10 hatte Friedrich den längst gehegten Plan verwirklicht, der Leipziger Universität in unserer Stadt eine Nebenbuhlerin gegenüber zu stellen, und ihr (die freilich bescheiden genug anlieng) schenkte er alsbald die so reich dotierte und ausgestattete Allerheiligen - Kirche, seitdem häufiger die Akademische S tiftskirche genannt. Als Muster hatte der neuen Universität die im Jahre 147 7 im ganzen nach Bolognas Vorbilde gegründete Tübinger gedient; es war etwas ungewöhnliches, dass der Kaiser bei ihrer Gründung den Vortritt vor dem Papste hatte, doch weigerte letzterer aus besonderer Rücksicht gegen Friedrich die Bestätigung nicht, welche 1506 erfolgte und im nächsten Jahre auch ausdrücklich auf ilire so zweckmäßige Vereinigung mit dem Domherrn stifte der Schlosskirche ausgedehnt wurde 28 ). Hierauf hatte man freilich mit der Einweihung der Akademie nicht gewartet, welche bereits am 18. October 1502 vollzogen worden war. 1m feierlichen Zuge begab man sich damals, am Schlosshofe von den Burgemeistern und Rathmannen der Stadt bewillkommt, in die Stadt- und Pfarrkirche, und erflehte den Segen des Höchsten für die neue Schule, deren allgemeiner Patron bei Gott und der Unversuchten Jungfrau St. Augustin sein sollte, während die theologische Facultät sich dem Apostel Paulus insbesondere anem pfahl. Nach dem Hochamte und der deutschen Predigt des Torgauer Stadtpfarrers Lic. Niclas Schreyter wählte man in der Sacristei zum ersten Rector den Leibarzt des Kurfürsten, Dr. Med. Martin Pol lieh von Mellrichstadt, und es begannen die Einzeichnungen in das Album, welches am Ende des ersten Halbjahrs schon 416 Namen aufwies. Wir finden darunter 24 Docloren und Magister der Freien Künste, 7 graduierte Theologen, 5 dergleichen Juristen; an Medicinern nur den Rector, der zugleich zum Doctor der Theologie creVrt wurde. Dass Johann von Staupitz erster theologischer Decan war, hieng zusammen mit der reichen Betheiligung der Augustiner, während die Franciscancr der Stadt sich von der Universität durchaus ferne hielten. Brachte nun auch wie natürlich die Stiftung der Academie ein bisher ungekanntes Leben in unsre Stadt 28 ), so mochte doch in der Stiftskirche selbst die eingetretene Veränderung nicht durchweg so hervortreten wie mancher vielleicht meint. Die als solche neuange- stellten Lehrer des Rechts, der Freien Künste u. s. f. saßen (soweit sie schon Glieder des l'ollegiatstifts gewesen waren) nach wie vor auf den ihnen bestimmten Chors!Uhlen zur Seite des Hochaltars, neben ihnen auf höherem Throne der Rector. Vor jenem Altäre dem Schiffe der Kirche zugewandt war das Katheder für die hohen akademischen Feierlichkeiten und großen Promotionen auf-