Ernst hielten bald in Altenburg, bald in 1 orgau oder an ändern Orten Hof, nur nicht in Wittenberg; so war das Domcapitel unserer Schlosskirche mehr als früher sich selbst über lassen. Zwar lesen wir von Erweiterung des Besitzes durch Schen kungen und Kauf’), aber auch von mancherlei Streitigkeiten, die dann erneute Festsetzung der bisher ausgeübten Rechte zur Folge hatten. Man machte den Versuch, der Stadtkirche die frühere Selbständigkeit wiederzuverschaffen, und der Streit kam bis vor die Römische Curie; aber am 22. Dccember 1426 ward in St. Maria Rotonda zu Rom die Sache gründlich verhandelt und das unbedingte Patronatsrecht des Propstes und Capitels über die Pfarrkirche fest- gestellt 8 ); und zwar erfahren wir später, dass der als Yicarius fun gierende Domherr jährlich 60 Goldgulden Rh. an das Capitcl zahlte “). Cm der Wiederholung von Irrungen vorzubeugen oder doch nicht gleich selbst damit behelligt zu werden, bestellte das Baseler Con- eil im Jahre 1434 die Decane von Magdeburg, Halberstadt und Meißen zu besondern Schirmvögten der Sonderrechte des Stiftes 1 “). Wichtiger aber und in jeder Hinsicht wirksamer war die besondere Zuneigung, welche der Kurfürst Friedrich 111 (von der anerkennenden Nachwelt der Weise genannt) unsrer Kirche zuwendetc. Sogleich 1486 bei Cebernalime der Kurwürde fasste er — überhaupt ein Freund neuer Bauten und gern wetteifernd mit seinem Bruder Ernst, dem Gründer der Morizburg in Halle — den Plan, in der alten Hauptstadt der Kurlande sich einen würdigen Wohnsitz zu bereiten. Die in jenen sechzig Jahren vor ihm so gut wie leer stehende FUrstenburg war sammt der Burgcapelle verfallen, auch der Macht des ersten Reichsfürsten (denn so dürfen wir ihn wol bezeichnen, seit er als Reichsgeneralstatthalter den Vorsitz im lteichsregimente halte) wenig entsprechend. So wurde denn alsbald