- 14 — Seitenthal des Muldenthaies. In dieser, vom Rumpelsbach durchrauschten Waldschlucht liegt das Kuttenhaus und der jetzt noch befahrene Stollen „Frisch Glück“. Die Umwohner besuchen den Ort sehr häufig, schlagen dort ihr Lager auf unter riesigen Fichten und halten Pickniks ab. Wer auf das Kuttenhaus verzichtet, also nicht am Rumpelsbach niedersteigt, überschreitet denselben auf der bisher verfolgten Strasse und wendet sich gleich am Bach fibergang rechts ab auf einen sehr gut gehaltenen Prome nadenweg. Ein herrlicher Hochwald, der Gotteswald genannt, aus dessen Ertrag die Stadt Lössnitz, wenn wir recht vernommen, ihre Gotteshäuser errichtete, nimmt uns auf und 30 Minuten später sind wir in Oberpfanuen- stiel. Die Aussicht in dem sehr hoch gelegenen Dorfe ist eigenartig. Wir schauen tief hinunter m einen ungeheuren Thalkessel, in dem das Schwarzwasser hie und da sichtbar wird, und wir sind den Grenzgebirgen, den höchsten Recken des Erzgebirges so nahe gerückt, dass sie sich uns hier in ihrer ganzen düster-schönen Majestät zeigen. Wenn wir vermeiden, unsere Blicke in das Thal hinabzusenken, wo die Cultur ihre Marksteine setzte und Feld an Feld reihte, wenn wir das Auge nur über die gewaltigen Bergrücken hinschweifen lassen mit ihren grossartigen Wäldern und ihrem tiefblauen, jungfräulichen Duft darüber, so kann sich die Phantasie leicht in jene Zeit zurückversetzen, da der Germane nur mit Schauer von dem unübersehbaren Urwald Miriquidi sprach, den noch nie eine Axt berührt, noch nie ein Wanderer durchdrungen, bis die Sorben, von jenen be drängt, die Stromthäler aufwärts stiegen und dem Urstier, den Wölfen und Bären die Stätten streitig machten, die jetzt von anderen Ungeheuern durchbraust werden, die Dampf und Feuer aus ihren Nüstern schnauben. Ein Wirthshaus in Oberpfannenstiel gestattet die nöthige Erfrischung, dann brechen wir auf nach Aue. Die Strasse bis dahin, etwa 3 / i Stunde lang, ist ein hochromantisches Stück Weg am Abhang einer Thalschlucht, Das Selrwarzwasser rauscht heraus aus der Tiefe wie ein ferner Wasserfall und wir schauen von oben in die Geheimnisse des Waldes, schauen in die tausend und aber tausend Baumkronen hinein, und wenn „über allen Wipfeln Ruh’ ist“, so kommt auch über den Wanderer etwas von